gültig. £mll Strauß Zu seinem 75. Geburtstag am 31. Jänner Die Zeit ist nahe — oder sollte sie schon gekommen sein! — da man von großen deutschen Erzählern nicht wird sprechen können, ohne Emil Strauß neben Gottfried Keller und Wilhelm Raabezu nennen. Wie diese hat er aus dem Er lebnis seiner Gegenwart heraus in der Form der Erzählung eine Reihe von Gestalten geschaffen, die das Deutsche als sol ches vorbildlich und sinnbildlich verkörpern. Auch ihm sind des halb nach anfänglichen Erfolgen die Jahre
und Jahrzehnte nicht erspart geblieben, da er verkannt, ja unbeachtet hinter Größen des Tages zurückstehen mußte; und es ist kein Zufall, sondern Schicksal, daß in denselben Jahren und Jahrzehnten das deutsche Volk seine Sendung vergessen zu haben schien: erst als es zu sich zurückzukehren begann, hat es auch zu seinen Dichtern sich Zurückgefunden. Emil Strauß, geboren am 31. Jänner 1866 in Pforzheim, bayrisch-ostmärkischen und pfälzisch-fränkischen Blutes, aber ale mannischen Bodens, ein Mensch des Sehens
und von innen her lebensgefährlich bedroht war. In dem ersten Abschnitt der großen kriegerischen Auseinan dersetzung, die 1914 begann und heute noch nicht beendet ist, mühte Emil Strauß, ein alemannischer Gottsucher auch er, sich einsam um letzte Erkenntnisse. Die hergebrachten christlichen Formen hatte er längst von sich abgetan; jetzt fand er im „Spie gel" (1919) seinen „Einklangs zwischen der Gottheit und dem Ich, und zwar wie stets auf dem Weg der Bewährung. Diesen Weg wies er dem deutschen Volk
, abrechnend und ankündigend zugleich in dem Schauspiel „Vaterland" (1925), als ein Kün der und ein Deuter der großen deutschen Bewegung. Bald darauf, 1931, trat Emil Strauß mit der Reihe von Erzählungen, die nach ihrer schönsten „Der Schleier" heißen, aus der Verschattung hervor, um in zwei großen Büchern, dem „Riesenspielzeug" (1934) und dem „Lebenstanz" (1940) das gewaltige Werden eines halben Jahrhunderts beispielhaft nach zuformen. Aber nicht Fürsten, Staatsmänner und Feldherren führte
sein kann. Die Antwort gibt über das Wissen hinaus das Gefühl. In den Männern und Frauen, die Emil Strauß geschaffen hat und die ihn an seinem Festtage in bunter Fülle umdrängen mögen, verkörpert sich sichtbar, hörbar und greifbar das deutsche Volk selber, in Art und Unart, in Leistung und Unterlassung, in Hoffnung und Sorge, in Glaube und Zweifel. So wie es dieser Künstler gestaltet, so war und so ist es, ein wunderliches Neben-, Mit- und Ineinander von Toren, Träu mern, Weisen, Wachen und Tapferen