. Da aber hörte er die Stimme seiner Tante wieder uud diese sagte gütig uud mahnend: „Ganz gewiss, Lieschen. DaS darfst Dn — der Herr Graf vertritt ja Vaterstelle an Dir nnd er ist auch kein so junger Mann mehr.' „Gott sei Dank!' ES kam wie eiu Jubelruf über die Lippeu deö MädcheuS. Dauu erhob sie sich rasch von ihrem Platze und vor dcm Grafen niederknieend fasste sie mit unnachahmlicher Bewegung seine Hände und drückte sie au ihr hochschlagendes Herz. „Elisabeth!' Graf Dietrich war aufgefahren: der Ausdruck
unendlichen Glücks legte sich über seine edlen Züge. Nur momentan jedoch — dann wich auch die heiße Röthe, die sein Gesicht bedeckt, einer fast marmornen Blässe. „Gehen Sie, Mädchen, gehen Sie' — stöhnte er. Und sich nun ebenfalls erhebend, verließ er mit mü den Schritten die Laube. — Zwei Paar Augen folgten ihm. Elisabeth aber fragte betrosfeu: „Um GotteSwillen, was ist dem Herrn Grasen?' Tante Veronica wusste es wohl — aber auch erst seit dieser Minute. Sie wollte jedoch nicht den Schleier lüsten
— der über dcm Geheimnis ihres Neffen ruhte, und so sagte sie nnr mit leiser Stimme: „Gras Dietrich ist kein Frennd von Scenen, Kleine. In hohem Grade nervös, wie er seit seiner srühesten Kindheit gewesen, regen ihn Auftritte wie der war, den Du ihm ebeu gemacht, mehr als gut ist, aus.' Elisabeth deckte die Hände über das Gesicht und weinte: „Dann darf ich ihm auch nicht zeigen, dass ich ihu lieb habe,' jammerte sie. „Nein, Kind — anch ihm nichl,' erwiderte Com tesse Veronica . . . Früh am Morgen
ihres Confirmationstages hatte Elisabeth von dem Assessor ein wundervolles, spitzeu- ningebeneS Bouqnet von weißen Kamelien erhalten. Ein Reitknecht brachte cS von dem Gnte Dreieichen. Er war eS auch, der der Bitte Berthold Wangern« AnSdrnck verlieh, nachmittags bei den Herrschaften vorsprechen zn dürfen, nm feine Glückwünsche darzu bringen. Graf Dietrich hatte ganz im Geheimen anch ein StränSchen ans der Stadt besorgt, das die Consir- mandin nach der Kirche begleiten sollte. Eö bestand aber nur aus RosenknöSpchen
wird. StränSchen. Elisabeth war wider sein Erwarten hochbeglückt. Sie dankte ihrem Wohlthäter sogar mit Frendenthränen im Auge für die liebe Aufmerksam keit. Am Nachmittag — nachdem die feierliche Hand lung beendet und der kleine Kreis auf Hochstraten in äußerst erhobener Stimmung wieder beim Kassee saß, den man heute aber in Tante Veronica« Wohn zimmer einnahm, wurde der Assessor gemeldet. Fried rich verrichtete auch dieses Amt und heute mit be sonderer Würde: trug er doch dem Tage zu Ehren seine braune