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Alpenländer-Bote
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Seite 1 von 12
Datum: 22.01.1922
Umfang: 12
Millionen Gold stark zahlen; Eineinhalb Milliarden hat es schon im Verjähre erlegt. Die Leistung geht aber über Deutschlands Kräfte. Die deutsche Regierung er klärte nun, wir können nicht mehr, wir sind am Ende unserer Leistunassöbsakeit. wir ersuchen um wen Zahlungsaufschub. Es schien, als ob England ein menschliches Rühren verspüre, denn es ging mit Emst und Eiser darauf ein. Nicht Liebe. Barmher- Mkrit oder Menschlichkeit oder sonst irgend ein Mühl ist es. das in England die Erkentnis wach ries

, das; Deutschland heute unmöglich zahlen könne, v nein! „Deutschland mutz bis zur äußersten l Grenze' seiner Leistungsfähigkeit zahlen. Das er- i fordert die Gerechtigkeit". So erklärte Englands - erster Minister noch am 6. d. M. bei der Entwick- s lung seines großzügigen Wicderaufbauplanes für l Europa. „Wir müssen aber auch beachten, bis zu welchem Punkte wir das Urteil und die Exekution durchführen können. Wenn England vorschlägt, j Deutschland nicht zur Anarchie oder zum Bankrotte i Su trecken

, so hat es dies nicht im Interesse j Deutschlands getan." Wir glauben dem Lloyd Kecrge gerne. Nicht, weil Deutschland in seiner ; Existenz bedroht ist. will Lloyd George Mäßigung ! und Klugheit, sondern weil Englands Lebensin- terrffen, sein Handel und seine Industrie, seine i Schiffahrt und seine beherrschende Stellung auf dem Geldmärkte auf dem Spiele steht, und zwar deswegen aus dem Spiele steht, nicht so fast, weil jj Deutschland nicht zahlen kann, sondern, weil I Deutschland nicht mehr kaufen kann, was England verstellt

, im Gegenteil, mit seinen billigen Waren ! England noch überflutet. Die Folge ist. daß in England Handel und Industrie stockt, zumal eben , dos russische Riesenreich, eines der besten Kunden Englands, überhaupt nicht mehr in Betracht kommt. Ja, die Absatzgebiete sind gering geworden. 200 Millionen Russen, fast der ganze osteuropäische Markt ist ausgeschaltet. Deutschland, das vor dem Kriege mehr englische Waren aufnahm, als ganz Osteuropa, verlor einen Großteil seiner Kaufkraft. Auch Frankreich und Italien

nicht mehr drei, sondern höch stens einen Anzug im Jahr sich leisten kann? Die Folge ist eine horrende Arbeitslosigkeit in Eng land. Eine Million Arbeitslose zählte England an fangs 1921. Und gegenwärtig sind es 2 Millionen. Rechnet man die Familien dieser Arbeitslosen dazu, so bedeutet dies, daß jeder sechste Mensch in Eng land dem Hungertods in die Arme getrieben wird. Handel und Wandel im ältesten Industrie lande Europas stocken. Gegen 50 Millionen Pfund beträgt der Steuerausfall im abgelaufenen Halb

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 2 von 20
Datum: 15.12.1927
Umfang: 20
Selbstsucht be- trieben, die aber stets durch außerordentlich schöne Sprüche von Freiheit, Recht und Friedensliebe in ge- schickter Weise verdeckt worden ist. Das Hauptbefterben Englands war von jeher darauf gerichtet, die stärkste Kriegsflotte zu 'besitzen, durch dieselbe alle Meere zu be- herrschen, dadurch die Verbindung mit seinen zahlreichen Kolonien zu 'sichern und vor allem den Großteil des Welthandels an sich zu reißen. In konsequenter Verfol gung dieser Ziele hat England im Laufe von Iahrhun

- derten nacheinander die Kriegsflotten Spaniens, Hol- lands, Frankreichs und in jüngster Zeit auch Deutsch lands bis zur Bedeutungslosigkeit herabgedrückt. Die stets großzügige und weitschauende Außenpolitik Eng lands war von einem fabelhaften Glück und von gewal- tigen Erfolgen begleitet. England 'besitzt heute das größte Weltreich, das jemals von der Sonne beschienen worden ist. Sein letzter großer Erfolg war der Sieg im Weltkriege. Seitdem scheint es mit dem sprichwört- lich gewordenen Glück

Englands bergab zu gehen. Seine Kolonien, von England Dominien geheißen, haben sich soweit selbständig gemacht, daß 'sie staatsrechtlich nur mehr durch die Person des gemeinsamen Königs unter- einander und mit dem Mutterlande verbunden sind. Da neben wirkt zusammenhaltend als stärkste Klammer die Einsicht der meisten Kolonien, daß deren Interessen im Zusammenstehen mit England noch immer am besten ge wahrt sind. Mehr noch wie dieser 'beginnende Zerfall ihres Weltreiches scheint den Engländern

Kopfzerbrechen zu machen die sich ihnen mehr und mehr aufdrängende Erkenntnis, 'daß die Beherrschung aller Weltmeere durch ihre Kriegsflotte allgemach zu Ende geht. Der früher so sehr gefürchtete deutsche Konkurrent um die See geltung ist zwar durch die Mithilfe der ganzen Welt niedergeschlagen worden. Dafür aber hat 'sich ein anderer Nebenbuhler eingestellt und den Wettlauf im Seerüften mit England ausgenommen, die Vereinigten Staaten von Nordamerika. England muß sich zur Einsicht be quemen

, daß es nicht imstande ist, mit Amerika bezüglich der Kriegsflotte gleichen Schritt zu halten. Denn Ame rika ist heute unvergleichlich reicher als das durch den Krieg geschwächte England. Ueberdies haben die Ver einigten Staaten noch eine ganze Fülle von Entwick lungsmöglichkeiten, während England seinen Höhepunkt schon längst erreicht, wenn nicht gar überschritten hat. Das «Emporkommen Amerikas und die Ueberflügelung Englands durch die Vereinigten Staaten ist ein Erfolg des nicht zuletzt durch die Winkelzüge

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Alpenländer-Bote
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Seite 1 von 12
Datum: 05.03.1922
Umfang: 12
Ministerpräsident berieten darauf in London und später in Cannes über den Fäll. — Max und Moritz dachten nun, was ist wohl hier zu tun. — Und sie kamen, besonders auf Be treiben Englands, zum Schluß, daß was geschehen muß. Es wurde vorläufig den Deutschen einmal eine gewisse Ratenzahlung bewilligt, alle 10 Tage 31 Millionen; über die Sache selbst wurde man nicht schlüssig. England, oder besser gesagt Lloyd George, war unbedingt dafür, daß man Deutsch land das schwere Joch der Zahlungen, das es nicht mehr

zu tragen imstande fei, erleichtere. England tat dies nicht etwa aus Mitleid oder Gerechtig keitsgefühl. sondern im ureigensten Interesse. Englands Industrie ist ja durch den gegenwärtigen Zustand aufs schwerste geschädiget. Deutschland neben Rußland der beste Kunde Englands kann nicht bloß nicht mehr kaufen, sondern unterbietet rwch die englischen Fabrikate und Waren im eigenen Land, in England selbst. Die Folgen sind über 2 Millionen Arbeitsloser in England. Auch Frankreich schien Vernunft anzunehmen

die Zahlungen er leichterte oder auf ein erträgliches Maß herab setzte. Sofort ging in Paris der Tanz los. Am Fried ensvertrKg von Versailles dürfe nicht ge rüttelt werden, die Deutsichen können zahlen, wenn sie wollten ufw. hallte es in französischen Blättern. Darob muhte Briand sein Amt niederlegen. Ihm folgte der bekannte Scharfmacher und Kriegshetzer Poineare.. In England war man darob wenig er- . baut und bestand unbedingt auf die Abhaltung der ! Konferenz. In Paris führte

man wieder einmal l eine scharfe Sprache gegen England. In Deutsch- ! land jubelte man und wiegte sich ich weiß nicht ' das wievieltema! seit dem Zusammenbruch — in j den rosigsten Hoffnungen und Träumen. Man sah ' schon einen schweren, ja unüberbrückbaren Gegen satz zwischen England und Frankreich, der. wie einige meinten, nicht blaß zu schweren Zerwürf nissen, sondern in Bälde sogar zu einem Kriege Zwischen Frankreich und England führen werde. Einige phantasierten schon von englischen Waffen sendungen an Deutschland

, ja sie sahen schon im Geiste die deutschen Infanteristen an Sette der englischen in Frankreich pinrücken. Wir haben da zumal ernstlich vor solchen Träumereien ge warnt, leider haben wir Mieder einmal recht be halten. Frankreich liest alle Mnen springen, um eine allgemeine Konstanz M verhüten. Es wurde vor allen: mit England ununterbrochen verhan delt. Bald flötete der Franzose in den leisesten und liebenswürdigsten Tönen, sprach von Einig keit und Zusammenhalt, bald aber zog man wie der die schärfsten

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 1 von 20
Datum: 15.08.1929
Umfang: 20
da, der Amerikaner befand sich in nächster Nähe irgend wo in England, wo er gerade den Baumwollstreik studierte. Welch ein Zufall! Am Montag, 5. August, traten die Vertreter der Mächte im Haag zusammen. Am nächsten Tag war eine geheime Sitzung, wo der englische Vertreter Schatzkanzler Snowden einen sachlich und in der Form recht hef tigen Vcnsloß gegen den Verreilung^olan der deutschen Kriegstribute, wie er im Poung-Worfchlag zusammen gefaßt ist, unternahm. Er sagte, England sei benachtei ligt, Frankreich

für eine ge rechte Verteilung gesorgt werden. Im übrigen wäre es ein Irrtum, zu glauben, daß stch England etwa auf die Seite Deutschlands stellte; vielmehr ließ Snowden er kennen, daß Deutschland noch mehr zahlen könnte als die Sachverständigen berechnet hatten. lieber die Erklärungen des Engländers verfiel zu nächst die französische Presse in einen Anfall von Toll wut. In allen Zeitungsstimmen wurde vor allem die An- ßcht vertreten, Frankreich müsse fest bleiben und auf die Annahme des unveränderten Poung

, habe die deutsche Regierung den Poung-Plan angenommen Was die Sicherheitsfrage betrifft, so wiederholte Stresemann, daß Deutschland ab gerüstet habe und niemand an eine Vergeltung denke. Briand antwortete, er zweifelte nicht an dem guten Willen der gegenwärtig in Deutschland regierenden Männer, doch gäbe es keine Bürgschaft, daß diese Männer noch lange am Ruder bleiben. Aus diesem Grunde könne das Rheinland nur nach und nach geräumt werden. Stresemann fand in England einige Stütze. Das Rheinland, sagte Lloyd

George, müsse geräumt werden, spätestens bis Neujahr. Nötigenfalls räume England allein. Auf Opfer bei der Verteilung der Reparationen allerdings könne England sich nicht einlassen. Bei der Aussprache im Finanzausschuß im Haag legten alle Tributgläubiger ihre „schweren Opfer" dar, die sie zu tragen hätten. Der Gegensatz England-Frank reich kam in einem Zusammenstoß zwischen dem franzö- sischen Finanzminister Cheron und dem englischen Schatz- minister Snowden neuerlich zum Ausdruck

. Das war nun vorläufig der Höhepunkt. Der Franzose Eheron er klärte, daß England seine Schulden durch die Zahlungen seiner anderen Schuldner äbstatten könne. England werde doch wegen etlicher Millionen Reichsmark die Kon ferenz nicht in die Luft sprengen. Der Young-Plan decke sich mit den Abmachungen Frankreichs mit den früheren englischen Ministern Balfour und Churchill. Der eng lische Schatzkanzler nannte den Hinweis auf die früheren englischen Minister toll und lächerlich. Man könne doch diese Debatte nicht ewig

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Alpenland
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Seite 2 von 12
Datum: 22.02.1921
Umfang: 12
WderBsrstufe zum englW-Merilanlkchen Krieg! Neu York, 20. Februar. (De na.) Das „Neuyorker Metropolitan Magazine" veröffentlicht eineaufsehenerreaen. den Aufsatz über daS Verhältnis der Vereinigten Staaten zu England. Marinewettrüsten zusammen mit internationalen Mißverständnissen bedeutet Krieg, und die beiden Länder sind Msnwärtig auf der Vorstufe zum Kriege: zu sagen, ein Krieg zwischen Amerika und England fei undenkbar, zeugt von Un. kcnntnis der Geschichte. Den» zweimal innerhalb

der letzten 26 Jahre standen sie vor dem Kriege wegen lächerlich gering, lügiger Dinge, um Venezuela und Alaska. Abrüstungskonfe renzen usw. helfen nur wenig. Die Kriegsordnung besteht, ßlm Ende des großen Krieges verhielten sich die Flottenstär, iken Englands, Amerikas und Japans wie 100 zu 50 zu 25. England hatte so eine Seeherrschaft, ausgeprägter als je. Aber Amerika und Japan haben beide Flottenprogramme, !und wenn 1925 das amerikanische, ausgeführt ist, werden die «msrikanischer» und englischen

Flotten einander gleich sein. Binnen vier Jahren wird also Amerika Englands Seeherr, schuft in Frage stellen. Mr. Wilson begann diese Politik, als tzr 1916 die größte Flotte der Welt verlangte. 1918 ging er Uach Europa mit seinem Bauprogramm ln der einen Hand und d§m Völkerbund in der anderen. Lloyd Georae wählte jden Völkerbund; aber der Senät verwarf den.Völkerbund, und so blieben Mr. Wilson und Mr. Daniels bei ihrem Bau- jprogramm. England hat bisher noch kein Bauprogramm aufgeftellt

. Doch angenommen, der Grundsatz einer Foltten- .Verminderung von 60 Prozent würde durchgehen, von wo soll man ausgehen? Soll Amerika die gegenwärtige Flotte hal bieren und für immer unterlegen bleiben oder soll es auch jdie Schiffe Les neuen Programms einrechnen und danach vex. Mindern? Es macht einen großen Unterschied. In dem seinen Falle behält England die Seeherrschaft, in dem anderen muß sie mit Amerika teilen. Doch der Versuch einer Eins. Äung darüber muß scheitern. Winston Ehurckiills Vorschlag zeineS

MarinefeierjahrS mit Deutschland schlug fehl, weil keines ?dem anderen trapste, und ebenso liegt die Sache jetzt. Amerika ^England und'Japan mißtrauen einander. Fragt man. wozu .Amerika baut, so ist es nicht, weil es die See beherrschen will, londexn weil es sich durch daS engllsch-japanische Bündnis bedroht fühlt. Es gibt Streitfragen mit Jgpan und eine Mer endlose Reihe von Streitpunkte» mit England und wen« Diese nicht gütlich beigelegt werden, gibt es weder Abrüstung ,'noch Friede. Das erste Erfordernis

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 2 von 24
Datum: 28.04.1927
Umfang: 24
nicht den Rücken für alle Fälle gesichert hat. England leitete deswegen an Mussolini seinen „guten Rat", er möge be- züglich des Vertrages von Tirana, in welchem Albanien zur italienischen Kolonie gemacht worden, mit Jugosla wien in Unterhandlungen eintreten. Diesen Rat Eng lands hat Mussolini mit der schroffen Erklärung zurück gewiesen, daß der Vertrag von Tirana Jugoslawien nichts angehe und daß er deswegen diesbezügliche Ver handlungen ablehnen müsse. Diese Ablehnung scheint nun eine Neuorientierung

der englischen Politik Italien gegenüber zur Folge zu haben. Man ließ Mussolini wissen, daß fe'in starrer Standpunkt eine Gefährdung des Friedens bedeutet. Aus dieser Erklärung kann sich der Diktator den Schluß ableiten, daß er bei seinem Streite mit Jugoslawien auf irgend eine Unterstützung durch England nicht mehr rechnen darf. England ist aber noch Wasserdichte Flachen und Pferdedecken Steppdecken S 13*— und 15 — und höher Strapazdecken S 7 80 Bettgarnituren (2 Bett- und 1 Tischdecke) S 33 40 Woll

, daß sie überall, wo sie für ihr Land etwas gewinnen wollen, auf den Widerstand Frankreichs stoßen. Und das geschehe von Seite des nämlichen Frank reich, das eigentlich Savoyen und Nizza und Korsika und Tunis und manches andere an Italien herauszugeben hätte. Bisher sind England und Frankreich in der Kolo nialpolitik Gegenspiele: gewesen, und England hat des wegen mit Italien zusammengespielt. Nun soll sich dies ändern. England hat in seinen Kolonien und auswär tigen Interessengebieten so viele Verlegenheiten

, daß es die Mthilfe Frankreichs nicht entbehren kann. Und so wird Mussolini von ihm links liegen gelassen und dafür sollen aus Frankreich der Präsident, der Premierminister und der Außenminister gleich auf einmal nach London kommen, um dort einen neuen englisch-französischen Freundschaftsvertrag in der feierlichsten Weife zu unter zeichnen. Das bedeutet für Mussolini einen argen Miß- erfolg seiner allzu kühnen Politik. Er wird nun durch einige Zeit mehr als bisher Ruhe geben müssen. England gibt den Italienern

zu verstehen, daß es deren Mthilfe nur bei verhältnismäßig kleineren Angelegenheiten brauchen kann, daß aber bei Weltfragen die Mthilfe Frankreichs unvergleichlich wertvoller ist. Das ist ohne Zweifel eine starke Pille für den Stolz Mussolinis und seiner Faschisten. Die Tatsache, daß England gegenwärtig vollauf mit den großen Fragen der Weltpolitik beschäftigt ist, be kommt auch Deutschland sehr stark zu fühlen. Bis- her hatte England seinen überragenden Einfluß seit Ende des Krieges in dem Sinne

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Alpenländer-Bote
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Seite 2 von 14
Datum: 05.06.1921
Umfang: 14
wieder aus und wurden ihm Ziel und Ende seines Strebens. Mit einer Hartnäckigkeit sondergleichen verfolgt es seit dem Herbste 1918 dieses Ziel. Zuerst wurde Wilson von Clemenceau übertölpelt und dann England nach und nach kirre gemacht, so daß es den franzö sischen Machthabern Schritt für Schritt, wenn auch mit vielem Zögern, nachgab. Mit großem Geschick geangl es ihm, all die kleinen Staaten, die dem Zerfall Oesterreichs ihr Entstehen oder ihre Vergrößerung verdankten, in seinen Bannkreis zu ziehen, so daß heute

. Nun hat England in der Suppe ein Haar gesunden, und das verdirbt ihm die Lust zum wei teren Mittun. England hat nichts dagegen, wenn Deutschlands Industrie ruiniert wird. Es wünscht die Zustände vor 1870 und 80 herbei, wo Deutsch land industriell arm war und jede Nadel und jede Spule Zwirn und jeder Strähn Baumwolle aus England bezogen wurde. In England hat man aber doch Bedenken und fürchtet, wenn die Dinge so weiter gehen, so könnte Frankreich in Europa zu mächtige werden. Nun ist es aber das jahrhun

dertelange Streben und Ziel der englischen Poli tik, in Europa keine Macht übermächtig werden zu lassen. Napoleons Ziel war, sich ganz Europa zu unterwerfen, um dann mit Hilfe ganz Euro pas, England niederzuwerfen. Das furchtet Eng land und sieht es kommen. Andererseits liegt die Gefahr nahe,daß nicht bloß, was die Macht, son dern auch was Industrie und Handel anbelangt, an Stelle des niedergeworfenen Deutschland Frankreich, und mit dessen Hilfe Polen trete. Frankreich schwimmt ja heute schon in Kohlen

, da Deutschland ja monatlich 2 Millionen Tonnen liefern nmß, und kann, wenn es will, billiger ar beiten als England. Würde nun Polen die ober- schlesischen Kchlengebiete mit einer Jahresaus- beute von mindestens 68 Millionen Tonnen zuge- wiesen bekommen, so wäre Polen mit Hilfe fran zösischen Kapitals imstande, seine Industrie der art zu heben, daß es zum guten Teil Rußland be liefern könnte. Daher hat Lloyd George im eng lischen Parlament die oberschlesische Frage zum Gegenstand einer Aussprache gemacht

und sehr offen sür Deutschland Partei ergriffen. Sind» auch nur Deutsche, so muß man ihnen doch Gerech tigkeit widerfahren lassen, sagte er. Er gab auch zu verstehen, daß das Band mit Frankreich nicht unzerreißbar sei, und daß man schließlich auch noch andere Bündnisse schließen könne als mit Frank reich. Wenn man in England sich aus die Gerech tigkeit besinnt, dann weiß man schon, daß es ihm an den Lebensnerv geht, und wenn es von ande ren Bündnissen spricht, weiß man auch, daß schon etwas im Gange

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Alpenländer-Bote
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Seite 2 von 14
Datum: 29.05.1927
Umfang: 14
, sei es namentlich in der Finanz politik, auf ihrem Rücken ausgetragen werden. Arbeiten wir, die wir zu regieren und Gesetze zu machen haben, gut zusammen, dann werden die Bürger unseres Bundesstaates zusammen und zu uns halten. MöMMSstWe Sreundfchaftei». D französische Präsident in London. — England holt zum Schlage gegen Rußland aus. — Die geflickte kleine Entente. Ententen heißt man mit einem Fremdworte die politischen Freundschaftsbündnisse. Ententen haben mir zwei; die eine, die große geheißen

und mit seinen un- uschickten kriegerischen Reden die halbe Welt n Aufregung brachte. Italien tat im geheimen mit den Gegnern, öffentlich mit uns, Frankreich aber sann auf Rache für 1870, Rußland wollte Oesterreichs sla wische Länder und dann Konstantinopel. England schloß sich insgeheim dieser Entente zwischen Frank reich und Rußland an: es bangte für seine Vorherr schaft aus dem Meere und wegen seines Welthandels, in dem es Deutschland zu überflügeln drohte. Wäh rend des Krieges schloß sich auch das verräterische Italien

, als ein herzliches Einvernehmen, und die zwischen Frankreich und England war ge spannt und gereizt. Oftmals rechnete man sich gegen seitig die Stärke der Kriegs- und Luftflotte vor, ein Vorgehen, das schon viel eher aus Krieg als auf ein herzliches Einvernehmen hindeutete. Die beiden Mächte taten einander auch bei jeder Gelegenheit so kleine Bosheiten an und warfen einander politische und unpolitische Prügel unter die Füße. England stand zum Beispiel insgeheim hinter Italien und steifte ihm den Rücken

bei seinem Vorgehen gegen Iugo- slavien, dem Bundesgenossen Frankreichs, und tat auch den Deutschen so nebenbei ein bißchen schön. Frankreich dagegen ließ England stecken in seinen Schwierigkeiten, die ihm Rußland in China be reitete und dergleichen Dinge noch mehr. Nun haben die zwei, Frankreich und England, es für gut befunden, ihre Freundschaft mit großer Feierlichkeit und Aeußerlichkeit wieder aufzufrischen. Die Anregung scheint wohl von England ausgegan gen zu sein und hat bei den Franzosen offensichtlich

in China drüben derart die Suppe versalzen, daß sie in Gefahr sind, alle ihre Macht einzubüßen und zwar nicht bloß in China, sondern auch in ihrem eigenen Reiche, in Indien. Dazu kommt noch der ungeheure Verlust, den ihr Handel dadurch erlitten hat und noch immer erleidet. Am 16. Mai verließ also der Präsi dent der französischen Republik, Doumergue Paris, um sich zum Besuch des Königs von England nach London zu begeben. Außenminister Briand beglei tete ihn. Beide trafen um 11.30 Uhr in Calais

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 2 von 18
Datum: 30.06.1927
Umfang: 18
Zusammenbruch seiner Vorherrschaft in Asien zu rechnen. Naturgemäß hat sich England für das erstere entschieden. Dies umso mehr, als der Bolschewismus den schönsten Vorwand bietet, die Grundlagen der russischen Macht zu erschüttern und eine ganze Koalition von Mächten gegen Rußland in Bewegung zu setzen. Ein Kampf zwischen England und Rußland würde sich sofort zu einem neuen Weltkrieg auswachsen. Für Deutschland ist dieser Fall schon feit langem in Erwägung gezogen. Deutschland will vollständig

neutral bleiben, wenn ihm diese Möglichkeit gelassen wird. Es befindet sich bei einem solchen Kriege in einer noch schwierigeren Lage als Oesterreich im Falle eines Krieges zwischen Ita lien und Jugoslawien. Denn Rußlands verwundbarste Front liegt doch in Europa und der kürzeste Aufmarsch zu dieser Front führt für England und Frankreich quer über Deutschland. Für uns Oesterreicher würde ein Krieg zwischen England und Rußland nicht so große und un mittelbare Gefahren bedeuten wie ein Krieg zwischen Ita

und noch deutlicheren Verzicht auf Elsaß^Lothringen usw. Diese Rede des fran- zösischen Ministerpräsidenten wirkte in der politischen Oeffentlichkeit wie eine Bombe. Alle Zeitungen befaßten sich damit und sahen in demselben eine neuerliche Be- drohung des Friedens, jedenfalls aber eine Gefährdung des in Locarno begonnenen Werkes der Verständigung. In Frankreich war man mit der Rede Poincar6s großen- teils einverstanden. Nur die Linksparteien äußerten ihre Besorgnisse. In England M Amerika zeigte

wenigstens einiger- maßen Einhalt zu tun. Diese Konferenz ist vom Präsi- denken der Vereinigten Staaten von Nordamerika ein- berufen worden. Eingeladen wurden England, Frank- reich, Italien und Japan, also nur jene Staaten, die über größere Kriegsflotten verfügen. Frankreich und Italien haben die Teilnahme an dieser Abrüstungskonferenz be- zeichnenderweise abgelehnt. Sie wollen im weiteren Aus- bau ihrer Kriegsflotten nicht behindert sein. Infolge- dessen nehmen an der Konferenz bloß Nordamerika, England

Kriegsflotte verlange. Der Präsident erklärte, er könne diesem Verlangen auf die Länge nicht mehr sich wider- setzen, wenn die übrigen Seemächte auf seine Abrüstungs pläne auch diesmal wieder Nicht eingehen würden. Eine solche Sprache ist natürlich ein Wink mit dem Zaunpsahl. Die Amerikaner sagen: Lassen wir das so kostspielige Wettrüsten! Wenn man aber nicht will, sohabenwir das Geld, eine so große Kriegsflotte zu bauen, d aß kein anderer Staat mehr Nach kommen kann! England und Japan befinden

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 2 von 16
Datum: 07.10.1926
Umfang: 16
sind. Man sagt nicht mit Un- recht, daß England zur Annäherung zwischen Frankreich und Deutschland wesentlich mitgewirkt hat. Nicht zuletzt über englisches Zutun ist es zu den Verträgen von Lo- carno und zur Aufnahme Deutschlands in den Völker- bund gekommen. Nun drohte aber diese Annäherung über jenes Maß hinauszuwachsen, das England noch erwünscht ist. Die Engländer fürchten kaum etwas so sehr wir eine wirkliche Eintracht und Einigkeit der Völker des europä- ifchen Festlandes. Denn in diesem Falle

Botschafter einmal den Vorschlag gemacht hat, Frankreich und Deutschland möchten ihre Verhältnis- mäßig kleinlichen Streitfragen vergessen oder wenigstens zurückstellen, um mit vereinten Kräften gegen die eng lischen Anmaßungen aufzutreten und bei der Teilung der Erde und ihrer Reichtümer von England nicht übervor- teilt zu werden. Der damalige französische Botschafter hat diesen Vorschlag des Kaisers an England verraten. Seitdem war England entschlossen, mit aller Macht auf den Sturz Deutschlands

hinzuarbeiten, um solch' äußerst gefährliche Pläne für alle Zukunft unmöglich zu machen. Der Weltkrieg schien das von England gewünschte Ziel zu bringen. Nun war aber wieder Frankreich mächtiger, als es den Engländern lieb sein konnte. Auch war die nach dem Kriege zwischen Frankreich und Deutschland fort- dauernde furchtbare Spannung dem englischen Handel nicht zuträglich. Man gab sich deswegen von englischer Seite alle Mühe, den Deutschen wenigstens insoweit e!was Luft zu machen, daß sie als Gegegengewicht

gegen Frankreich wieder in Betracht kommen und daß sie wieder fähig weroen, englische Waren zu kaufen. Aber alsbald drohten diese Bemühungen mehr Erfolg zu haben, als drn Engländern lieb fein konnte. Man glaubt das um feine Währung verzweifelt kämpfende Frankreich zwar vorerst noch fest genug in der Hand zu haben. Aber ein mit Deutschland ehrlich zusammenarbeitendes Frankreich konnte immerhin recht gefährlich werden und deswegen wurde von England alsbald ein kräftiger Gegenzug aus geführt. Der englische

Außenminister Ehamberlain hatte kürzlich eine Zusammenkunft mit Mussolini. Dies geschah, obwohl erst kurz vorher Mussolini Franko reich in der leichtsinnigsten Weise herausgefordert und dadurch zwischen diesem Staat und Italien eine scharfe Spannung hervorgerufen hatte. Mussolini hat vor nicht langer Zeit einen Freundschaftsbund mit Spanien ge schlossen, dessen Spitze gegen die Mittelmeerstellung Frankreichs gerichtet ist. Daß nun auch England mit Mussolini in auffälliger Weife verhandelt, macht

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Alpenland
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Seite 3 von 12
Datum: 29.11.1921
Umfang: 12
DrenNag, Den 29. Novernder nrzi. „AIpenland" Margenvlütt. « 559, S2ikS WMmstoeer „ErUge"' G. «f. Innsbruck, 28. November 1921. „Ein Dreibund der Falschheit", das war die günstigste Prognose, die den Beratungen in Washington ge stellt werden konnte. Wohl können die scharsen Gegensätze der drei Weltmächte Amerika, England und Japan durch Be ratungen und Friedensfloskeln verschleiert, für einige Zeit sogar verkleistert werden, besonders wenn das englische Friedensbedürsnis nachdrücklichst dafür

lästige Musik fortsetzen wollte, winkte Lord Eurzon ab und prägte das bezeichnende Wort von der französischen Angst psychose. Dieser Hieb saß — Briand revanchierte sich mit dem gewiß geistreichen Sarkasmus: Wenn England seine Großkampffchiffe vielleicht zürn Sardinen- ffchen braucht, so braucht Frankreich seine U-Boote um die Meeres- ilora zu erforschen. Damft traf Briand Englands schwächsten Punkt; er wollte damit nicht mehr und nicht weniger ausdrücken als die Drohung: G e h t England mit Japan

, so wird Frankreich diese maritime Kräftever.schie- oung durch seine Stellung an der Seite Amerikas ausgleichen, wa?. in U-Booten aus gedrückt, auf England tödlich wirken kann. Durch diesen vorbehaltlos kundgegebenen Bündnisantrag sollte Amerikas Abneigung gegen Bündnissysteme lahmgelegt werden, um zu erreichen, daß amerikanische Soldaten die französische Hegemonie in Europa ebenso zu schützen bereit seien als französische Flotten die amerikanischen Weltmacht- bestrebungen fördern würden. Wieder verstau- Lord

, verlor Herr Briand die Hal- tung. toste gegen Herrn Schanzer los, wobei er sich zur Be leidigung der' italienischen Armee hinreißen ließ — schwere Demonstrationen gegen Frankreich in fast allen größeren Städten Italiens 'sind die Antworten des italienischen Volkes! Aber auch England findet die richtige Adresse: „Die große gefährliche Macht im Herzen Europas, dre immer mit dem Schwerte raffelt, darf nicht Wiedererstehen", so apostrophierte Lord Curzon Frankreich und die „Daily Cbronicle" Eng lands

, 28. November. Eigenbericht. Heute sind die Mitglieder der internationalen D o n'a'u ko m'miss i o n in München zei einer mehr wöchigen Großtagung zusammengetreten. Es sind Deutsch land. Frankreich,' Oesterreich. Bulgarien, England, Ungarn, Italien, Rumänien, Südslawien und die Tsckfechoslowakei ver treten. Ferner vom Generalfekretarrat der internationalen Donaukommission sind 9 Herren zugegen. Im Namen der bayerischen Regierung hielt der bayerische Ministerpräsident Graf Lerchenfeld

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 1 von 16
Datum: 25.07.1929
Umfang: 16
Volk eine sehr bittere Pille und rückt dessen Endsieg über Deutschland in eine ernüchternde Beleuchtung. Auch mit England sind die Franzosen in arge Meinungsverschie denheiten geraten, wobei es sich um die scheinbar ganz nebensächliche Frage handelt, wo 'die für 'den August ge plante große politische Konferenz gehalten werden soll. England wünscht bekanntlich als Tagungsort London, die Franzosen hätten Paris gewünscht, wären aber mit der Schweizer Stadt Lausanne oder mit irgendeiner Stadt

in einem neutral e n Lande auch zufrieden. Bisher hat England in dies^-Frage nicht nachgegeben. Macdonald vermag für seinen Standpunkt sehr triftige Gründe anzuführen. Er sagt mit Recht, daß 'die Konfe renz voraussichtlich länger dauern wird, daß die leiten den Männer der neuen englischen Regierung daran teil nehmen wollen und müssen, daß aber gerade diese die englische Hauptstadt nicht auf so lange Zeit verlassen können. Ueberdies seien alle beteiligten Regierungen mit London als Konferenzort einverstanden

, nur Frank reich mache Schwierigkeiten! Auf solche Weise erscheint die Haltung Frankreichs als eine glatte Unfreundlichkeit gegenüber England. Was die Franzosen besonders schmerzt, ist der Umstand, daß sowohl England als auch Amerika sich mehr und mehr in der Räumungsfrage dem deutschen Standpunkt zu nähern scheinen. Es ist von jeher ein Grundsatz der englischen Politik gewesen, auf dem europäischen Festlande keine Vorherr schaft irgendeines Staates zu dulden. Deshalb hat E n g- lands Politik von jeher

die jeweils st ä r k st e in Europa bekämpft. Das war vor dem Kriege Deutschland und jetzt ist es Frank reich. Das langsame Abschwenken Englands von Frank- reich zu Deutschland ist 'deswegen keine vorübergehende Laune, sondern hat tiefere Ursachen und ist in der öffent lichen Meinung Englands gut verankert. Englands Po litik kennt keine Herzlichkeiten, sondern nur Eigennutz, der von jeher am besten dadurch auf feine Rechnung ge kommen ist, daß die Festlandsmächte von England gegen einander ausgespielt

worden sind. Man braucht also nicht zu befürchten, daß England neuerdings vollständig in französisches Fahrwasser einlenken wird. Das mag vorübergehend zutreffen, wenn England gerade die Hilfe Frankreichs in Kolonialangelegenheiten braucht. Sobald diese zur Zufriedenheit Englands geschlichtet sind, dürfte es alsbald wieder zum Kampf gegen den Stärksten in Europa zurückkehren. In Frankreich ist man über d i e H a l- t u n g Amerikas in 'der Frage der Kriegs schulden sehr enttäuscht. Der große Krieg

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Alpenland
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Seite 1 von 8
Datum: 07.01.1922
Umfang: 8
einer Allianz mit Frankreich. „W e st m i n st e r Ga zette" will von einer Militärallianz mit Frankreich nichts wissen. Cannes, 5. Jänner-. (Reuter.) Bri-and im to Lloyd George hatten heute eine zweistündige Besprechung. Briands Defensivbündnis. TT». Cannes, 6. Jänner. Eigendraht. Gerüchtweise verlautet, daß B r i a n d immer noch ein Tefensivbündnis' mit England abzuschließen wünsche. England wird zur Vorbedingung eines solchen Bündnisies machen, daß Frankreich zu Lande teilweise und zur See vollständig

abrüste und insbesondere die U-Boot- waffe aufgebe. Amerikanische Einflüsse sollen in Cannes am Werke sein, um England und Frankreich zu einem Abkom men auf dieser Grundlage zu veranlassen. Nar das NorwsndWe mied dehrmdett. Paris,.«. Jänner. Aufnahme der eigene« Funkenstatto«. Pertinax teilt im „Echo de Paris" mit, daß daS prinzipielle Einverständnis Briands zur internationalen Konferenz, an der Deutschland und Rußland teil nehmen solle, gesichert scheine. Die Verwirklichung des Pla nes aber setze

es Frankreich zum äußersten, zu einem gänzlichen Bruch mn England kommen lassen werde und ob nicht im letzten Mo mente doch noch ein Ausweg gesucht werde, den >Ausga- ben der Konferenz, Positives zur Sanierung der allgemei» neu Wirtschaftslage zu leisten, näher zu kommen. E n g l a n d hat nicht allein ein lebhaftes Interesse an de, Besserung der weltwirtschaftlichen Lage, die sich in der gro- ßen Arbeitslosenzahl Englands selbst am drückendsten äußerte, sondern auch ein starkes Interesse daran

, a m K o n> tinent Europas eine gewifse Gleich g e xd i ch ts- läge ausrecht zu erhallen. Schon aus der Geschichte ergibt sich, daß sich England jeweils gegen den Stärksten am Konti- nente gewendet hat, weshalb es auch im gegenwärtigen Augenblicke das Ueberwuchern des gallischen Einflusses in Europa und die gänzliche Niederdrückung aller nicht unter französischem Einflüsse stehenden Staaten nicht dulden wird. Frankreich hat durch das A b'k o m m en v o n A n- gora gezeigt daß es nicht allein am Kontinent

die führende Rolle spielen will, sondern daß sich die französische Machtgier auch in der O r i e n t p o l i t i k zeigt, die sich in ihren Bestrebungen gerade im Angoravertrage direkt gegen Eng land wendet. Hinsichtlich der Vorherrschaft des Siegerstaa tes Frankreich wirst der Ausgang der Washingtoner Kon ferenz seine Schatten auf die beginnenden Beratungen von Cannes. Es mußte in England Erregung und Mißmut im* der Frankreich Hervorrufen, daß dieses in der N-Booffrage unnachgiebig blieb

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 27.09.1928
Umfang: 8
und Japan lehnten es ab, sich Schranken in dem Bau von Unterseebooten auferlegen zu lassen. Die Entwicklung der Kriegführung zur See hat aber gerade die Bedeutung die» ser Schiffsgattungen ungeheuer erhöht, die Bedeutung der großen Schlachtschiffe herabgesetzt. Frankreich und England bauten seitdem fieberhaft leichte Kreuzer und Unterseeboote. 'Amerika kam, trotz feiner ungeheuren Wirtschastsmacht, nicht nach. So regte der Präsident Coolidge im Sommer 1927 eine neue

eines Abrüstungsprogrammes, dessen Schein man den Völkern zuliebe aufrechterhalten will, weiter an dem Ausbau des 'Kriegsapparates arbeiten? Die Frage, die in Washington offen blieb, das Recht des uneingeschränkten Baues der klei nen Einheiten, soll nun vertragsmäßig gesichert werden. England und Frankreich haben sich darüber geeinigt und wollen durch ihre Einigung einen Druck auf die amerika nische Regierung ausüben und ihre Zustimmung erwirken; zugleich bestehen sie aber auf der Beschränkung des Baues der großen

Schisse. Praktisch hätte also das Flottenkompro miß die Wirkung, den Bau der Schiffsthpen, die von Eng land und Frankreich gewünscht werden, freizugeben, den Bau derjenigen aber, in denen die Stärke der amerikanischen Flotte ruht, zu begrenzen. Es ist kaum zweifelhaft, daß sich Frankreich und Eng land auch noch über andre wichtige Fragen ihrer Weltpo litik verständigt haben. Es heißt, daß England der franzö sischen Auffassung zugestimmt hat, daß bei der Abrüstung der Landstreitkräste die Reserven

nicht mitgerechnet werden — ein Standpunkt, den die französischen Militaristen seit jeher verfochten und der bei einer Armee, die auf der allge meinen Wehrpflicht aufgebaut ist, jede Vereinbarung über die Abrüstung wertlos und illusorisch macht. Noch klarer sind die politischen Folgen des Paktes: Frankreich unterstützt die gegey die Vereinigten Staaten gerichtete Marinepolitik, England unterstütztFrankreichsAnsprüche gegenüberDeutsch- land. Die so ausfallende Wandlung der britischen Politik in der Frage

; oder es kann auch abgeändert werden, wenn Amerika mit sich in der Frage der Kriegsschulden sprechen läßt. Auch sehr einflußreiche Kreise in England dürften sich gegen eine Politik auslehnen, die Großbritan nien in einen offenen militärischen Gegensatz gegen die Vereinigten Staaten drängen müßte. Es ist also durchaus möglich, daß das Abkommen nur ein Versuch bleibt, daß es auf Washingtons Einspruch fallen gelassen wird. Als Merk mal der Methoden aber, mit denen die Diplomatie und die Militärmächte arbeiten, bleibt

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Neueste Zeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 22.06.1921
Umfang: 4
D. Innsbruck, 21. Juni. Lord Curzon, der britische Außenminister, weilt feit einigen Tagen in Paris, um Mt dem französischen Ka binette verschiedene Fragen m besprechen. Diese Konfe renz ist, nach dem Ausspruche englischer Blätter, auch eine Probe, ob eine englisch-f r a n zö si s ch < für die Zukunft möglich sei oder nicht. Frank reich und England sind sich gegenwärtig in vielen grundsätzlichen Fragen uneinig, bisher haben aber die englischen und französischen Staatsmänner die Lösung

von Problemen, in denen die beiderseitigen Interessen anetnanöerprallen könnten, verschoben. Heute handelt es sich um zwei große Fragenkomplexe, deren Lösung nicht länger mehr hinausgeschoben werden kann: um die deutsche Frage und um den Orient. An der einen ist Frankreich, an der anderen England in hohem Maße interessiert. Seitdem die Garantieverträge Frankreichs mit England und den Vereinigten Staaten aufgelöst wurden, treibt Frankreich gegenüber dem traditionellen deutschen Gegner eine rücksichtslose

Machtpolitik. Um ein Wieder erstarken Deutschlands unmöglich zu machen, bemüht sich Frankreich, Oberschlesien und das Ruhrrevier vom Deutschen Reiche loszulösen. Für England dagegen ist die oberschlesische Frage lediglich ein Mittel zur Förderung seiner gesamten internatio nalen Politik. Es wird seine Entscheidung Wer Oberschlesien bei den Verhandlungen in Paris davon ab hängig machen, inwieweit dadurch den britrschen Inter essen im Oriente gedient werden wird. In diesem Sinne sind die Darlegungen

, die Lord Churchill vor einigen Tagen im englischen Unter- Hause Wer die Ziele der englischenOrientpoli- t i k abgegeben hat, sehr bemerkenswert. Er führte aus, daß die englische Politik in Kleinasien von dreiPunk- ten ausgehe: Einmal habe England zugesagt, die ara bischen Gebiete des ehemaligen osmanischen Rei ches wtirden nicht mehr unter türkische Herrschaft znrück- kehren. Zweitens habe England den Arabern die Wiederherstellung ihres Volkstums und die Schaffung eines nationale «Reiches ver sprochen

Bedrängnis gebracht. Seine Herrschaft in Angora befestigt sich von Tag zu Tag. Heute steht nun England vor der Gefahr, daß Kemal Pascha das Zentrum einer pan is l a m i ti schen Bewegung wird, die bis nach Indien hinein England die ernstesten Schwierigkeiten bereiten könnte. England steht daher vor der Frage, entweder die kriegerische Aktion gegen Kemal aufzunehmen und damit letzten Endes ge- gen die Gläubigen des Islam in den zahlreichen Teilen feines Weltreiches kämpfen zu müssen, oder Griechen land

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Alpenland
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Seite 2 von 10
Datum: 14.11.1921
Umfang: 10
Unter Lessen Erwägungen betrachtet, fragt man sich, was der Washingtoner Kongreß eigentlich erreichen soll, ohne zur -lomödie herabzusinken. Die Antwort ist nicht schwer gegeben: Mundus vult decipi, ergo decipiatur! Vor allem Killt es dem finanziell stark angespannten Eng land übermäßig .schwer, seine Nüstungen dem Zwei-Mächte- Standart gemäß' aufrecht zu erhalten. Amerika besitzt die Mittel, um diese Konkurrenz aufzunehmen, England jedoch muß erst Kriegsschulden an Amerika zurückzahlen, deren

Zin sen allein schon Amerika wieder befähigen, ohne die Steuer schraube gegen die eigenen Staatsbürger anzuziehen, weiter zurüsten. Sonach wäre es nur eine Frage der Zeit, wenn Amerika durch seine „silbernen Kugeln" die Machtmittel Eng lands überflügelt. Wohl hat weiters England den Weltgrundbesitz errungen; aber es muß die überreiche Mahlzeit'des Weltkrieges erst verdauen; der Engländer ist Imperialist, weil er Kauf mann ist; daher strebt er Landzuwachs nicht des Zuwachses

sondern des Erträgnisses halber an. Jede vorzeüige Ver schiebung des durch den Weltkrieg gegebenen Status quo rriift daher England nicht derart vorbereitet, um wirksam für den eigenen Weitervorteil vorzusorgen. Das paßt Eng land nicht — deshalb müssen ostasiatische Entscheidunaen verschoben werden. Die Amerikaner dagegen find die beati possidentes; sie haben kein Verlangen, den Besitz finanzieller Weltbeherr schung ohne zwingenden Grund aufs Spiel zu setzen; die Mischvölker Amerikas waren niemals kriegerische Macht

— zumal jetzt nicht, nachdem der Weltkrieg erwiesen hatte, daß Krieg doch nicht „Geschäft wie jedes andere" bedeute. Anders denkt I a P a n, das nach etwa zwei Jahren „fertig" ist.. Für Japan bedeutet dann das Losschlagen innerhalb absehbarer Zeit eine ebensolche Vernunftserwä- gung wie anno 1904 gegen Rußland. Es wird am momen tanen Höhepunkt der Bereitschaft angelangt sein; ein Wett rüsten mit Amerika übersteigt seine Kräfte. Dies weiß Amerika, aber noch genauer weiß es das ver bündete England

. Daher strebt England darnach, den drohenden Konflikt hinauszuschieben, daher einerseits Amerika zu täuschen, andererseits japanische Angriffslust einzudäm men. Für Amerika gebraucht es die Abrüstungsfloskeln: cm zwischen Amerika und England festgelegtes lieber- Clnkommen beiderseitiger gleichmäßiger Rüstungsbeschrän kung schadet England nicht — es könnte ja gegenwärtig ohnedies finanziell nicht Schritt halten. Dem japanischen Reich aber versagt es gleichzeitig die Sicherheit, im Bedarfsfälle

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Alpenländer-Bote
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Seite 2 von 20
Datum: 23.12.1928
Umfang: 20
, wenn sie seine angeblichen Anhänger ganz das Gegenteil tun sehen, als man es von ihnen erwar ten könnte und müßte. DM öex hoher, KM,k. Zwei Fragen verschwinden schon seit Jahren nicht mehr von der Tagesordnung, und das ist das Ver hältnis zwischen Deutschland und Frankreich-England und die Mißstimmungen mrd Reibungen zwischen Frankreich und Italien. Zeitweilig treten diese beiden Fragen, um die sich mehr oder weniger die ganze euro päische Politik dreht, wieder in den Hintergrund oder scheinen ganz vom politischen

; denn Deutschland sei noch nicht allen Verpflichtungen aus dem Friedensvertrag nachgekommen; vor allem habe es seine Wiedergut- machungspflicht noch nicht erfüllt. Die in Artikel 431 des Versailler Vertrages vorgesehenen Zugeständnisse an Deutschland könnten nur dann erfolgen, wenn das Reich seine Reparationspslickten ganz erfüllt habe! Größtes Erstaunen und ziemliches Aufsehen in Deutsch land war die Wirkung. Von England hatte Deutsch land noch am meisten Vernunft und Entgegenkommen erwartet. Nun diese Sprache

Chamberlains! Zuerst Reparation (zuerst zahlen) — dann Räumung! — Un faßbar! Aber das kommt davon: Frankreich und England haben ihre herzliche „Entente" neu belebt und in der Cache der Flottenabrüstung einander erklärt: Lösch mir den Durst, dann kriegst du die Wurst! Frankreich hat England in seinen Bestrebungen zur Niederhaltung der 'amerikanischen Kreuzerflotte unterstützt und da für von England freie Hand zum Bau beliebig vieler Kleinschiffe, Tauchboote und Flugzeuge und zur Aus bildung beliebig vieler

Landreserven erhalten. London ist heute von Paris eingesponnen und tanzt auch in der Räumungs- und Reparationsfrage nach der französi schen Fidel. Kein Wunder, wenn auch die endgültige Regelung der Reparationssrage nicht vom Flecke will. Wie Frankreich, so stellt sich auch England auf den Standpunkt, datz die Siegerstaaten mindestens ebenso viel Reparationen von Deutschland erhalten müssen, als sie selber den Vereinigten Staaten an Darlehen Zurückzahlen müssen, samt einem Zuschutz für den Wiederaufbau

und einberufen lassen. Damit kann sich Deutschland nur mit Widerstreben abfinden, weil es da ja nicht vertreten ist. England hat sich in b.cier Sache abermals von Frankreich ins Schlepptau neh men lassen. - . Noch dringlicher verlangt die Prcsie Italiens,- daß endlich der Schlußstrich unter das Kapitel der Wieder gutmachung gezogen werde, damit sich Europas Wat schast wieder ruhig erholen könne. Die Faschistenblät- ter fragen mit Mißtrauen: „Was haben denn die Be satzungstruppen im Rheinland noch zu schaffen

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Tiroler Wastl
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Seite 2 von 8
Datum: 04.01.1928
Umfang: 8
, welches sich unter äußerlicher Preisgabe seiner Grundsätze mit allem Eifer bemüht, irgendwie einen Anschluß an die kapitalistisch orientierte Welt zu finden, sucht besonders gewisse Berührungspunkte mit England; England aber, durch die Erfahrung klug gemacht, vertritt in der Gestaltung seiner zukünftigen Beziehungen zu Sow jetrußland den Standpunkt Asquiths: England kann war ten .. . Es hat keinen Anlaß, »einen überstürzten Entschluß zu fassen und so kan,n man jedenfalls damit rechnen, daß die gegenwärtige konservative

Regierung in England, die allerdings im neuen Jahre durch eine liberale — demokra tische — wenn nicht sogar sozialistisch gefärbte abgelöst wer den dürfte, ihre Haltung gegenüber Rußland solange nicht ändern wird, bis sie die Ueberzeugung gewonnen hat, daß Rußland gesonnen ist, nicht nur mit der kapitalistischen Welt Beziehungen politischer und wirtschaftlicher Natur zu unterhalten, sondern sich ihr zu unterwerfen und zu fügen. Diesen ehrlichen Verständigungswillen müßte Rußland

, die Vermittler rolle zwischen England und Rußland zu übernehmen, aber auch eine solche Vermittlungsaktion dürfte Fine Milderung der Gegensätze kaum erzielen können. Die Weltpolitik — in besonderem Maße gilt dies natürlich von der europäischen Außenpolitik der Staaten — vermied im Jahre 1927 grund sätzlich Lösungen und endgültige Entscheidungen und be gnügte sich mit halben Erledigungen und Vertagungen der schwebenden Fragen. Das Jahr 1928 ist bekanntlich das Jahr der Wahlen in den bedeutendsten Großmächten

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 28.11.1921
Umfang: 8
von dem französischen Eroberungsgeist, hätten sich aber beinahe alle deutschen Kolonien angeeignet. 2. Sicherheit des Frie dens: Lloyd George habe den Garantievertrag unter zeichnet, ihn aber vom britischen Parlament nicht rati fizieren lassen, während England die Auftechterhaltun - der deutschen Truppenmacht verlangte, habe es die deutsche Kriegsflotte vernichtet. 3. Wiedergutmachungen: Als Deutschland eine Milliarde zahlte, habe England für sich allein den ganzen Betrag nach Abzug der belgischen Prioritäten

verlangt. Ms Frankreich anstelle von Geld zahlungen Versprechungen von Naturalleistungen erhielt, protestierte Curzon gegen das Wiesbadener Ab kornmen. 4. Internationale Polittk: England habe mit Rußland ohne Zustimmung Frankreichs und mit Griechenland ge gen die französischen Intentionen verhandelt. England habe bei dem deutsch-polnischen Konflikt sich nicht aus die Seite des alliierten Polens gestellt. Dagegen habe Eng land Frankreich das Recht bestritten, mit der Türkei Frieden zu schließen

, und es wolle Frankreich zwingen, die Armee in Cilicien aufrechtzuerhalten, um den Weg nach Indien zu verteidigen. 5. Wirtschaftliche Maßnah. men: England habe seine Kohle an Frankreich viermal teurer verkauft als überall sonst in der Welt; es habe den gleichen Preis für die deutsche Kohle festsetzen wol len. Dagegen habe es die Einführung der gesamte» französischen Luxuswaren, namentlich der französischen Weine, noch England verboten. — Das Blatt schließt mit der Bemerkung, es gebe keinen Punkt

, wo Frankreich und England ein gleiches Interesse hätten. Frankreichs Rechtfertigung. Bor seiner Einschiffung nach Frankreich äußerte sich Ministerpräsident Briand zu Berichterstattern über die Abrüstung, Frankreich sei auf diesem Wege so weit ge gangen» wie irgend ein anderes Land. Trotz der Gefah ren, die es laufe, habe Frankreich die Heimarmee um ein Drittel herabgesetzt. Obwohl nach dem Gesetze drei Klas. sen unte,r den Waffen gehalten werden können, würden gegenwärtig nur zwei zurückbehalten

. Nach einem dem Parlamente unterbreiteten Gesetzentwurf werde der Mi litärdienst um die Hälfte gekürzt. Frankreich habe also, was sein Heer anlangt, mehr getan als andere Länder bezüglich der Marine, denn die in Aussicht genommene Herabmindrrung der Seerüstungen überschreite nicht 40 Prozent. Infolge des Krieges sei die französische Flotte an Großkampfschiffen von drei Geschwadern auf eines reduziert worden. Eine deutsche Flotte bedrohe England nicht mehr, während Frankreich daran denken müsse, daß sieben Millionen

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Alpenland
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Seite 1 von 14
Datum: 20.01.1921
Umfang: 14
2m *8» i Mibtrauen in Amerika gegen England. Was geht zwischen Japan und England vor? A. London. 19. Jänner. Eigendraht. Der Washingtoner Vertreter der „Morningpost" meldet: Die amerikanische Meinung sei zwar grundsätzlich für eine Verständigung über die Verhinderung eines neuen Wett rüstens zur See. Die Aussichten eines englisch-amerikani schen Einvernehmens seien jedoch sehr günstig, da zahlreiche Politiker sich wegen der bevorstehenden Differenzen zwischen Amerika und England gegen jede Herabsetzung der ameri

- cmsschusses sich abgespielt hat: der Abgeordnete des Staates Maine. Peters, unterbrach bie Rede t>es Marineministers Dämels mehrere Male und verlangte von ihm, er solle offen den Namen der Macht neunen, die er fürchte. Peters sagte: „Wir müssen durch ein Uebexeinkommen England zu bewegen suchen, seine Flotte nicht größer wie die unsere zu gestalten". Daniels unterbrach ihn mjt den Worten: „Oder unsere Flotte a'st gleiche Hohe mit der Großbritanniens bringen." Peters fragte darauf, ob Daniels glaube

, daß England sich hierbei beruhigen würde. Der Marineminister erwiderte, vielleicht nicht sofort, aber sicherlich mit d^r Zeit. Peters erhob den Einwand, daß Englands geoaravhische Lage es berechtige» eine Flotte zu halten, die größer sei wie die anderer Länder. Daniels erwiderte: „Die Vereinigten Staaten besitzen die längste Küstenlinie der Welt, und diese legt der Regierung sowohl militärische wie moralische Pflichten auf. Wenn eine internationale FlottenbeschränkuM nicht beschlossen

wird, so ist es unbedingt nötia und berechtigt' daß die Vereinigten Staaten dafür Sorge tragen, im Besitz der größten Flotte der Welt zu sein." Plötzlich erhob sich der Vorsitzende des Flottenausschusses und stellte an den Marineminister fol gende Frage: „Ist es wahr, daß Japan drei Schlachtschiffe in England kauen läßt? Ich frage nunmehr 'die Regierung, was geht eigentlich zwischen Japan und England vor?" Marineminstter Daniels versprach darauf, sich zu diesem Punkte alle erreichbaren Aufklärungen zu verschaffen

gegenüber Deutschland, nicht, weil er Deutschland keine Rachegelüste zutraut, sondern weil er Vertrauen in die Festigkeit des Bündnisses mit England und Italien hat, das er auffrischen und verstärken will. Das Kabinett wird somit ein Ausdruck der interalliierten Freund schaft und des Friedens Europas fein. In ähnlichem Sinne spricht sich die italienische Presse aus. Campplonghi, der gut eingeführte Pariser Be richterstatter des „Secolo", schreibt: Mit Briand siegt d i e g e nt äßigte Strömung

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 2 von 16
Datum: 09.02.1928
Umfang: 16
nach der Verfassung nur mehr der König, tatsächlich aber wirkt als stärkste zusammenhaltende Klammer die klar erkannte Gemeinsamkeit der Interessen. Bei diesen weittragenden Reformen hat über England seine größte und wertvollste Kolonie, nämlich das Kaiserreich Indien, ausdrücklich ausgenommen. England wollte diesem Juwel unter seinen Kolonien weder die gleiche Freiheit noch die gleiche Selbständigkeit geben wie den übrigen Kolonien. Angeblich hält Eng land seine indischen Völker noch nicht für reif genug

, ein solches Ausmaß von Selbstbestimmungsrechten auch ver- nünftig zu gebrauchen. In Wirklichkeit fürchtet England, diese seine schönste Kolonie auf solchen Wegen zu ver- lieren, indem die indischen Völker sehr bald zur Anschau ung kommen könnten, ihren Interessen sei desser gedient, wenn sie sich von England lossagen. In Indien hat es gewaltige Mißstimmung hervorgerufen, daß bei Durch- führung der Verfassungsreform die größte und schönste Kolonie schlechter behandelt werden soll als die übrigen Kolonien

. Um dieser Mißstimmung zu begegnen, beschloß England, eine eigene Kommission zum S t u- di-um derVerfassungsreform nach Indien zu senden. Die Mitglieder dieser Kommission sollten an Ort und Stelle sich darüber klar werden, was für Indien an politischer Freiheit und staatsrechtlicher Solos.cmdigkeit möglich und nützlich ist. Zu Mitgliedern dieser Kommis sion wurden lauter Engländer ernannt, rr.as in Indien neuerdings furchtbar verstimmte. Die Führer der indi- schen Unabhängigkeitsbewegung beschlossen, diese Kom

es zu Aufläufen, die teilweise blutig unter drückt werden mußten. Besonders taten sich bei diesen Kundgebungen die Studenten hervor. Es ist in Indien genau so wie in Ehina und in allen überseeischen Ländern: Die gebildete Jugend und namentlich jene Kreise, die ihre Studien in Europa oder Amerika gemacht haben, sind die Vorkämpfer gegen die europäische Fremd- Herrschaft. In Indien leistet sich England das Kunststück, mit einer Handvoll Leuten eine Bevölkerung von weit über 390 Millionen Seelen in Schach

zu halten. Dieses Kunststück ist bisher gelungen, weil es England ver- standen hat, das in Indien noch immer bestehende Kasten wesen sowie den Gegensatz zwischen Hindus und Moham- medanern zu seinem Vorteil auszunützen. England sucht also die in Indien bestehenden Gegensätze nicht zu mildern oder gar zu beseitigen, sondern vielmehr zu verschärfen. Es will um jeden Preis verhindern, daß sich die gesamte indische Bevölkerung auf einer gemeinsamen Plattform einigt. Denn eine solche Einigung wäre das Ende

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