haben, welche ihn durchrasten. In kindischem, gedankenlosem Unverstände peinigte sie den Grafen durch ein häufiges Erwähnen des Jugendfreundes, durch die Bemerkung, daß sie glück lich wäre, zu erfahren, ob er noch lebe, durch w.eder- holte Anerkennung feiner vielen, in ihren Augen be stehenden Vorzüge. Bald fand sie, daß ein raphaeli- sches Gemälde, welches sie in irgend ciner Gallerie gesehen, Aehnlichkeit mit Emil habe; bald entdeckte sie, daß die Stimme des Tenors, den sie in der Oper vernommen, sie an ihn erinnere
weit aufriß: „Du hast mir ja doch gesagt, daß Du Inserate in alle größeren Blätter hast einrücken lassen, welche Aufforderungen an die Freunde meines Vaters ent hielten, sich zu melden', sprach sie mit stockendem Athem. „Wenn Emil lebt und ein solches Inserat gesehen hätte, würde cr zweifelsohne sofort geschrie ben haben!' Der Gras sprang unruhig auf. „Und was weiter, weuu cr es gesehen und geschrie ben hätte?' stieß er aus. „Welchen Unterschied hätte das veruüuftigerweise gemacht
Ernste wissen, ob dieser von Dir so sehr gepriesene, gute Freund noch lebt oder nicht.' „Dieser gute Freund!' ahmte sie ihm nach. „Du redest in so kaltem Ton von ihm und begreifst gar nicht, wie viel Emil und ich einander gewesen sind! Ach, wie wäre das herrlich, ihn immer zur Seite zu haben, der uns — Papa und mich — von je her kannte! Freilich, du hast ihn ja auch gekannt, meinen armen Vater, aber das ist etwas ganz Anderes, und soll ich Dir die Wahrheit gestehen, so ist es mir immer noch ganz
unverständlich, wie Papa nur dazu gekommen ist, Dich zu meinem Vormund zu machen!' „Wir brauchen uns auch darüber nicht weiter den Kopf zu zerbrechen', wich der Gras ihr aus, „Dii bist nun einmal unter ,neiner Obhut und da gibt es kein Entrinneil!' Sie schüttelte sehr eifrig den Kopf. „Das will ich ja auch g'.r nicht, aber ich kann es nur nicht recht verstehen, weil Papa eS immer gewissermaßen als eine abgemachte Sache betrachtete, daß Emil einst die Sorge für mich übernehmen solle. In welchem Sinne