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Bozner Zeitung
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Seite 1 von 4
Datum: 01.08.1892
Umfang: 4
. Auch die Berlonys, welche zu den Familien der Umgegend zählteil, waren eingeladen worden. Ohne von Diana'S verstörtem Wesen viel Notiz zn neh men, schloß die lebhafte Ungarin sich der jungen Gräfin eng an nnd fütterte sie gründlich ab mit Sottisen über die anwesenden Gäste. „Ich könnte nicht sagen, daß Graf Emil nns be sonders freundlich willkommen geheißen hätte', plall- derte sie in ihrer gesprächigen Weise, „mir will es scheinen, daß die bedeutende Stellung, welche er ein nimmt, ihn durchaus uicht

zu seinen, Vortheil ver ändert hat. Schade, daß Sie nicht ans ihn gewartet haben, er hätte Sie gewiß gebeirathet. Er erzählte mir, daß Sie alte Bekannte seien! Wie seltsam, daß Sie mir das verheimlicht haben!' Diana schüttelte den Kopf. „Ich verheimlichte Ihnen Nichts', sagte sie, „ich wußte es selbst nicht, daß mein Zugendfreund Emil mit Ihrem Bekannten identisch sei!' Der Blick, den Diana dabei zu Graf Emil hin- überrichtete, gab der phantasiereichen jungen Un garin zu denken. „Armes Ding,' folgerte

sie für sich, sie ist in Emil Hartenberg verliebt und ooch ihr Lebe» lang an oen alternden Grasen von Seldern gefesselt!' Laut sprach sie zu Diana, während sie zu Hippolyt hinübersah: „Ihr Gemahl sieht entsetzlich schlecht aus, um zwanzig Jahre älter und so furchtbar erust! Was ist es mit ihm?' „Ich weiß nicht!' antwortete Diana, jählings c.- röthend, und die Ungarin fragte sich bestürzt, ob sie sich am Ende doch getäuscht und Diana in Wirklich keit in ihren Gatten, in den philiströsen Grafen Hip polyt verliebt sein könne

? Anch Gräfin Anna Seldern beobachtete scharf; auch sie bemerkte, wie Diana und Graf Emil Blicke des offenbaren Einverständnisses tauschten. „Zwischen den Beiden giebt es unzweifelhaft ein geheimes Einverständnis!' sprach die Dame zu ihrem Gatten, während sie nach Hause fuhren. Was würde sie wohl darum gegeben haben, wen» sie beobachtet hätte, was den scharfen Augen der Ba ronin Gisela nicht entgangen war, — daß nämlich

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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 20.06.1892
Umfang: 4
haben, welche ihn durchrasten. In kindischem, gedankenlosem Unverstände peinigte sie den Grafen durch ein häufiges Erwähnen des Jugendfreundes, durch die Bemerkung, daß sie glück lich wäre, zu erfahren, ob er noch lebe, durch w.eder- holte Anerkennung feiner vielen, in ihren Augen be stehenden Vorzüge. Bald fand sie, daß ein raphaeli- sches Gemälde, welches sie in irgend ciner Gallerie gesehen, Aehnlichkeit mit Emil habe; bald entdeckte sie, daß die Stimme des Tenors, den sie in der Oper vernommen, sie an ihn erinnere

weit aufriß: „Du hast mir ja doch gesagt, daß Du Inserate in alle größeren Blätter hast einrücken lassen, welche Aufforderungen an die Freunde meines Vaters ent hielten, sich zu melden', sprach sie mit stockendem Athem. „Wenn Emil lebt und ein solches Inserat gesehen hätte, würde cr zweifelsohne sofort geschrie ben haben!' Der Gras sprang unruhig auf. „Und was weiter, weuu cr es gesehen und geschrie ben hätte?' stieß er aus. „Welchen Unterschied hätte das veruüuftigerweise gemacht

Ernste wissen, ob dieser von Dir so sehr gepriesene, gute Freund noch lebt oder nicht.' „Dieser gute Freund!' ahmte sie ihm nach. „Du redest in so kaltem Ton von ihm und begreifst gar nicht, wie viel Emil und ich einander gewesen sind! Ach, wie wäre das herrlich, ihn immer zur Seite zu haben, der uns — Papa und mich — von je her kannte! Freilich, du hast ihn ja auch gekannt, meinen armen Vater, aber das ist etwas ganz Anderes, und soll ich Dir die Wahrheit gestehen, so ist es mir immer noch ganz

unverständlich, wie Papa nur dazu gekommen ist, Dich zu meinem Vormund zu machen!' „Wir brauchen uns auch darüber nicht weiter den Kopf zu zerbrechen', wich der Gras ihr aus, „Dii bist nun einmal unter ,neiner Obhut und da gibt es kein Entrinneil!' Sie schüttelte sehr eifrig den Kopf. „Das will ich ja auch g'.r nicht, aber ich kann es nur nicht recht verstehen, weil Papa eS immer gewissermaßen als eine abgemachte Sache betrachtete, daß Emil einst die Sorge für mich übernehmen solle. In welchem Sinne

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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 06.07.1892
Umfang: 4
vorliegt, was nach meiner Meinung doch hätte der Fall sein müssen, kann ich mich doch nicht weigern, dasselbe anzunehmen, fordere aber die Staatsräthe auf, bis auf Weiteres die laufenden Geschäfte zu besorgen.' Am Tage vor dem Rücktritte des Kabinets hatte der ehemalige konservative Minister Emil Stang eine Unterredung mit dem Kö ug; vielleicht ist er der „kommende Mann'. Der König wird wah» scheinlich einen Monat lang in Christiania bleiben, indessen erhält sich das Gerücht, der Zar wolle

überhaupt zu sprechen verlangte. Ich kenne ihn nicht und auch Emil — ich meine, jenen Herrn, den ich für unsern alten Freund hielt — kann dieser rohe Patron nie gekannt haben. Um keinen Preis der Welt möchte ich noch eine Frage an ihn stellen!' Ihren Wagen besteigend, besahl sie dem Kutscher, sie so schnell als möglich nach dem Hotel zurückzu fahren. Je mehr sie über die Sache nachsann, desto überzeugter ward sie, einen Schlüssel entdeckt zu haben, durch den es ihr möglich sein konnte, ihren alten

Freund wiederzusindeu; aber der Weg, auf dem ihr Knnde von ihm werden konnte, war ihr höchst peinlich. Wer anders als Emil wußte von der Schiff uhr, wer anders ais er konnte wünschen, dieselbe zu kauseu? Wenn sie nur irgend eine Menschenseele ge habt hätte, welche mit einem Austrag nach der Blumenstraße zu schicken ihr möglich gewesen wäre! Daß es nutzlos sein würve, den Grafen nm eine solche Gefälligkeit zu bitten, dessen glaubte sie gewiß sein zu müssen, schon gar jetzt, da er ihr grollte

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