, ohne einen Stuhl oder eine Bank; ein schlechter Tisch und ein dürftiges Bett bildeten die ganze Einrichtung. Der kalte Wind, der ans Fenster schlug, verscheuchte den Schlaf des schwer leidenden Kranken. Elisabeth verlangte nach einem Arzt; es gab keinen in Sarapoul. Da sie sah, daß die Bewohner des Hauses keinen Anteil an dem Zustand des armen Sterbenden hatten, ent schloß sie sich, allein ihm Linderung zu verschaffen. Zunächst befestigte sie zum Schutze des Kranken am Fenster ein Stück alter Tapete. Dann ging
sie aufs Feld, um wollige Hülsen des Süßholzes zu sammeln, mischte sie dann, wie sie es von ihrer Mutter gelernt hatte, mit allerlei Kräutern und bereitete daraus einen heilsamen Trank, den sie dent armen Mönch reichte. Sobald der Tag sich neigte, verschlimmerte sich sein Zu stand mehr und mehr und die unglückliche Elisabeth konnte ihre Tränen nicht zurückhalten. Der Kranke hörte sie und weinte selbst über den Schmerz, den er nicht lindern konnte, denn er fühlte, daß er nicht mehr aufstehen
würde und daß auf dieser Welt fein Ende gekommen sei. „Mein Gott", betete er, „ich werde nicht gegen Deinen Willen murren; aber wenn Du mir erlaubt hättest, diese arme Waise bis zum Ziele ihrer Reise zu führen,' würde ich ruhiger sterben." Elisabeth hatte eine Kienfackel angezündet und ver brachte die ganze Nacht bei der Pflege ihres Kranken. Kurz vor Tagesanbruch wollte sie ihm zu trinkeu reichen. Der Missionar, der fühlte, daß er nicht mehr viel reden könne, richtete sich im Bett auf, und nahm das Glas aus der Hand
Elisabeths mit den Worten: „Mein Gott, ich empfehle sie demjenigen, der uns hoffen ließ, daß ein in feinem Namen gereichtes Glas Wasser keine verlorene Wohltat sein würde." Diese Worte verrieten Elisabeth, daß der letzte Augen blick nähe sei. Sie fiel vor den: Bett auf die Knie, die Stirne war ihr mit kaltem Schweiß bedeckt und das Herz schmerzlich beklommen. „Mein Gott, habe Mitleid mit ihr", wiederholte der Sterbende, indem er sie tief gerührt betrachtete. Als er sah, daß die Größe ihres Schmerzes
zunahm, rief er aus: „O mein Gott, tröste dies Kind und erhöre mich!" Elisabeth zitterte, unterdriickte ihr Klagen, trocknete ihre Tränen und gab, die Augen auf den Mönch gerichtet, auf merksam auf seine Worte acht. Er stützte sich auf das Brett, das ihm als Kopfunterlage diente, und fuhr, indem er all seine Kräfte sammelte; fort: „Mein Kind, du wirst auf deiner Reise mitten in der schlechteir Jahreszeit großen Gefahren ausgesetzt sein; ein wöhnlichem Mut, mein Kind, und der Aufenthalt am Hofe