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Bozner Zeitung
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Seite 1 von 4
Datum: 30.05.1892
Umfang: 4
. N a ch d e u Pa p i e r e n e i u e S Ve r st o r b e u e u. Roman von Max v»« Weißenth»r«. (S) Nachdruck verböte» Der triumphirende Ton, mit dem sie diese Ver sicherung aussprach, entsetzte den Grafen. Stand das, was ihre Worte ausdrückten, doch in grellem Wider spruch mit Allem, was nach seiner Anschauung zur Sitte und Brauch gehörte! Jener Emil war ein ab gefeimter Schurke, der den Oberst ins Verderben ge bracht hatte. „Armes Kind', dachte er unwillkürlich, „was hätte aus ihr werden müssen in der fragwürdigen Umge bung, in der ihr Vater gelebt

zu haben scheint!' „Und hat dieser merkwürdige Herr keinen Zu namen?' fragte er in einem etwas spöttischen Tone. Sie bemerkte die Veränderung in seinem Wesen sofort und blickte rasch auf; dann entgegnete sie, ohne zu zögern: „Ich habe ihn niemals anders als Emil nennen hören! Ach, er ist so gut, so schön und so lieb, der arme Emtl!' „Sein Aussehen dürfte es vermuthlich sein, wel ches bei Ihrem Urtheil den Ausschlag gibt uns was weniger anzuzweifeln ist, als seine Güte,' bemerkte der Graf, und den verwundert

und verständnißvoll auf ihm ruhenden Augen des Mädchens begegnend, fügte er halb entschuldigend hinzu: „Junge Damen wenigstens Pflegen immer den größten Werth auf äußere Schönheit zu legen. Doch weßhalb sagen Sie in gar so bedauerndem Tone: Der arme Emil! Ist er todt ?' Ihre Mienen drückten den höchsten Ernst aus. „Ich weiß nicht, wo er ist. Zuweilen fühle ich mich versucht, zu glauben, er müsse wirklich gestorben sein, weil er sich gar nicht mehr um uns bekümmert und früher uns doch so gern hatte. Drei Jahre

sind es nun her, daß er von uns gegangen ist, gerade, als ich hierher kam in das Pensionat. Anfangs schrieb er noch zuweilen, aber seit zwei Jahren habe ich nichts mehr von ihm gehört.' Der Graf athmete erleichtert aus. Ohne daß er sich's eingestand, wäre es ihm peinlich gewesen, die Kleine der Obhut eines so zweifelhaften Vormundes übergeben zu sollen. „Emil ist es auch gewesen, welcher den Papa über redet hat, mich in eine Schule zu bringen,' plauderte sie indeß weiter. „Er sagte, daß ich lernen müsse

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