. Nicht für sich. Seine Freude war sein Beruf, sein Stolz ein liebes Weib und zwei Söhne, Zwillinge. Diese drei Menschen bildeten für ihn den Inbegriff zeitlichen Glückes, für sie sparte er. Mein Bruder Emil und ich glichen einander so, daß nur das Auge der Eltern uns von einander unterschei den konnte. Während ich alle Eigenschaften des Vaters erbte, schlug Emil aus der Art. Er war faul, verschla gen und machte den Eltern viel Verdruß. Die Lehrer und Nachbarsleute beklagten sich des öfteren über ihn. Unsere Mutter starb
, als wir 14 Jahre alt waren und das Gymnasium besuchten. Vater konnte uns Jungen wenig Zeit widmen, er hatte zu spielen, zu proben und Rollen zu studieren. Es war also niemand mehr da, der sich so eigentlich mit uns abgab. Emil führte immer tollere Streiche aus, besonders während der Zeit, da Vater abwesend war, um an den verschiedensten Büh nen auszutreten. Kam er dann nach Hause und hörte von den Untaten Emils, so setzte es Schläge, die aber wenig Erfolg zeitigten. Eines Tages gewahrte der Vater
in seinem Schreibtisch das Fehlen eines größe ren Geldbetrages Die Hälfte davon fand er, während wir schliefen, in der Rocktasche Emils. Er geriet in ungeheuren Zorn. Noch in der Nacht weckte er uns und jagte Emil aus dem Hause. Das Geld nahm er ihm nicht yb, damit Emil nicht ohne Mittel dastehe. Er ver bot ihm aber für Zeit seines Lebens das Betreten des väterlichen Hauses. Ich beendete meine Studien, machte das Doktorat und erhielt bald die Stelle als Sekretär des Polizei präsidenten. Von meinem Bruder hörte
sind gerichtet." Unwillkürlich fragte ich: „Wo?" Da sagte er: „Wie immer, im .Weißen Hahnk" Ich ahnte sofort, daß es sich hier um eine Verwechslung meiner Person mit einer anderen handelte. Und was lag mir näher, als an meinen Bruder Emil zu denken? Die Sache ließ mir keine Ruhe. Ich ging ihr nach. Und bald hatte ich aus Jochen herausgebracht, daß sein Herr dieselbe Gestalt habe, wie ich. Ich verkehrte nun öfter und öfter im „Weißen Hahn". Und ich erschrak, wenn ich die Leute von ihrem Führer erzählen hörte
, der alle Eigenschaften Emils, nur in ausgeprägterem Maße, hatte. Ich war empört über seine Verbrechen und die Grausamkeit, mit der er seine Untergebenen behan delte. Viele Verbrechen geschahen nur aus Furcht vor dem „Alten", wie sie ihn nannten. Alle haßten ihn. Ich gedachte nun, diesen Haß zu schüren, um endlich Emil der Gerechtigkeit zu überliefern. Denn in mir waren alle brüderlichen Gefühle für ihn gestorben. Der Zufall kam mir bald zu Hilfe. Von meinem Va ter hatte ich die Kunst des Schminkens in ja hohem Maße