' durch Glücklichmachen. Die Quelle meines seelischen Leidens versiegte. Ich sah ein, daß ich kein Recht hatte, mich dem Egoismus des Schmerzes hinzugeben.' Noch lange, nachdem Tante Hedwig ihrer jugendlichen Freundin diese Geständnisse gemacht hatte, mußte Elisabeth an Hedwigs Liebessrühling denken. Dem jungen Mädchen schien es unfaßbar, daß, wenn das Geschick sich zwischen sie und die Er füllung ihrer heißesten Wünsche stellte, irgend etwas in der Welt, feien es Menschen, sei es ein Beruf, ihr jemals Trost
für das ver lorene Glück bieten könnte. 12. Draußen im Hafen lag der „General-Feldmarschall' bereits unter Dampf. Elisabeth war von Fräulein Warkentin bis Hamburg begleitet worden und bestieg nun mit ihr das Schiff, da die mütter liche Freundin noch sehen wollte, wie das junge Mädchen unter gebracht sei. Es zeigte sich, daß Elisabeth mit einer älteren Dame zusammen eine Kabine bewohnen sollte, und diese Dame war niemand anders als Fräulein Stahlberg. Die Reisegefährtinnen schienen Gefallen aneinander
zu finden, und Hedwig Warkentin verließ ihren Schützling in der Überzeugung, daß Elisabeth in guter Obhut sei. Nun kam der Abschied, alle nicht Mitfahrenden mußten den Dampfer verlassen, Lebewohlrufe in allen erdenk lichen Sprachen schallten vom Anlegeplatz hinüber, Tücher wurden geschwenkt, und majestätisch zog das Riesenschiff seine Bahn zur Elbe hinaus der Nordsee zu. Aus dem Nebel, der die Ufer einhüllte, tauchten, von einem schüchtern durchblickenden Sonnenstrahl ab und zu erhellt, einzelne Partien
deutlicher hervor, bald eine weiße Häusergruppe, bald ein schlanker Turm. Eine heitere Weise, die jetzt von der Schiffskapells gespielt wurde, schmeichelte sich den Abfahrenden ins Ohr. Bald darauf ertönte die Glocke, welche die Passagiere der ersten Klasse zum Kaffee rief, wo man sich gegen seitig bekannt machte. Als Elisabeth alle die fröhlich plaudernden Menschen sah, da verließ sie der Druck, der auf ihr lastete, für kurze Zeit, und sie gewann Teilnahme für ihre Mitreisenden. Unter denen waren außer
zu ihren Seiden kleidern und man sprach dem Diner, das kostbar und umfangreich wie an einer Hochzeitstafel war, mit einer Selbstverständlichkeit zu, als ob man es immer so gewohnt sei. Elisabeth, unter den Frauen und Mädchen der schönsten eine, erregte allgemeine Aufmerksamkeit, um so mehr, als sie sich ihrer äußeren Vorzüge gar nicht bewußt schien. Am liebsten unterhielt sie sich mit Fräulein Stahlberg, die ihr viel Freundliches über den Onkel mitzuteilen wußte, und die ihren künftigen Bestimmungs ort