Lebensbedürfnisse. Wir wollen jedoch hoffen, daß, bei näherer Erwägung des erwähnten Vorschlags,' der darauf hinausläuft, der Unternehmung von Angra Pequena die Lebensadern zu unterbinden, die englische Regierung den Werth bedenken werde, den England nicht minder auf die Sympathie«» Deutschlands zu legen hat, als umgekehrt, und daß sie daher vorziehen werde, auf eine» Schritt zu verzichten, welcher das deutsche Nationalge» fühl gegen England erregen müßte. Wie verlautet, ist dem deutschen Bot
schafter in London, Grafen Münster, die Weisung ertheilt worden, bei Lord Gran- ville Erkundigungen einzuziehen, wann endlich die Entschädigungen für die Beschießung von Alexandrien gezahlt werden sollen. Frankreich wird die gleiche Anfrage stellen, so daß auch in diesem Punkte die deutsche und die fran zösische Regierung England gegenüber den selben Standpunkt einnehmen. Bezüglich der Beraubung des deutschen Schiffes in der Nordsee seitens englischer Fischerboote hat Fürst Bismarck eine ernste Mahnung
nach London abgehen laffen. Anderseits können die Engländer die Haltung Deutschlands auf der Konferenz nicht verwinden. So schreibt eine ange sehene konservative englische Zeitung: „Für Jedermann liegt die klare Thatsache vor, daß England jetzt Deutschlands Freund- schaft nicht besitzt. Alle Versuche, zu bewei sen, Graf Münster habe auf der Konferenz nicht die ftanzöfischen Gegenpläne unterstützt, find thöricht; denn England berief die Konferenz ein, und die unfreundliche, unangenehme Haltung des Grafen
wird. Deutsch lands Freundschaft ist für England durchaus nicht unumgänglich noth wendig, obgleich es noch nicht gar so lange her ist, daß Englands Freundschaft so un umgänglich nothwendig für Deutsch land war, daß ohne dieselbe Elsaß-Lothringen noch heute ftanzöfische Provinzen wären. (?!) Wir gehen kaum zu weit, wenn wir hinzufügen, daß ohne Englands Freundschaft Elsaß-Lothringen wieder ftanzösisches Gebiet werden können. Wir wollen, trotz aller Beweise des Gegentheils, nicht glauben, Fürst Bismarck hege
eine aktive Feind schaft gegen England, denn er ist ein weitsehender Staatsmann, welcher die ungeheuren Schwierig keiten, welche Deutschland noch zu überwinden hat, zu gut kennt. Allein wenn Fürst Bismarck nicht Englands Feind ist, so ist er doch nicht dessen Freund, das sahen wir sehr deutlich auf der Konferenz. Die Angra-Pequena-Angelegenheit allein kann nicht die Ursache von Bismarck's Gereizt heit gegen Eugland sein. Doch welches immer deren Ursache sei, uns ist fie gleichgiltig. In manchen Dingen