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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 23.12.1954
Umfang: 6
schweigt. Er kommt sich vor, wie hinter eine Tür gestellt, und hat Angst, die Tür zu öffnen. Sie sprechen nicht wei ter über Elisabeth — die Fräulein Schmidt heißt. XIV Als Elisabeth eines Tages vor Doktor Si- chos Haus hält, um ihn abzuholen, kommt Johanna Karmann aus der Tür. Es hat einen Augenblick den Anschein, als wolle sie ganz schnell und womöglich unerkannt an Elisa beth vorüber, aber dann bleibt sie doch ste hen, unschlüssig und verlegen, mit dunklen Schatten unter den Augen und Einern klei

nen. verzerrten Lächeln im Gesicht. „Was machst du denn hier?“ fragt Elisa beth erstaunt, „Warst du beim Arzt?“ „Ja“, sagt Johanna mit kleiner trockener Stimme. Sie sieht schmal und zerbrechlich aus und guckt geflissentlich an Elisabeth vor bei. „Bist du krank, Hanneslein, du machst dich jetzt so furchtbar rar bei mir?“ „Ja, ich hab‘ auch jetzt gar keine Zeit, entschuldige schon, Elisabeth — auf Wieder sehen!“ Sie gibt Elisabeth nicht einmal Zeit zur Antwort. Ihr helles Kleid verweht schon

hinter der nächsten Ecke, als jene ihr noch sprachlos nachsiebt. Kopfschüttelnd klettert sie aus dem Wagen. Bei Doktor Sicho räumt die Assistentin die Instrumente fort, er selber hängt den weißen Kittel an den Nagel und packt noch ein paar Gazebinden und Ampullen in seine gelbe Tasche. „Meine Freundin war bei Ihnen, Johanna Karmann. Ist sie krank?“ Doktor Sicho antwortet mit einem eigen tümlich kurzen, sonderbaren Blick. „Sie war überhaupt so komisch*', meint Elisabeth. „So, war sie das? Und sie ist Ihre Freun

din? Na. dann fragen Sie sie nur seihst!“ Und mit einem kleinen, heftigen Ruck klappt er die Tasche zu und läßt die Schlös ser einschnappen. Elisabeth spürt, daß er nicht weiter über Johanna sprechen will, und sie fühlt sich irgendwie beunruhigt. Nach den Visiten, als der rote Wagen wie der vor seiner Tür hält, bitte er: „Dieses Mal kommen Sie aber auf eine halbe Stunde zu mir hinauf!“ Elisabeth überlegt, daß sie eigentlich Eg- wind abholen wollte. Er ist nervös in die sen Tagen, ein bißchen

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Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 12
Datum: 27.03.1948
Umfang: 12
wollte, sondern auch im großen Haushalt der Völker. Vielleicht gingen manche Verhandlungen friedfertiger vor sich und manche Frühjahrsrevolution und mancher Kriegsbeginn hätte vermieden werden können, wenn die Poli tiker die gegenseitige Gereiztheit umgangen, statt sie geschürt hätten. E. R. Kurz. Mer falsche Schein Elisabeth stand im Zigarrenladen und bediente -- verträumt. Wo sie ging und stand, träumte Elisa beth vom großen Glück. Aber es zeigte sich nicht. Um so öfters erwartete sie das kleine in Gestalt

des etwas zu rundlich geratenen Buchhalters Franz, der Elisabeth väterlich zugetan war. Elisa- beth saß meist stumm an seiner Seite. Sie hielt sich das kleine Glück in Reserve, wie viele tun, falls das große ausbleibt. Eines strahlenden Tages aber trat es unver mutet ein, das große Glück. Es hatte ein braun gebranntes, offenes Gesicht, steckte in einem Hellen Automantel und trug Schultern von einer Breite, die auch ohne Watte bestanden hätten. .Oh", sagte das große Glück, als die Verkäu ferin nach seinen Wünschen

das herans- gegebene Geld ein. tauchte seinen Blick noch tiefer in den der Verkäuferin und sprach- „Fräulein, hal ten Sie mich-nicht für zudringlich, ich bin nur auf einige Tage hier. Hätten Sie nicht Lust, yeute abend mit mir auszugehen? Ich würde Sie gern nach Geschäftsschluß erwarten." „Natürlich will ich!" hatte Elisabeth am lieb- sten gerufen, aber sie zeigte sich dem großen Glück nicht gewachsen. Was würde der Herr denken, dachte sie, wenn ich gleich ja sagte..Zu allem Ueber-, fluß siel

ihr auch noch ein, daß nach Geschäfts- fchluß ja der gute Franz auf sie wartete. „Be dauere", sagte sie mit einem leichten Anflug von Stolz, „das geht leider nicht, ich werde-heute abend von meiner Tante abgeholt." „Schade", lächelte das große Glück, „dann viel leicht morgen, ich frage noch einmal nach. Ja?" Uni) es ließ noch einmal den ganzen Zauber sei nes Wesens leuchten, dann verließ, es das Ge schäft und ließ Elisabeth im Innersten aufgewühlt zurück. Morgen, morgen, jauchzte ihr Herz und sie nahm sich vor, energisch

mit diesem langweiligen Herrn Franz Schluß zu machen. Sie taugte nicht für ein kleines Glück. Morgen, morgen! Bald darauf kam der Thef, um Kaffe zu ma chen. Er prüfte kurz den Funfzig-Schilling-Schein und hielt ihn der Verkäuferin scheltend unter die Nase. Ein Blinder konnte das sehen, daß der Schein falsch war. Der Zigarrenladen begann um Elisabeth zu tanzen. Das also war das große Glück gewesen, ein Hochstapler. Nein, war die Welt schlecht, bodenlos gemein! Das arme Mädchen hatte ausgeträumt. Des Lehrgelds

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Lienzer Zeitung
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Seite 28 von 30
Datum: 21.07.1906
Umfang: 30
nicht nur das Heim des Oberförsters wie einen lieben, werten Gast aus, die Schloßherrschaft auch begrüßte ihn erfreut, und die fchlauke Baronin Gisela nahm ihm gleich beim ersten Zusammensein das Versprechen ab, deu letzten Abend „seiner drei Tage' samt Oberförsters für sie freizuhalten. Schnell flogen sie hin, diese drei sommerschönen Septembertage. Der letzte überraschte sozusagen eigentlich alle. Am Mittag nach Tisch gingen Werner, Elisabeth uud Tiefsembach durch das Dors zu einer nahen Höhe, gleich

hinter dem letzten Gehöft. Eine knor rige Eiche streckte dort ihre wettervernichteten Aste weit aus und trieb au anderen gesunden Gliedern jedes Jahr noch frischen Blät- terschmuck. Ihr erstes Grün damals im Lenze hatte sie Franz schenken müssen. Er erinnerte es sich noch lebhaft.. . gleich, wie Elisabeth, mit der er die letzten Minuten bis zn dem alten mäch tigen Baum allein ging, da Werner von einem Bauern, der einst seiu liebster Spielgenossv gewesen, zurückgehalten wurde. Auf der Höhe unter der Eiche blieb

. Franz und Elisabeth sprachen nur ganz harmlose, schlichte Worte miteinander, meist über die Gegend da vor ihnen. Doch als Werner Hildebrandt wieder zu ihnen trat, empfand Tieffembach ein schmerzliches Gesühl — fast so, als hätte ihn der Freund beleidigt. Jedenfalls hatte er ihn gestört, denn eben hatte Franz nach einem Zweige der schon herbstlich gefärbten Eiche grei fen wollen, um ihn zu brechen und ihn Elisabeth au Hut und Brust zu verteilen. Nun unterließ er es. Und doch glaubte er, es müßte

, zitternde Hand gleiten ließ. Franz gab Elisabeth die Rose. Sie war nnr halb geönuet und sah aus, als würde sie sich uicht weiter entfalten, als habe vielleicht eine kalte Nacht ihr die rechte Lebenskraft genommen. Trotzdem war sie prächtig, von dunkelstem Rot und duftete herrlich. Elisabeth freute sich augenscheinlich der Gabe, deuuoch hatte Franz Tieffem bach ein eigentümliches Gesühl. Er mußte immer wieder an das Laub der Eiche denken. Er hätte Elisabeth lieber davon gegeben. Am Abend gingen

alle, Oberförster Hildebrandt, Frau Marie, Werner, Elisabeth und Franz hinüber ins Schloß, wo sie zum Tee geladen waren. Etwas unerwartet tras man dort eine größere Gesellschaft. Die Baronin hatte nicht nur die Familie des Ober- Verwalters geladeit und die des Oberförsters aus Frischbronn, sondern auch zwei adelige Familien der Nachbarschaft und den Landrat der Kreisstadt, zudem waren natürlich die Logiergäste des Schlosses — und solche beherbergte es fast in allen Zeiten — zugegen. ES wareu eiue uralte Gräfin

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 2 von 8
Datum: 16.11.1906
Umfang: 8
länger aus. Und wenn die ganze Welt darüber ans den Fugen gehen soll, sie muß siugen. Herbert ist nicht zu Hause; sie hat ihn vor kurzem das Schloß verlassen sehen. Wahrscheinlich wird er auf die Felder geritten sein uud so bald nicht wiederkehren. Mit kurzem Entschluß eilt Elisabeth hinunter und steht nun hoch ausatmend vor der Türe; einen Augenblick zögert sie, dann ösfnet sie. — Blendend weiß liegen die Tasten vor ihr, bebend vor Er regung setzt sie sich nieder uud berührt sie wie liebkosend

sind vergessen; sie lebt nur in ihrer Kuust. „ElisabethElisabeth!' - In jähem Schrecken fährt sie auf. Vor ihr steht, wie aus der Erde gewachsen, die ?iohe dunkle Gestalt Beates. Ein geister bleiches, angsterfülltes Gesicht starrt zu ihr hinüber. „Elisabeth, was tust du?' Elisabeth hat sich erholt. Sie steht jetzt stolz aufgerichtet vor Beate. „Was wünschest du von mir, Beate?' „Hast du vergessen, daß du in einem Trauerhause bist?' „Ein Trauerhaus? Bleibt es denn ewig ein Trauerhaus? Beinahe eiu Jahr

ist vergangen.' ^ „So hast du kein Verständnis für unsern Schmerz.' „Ich ehre diese» Schmerz, aber was hat das damit zu tun, daß ich einmal singe? Willst du mir daraus eiuen Vorwurf machen? .Habe ich nicht lange genug gewartet und meine Sehn sucht nach der Kunst unterdrückt?' „Nach der Kunst?' fragte Beate. „Das ist deine Sehn sucht? Hahaha!' Das rauhe Lachen erschreckt Elisabeth. Sie tritt näher zu Beate hin, uud ihre Stimme bebt: „Beate, was habt ihr gegen die heilige Kunst, warum haßt

ihr sie wie die Sünde?' „Warum fragst du mich danach?' erwiderte Beate finster. „Die Kunst, die Musik, brachte einst Unglück über ihn und dieses Haus.' . „Ich dachte es mir!' „Wie? Und d'nnoch —^?' ^ ^ „Was dennoch, Beate?. Ein halbes Jahr hindurch habe ich meine Sehnsucht bekämpft, aber jetzt konnte ich es nicht länger, uud weun die ganze Welt dagegen gewesen wäre, ich mußte einmal wieder siugen, ich mußte.' „Elisabeth!' ruft Beate, von diesen leidenschaftlichen Worten erschreckt, „so sprach jene andre

auch — willst du neues Unglück über Herbert bringen?' „Da sei Gott vor!' wehrt Elisabeth entsetzt ab;« „doch ich sehe nicht ein, warum ich nicht wenigstens singen soll, wenn er nicht zu Hause ist.' „Er könnte srüher wiederkommen, als du denkst. Laß dich warnen, Elisabeth, und komm hinaus, daß er dich nicht hier antrifft. Wenn du klug bist, unterdrücke deine Leidenschaft für die Musik, laß ihn nicht merken, daß du hier in diesem Zimmer gesungen hast, komm!' Mechanisch folgte Elisabeth der vorausschreitenden

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Alpenzeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 15.06.1934
Umfang: 6
Freitag, öen 13. Zvni 1034, Xlk »A l p e y z e l k u n g' Seit« ? Skizze von Wilhelm Nolte ns-Mey er Ich weiß, es ist ein sinnlos anmutender Plan, mit dem letzten Geld ins Flugzeug nach Madrid steigen zu wollen: aber um zu verhüten, daß auch Elisabeth strauchelt durch diesen glutäugigen Kreo len, diesen Blender, diesen — na, still! Er störs^kei- nen mehr. Der Himmel erbarme sich seiner! Hätte ihr Vater es nur nicht so eilig mit ihm gehabt; der Konsul aus Argentinien kam zu Besuch und brachte

: „Sie kommt diese Woche aus dem Internat zurück. Zum Herbst ist sie von ihrer Freundin nach Madrid eingeladen. Sie muß sich nun schleunigst vorbereiten. Denken Sie, daß sie bei ein bis zwei Stunden Unterricht täglich gute Fortschritte im Spanischen macht?' Ich hatte Elisabeth drei Jahre nicht gesehen. Als sie mir die Hand hinstreckte, bewunderte ich wieder ihre stark strahlenden Augen. Sie lernte die Spra che spielend und bald begannen wir, von A. Pala ci» Baldes „Marta y Maria' zu lesen. Wenn trok

-- kenes Wetter war,.setzten wir uns in den Garten; Gewöhnlich las Elisabeth laut vor, zuweilen ich. 'Hinterher sprachen wir über den Inhalt. Es lag nähe7 daß wir hin und wieder abglitten, so auch bei dem geschilderten Ausflug-nach einer felsigen In sel, wo die noch kindliche Schwester mit oem Ver lobten der alteren allein abseits geriet — vor die gewaltige Meèreseinsamkeit, beide hingerissen vom Getöse der wuchtig brandenden Wogen und von der untergehenden Sonne, die ihren Farbenzauber im Masser trieb

! Das Mädchen bemerkte zwar die stei- jgende Flut, fühlte sich aber durch die zarte, doch Heimliche Neigung zu dem nahen Mann so gebor gen, daß sie wünschte, mit ihm von den Wellen fortgetragen zu werden. Elisabeth mußte diese Lage tief nacherlebt ha ben; beim Aufbrechen fragte sie gespannt und wie selbstverständlich auf tragisch erlösenden Ausgang gefaßt: „Sie ertrinken wohl beide?' Derartig drängte in ihr schon die Macht hehrer Empfindung, Kie häusig befähigt, selbst dem Verhängnis mutig

entgegenzuschreiten. „Nein', sagte ich, „sie ertrinken nicht.' Unsere Blicke begegneten sich; wir fühlten uns gegenseitig bestätigt. Dann gingen wir in die Kleiderablage. .Dahin begleitete mich Elisabeth meistens, um die Haustür hinterher zu schließen. Aber ehe ich dies mal den Hut vom Haken nahm, geschah etwas: wir strömten einfach so aufeinander zu mit den Lippen. Ihrem Vater blieb nicht verborgen, was uns Pariser Mlàerbogen Die Mse um die Welk. — Das Ende der Seine-àmnlbusse. — Die Dame und ihr Hund

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 3 von 8
Datum: 25.10.1906
Umfang: 8
nehmen können, daß nur von der einen Seite gegeben und gleich die Feier der Trauer wegen nur im engsten Familien- vou der andern nur empfangen wurde. kreise stattfinden sollte. Es war wunderbar, wie dieser ernste, verschlossene Mann Graf Landegg war angekommen, doch ohne seine Schwester auflebte, wie das Glück ihn verjüngte. Elisabeth sah es mit Beate mitzubringen. Er entschuldigte ihr Nichterscheinen, mit froher, dankbarer Empfindung. 'Zwar wich sie nach wie vor ihrer tiefen Trauer

, die es ihr unmöglich mache, einem Freuden- geschickt jeder Zärtlichkeit aus, aber sie fühlte, daß sie ihm fest beizuwohnen, und bat Elisabeth, ihr das nicht zu verübeln, dennoch ein Glück gab. Dies tröstete sie in den bangen Stunden, Wenn es die letztere nun auch nicht angenehm berührte, daß wo ihr Herz von Gewissensqual beschwert wurde, wo sie sich die Schwester bei der Hochzeit ihres einzigen Brnders nicht zu- immer wieder fragte, ob sie Landegg nicht doch betrüge und gegen sein wollte, und wenn sie diejenige

bei Tisch — wurde dem Grafen Landegg eine .. .... . r ^ - Depesche überbracht. Er öffnete sie, las, und ein eigentümliches g. Elisabeths Brauttoilette war beendet. Sie stand Mitten im Nucken lies über seine Küae Zimmer, m kostbare weiße Seide gekleidet. Auf ihrem Haupte Er suhr empor und pichte Elisabeth an sich in wildem. die MyrtmIrone und v-n di-I-r sl°b der lange dnstig- rasendem Schmerz: „Elisabeth, Elisabeth - mein Bater ist tot!' Schl-ur herab und nmhullt- 'htt schlanke. anmutige Gestalt

den Eltern, die ihm ihr „Elisabeth!' Beileid aussprachen, wenigstens dankend die Hand schütteln. Sie ging ihm einige Schritte entgegen, und der glückstrahlende Endlich ermannte er sich; er durste keine Zeit verlieren. Blick, der sie traf, zwang ein Lächeln auf ihre Lippen. Er er- er mußte sogleich Urlaub nehmen und abreisen. griff ihre Hand, zog sie an seine Lippen und flüsterte: „Mein Mit schwerem Herzen nahm er Abschied von Elisabeth und Lieb, wie schön bist du!' eilte fort. Elisabeth folgte

ruhig und sah der Zukunft ohne Angst ent gestorben. . gegen, fest entschlossen, dem Geschick ihr Glück, abzutrotzen. - Nachdem die Beisetzungsfeierlichkeiten vorüber waren, traf ein So machte sie den Eindruck einer glücklichen Braut, als Bnef von Landegg an Elisabeth em. ^ sie freundlich und ruhig an ihres Bräutigams Seite durch die Er enthielt Nachrichten, die Elyabeth erschreckten und be- Menge Neugieriger hindurch zum Wagen schritt. Die Fahrt unruhigten. . war kurz und die Kirche bald erreicht

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 3 von 8
Datum: 26.10.1906
Umfang: 8
nehmen können, daß nur von der einen Seite gegeben und gleich die Feier der Trauer wegen nur im engsten Familien- vou der andern nur empfangen wurde. kreise stattfinden sollte. Es war wunderbar, wie dieser ernste, verschlossene Mann Graf Landegg war angekommen, doch ohne seine Schwester auflebte, wie das Glück ihn verjüngte. Elisabeth sah es mit Beate mitzubringen. Er entschuldigte ihr Nichterscheinen, mit froher, dankbarer Empfindung. 'Zwar wich sie nach wie vor ihrer tiefen Trauer

, die es ihr unmöglich mache, einem Freuden- geschickt jeder Zärtlichkeit aus, aber sie fühlte, daß sie ihm fest beizuwohnen, und bat Elisabeth, ihr das nicht zu verübeln, dennoch ein Glück gab. Dies tröstete sie in den bangen Stunden, Wenn es die letztere nun auch nicht angenehm berührte, daß wo ihr Herz von Gewissensqual beschwert wurde, wo sie sich die Schwester bei der Hochzeit ihres einzigen Brnders nicht zu- immer wieder fragte, ob sie Landegg nicht doch betrüge und gegen sein wollte, und wenn sie diejenige

bei Tisch — wurde dem Grafen Landegg eine .. .... . r ^ - Depesche überbracht. Er öffnete sie, las, und ein eigentümliches g. Elisabeths Brauttoilette war beendet. Sie stand Mitten im Nucken lies über seine Küae Zimmer, m kostbare weiße Seide gekleidet. Auf ihrem Haupte Er suhr empor und pichte Elisabeth an sich in wildem. die MyrtmIrone und v-n di-I-r sl°b der lange dnstig- rasendem Schmerz: „Elisabeth, Elisabeth - mein Bater ist tot!' Schl-ur herab und nmhullt- 'htt schlanke. anmutige Gestalt

den Eltern, die ihm ihr „Elisabeth!' Beileid aussprachen, wenigstens dankend die Hand schütteln. Sie ging ihm einige Schritte entgegen, und der glückstrahlende Endlich ermannte er sich; er durste keine Zeit verlieren. Blick, der sie traf, zwang ein Lächeln auf ihre Lippen. Er er- er mußte sogleich Urlaub nehmen und abreisen. griff ihre Hand, zog sie an seine Lippen und flüsterte: „Mein Mit schwerem Herzen nahm er Abschied von Elisabeth und Lieb, wie schön bist du!' eilte fort. Elisabeth folgte

ruhig und sah der Zukunft ohne Angst ent gestorben. . gegen, fest entschlossen, dem Geschick ihr Glück, abzutrotzen. - Nachdem die Beisetzungsfeierlichkeiten vorüber waren, traf ein So machte sie den Eindruck einer glücklichen Braut, als Bnef von Landegg an Elisabeth em. ^ sie freundlich und ruhig an ihres Bräutigams Seite durch die Er enthielt Nachrichten, die Elyabeth erschreckten und be- Menge Neugieriger hindurch zum Wagen schritt. Die Fahrt unruhigten. . war kurz und die Kirche bald erreicht

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Lienzer Zeitung
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Seite 26 von 32
Datum: 26.09.1908
Umfang: 32
Elisabeth sah es ein, sie mußte sich fügen. Sollte denn die Qual des Harrens nie ein Ende nehmen? q- Nun hatte Rudolf geschrieben, daß Eberhard endlich aus der Obhut des Professors in Königsberg entlassen und nach Stangen- walde übergesiedelt sei. Ob die lieben Freunde — denn so könne er Brunnemanns doch Wohl nennen — ilin besuchen wollten, um seinen armen Bruder nach der langen Leidenszeit wiederzusehen? Mit fliegenden Pulsen hatte Elisabeth diese Botschaft ver nommen. Rudolf schien zu wissen

, was sie für Eberhard emp funden. Jetzt hatte der Kranke ihn wohl eingeweiht. Wie schön, wie gerecht war es von dem älteren Bruder, daß er dem anderen es gönnte, sie gleich nach seiner Rückkehr wiederzusehen! Der Besuch wurde für den folgenden Sonntag festgesetzt. Endlich, endlich sollte in Erfüllung gehen, was Elisabeth in tiefster Herzenskammer fast seit Jahresfrist mit verzehrender In brunst ersehnt hatte. Nun sie den Tag, die Stunde wußte, die ihn ihr wiedergeben sollte, nun brachen die freigewordenen Ge fühle

lichen alten Park umgeben. Alles machte den Eindruck behaglicher Wohlhabenheit. Elisabeth aber hatte keinen Blick dafür, ihr Auge trachtete nur danach, das Dickicht zu durchdringen, um zu erspähen, wo der Kranke sei, von dem Rudolf gesagt, daß er sich im Freien aufhalte. Er sei noch sehr schwach, hatte er hinzugefügt. Mutter und Tochter hatten zwei nebeneinanderliegenöe Zim mer erhalten, die aufs sorgfältigste mit zierlichen neuen Möbeln a.lsgestattet waren. Man hatte den Blick auf den Teil des Parks

, wo auf einem eingezäunten Platz zahme Hirsche ästen. Durch den hübschen Anblick gefesselt, blickte Elisabeth eine Weile hinaus. Da sah sie, wie langsam ein Krankenfahrstuhl aus einer dicht belaubten Allee vorwärts geschoben wurde. Nun hielt der Wärter das Gefährt an und kehrte ins Haus zurück. Ein Sonnendach verdeckte den Blick auf den im Wagen Sitzenden. Von jähem Schreck erfaßt, stürzte sie zur Tür und in eiligem Lauf hinunter. Da aber, als sie nur noch wenige Schritte von dem Fahrstuhl entfernt war, versagten

ihr die bebenden Knie den Dienst, und mit einem stöhnenden Laut sank sie zu Boden. Großer Gott, so sollte sie ihn wiederfinden! — Aber sie mußte sich fassen, durfte sich nichts merken lassen, wenn ihr das Herz auch noch so weh tat bei dem, was sie sehen würde. Mit übermenschlicher Gewalt erhob sie sich und schritt auf den Wagen zu. Da sah sie eine Gestalt darin sitzen, in sich zu sammengesunken und unbeweglich, wie schlafend. Elisabeth tat einen Blick unter den breitrandigen Hut, der das Gesicht be schattete

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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 03.10.1907
Umfang: 8
Elisabeth seinen Grnnd. Er l>arte sehr hastig ein paar Worte an Frau von Kerff geschrieben, einen Dank für ihre Gastfreundschaft und eine Entschnl digung für seine plötzlick^ Abreise, aber seitdem Zmitcn sie nicht wieder von ihm gehört. Und Su chen hätte ihn so gern wiedergesehen, nicht ihrer selbst wegen — oder Äoch! Denn ihr wäre es eine Beruhigung gelvesen. mit ihm über ihrer Mutier Befinden zu reden, das ihr gewisse Sorgen breitete. Sein Urteil war für sie maßgebend ge wesen. Sie konnte nichrs

, alles war unter Wasser, wie es Elisabeth schien. Trotzdem entschloß sich Elisabeth. Suschen ans Ansuchen, es waren mehrere Tage vergangen, ohne daß sie sich gesehen hatten. Auch schien der Regen aufhören zu wollen, fodaß es nur von den Baumen tropfte. Wie hätte sich die elegante Frau von Werben früher gegen dir Zumutung gewehrt, bei «solchem Werter und auf solchen Wegen anch nur einen Schritt zu machen. Jetzt trat Elisabeth hin ou5 auf die Straße, kurz gcsZ>ürzt. einen großen gesöirzt. Ein großer Teil >ber

nicht stören, bat. Elisabeth möge sich setzen, malt aber ohne Unterbrechung weiter. ..Man sollte wirklich meinen. Sie malen für Ihr täglici>es Brot/' sagte Elisabeth etwas unzu frieden. Sie schob einen Stuhl in die Nähe des Fensters, von dem aus man einen Bkick über das Tal auf die jenseitigen Höhen harte. ..Warum sollte ich denn müßig gehen?' fragt >u saune. ..Aber Sie können dock» einmal ausruhen.' Es war fast wie eine Verteidigung. Elisabeth hatte oft das Gefühl eines Vorwurfes bei der ununter brochenen

Arbeitssreudigkeit SuschenS. ..Das tue ich. auch, aber ich denke, da man Rechenschaft geben muß vom Gebrauche seiner Zeit „Nechensämst? - Sem?' ..Gottl' Elisabeth blieb eine Weile stille sitzen und sa hinaus, wo alles von Nässe glänzte. „Sie können doch anch anderes tun, wie gerade das, was Unen Geld einbringt.' ..Ich habe immer Verwendung für das Geld Jetzt habe ich so etwas wie einen Plan. Bcrgbauers Lenchen noch einmal untersuchen zu lassen, ob ihr nicht noch zu helfen ist Und wäre die Möglichkei

dazu da. so Snsanne sah zu Elisabeth auf. ..O. das wäre vermutlich eine neue Kur.' .LZohl möglich!' autwortete Elisabeth und lehnte sich zurück, leise seuszend. ..Sie wissen wohl nicht.' begann Su'scheir nach einer Weile, in der beide geschwiegen hatten. Susanna wunderte sich über Elisabeth so sehr geringe Teilnahme für alle ärztliche Dinge, und Elisabeth fragte sich, lvarum Susanns alles gleich auf religiöses Gebiet hinüberspielte. ..Kein freier Atemzug, alles nur auf Recht und Unrecht auf gebaut,' tvar

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Volksbote
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Seite 4 von 12
Datum: 15.11.1928
Umfang: 12
. Und es war ihnen klar, daß diese» Abbild getreu nur erreicht wird durch die gegenseitige hinopfernde Liebe der Gatten. Al» der Hochzettszug sich unter dem Schall der Hörner wieder zur umwaldeten Wartburg hinaufbewegte, stand e» im Her ze» de» jubilierenden Paare» beschlossen, daß keine» für fich, jede» für da» andere leben werde. O süße Lust, aas der Ferne der Jahrhun derte diese» innigste Füreinanderleben des Landgrafen Ludwig von Thüringen und seiner Elisabeth zu schauen! Elisabeth, die Krone aller deutschen

hin im Vollkommenheitsstteben Elisabeths die einschneidende Rolle spielen sollte. Als Konrad vor Aebernahme seines Amtes nicht mehr und nicht weniger verlangte, als daß sein Beichtkind ihm vollkommenen Gehorsam gelobe, unbeschadet aller Rechte der Ehe und Familie, willigte der Landgraf sofort ein und wohnte der Ablegung dieses Gelübdes bei, das unter gewisser Feierlichkeit im Franziskanerkloster zu Eisenach geschah. Und Elisabeth? Was Selbstvergessenheit des Weibes um des Mannes willen ist, das hat sich auf deutscher Erde erhabener

und erschütternder nicht geoffenbart als in jener trauten Abendstunde, da Elisabeth, in der Tasche des Gemahls kramend, plötzlich das kleine Tuchkreuz entdeckte, das Zeichen, daß der Fürst fich zum Zug ins Heilige Land ver sprochen hatte. Ich kann die Szene hier nicht schildern. Sie klingt aus in dem blutigen Opferwott Elisabeths: „Gottes Milde und Seligkett sei mit dir ewiglich, das wünsche ich dir allezeit, reite fott im Namen Gottes!' Ein anderes kleines Beispiel, wie fie ganz für den geliebten Mann lebte

, sondern di« Vereinigungen der Kaufleuie. Da» sst ftellich die wirksamste Waffe, die China gegen Japan führ« kor«. Ali MM«UilD WM» Ärgere Manzen in Sage, Geschichte und Volksmeinung Die hl. Elisabeth von Thüringen. \ (Sonnenröschen und andere Elisabeth- r blümlein.) r St. Elisabeth sagt's an, j Was der Winter für ein Mann j steht in alten Bauernkalendern für den „Aleizentag' vermerkt, den Gedenktag der lieben guten Frau Elisabeth, auch Elsbeth mit den Rosen genannt, die als Tochter des Ungarnkönigs Andreas

II. und seiner Ge mahlin Gertrud aus dein mächtigen Geschlecht der Brixner Vögte, der Grafen von Andechs und Herzöge von Meranien, im Jahre 1207 zu Preßburg geboren wurde und bei der Taufe den Namen der Mutter des heiligen Johannes Elisabeth, d. h. die Gott- geschworene» erhielt. Obwohl das heilig- mäßige Erdenwallen dieser edlen Frau nur vierundzwanzig Jahre währte, war es doch so reich an beispielgebendem Eottvertrauen und aufopfernder Nächstenliebe, daß sie schon vier Jahre nach ihrem Tode heilig ge sprochen

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 2 von 8
Datum: 09.11.1906
Umfang: 8
Elisabeth lächelte seltsam, was aber Edith entging. „Ich glaube, dein Gatte würde nie heftig gegen dich wer den,' fuhr sie fort, „er scheint dich auf Händen zu tragen.' „Herbert sagt mir nie ein böses Wort,' antwortete Elisa beth ihrer Freundin. „Du Glückliche!' Auf Elisabeths Züge trat ein schmerzlicher Ausdruck. War sie denn glücklich? Nein — — Edith war von ihnen beiden die Glücklichere, denn sie liebte ihren Gatten, hatte ihn aus Neigung geheiratet. „Bist du etwa nicht glücklich, Edith

?' fragte sie nach einer kleinen Pause. „Was bedeutet denn ein hartes Wort, ein Vor wurf deines Gatten gegenüber den Liebesbeweisen, die er dir täglich gibt?' ' „Du hast recht, Elisabeth, ich schäme mich ja auch vor dir. Ich bin so reich — ich habe meinen Jungen, und Hugo ist meist so lieb und nett, daß man seine kleinen Schwächen immer bald vergißt.' „Und von einem geliebten Menschen erträgt mau ein böses Wort viel leichter, nicht wahr?' „Ach nein, Elisabeth, leicht erträgt

man es auch da nicht: aber ich habe ein glückliches Temperament, ich komme doch ziemlich schnell darüber hinweg.' „Ja, Edith, das hast du und damit einen reichen Schatz.' Edith lachte schon wieder fröhlich auf und plauderte bald von andern Dingen mit Elisabeth, aber diese blieb ernst und nachdenklich. Sie verabschiedete sich früher als sonst und sogar, ohne den kleinen Merner gesehen zu haben. Das Gespräch mit Edith hatte sie seltsam bewegt, und es war ihr fast wehe dabei geworden. Ein Vergleich mit ihrer eigenen Ehe drängte

sich ihr auf. In Ediths Ehe ein Kämpfen mit den gegenseitigen Schwächen, Streit und heftige Szenen, Tränen und Sorge, und doch beide Teile durch Liebe verbunden. In ihrer Ehe alles harmonisch, der eine dem andern freundlich und maßvoll begegnend, nie Streit, nie Meinungsverschiedenheit, und doch sehlte das Beste: die volle gegenseitige Liebe, denn nur auf der einen Seite war wirkliches, hingebendes Gefühl vorhanden. Elisabeth hatte in der letzten Zeit nicht mehr so viel ge weint und geklagt, sie hatte sich schon

angehalten. Endlich brach die Sonne wieder durch und wärmte mit ihren Strahlen noch einmal die Erde, ehe Schnee und Eis sie winterlich be decken sollten. Graf Landegg hatte ein Alleinsein mit seinem inngen Weibe lange nicht genossen. Des schlechten Wetters wegen waren die gemeinsamen Ausgänge und Fahrten unterblieben. Heute bat er Elisabeth, wieder eine .Ausfahrt mit ihm zu machen, und Elisabeth sagte wie immer, bereitwilligst zu. Der elegante, zweisitzige .Wagen stand bereit, und die beiden mu tigen

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 2 von 8
Datum: 02.11.1906
Umfang: 8
Seite und machte dem Bruder allerlei Mitteilungen. Während dieser kurzen Zeit konnte Elisabeth sie beobachten. Beate von Landegg war groß und schlank, gut einen Kopf größer als Elisabeth. Ihr Gesicht zeigte edle Linien, aber um! den Mund mit den schmalen Lippen lag ein Zug stark ausge prägter Herrschsucht, und die grauen Augen blickten kalt hinter halb geschlossenen Lidern hervor. Beate mochte wohl den Vier zigern nahe sein und gehörte zu den Erscheinungen, die nie alt werden, weil sie niemals

eigentlich jung ausgesehen haben. Jetzt öffnete Graf Landegg eine Tür uud ließ Elisabeth ein treten. Ueberrascht blieb sie auf der Schwelle stehen und ein Laut der Bewuuderuug entglitt ihren Lippen. Graf Landegg weidete sich an ihrem Staunen, dann schob er sie sanft vorwärts. Alles war hier gediegen und kostbar und wirkte vollendet, hohen Kunstsinn und edlen Geschmack verriet die ganze Anordnung und Einrichtung. „Habe ich deinen Geschmack getroffen, Liebling?' fragte er endlich. „O Herbert

— soll dies wirklich mein Reich sein, soll ich Hier wohnen?' fragte Elisabeth dagegen. Er lachte. „Natürlich, du Närrcheu! Für wen hätte ich denn sonst wohl dieses Nestchen gebaut?' „Wie gut du bist, Herbert! Wie soll ich es dir je danken?' „Danken?' fragte er glückerfüllt. „Du dankst mir schon da durch, daß du mir hierher in die Ferne gefolgt bist, daß du mein Weib geworden bist.' Eine jähe Blutwelle ergoß sich über Elisabeths Antlitz. Was könnte sie ihm denn als sein Weib geben? Nichts! Vorläufig duldete

sie nicht einmal eine Liebkosung von ihm, und er suchte sie fort und sort mit Liebesbeweisen zu überschütten. Welch ein drückendes Gefühl, diese Dankesschuld. Graf Landegg merkte nicht, was in ihrem Herzen vorging. Er führte sie in dem seligen Bewußtsein, Freude zu bereiten, weiter durch die andern Räume und endlich hinaus auf einen kleinen, ganz mit Kletterrosen umrankten Balkon. Wie indem Märchen vom Dornröschen, so wucherten hier die Rosen und ließen nur einen kleinen Ausblick ins Freie zu. Elisabeth trat an die Brüstung

zu. „Wunderbar schön ist es auf Landegg.' „Elisabeth — cs gefällt dir in deiner neuen Heimat? Wie glücklich mich das macht!'^ Er zog sie an sich und küßte sie. Zum erstenmale wehrte sie ihm nicht und duldete seine Zärtlichkeit. Sie fühlte, daß sie es ihm schuldig sei für all snne Liebe und Güte. — Das Plätzchen zog Elisabeth mächtig an und sie mußte sich mit Gewalt losreißen. Es war die höchste Zeit, ihre Toilette zu., wechseln. Sie legte eine blütenweiße Kaschmirrobe an, um die Taille schlang

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Lienzer Zeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 02.04.1941
Umfang: 8
groß oder klein, der eine Frau ganz ohne Geld heiraten könnte. Er kann es nicht, denn er hat Verpflichtungen gegen sein eigenes Stück Erde und die Menschen darauf. — Sie wür den uns höchstens zwingen, unverheiratet zu bleiben, mich, und ich glaube, auch Elisabeth.' „Was Sie tun, ist mir wirklich wurscht, entschuldigen Sie schon. Aber meine Tochter? Nee, Baron, die heiratet, da können Sie sich darauf verlassen. Und vorläufig studiert sie erst mal. Nee, nee, damit machen Sie mir nicht bange

.' „Glauben Sie wirklich, Herr Zuppke, Sie könnten Elisabeth und mich trennen? Nach dem wir über ein Jahr lang alles und jedes miteinander besprochen haben? Nachdem sie von allem unterrichtet ist, was Groß-Leitenau betrifft, als wäre sie schon die Herrin dort. Zuppke ging wie eine Rakete hoch: „Herr! Sie haben sich hinter meinem Rücken mit ihr getroffen?' Er kochte vor Wut. „Nein, wir haben nur brieflich verkehrt, da zunächst mein Vater ebenso halsstarrig war wie Sie. Es blieb uns nichts anderes übrig

.' „Was? Ihre Familie stellt sich gegen meine Tochter? Und das wagen Sie mir zu bieten?' „Mein Vater hat seinen Stolz, wie Sie Ihren haben. Aber er hat nachgegeben, und Elisabeth ist auch ihm willkommen. Er kennt sie ja schon und mag sie persönlich gern.' Zuppke hatte gar nicht hingehört. Erregt ging er im Zimmer'aus und ab: „Das ist ja unerhört!' „Da ich der Erbe von Groß-Leitenau bin, dürfte Ihnen Elisabeths Zukunft doch wohl einigermaßen gesichert erscheinen. Ich bitte deshalb —.' „Quatsch

Kaffeetisch. „Der Herr Baron läßt sich entschuldigen, er war etwas eilig', sagte er in behäbiger Behaglichkeit. „Du hast ihn fortgeschickt!' Elisabeth stand mit hochrotem Kopf, bebend vor Erregung, vor ihrem Vater. „Stimmt! Da er dich ohne Geld nicht haben wollte, hatte sein Besuch sowieso keinen Zweck mehr.' „Papa! Er kann doch keine Frau ohne Geld heiraten! Er mühte auf die Erbschaft verzichten und eine Stellung als Inspektor suchen.' „O weh, da würde der Herr Baron ja arbeiten müssen!' spottete Zuppke

. Aber Elisabeth rief außer sich: „Schluß? Ich denke nicht daran! Arbeiten, sagst du? Du solltest einmal sehen, wie der alte Baron und seine beiden Söhne mit anfassen. Sie haben nur einen Inspektor für die Brennerei, alles andere leiten sie selber.' „Leiten! Passen auf, daß die anderen ar beiten! Ha, ha.' „Du schleppst deine Kohlen ja auch nicht selber und kutschierst mit deinem Kohlen wagen nicht durch die Straßen.' Der Alte stand sprachlos vor Elisabeth. War das seine sanfte Tochter? Die Wut packte ihn aufs

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Lienzer Zeitung
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Seite 23 von 28
Datum: 19.09.1908
Umfang: 28
ihrer teuersten Schätze. Elisabeth hätte kaum mehr hin auf das, was Aida sagte. Das letzte Wort, das der liebe alte Mann im Sterben ausgesprochen, war Elisabeths Namen gewesen. Und sie, die er mit Güte über häuft, hatte den gebrechlichen Greis leichtherzig allein gelassen, um ihren Sinn an neuen Eindrücken zu erfreuen! — Sie hätte seinen Tod verhindern können, den er, verlassen, unter raubgieri gen Dienstboten hatte leiden müssen. Unbeweglich saß das junge Mädchen da, den tränenschweren Blick zu Boden

gerichtet. Aida hatte noch viel auf dem Herzen, aber da ihre Herrin so verzweifelt war, wagte die Negerin nicht, sie mit dem ganzen Umfang dessen, was sich hier zugetragen hatte, bekanntzumachen. „Rufe mir Pedro!' gebot Elisabeth. „Er ist doch noch hier?' Von dem Koch, der seit Jahren in des Oheims Diensten gestanden, wußte sie, daß er etwas Deutsch gelernt, und wollte, obschon sie den Bericht Aidas in portugiesischer Sprache vollkommen ver standen hatte, in ihrer Muttersprache von ihm über die letzten

vorbeifuhr. Das Mädchen hat den hübschen weißen Hut von Senhora mit den blauen Blumen aufgehabt, und einige Koffer sind im Wagen gewesen, die der Bäcker bei Ihrer Ankunft bemerkt und wiedererkannt hat. — Ah, das ist schön, daß Senhora nicht über die schönen Kleider weint! Aber ich, ich bin sehr traurig, daß alles von mir verloren ist.' „Glückliches, beneidenswertes Geschöpf,' dachte Elisabeth, „das sich um solche Dinge noch betrüben kann!' Sie sagte, als Aida in einen neuen Tränenstrom ausbrach: „Sei

ruhig, gutes Mäd chen, ich werde dir alles ersetzen, du sollst keinen Mangel leiden.' Da zog ein frohes Lächeln über Aidas wulstige Lippen, und sie küßte Elisabeth den Saum des Kleides. „Und nun führe mich zum Kirchhof!' gebot die Betrübte. * « * Lange hatte Elisabeth an dem frischen Grabe in inbrünstigem Gebet gestanden und den stillen Schläfer da unten um Vergebung angefleht, daß sie in seiner Todesnot nicht an seiner Seite ge wesen. — Er würde es ihr wohl verzeihen

vergebens nach Trost. Für andere und für die Pflicht zu leben, das hatte Eberhard sie als den Zweck des Daseins erkennen gelehrt, der allein es lebenswett machte. — Die Malerin und Hedwig Warkentin verdankten den Frieden ihres Gemüts der Rückwir kung des hohen Gedankens, ihre Kraft und die Früchte Ihres Fleißes in den Dienst barmherziger Menschenliebe zu stellen. — Was hatte sie selbst, Elisabeth, getan? Wie drängte es sie, sich mit ihrem Gram und ihren Selbst anklagen zur Mutter zu flüchten

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Lienzer Zeitung
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Seite 22 von 28
Datum: 19.09.1908
Umfang: 28
-»-j. ^ rinnen mit einem sehr liebenswürdigen, freundlichen Lächeln. — „Dieses soll unser Abschiedsgruß sein/' meinte Elisabeth, „wenn Sie, liebstes Fräulein Stahlberg, damit einverstanden sind.' „Vollständig. Ich denke auch: Die Freuden, die man über treibt. ' „Wie hübsch, daß Sie mit mir übereinstimmen; wann wollen wir denn abfahren?' „Ich denke morgen. Und noch heute telegraphieren wir nach Cintra.' Da küßte das junge Mädchen die ältere Freundin auf offener Landstraße. „Wie freue

ich mich auf Onkel Theodor!' Sie liebes Herz!' IS. Nun fuhren Elisabeth und Fräulein Stahlberg wieder nach ihrem lieben Portugal zurück. Der ganze Abteil duftete nach den köstlichen Rosen, die das spanische Geschwisterpaar zum Abschiede gesandt. Durch den Pförtner des Hotels hatte der Marquis die Stunde der Abreise zu erfahren gewußt. Da Gon zalez es nicht wagen konnte, persönlich zu erscheinen, hatte er wenigstens durch den Blumengruß zu verstehen gegeben, daß seine Liebe für das junge Mädchen trotz

der Ablehnung seiner Werbung nicht erloschen sei. Die Stunden zogen im Flug dahin, während die Damen der köstlichen Zeit gedachten, die sie in Spanien verlebt. Tausendmal vergegenwärtigte Elisabeth sich das Wiedersehen mit dem Oheim, den sie ein bißchen schelten wollte, weil er seit fast einer Woche im Drangö der Geschäfte vergessen hatte, ihr Nachricht zu geben. Gewiß wollte er die Nichte durch die vollendete Tatsache über raschen, daß er sein Geschäft verkauft habe. Wie freundlich lächelte

ihr doch das Geschick! Nachdem sie so namenlos Schweres durchgemacht, gab sich die Sonne des Glücks ja förmlich Mühe, ihr trauriges Herz mit neuer Lebensfreude zu erfüllen. Nun glaubte Elisabeth an ihren guten Stern, und in fester Zuversicht jauchzte es in ihr auf: „Nun muß sich alles, alles wenden!' — Die Sorgen der Eltern wollte ihr prächtiger, alter Oheim verscheuchen, — nun würde Gott auch endlich ihr Flehen um Genesung des Heißgeliebten erhören, und wenn der Teure infolge seines Unglücks auch seinen Mut

verloren hatte — sie wollte alles Zagen in ihm besiegen, an ihrer Seite sollte er wieder hinaus in den Sonnenschein, hinaus in die lichte, schöne Welt! Es war früher Morgen, als der Zug in die Bahnhofshalle von Lissabon einlief, wo der Oheim sie gewiß schon erwartete. Suchend sahen sich die Angekommenen aus dem Perron um, der alte Herr war nicht da. „Wie schade,' bedauerte Elisabeth, „gewiß hat Onkel Theodor nicht so früh fortgekonnt oder er hat sich verspätet.' So lange die Damen auch warteten

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Lienzer Zeitung
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Seite 26 von 32
Datum: 29.08.1908
Umfang: 32
' durch Glücklichmachen. Die Quelle meines seelischen Leidens versiegte. Ich sah ein, daß ich kein Recht hatte, mich dem Egoismus des Schmerzes hinzugeben.' Noch lange, nachdem Tante Hedwig ihrer jugendlichen Freundin diese Geständnisse gemacht hatte, mußte Elisabeth an Hedwigs Liebessrühling denken. Dem jungen Mädchen schien es unfaßbar, daß, wenn das Geschick sich zwischen sie und die Er füllung ihrer heißesten Wünsche stellte, irgend etwas in der Welt, feien es Menschen, sei es ein Beruf, ihr jemals Trost

für das ver lorene Glück bieten könnte. 12. Draußen im Hafen lag der „General-Feldmarschall' bereits unter Dampf. Elisabeth war von Fräulein Warkentin bis Hamburg begleitet worden und bestieg nun mit ihr das Schiff, da die mütter liche Freundin noch sehen wollte, wie das junge Mädchen unter gebracht sei. Es zeigte sich, daß Elisabeth mit einer älteren Dame zusammen eine Kabine bewohnen sollte, und diese Dame war niemand anders als Fräulein Stahlberg. Die Reisegefährtinnen schienen Gefallen aneinander

zu finden, und Hedwig Warkentin verließ ihren Schützling in der Überzeugung, daß Elisabeth in guter Obhut sei. Nun kam der Abschied, alle nicht Mitfahrenden mußten den Dampfer verlassen, Lebewohlrufe in allen erdenk lichen Sprachen schallten vom Anlegeplatz hinüber, Tücher wurden geschwenkt, und majestätisch zog das Riesenschiff seine Bahn zur Elbe hinaus der Nordsee zu. Aus dem Nebel, der die Ufer einhüllte, tauchten, von einem schüchtern durchblickenden Sonnenstrahl ab und zu erhellt, einzelne Partien

deutlicher hervor, bald eine weiße Häusergruppe, bald ein schlanker Turm. Eine heitere Weise, die jetzt von der Schiffskapells gespielt wurde, schmeichelte sich den Abfahrenden ins Ohr. Bald darauf ertönte die Glocke, welche die Passagiere der ersten Klasse zum Kaffee rief, wo man sich gegen seitig bekannt machte. Als Elisabeth alle die fröhlich plaudernden Menschen sah, da verließ sie der Druck, der auf ihr lastete, für kurze Zeit, und sie gewann Teilnahme für ihre Mitreisenden. Unter denen waren außer

zu ihren Seiden kleidern und man sprach dem Diner, das kostbar und umfangreich wie an einer Hochzeitstafel war, mit einer Selbstverständlichkeit zu, als ob man es immer so gewohnt sei. Elisabeth, unter den Frauen und Mädchen der schönsten eine, erregte allgemeine Aufmerksamkeit, um so mehr, als sie sich ihrer äußeren Vorzüge gar nicht bewußt schien. Am liebsten unterhielt sie sich mit Fräulein Stahlberg, die ihr viel Freundliches über den Onkel mitzuteilen wußte, und die ihren künftigen Bestimmungs ort

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Bozner Tagblatt
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Seite 4 von 4
Datum: 23.01.1945
Umfang: 4
auf sie. „Elisabeth. Elisabeth!' jauchzte der rundliche Buchhalter, „nui: ist es doch zu mir gekommen, das große Glück. Man muß nur darauf warten können.' Er überreichte der Angebeteten ein Veilchensträußcheu und strahlte über das ganze Gesicht. Seine Goldplomben leuchteten in der Sonne. riss dann auch den Tankdek warf die Handgranate hin- selzle hinab vom Wagen und . in den nächsten Trichter. Das war schneller geschehen als es Einzelkämpfer auf seinen Spuren da sich nachher berichten lässt; jeden- Grosswild

jagen, falls lag nun der Noichl mit hämmern- Johannes Vogel Tapfcrkeilsmedaille vor. Er war nun der berühmteste Drachen toter der Westfront. Ein kühner Vorläufer der Grenadiere, die in diesem Kriege als Der falsche Schein # Von Heinz Schatpf Elisabeth stand im Zigarrenladen Natürlich will ich! hätte Elisabeth und bediente verträumt. Immer blick- am liebsten gerufen, aber die törichte ten ihre Augen mit einem tiefen sehn- Jungfrau zögerte, sie zeigte sich dem An. I > aiiU'iikaüL Jie Sul

und stand,- träumte Elisabeth vom großen Glück. Aber es zeigte sich nicht. Urn so öfters erwartete sie das kleine in Gestalt des etwas zu rundlich gera tenen Buchhalters Franz, der Elisa großen Glück nicht gewachsen. Was würde der Herr denken? dachte sie, wenn ich gleich ja sagte. Sie handelte dem großen Glück gegenüber, als handelte es sich um das nächstbeste kleine. Zu allem Überfluß fiel ihr auch noch ein. daß nach Qeschätsschluß ja der gute Franz auf sie wartete. „Bedaure' - beth schon väterlich

zugetan war, als sagte sie mit einem leichten Anflug von Der DracbeeDHer vom Dayrischen Wald sie noch im Flügelkleide die Schule schwänzte. Nun führte er das ihm be reits über den Kopf gewachsene Mäd chen des öfteren in ein Cafö oder In ein Kino und atzte cs mit seinem rei chen angelesenen Wissen, das er sonst nicht viel verwerten konnte. Elisabeth Stolz, „das geht leider nicht, ich werde heute abend von meiner Tante abge holt,' „Schade', lächelte das große Glück, „dann vielleicht morgen, ich bleibe

noch einige Tage.' Und es ließ noch einmal seine Augen, seine Zähne und den ganzen Zauber seines Wesens saß meist stumm an seiner Seite, was Männer, die in einem weiblichen We- leuchten, dann verließ es das Geschäft seit ein tiefes Gemüt vermuten, nicht und ließ Elisabeth im Innersten aufge- , . weiter anficht, eher beglückt. Sie hielt wühlt zurück. „ Während englischer Angriffe kurz rissenen, zerfetzten, durchwuhlten s j c |, <j as jjjeine Glück in Reserve, wie Morgen, morgen! jauchzte ihr Herz

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Lienzer Zeitung
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Seite 26 von 32
Datum: 04.07.1908
Umfang: 32
sie, „soll man mehr dein gutes, allezeit hilfsbereites Herz oder deinen Feuereifer in Hinsicht auf deine geistige Vertiefung bewundern. — Aber hast du auch schon daran gedacht, daß der kleine Gott mit dem Pfeil dich auf einen ganz anderen Weg führen könnte, — auf den an der Seite eines ge liebten Mannes?' Lachend wehrte Elisabeth ab. „Ich werde mich wohl nur der Wissenschaft vermählen! — Wie der Mann beschaffen sein müßte, der mir Sinn und Herz davon abwendig machte, kann ich mir nicht vorstellen!' „Du hast

noch nie geliebt!' „Nein', sagte sie errötend. „Ein junger Nachbar hielt Zwar um meine Hand an, doch da ich nichts für ihn fühlte, gab ich ihm einen Korb. Mein Vater war allerdings recht unzufrieden damit. — Der einzige Gedanke, der mir bei dieser Aussicht vorschwebte, war, daß ich anstatt in unserem in einem anderen Haushalt die Wirtschaft zu führen gehabt.' „Da war's schon besser, du trenntest dich nicht von deinen Eltern.' „Übrigens', bemerkte Elisabeth, „kann ich es mir gar nicht er klären

, daß die Mutter noch immer keine Nachricht gibt. Ich warte schon mit Ungeduld darauf.' Etwas verlegen antwortete Fräulein Warkentien, in deren Tasche ein inhaltsschwerer Brief knisterte, der Elisabeths Hoff nungen in doppelter Hinsicht durchkreuzen sollte: „Ich habe von deinem Vater Nachricht erhalten.' „Gott sei Dank, endlich! — Aber lag für mich keine Zeile dabei?' fragte das junge Mädchen befremdet. „Nein, liebes Kind', war die zögernd gegebene Antwort. Elisabeth sprang auf. „Tante Hedwig, da ist gewiß

etwas pas siert! — Ist etwas Schlimmes vorgefallen?' „Hoffentlich ist es nichts von Bedeutung', entgegnete Fräu lein Warkentien. „Deine Mutter hat sich eine kleine Verletzung am Fuß zugezogen, und da ist es ja erklärlich, daß die Sehnsucht nach dir im Elternhause groß ist.' Erschreckt war das junge Mädchen zusammengefahren. „O mein Gott, mein armes, geliebtes Mnttchen!' Mitleidig blickte die alte Dame ihre Pflegebefohlene an. Wie wäre Elisabeth erst von Schreck und Schmerz überwältigt worden

, wenn Hedwig ihr mitgeteilt hätte, daß Herr Brunnemann auf seinen bevorstehenden wirtschaftlichen Zusammenbruch hingewie sen! Angesichts dieser traurigen Verhältnisse mußte das junge Mädchen nun den Eltern beistehen und wahrscheinlich endgültig auf ihr weiteres Studium verzichten. An eine Rückkehr nach Berlin war wohl gar nicht zu denken. — Dieser Schicksalsschlag mußte Elisabeth gerade jetzt treffen, nun sie die schönsten Zukunsts- pläne geschmiedet! Hedwig aber fühlte sich außerstande

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Bozner Zeitung
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Seite 1 von 8
Datum: 25.09.1907
Umfang: 8
Vsvnsn. Roman in drei Büchern von H. v. Schreiiershofen. Nachdruck verboten.) (23. Fortsetzung.) Der Hof schien Elisabeth heute noch verwahr loster und' verfallener z» sein, als sei: sre ihn vor nun mehreren Monaten zum ersten Mal be sucht. Auch die Bergbäuerin machte ihr einen noch bleicheren, abgearbeiteteren Eindruck. Doch konnte 'sie nur einen flüchtigen Blick auf sie werfen, die Frau verschwand sofort aus der Tür. in der sie sich nur einen kurzen Augenblick nach dem lahmen Kinde umgesehen

hatte. Die Kleine saß auf einem niedrigen Stuhle vor dem Hause in der Sonne, die ihr scharf ge zeichnetes, mageres, - kleines Gesicht mit einem schlichen Rosenschimmer übergoß. Das Kind hielt seine kleine Hand gegen die Sonne und beobach tete. wie durchsichtig die dünnen Fingerchen waren. Elisabeth sagte dem kleinen Mädchen, das nach Lenchen getauft und genannt war, einen freund- lichen Gruß, in dem aber mehr Herablassung lag, als sie selbst wußte. Die Hand reichte sie der Klei nen nicht, dazu konnte

in ihr auf. aber es rvir nichts an dein Kinde, was Elisabeth hätte vergesst.! ma che» tonnen, daß es „armer Leute' Kiud war. Sie wollte anklopfen, da fühlte sie sich am Kleide zurückgezogen und hörte gleich eine laute 'Stimme, die scheltend und zankend aus dem In nern, der Stube kam. Das lahme Kind stand hinter Elisabeth. „Was willst du?' fragte sie ungeduldig. Die Kleine machte ihr ein Zeichsn, zu schweigen und mir ihr zu kommen, wa's Elisabeth etwas nnwillig ta:. Tann wiederholte sie ihre Frage. Das Kind machte

ihr begreiflich, sie solle nicht ki'xr hineingehen, bis der Vater weg oder die Mutter herauskäme. „Er haut sonst,' schloß er feine selbst für Elisabeth ganz klare Auseinander setzung. Eine plötzliche Angst befiel Elisabeth, und sie dachte an Greiner. dessen Schutz ihr auf einmal sehr wünschenswert erschien. Lenchen sah Elisabeth aufmerksam an und be urteilte ihr Zurückweichen mit der zeistigen Schärfe kränklicher Kinder ganz richtig. ..Dichi nicht — Mutter oder mich. O. da ist Wilhelm

, daß er nicht einmal einen -chmerzenSlaut von sich gab. Als der Aufzug im zweiten Stockwerk anlangte, sah man den blutigen schwand plötzlich ans ihrem Gesichtchen. 6K ivar ein Kindergesichr wie vordem. Wilhelm Muschweck kam herangetrabt und sein Blick richte anf Lenchen, die ihm erfreut zuwiirkte. Unter dem halboffenen Fenster blieb er stehen, horchte hinein und nickte Lenchen verstäitdnisvoll zu. Tis Kinder tuschelten zusammen, und Elisa beth hörte Lencheir sagen, sie. Elisabeth, habe durchaus hinein gewollt

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Lienzer Zeitung
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Seite 19 von 26
Datum: 10.12.1904
Umfang: 26
Beilage zur rietrzer Verlag von I. G. Mahl in Lienj. Die Belagerung von Holothurn. Von FranconionZ. (Nachdruck verboten.» ' it gefalteten Händen, den tränenschweren Blick zu ihm, dem Herrn emporgerichtet, von dem allein sie Trost ^ ^ ^ erhoffen konnte, stand Elisabeth, des Stadtschnltheißen von Solothnrn, Hugo von Bucheggs einzige Tochter, iu der Wölbung eines Fensters ihres Gemaches und flehte mit klopfendem Herzen zu Gott, daß er deu teuren Vater schützen möge in der Stunde der Gefahr

, denn er war ausgezogen auf die äußeren Wälle, um an der Spitze seiner Mitbürger einen Sturm des Feindes abzuschlagen, der den langen blutigen Kämpfen viel leicht ein Ende gemacht, das freie Haupt der Schweizer, mit den ihnen angestammten Rechten aber unter die Herrschaft Österreichs gebeugt, ihnen ihre Unabhängigkeit geraubt hätte. Obgleich noch in ganz zartem Frauen- alter, hatte Elisabeth doch des Ungemachs viel schon erduldet. In frühester Kindheit verlor sie die geliebte Mutter und bald darauf den teuren Bruder

; sie allein blieb nur dem Vater übrig, von ihr erhoffte er einst Freiide für sein Alter. Von der Natnr mit vielen Reizen aus gestattet, mit einem Herzen, das für alles Gute schlug, erwarb Elisabeths frommer Sinn für sich die Liebe aller, die sie kannten. Die schöne Elfe nannten sie die Jünglinge, das Muster strenger Sittigkeit, die Mutter ihrer Vaterstadt, und manches Greisenherz beneidete den Stadtschultheißen im stillen ob seiner gnten, sanften Tochter. Sechzehn Jahre waren schon Elisabeth verflossen

, wie ebensoviel Tage; die Freude ihres Vaters war ihre eigene; ihm jede Art Bequemlichkeit fürs Alter zn verschaffen, darnach strebte sie, für ihn nur lebte sie. Da empfing der Stadtschultheiß ein Schreiben seiner Schwester; sie lebte in dem Lanterbrunnental als Witwe still und eingezogen. Sie war schwer erkrankt und äußerte den Wunsch, bevor sie scheide von der Welt, den vielgeliebten Bruder und Elisabeth — die ihre Erbin war — noch einmal zu sehen. So ungern auch der Stadtschultheiß sich auf die Reise

machte, so galten doch die letzten Wünsche seiner Schwester ihm als ein Befehl; darum ermähnte er Elisabeth, sich zu der Reise auzuschickeu, die auch nicht einen Tag verschoben werden durfte. Zum ersten Male in ihrem Leben ver ließ Elisabeth das stille Baterhaus; die Gegenstände, die sie nun gewahrte, erregten ihr Erstannen; alles kam ihr größer, schöner vor wie in der Vaterstadt. Ebenso betrachtete man auch sie mit Blicken der Verwunderung; diese hohe, edle Gestalt, die blendende Schönheit

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