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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 20
Datum: 22.04.1904
Umfang: 20
den 22. April 1904 Eine Teilung der Welt. (Original-Korrespondenz deS Pustertaler Bote.) l Wie». 19. April. Während sich bei uns Deutsche, Slaven und Italiener untereinander und mit den Ungarn herumstreiten, haben England und Frankreich eine neue „Teilung der Welt' vollzogen. Seit mehr als zwanzig Jahren waren die Beziehungen der beiden Westmächte nichts weniger als freundlich, ein- oder zweimal hieng es an einem Haare, daß es zwischen ihnen zum Kriege kam. Jetzt haben Lord Lansdowne und Herr Delcassv

ein Uebereinkommen abgeschlossen, das so ziemlich alle Streit punkte aus der Welt schafft und nach allem menschlichen Ermessen für Jahre hinaus den Frieden sichert. Die Hauptpunkte, über die man sich verständigt hat sind folgende: Frankreich verzichtet auf die SpezialPrivilegien, die seine Fischer an einem Teil der Küste der englischen Kolonie Neufundland (Nord- Amerika) seit 1713 genossen und die die Besiedlung dieses Küstenstriches bisher verhindert. Dafür tritt England den Franzosen einen Gebietsstreifen

am Gambiafluß in West-Afrika mit den Los- Inseln ab. Dieses Stück Land lag mitten im französischen Gebiet und bildete einen Pfahl im Fleische Frankreichs. In Madagaskar, das die Franzosen militärisch okkupiert haben, anerkennt England das französische Protektorat. In Siam werden die Einflußsphären abgegrenzt. Das Ge biet westlich vom Mekongfluß fällt der englischen, das östlich der französischen Interessensphäre zu. Das wichtigste aber in dem Uebereinkommen find die Bestimmungen in Bezug aus Nord-Afrika

. Frankreich anerkennt das englische Protek torat in Egypten und verpflichtet sich, die englische Politik dortselbst zu unter stützen. Dafür anerkennt England das Recht Frankreichs, in Marokko einen vorherrschenden Einfluß auszuüben und dort finanziell, politisch und eventuell militärisch zu intervenieren. Jedoch darf die nördliche und nordwestliche Küste von Marokko nicht befestigt werden, damit Gibraltar nicht bedroht werde und Eng land wird durch 30 Jahre in Marokko genau dieselben Handelsvorteile

genießen, wie Frankreich. So scheint ein gutes Stück überseeischer Welt zwischen den zwei Westmächten geteilt. Das hat vor allem )>en Vorteil, daß nunmehr der ostasiatlsche Krieg lokalisiert ist. Da England und Frankreich nunmehr wieder intim befreundet sind, so werden sie sich nicht, das eine für Japan, das andere für Rußland militärisch ein setzen, sondern ruhig zusehen, ^ wie der Krieg verlauft und höchstes 5m geeigneten Augenblick freundschaftlich vermitteln. Dazu kann sich die ganze Welt

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