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Lienzer Nachrichten
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Seite 3 von 20
Datum: 20.02.1912
Umfang: 20
-Einsendungen Montag ose Zuschriften werden icht rückgestsllt. Offene nähme des Mattes gilt rls eine Kündigung zeln« Nummern 10 k. V' S1 ihr der Wirt drei Rubel mit der Versicherung, daß dies olles sei, was die Börse des Missionars enthalten. Elisabeth nahm sie mit dem Ausdruck des Dankes und setzte dann die Reise sort, die nun, da ihr der gute Mönch, der für sie gesorgt, fehlte, immer beschwerlicher wurde. In den ersten Tagen des Oktober kam sie nach Kasan. Seit einigen Tagen wehte ein starker Nordwestwind

, der schon viele Eismassen auf der Wolga zusammengetrieben hatte. Das machte ihr die Weiterreise fast unmöglich. Man konnte nur teilweise mit dem Kahn übersetzen lind inußte eine ziemliche strecke von Eisscholle zu Eisscholle springen. Die an derartige Gefahren gewöhnten Schiffer wagten nicht, von einem Flußufer zum andern zu gehen und kein Reisen der würde sich der Ueberfahrt mit ihnen ausgesetzt haben. Elisabeth wollte, ohne die Gefahr zu prüfen, in einen der Kähne steigen: sie wiesen sie barsch zurück

; als er nicht weiter fahren konnte, nahm er das junge Mädchen auf seine Schultern und lief über das Eis, wobei er sich auf sein Ruder stützte; glücklich erreichte er das andere Ufer der Wolga und setzte dann seine Last ab. Elisabeth wollte, nachdenl sie nutz vollen! Herzen ihm ge dankt hatte, ihni etwas geben. Sie zog ihre Börse, die etwa zwei Rubel enthielt. „Armes Kind", sagte der Schiffer, indeni er ihren Reich tum betrachtete, „das ist alles, was du besitzest, all deine Habe, urn nach Petersburg zu kommen

und du glaubst, daß Nikolaus Kisoloff dir einen Pfennig davon entziehen werde? Nein, ich will vielmehr etwas hinzufügen, das wird mir Glück bringen, ebenso wie meinen sechs Kindern." Dann warf er ihr ein kleines Geldstück zu und entfernte sich mit den Worten: „Gott wacht über dir, mein Kind!" Das Wetter war klar und heiter; aber bisweilen wütete ein sehr kalter Nordostwind. Nachdem Elisabeth vier Stun den ohne Unterbrechung gegangen, war sie sehr ermüdet. Kein Haus öffnete sich ihren Blicken, sie mußte

einen Ruhe platz ain Fuße eines kleinen Hügels suchen, dessen braune und senkrecht abschüssige Felsen sie vor jedem Wind schützten. In seiner Nähe zog sich ein Eichenwald hin. Nur auf die sem Ufer der Wolga kann man diese Art Bäume sehen. Elisabeth kannte sie nicht und obgleich sie schon einen Teil ihres Schniuckes verloren, waren sie dennoch zu bewundern; aber auf Elisabeth machten diese Bäume Europas einen traurigen Eindruck: sie ließen sie zu sehr die Entfernung fühlen, die sie von ihren Eltern

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Lienzer Nachrichten
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Seite 3 von 20
Datum: 30.01.1912
Umfang: 20
Holzpserschen und setzte sich auf einen i woarn und yovn mn aue r:eur Unfrieden ghabt. Er hüll plötzlich ein, er ijt selbst überrascht über das, was er empfindet und zu erkennen gibt: er wurde aber von Elisabeth nicht verstanden; aus dein, was er sagen wollte, erkannte sie nur die Gewißheit, ihm bald ihren Plan anvertrauen zu können, und beruhigt durch diese Hoff nung, sieht sie ihn mit weniger Besorgnis gehen. Als der Sonntag gekommen war, begaben sich Elisabeth und ihre Mutter zur bestimmten Zeit liach

. Während der ganzen kirchlichen Feier hatte das junge Mädchen den Schleier, der ihr Gesicht verdeckte, nicht ge hoben. Die Harmonie der Gesänge machte -aus sie einen tiefen Eindruck. Niemals hatte sie ähnliches gehört, und es war ihr, als sei der Himmel offen. Als nach Beendigung der erhebenden Feier Elisabeth den Kopf erhob, sah sie den jungen Smoloff, der einige Schritte hinter ihr an einen Pfeiler gelehnt stand und mit innigstem Ausdruck die Augen aus sie richtete. Sie glaubte in ihm den Helfer, uni

den sie Gott angefleht, zu erblicken, und voll Dankbarkeit schaute sie ihn an. Beim Verlassen der Kirche schlug Smoloss der Mutter Elisabeths vor, sie in seinem Schlitten bis zum Waldesrand zurückzusühren. Sie nahm dies Anerbieten freudig an; es war ein Mittel, ihren Gatten eher wieder zu sehen. Elisabeth war dagegen keineswegs befriedigt. Wenn sie zu Fuß gingen, hoffte sie, den Augenblick zu finden, um im Geheimen mit Smoloss sprechen zu können, in einem Schlitten wäre das unmöglich. Ihre Mutter

hatte ja keine Ahnung von ihrem Vorhaben; sie würde es mit Entsetzen zurückweisen und sogar dem jungen Mann verbieten, Elisabeth die geringste Aufmunterung dazu zu geben. Ver lor sie nun diese vielleicht einzig günstige Gelegenheit, Smoloss ihren Plan zu verraten? Unruhe und Ungewißheit bestürmten ihr Herz. Schon hatte der Schlitten den Waldesrand erreicht. Smoloss selbst hatte erklärt, nicht weiter mitgehen zu können. Doch da er sich nicht entschließen konnte, Elisabeth so bald zu ver lassen, führ

er noch etwas weiter bis zun: See. Aber jetzt mußte er Halt machen. Elisabeths Mutter stieg zuerst aus; als sie Smoloss die Hand reichte, sagte dieser zu ihr: „Kommen Sie nickt manchmal aus dem Spaziergang hierher?" Elisabeth, die als zweite ausstieg, antwortete mit leiser und hastiger Stimme; „Nicht hierher, aber morgen, morgen, in der kleinen Kapelle in der Ebene." Sie wollte ihn zu einer Zusammenkunft bestellen, ver stand es aber nicht recht. Sie glaubte, nur für ihren Vater gesprochen zu haben; als sie in Smolosss

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Lienzer Nachrichten
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Seite 2 von 20
Datum: 20.02.1912
Umfang: 20
, ohne einen Stuhl oder eine Bank; ein schlechter Tisch und ein dürftiges Bett bildeten die ganze Einrichtung. Der kalte Wind, der ans Fenster schlug, verscheuchte den Schlaf des schwer leidenden Kranken. Elisabeth verlangte nach einem Arzt; es gab keinen in Sarapoul. Da sie sah, daß die Bewohner des Hauses keinen Anteil an dem Zustand des armen Sterbenden hatten, ent schloß sie sich, allein ihm Linderung zu verschaffen. Zunächst befestigte sie zum Schutze des Kranken am Fenster ein Stück alter Tapete. Dann ging

sie aufs Feld, um wollige Hülsen des Süßholzes zu sammeln, mischte sie dann, wie sie es von ihrer Mutter gelernt hatte, mit allerlei Kräutern und bereitete daraus einen heilsamen Trank, den sie dent armen Mönch reichte. Sobald der Tag sich neigte, verschlimmerte sich sein Zu stand mehr und mehr und die unglückliche Elisabeth konnte ihre Tränen nicht zurückhalten. Der Kranke hörte sie und weinte selbst über den Schmerz, den er nicht lindern konnte, denn er fühlte, daß er nicht mehr aufstehen

würde und daß auf dieser Welt fein Ende gekommen sei. „Mein Gott", betete er, „ich werde nicht gegen Deinen Willen murren; aber wenn Du mir erlaubt hättest, diese arme Waise bis zum Ziele ihrer Reise zu führen,' würde ich ruhiger sterben." Elisabeth hatte eine Kienfackel angezündet und ver brachte die ganze Nacht bei der Pflege ihres Kranken. Kurz vor Tagesanbruch wollte sie ihm zu trinkeu reichen. Der Missionar, der fühlte, daß er nicht mehr viel reden könne, richtete sich im Bett auf, und nahm das Glas aus der Hand

Elisabeths mit den Worten: „Mein Gott, ich empfehle sie demjenigen, der uns hoffen ließ, daß ein in feinem Namen gereichtes Glas Wasser keine verlorene Wohltat sein würde." Diese Worte verrieten Elisabeth, daß der letzte Augen blick nähe sei. Sie fiel vor den: Bett auf die Knie, die Stirne war ihr mit kaltem Schweiß bedeckt und das Herz schmerzlich beklommen. „Mein Gott, habe Mitleid mit ihr", wiederholte der Sterbende, indem er sie tief gerührt betrachtete. Als er sah, daß die Größe ihres Schmerzes

zunahm, rief er aus: „O mein Gott, tröste dies Kind und erhöre mich!" Elisabeth zitterte, unterdriickte ihr Klagen, trocknete ihre Tränen und gab, die Augen auf den Mönch gerichtet, auf merksam auf seine Worte acht. Er stützte sich auf das Brett, das ihm als Kopfunterlage diente, und fuhr, indem er all seine Kräfte sammelte; fort: „Mein Kind, du wirst auf deiner Reise mitten in der schlechteir Jahreszeit großen Gefahren ausgesetzt sein; ein wöhnlichem Mut, mein Kind, und der Aufenthalt am Hofe

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Tiroler Post
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Seite 14 von 20
Datum: 16.02.1912
Umfang: 20
« Demselben w« Reihenfolge 1 möglichst nachs 50 Die Tochter des Verbannten. Erzählung aus Sibirien <5*0 00 m A (Nachdruck verboten., Zimmer, das geben konnte, man war dem ermatteten hochliegende eine as einzige Missionar . I yjj Dachkammer mit einem schwankenden Fußboden, Jfä) Fenstern ohne Scheiben, ohne einen Stuhl oder eine Bank; ein schlechter Tisch und ein dürftiges Bett bildeten die ganze Einrichtung. Der kalte Wind, der ans Fenster schlug, verscheuchte den Schlaf des schwer leidenden Kranken. Elisabeth verlangte

. Sobald der Tag sich neigte, verschlimmerte sich fern Zu stand mehr und mehr und die unglückliche Elisabeth konnte ihre Tränen nicht zurückhalten. Der Kranke hörte sie und weinte selbst über den Schmerz, den er nicht linbcrn konnte, denn er fühlte, daß er nicht mehr aufstehen würde und daß aus dieser Welt sein Ende gekommen sei. „Mein Gott", betete er, „ich werde nicht gegen Deinen Willen murren; aber wenn Du mir erlaubt hättest, diese arme Waise bis zum Ziele ihrer Reise zu führen, würde ich ruhiger

sterben." Elisabeth hatte eine Kiensackel angezündet und ver brachte die ganze Nacht bei' der Pflege ihres Kranken. Kurz vor Tagesanbruch wollte sie ihm zu trinken reichen. Der Missionar, der fühlte, daß er nicht inehr viel reden könne, richtete sich im Bett aus, und nahm das Glas aus der Hand Elisabeths mit den Worten: „Mein Gott, ich empfehle sie demjenigen, der uns hoffen ließ, daß ein in seinem Namen gereichtes Glas Wasser keine verlorene Wohltat sein würde." Diese Worte verrieten Elisabeth

, daß der letzte Augen blick nahe sei. Sie siel vor dem Bett aus die Knie, die Stirne war ihr mit kaltem Schweiß bedeckt und das Herz schmerzlich beklommen. „Mein Gott, habe Mitleid mit ihr", wiederholte der Sterbende, indem er sie lief gerührt betrachtete. Als er sah, daß die Größe ihres Schmerzes zunahm, rief er aus: „O'mein Gott, tröste dies Kind lmd erhöre mich!" Elisabeth zitterte, unterdriickte ihr Klagen, trocknete ihre Tränen und gab, die Augen auf 'den Mönch gerichtet, auf merksam aus seine Worte acht

.) bis Petersburg kommen. Gehe zu dem Patriarchett, sprich mit ihm über Pater Paul, vielleicht wird er ihn nicht vergessen haben. Er wird dir eine Freistätte im Nonnenkloster ^ge ben und dem Kaiser deine Bitte sicher unterbreiten. Im Augenblick des Todes kann ich dir, mein Kind, sagen: Deine Tugend wird ihre Belohnung aus Erden haben, noch ehe ihr dieselbe im Himmel wird." Er hielt inne; sein Atem wurde schwer, und kalter Schweiß bedeckte seine Stirne. Elisabeth weinte im stillen, den Kopf aus das Bett geneigt

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Lienzer Nachrichten
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Seite 2 von 20
Datum: 27.02.1912
Umfang: 20
mit einem Ausdruck des Mit leids und antworteten: „Armes Mädchen, weißt du nicht, daß Alexander die Feier seiner Krönung in Moskau be geht?" Freudig überrascht schlug Elisabeth die Hände zusammen; der Herr im Himmel kam ihr zu Hilfe. Er sandte den Monarchen, der in seinen Händen das Schicksal ihrer Eltern hielt, er fiigte es, daß sie zu einer Zeit nationaler Lustbar keiten ankam, da das Herz des Kaisers die Strenge und selbst die Gerechtigkeit schweigen heißt, um Gnade zu üben. „O! meine Eltern

aus. Viele gehen in der Birkenallee spazieren und unterhalten sich über die Krönungsfeier. Die ungeheuren Glocken der Kathedrale bören nicht auf zu läuten; von allen Richtungen der Stadt antworten ihnen andere Glocken. Der größte Tumult herrschte in der Nähe des Kremlplatzes; hier brannten große Feuer und Elisabeth näherte sich einem solchen und setzte sich furchtsam zur Seite. Vor Kälte und Müdigkeit war sie erschöpft: sie war den ganzen Tag gegangen und ihre Freude am Morgen ver wandelte

sich in Traurigkeit: denn als sie die zahllosen Straßen Moskaus durchlief, sah sie wobl kostbare Häuser, aber sie hatte keine Ruhestätte gefunden: sie war wohl einer zahllosen Menschenmenge aller Art begegnet und allen Nationen, aber sie hatte keinen Beschützer gefunden. Doch die Nacht nahte und die Kälte wurde sehr heftig; die arnte Elisabeth hatte den ganzen Tag noch nichts ge gessen, sie wußte nicht, was mit ihr werden sollte; sie be trachtete forschend alle Gesichter, ob sie nicht jemanden fände

sich die Söldateii die an den Toren des Palastes wachten und aiif dein Platz ihre Runde machteii, Elisabeth und fragten sie, weshalb sie da bleibe. Das rauhe und wilde Aussehen dieser Soldaten «rr- 58 flößte ihr keinen geringen Schrecken eili und sie konllte kein einziges Wort hervorbringen. Die Soldaten wiederholten mit unverschämter Vertraulichkeit ihre Frage, und das junge Mädchen antwortete nun mit zitternder Stimme: „Ich komme von Tobolsk, um des Kaisers Gnade für meinen Vater zu erflehen

, zu Gruppen gesammelt und ließen ein Murren der Mißbilligung gegen die Härte der Soldaten laut wer den. Elisabeth streckte die Arme ans uiid rief: „Ich schwöre es angesichts des Himmels, ich habe nicht gelogen: ich komme zu Fuß von Tobolsk her, um die Gnade des Kaisers für meinen Vater zri erflehen; retteil Sie mich, retten Sie mich, damit ich nicht sterbe, bevor ick meinen Zweck erreicht habe." Diese Worte bewegten alle Herzen; mehrere Personen traten näher, lim ihr zu helfen. Eine von ibnen sagte

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Tiroler Post
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Seite 14 von 20
Datum: 23.02.1912
Umfang: 20
Vergrößeruw Photographü karten u Einsendungen des Gewünsi MovSD M bell. Konz. empfiehlt sein Fahrrädern, h Sämtliche elel Beleuchtungsl Üpsginai 1 Rticktrit Hiebes* Si Gang, solider sc gniraffnwnop für Osslditipung seines 58 „Wie?" frug sie überrascht, „ist das nicht der Kaiser von Petersburg?" ^ie Zuckten die Achseln mit einem Ausdruck des Mit leids und antworteten: „Armes Mädchen, weißt du nicht, daß Alexander die Feier seiner Krönung in Moskau be geht?" Freudig überrascht schlug Elisabeth die Hände

der Stadt antworten ihnen andere Glocken. Der größte Tumult herrschte in der Nähe des Kremlplatzes; hier brannten große Feuer und Elisabeth näherte sich einem solchen und setzte sich furchtsam zur Seite. Vor Kälte und Müdigkeit war sie erschöpft; sie war den ganzen Tag gegangen und ihre Freude am Morgen ver wandelte sich in Traurigkeit: denn als sie die zahllosen Straßen. Moskaus durchlief, sah sie wobl kostbare Häuser, aber sie hatte keine Ruhestätte gefunden; sie war wohl einer zahllosen Menschenmenge

aller Art begegnet und allen Nationen, aber sie hatte keinen Beschützer gefunden. Doch die Nacht nahte und die Kälte wurde sehr heftig; die arme Elisabeth hatte den ganzen Tag noch nichts ge gessen, sie wußte nicht, was mit ihr werden sollte; sie be trachtete forschend alle Gesichter, ob sie nicht jemanden fände, auf dessen Mitleid sie hoffen könnte; aber diese Menschen, die sie aufmerksam betrachtete, weil sie sie benötigte, be achteten sie nicht, Werl sie ihrer nicht bedurften. An den armen Hütten

durch die tröstende Stimme, die sich alsdann in ihrem Herzen erhob, wagte sie ihre Bitte noch einmal an mehrere Personen zu richten. Die einen gingen, ohne sie anzuhören, vorüber, andere gaben ihr ein so geringes Almosen, das nicht für das Nötigste genügte. Endlich, als die Nacht kam, das Gedränge nachließ nnd die Feuer erlöschten, näherten sich die Soldaten, die an den Toren des Palastes wachten und auf deni Platz ihre Runde machten, Elisabeth und fragten sie, weshalb sie da bleibe. Das rauhe und wilde Aussehen

. Das Mädchen wollte entfliehen, aber sie duldeten das-nicht und hielten sie wider ihren Willen zurück. „O! mein Gott, 0 , mein Vater!" rief sie mit dem Aus druck tiefster Verzweiflung, „werdet ihr mir nicht zu Hilfe kommen? Habt ihr mich ganz verlassen?" Inzwischen hatten sich Leute aus dem Volk, die der Lärm hergelockt, zu Gruppen gesammelt und Ließen ein Murren der Mißbilligung gegen die Härte der Soldaten laut wer den. Elisabeth streckte die Arme aus und rief: „Ich schwöre es angesichts des Hinuneis

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Lienzer Nachrichten
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Seite 4 von 20
Datum: 13.02.1912
Umfang: 20
ich es Ihnen mit Zuversicht. Tausende von Gefahren werden Sie und Elisabeth be drohen, Gott der All mächtige, der auch der Vater Elisabeths ist, wird nicht zugeben, daß sie zugrunde geht." Elisabeth wagte nicht, ihren Vater an zuschauen; sie hielt eine Hand vor ihre Augen, die andere reichte sie dem Missio nar und entfernte sich mit ihm. — Schon begann die Morgenröte die Gipfel vergoldete die Krone Vas neue Lincoln-Muleum in flmerika: vss Innere. der Berge zu beleuchten und der schwarzen Tannen, aber alles lag

noch in tiefer Ruhe. Kein Wind wehte oder kräuselte die Oberfläche des Sees, bewegte die Blätter der Bäume; die Vögel fangen nicht, es herrschte lautlose Stille. Man konnte glauben, die ganze Natur ^äge in einem ehrfurchtsvollen Schweigen, damit die Stimme eines Vaters, die durch den Wald seiner Tochter noch ein Lebe wohl zurief, der letzte Laut wäre, den sie hören könne. Elisabeth und ihr Führer reisten einen ganzen Monat durch die Wald ungen Sibiriens, furchtbaren Ueberschwemm- ungen in dieser Jahreszeit

brachten. Vierzig Werst von Tioumen kommt man in einen Wald wo Pfähle das Ende der Statthalterschaft von Tobolsk an- Oas neue Umcoln-Muleum in Amerika: Vas fleutzere. zeigen. Elisabeth bemerkte sie; sie verließ den Boden der Verbannung, es schien ihr, als ob sie ihre Heimat verlasse und sich ein zweitesmal von ihren Eltern trennte. Diese Betrachtung machte sie noch, als sie den Fuß auf Europas Boden fetzte. Der Gedanke, in einem andern Land der Welt zu sein, hielt ihr das Bild einer Entfernung

- nrete. Perme ist von Sümpfen umgeben bis nach Casan. dem Lande, das von unfruchtbaren Heiden und schwarzen Tannenwäldern durchzogen wird, die den traurigsten An blick der Welt bieten. ' In der Gewitterzeit schlägt der Blitz häufig in diese alten Bäume, die er rasch in Brand steckt und sie dann einem rotglühenden ungeheueren Flammenhaar gleichen. Oesters wurden Elisabeth und ihr Führer Zeuge solcher Heransg

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Tiroler Post
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Seite 16 von 20
Datum: 09.02.1912
Umfang: 20
sie war, sprach er beruhigend: „Mein Kind, fasse Mut, ich werde es auch tun. Ich verspreche dir, deine Mutter 31 t trösten und zu stärken, sie dir bei deiner Rückkunft zuruck zugeben. Ja, mein Kind, wie du auch zurückkehren wrrst, mit oder ohne Erfolg, deine Eltern werden nicht sterben, ohne dich wiedergesehen zu haben." Dann wandte er sich zu dem Missionär, der tief gerührt dem traurigen Ab zeigen. Elisabeth bemerkte sie; sie verließ den Boden der Verbannung, es schien ihr, als ob sie ihre Heimat verlasse

ich es Ihnen mit Zuversicht. Tausende von Gefahren werden Sie und Elisabeth be drohen, Gott der All mächtige, der auch der Vater Elisabeths ist, wird nicht zugeben, daß sie zugrunde geht." Elisabeth wagte nicht, ihren Vater an zuschauen; sie hielt eine Hand vor ihre Augen, die andere reichte sie dem Missio nar und entfernte sich mit ihm. —• Schon begann die Das neue Emcoln-Muleum in flmerika: Das Innere. beiden Wesen auf der ganzen Welt, worauf sie Anspruch hatte und deren Neigung ihr sicher

Ansehen genießen. Man rechnet von Perme bis Tobolsk gegen 900 Werst. Die Wege sind schön, die Felder fruchtbar und gut bebaut. Häufig begegnet man russifchen und tartarsichen Dörfern, deren Bewohner io gliicklich zu sein scheinen, daß man kaum glauben sollte, letzte Laut wäre, den sie hören könne. Elisabeth und ihr Führer reisten einen ganzen Monat durch die Wald ungen Sibiriens, furchtbaren lleberschwemm- ungen in dieser Jahreszeit ausge setzt. Manchmal erlaubten ihnen tartarische Bauern

von Tioumen kommt inan in einen Wald wo Pfähle das Ende der Statthalterschaft von Tobolsk an- mete. Perrne ist von Sümpfen umgeben bis nach Casan. dem Lande, das von unfruchtbaren Heiden und schwarzen Tannenwäldern durchzogen wird, die den traurigsten An blick der Welt bieten. In der Gewitterzeit schlägt der Blitz häufig in diese alten Bäume, die er rasch in Brand steckt und sie dann einem rotglühenden ungeheueren Flammenhaar gleichen. Oesters wurden Elisabeth und ihr Führer Zeuge solcher ilkspormi W IIS

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Tiroler Post
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Seite 23 von 28
Datum: 05.01.1912
Umfang: 28
sie sich nicht mehr. O, wenn sie sich nicht vor Gram um ihren Gatten gekränkt hätte, vielleicht würde sie ihre Verbannung liebgewonnen haben. Erzogen in diesem einsamen Wald seit dem vierten Lebensjahre, kannte die junge Elisabeth keine andere Hei mat; sie fand in dieser hier Schönheiten, die die Natur selbst in den Orten bietet, die von ihr stiefmütterlich be handelt werden, und die einfachsten Vergnügen, die un schuldige Gemüter überall genießen. Während ihrer fröhlichen Kindertage kam ihr niemals der Gedanke

der Mutter und bemerkte, daß ihr Vater unglücklich sei. Mehrmals bat sie inständig, ihr den Grund zu gestehen, konnte aber keine andere Antwort erhalten, als daß sie ihre Heimat beweinten; aber den Namen dieser Heimat und den Rang, den sie da einnahmen, vertrauten sie ihr niemals an, da sie keine schmerzlichen Bekümmernisse in ihrer Seele erregen wollten. Seitdem aber Elisabeth die Traurigkeit ihrer Eltern ent deckt hatte, waren ihre Gedanken nicht mehr dieselben und ihr Leben veränderte sich gänzlich

auf Mittel, sie zu trocknen; sie be weinten eine Heimat. — Elisabeth wußte nicht, welches diese Heimat war; aber da die Eltern, entfernt von ihr, unglücklich waren, lag ihr weniger daran, sie zu kennen, als sie ihnen zurückzu geben. Dieser Gedanke verfolgte sie im Traum wie im Wachen und sie behielt ihn gewissenhaft im Grunde ihres Herzens, entschlossen, ihn nicht zu verraten, als bis zum Augenblick ihres Wegganges. — Ja, sie wollte sortgehen, sie wollte sich den Armen ihrer Eltern entreißen, um allein

worden. Elisabeth und ihre Mutter bedauerten lebhaft, ihren Wohltäter nicht zu kennen und ihre Segenswünsche ihm nicht darbringen zu können; täglich beteten sie für ihn; jedes Jahr, wenn sie vom Wiederbeginn der Winterjagd hörten, hofften sie, er möge in ihre Hütte kommen. Aber er kam nicht dahin; der Zutritt war ihm, wie jedermann, untersagt, und er vergaß nicht diesen strengen Befehl, denn er wußte noch nicht, was diese Hütte in sich schloß. Doch seitdem Elisabeth die Schwierigkeit ihres Weg ganges

zurückzu kommen; aber die Zeit verging, die Nacht brach ein und Springer war nicht zurückgekehrt. Feodoras Angst war grenzenlos. Elisabeth wollte ihrem Vater zu Hilfe eilen, doch sie konnte ihre Mutter nicht weinend zurücklassen. Bis jetzt war die schwächliche Feodora niemals jenseits der Ufer des Sees gewesen; aber in ihrer Unruhe wagte sie es, ihrer Tochter zu folgen und nach ihrem Gemahl zu suchen. Sie gingen miteinander fort in der Richtung der Steppe, mitten durch den Schlag. Die Luft war beißend

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Lienzer Nachrichten
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Seite 3 von 20
Datum: 09.01.1912
Umfang: 20
sie sich nicht mehr. O, wenn sie sich nicht vor Gram um ihren Gatten gekränkt hätte, vielleicht würde sie ihre Verbannung liebgewonnen haben. Erzogen in diesem einsamen Wald seit dem vierten Lebensjahre, kannte die junge Elisabeth keine andere Hei mat; fie fand in dieser hier Schönheiten, die die Natur selbst in den Orten bietet, die von ihr stiefmütterlich be handelt werden, und die einfachsten Vergnügen, die un schuldige Gemüter überall genießen. Während ihrer fröhlichen Kindertage kam ihr niemals der Gedanke

der Mutter und bemerkte, daß ihr Vater unglücklich sei. Mehrmals bat sie inständig, ihr den Grund zu gestehen konnte aber keine andere Antwort erhalten, als daß sie ihre Heimat beweinten; abe-r den Namen dieser Heimat und den Rang, den sie da einnahmen, vertrauten sie ihr niemals an da sie keine schmerzlichen Bekümmernisse in ihrer Seele erregen wollten. Seitdem aber Elisabeth die Traurigkeit ihrer Eltern ent deckt hatte, waren ihre Gedanken nicht mehr dieselben und ihr Leben veränderte sich gänzlich

, sie zu trocknen; sie be weinten eine Heimat. — Elisabeth wußte nicht, welches diese Heimat war; aber da die Eltern, entfernt von ihr, unglücklich waren, lag ihr weniger daran, sie zu kennen, als sie ihnen zurückzu geben. Dieser Gedanke verfolgte sie im Traum wie im Wachen und sie behielt ihn gewissenhaft im Grunde ihres Herzens, entschlossen, ihn nicht zu verraten, als bis zum Augenblick ihres Wegganges. — Ja, sie wollte fortgehen, sie wollte sich den Armen ihrer Eltern entreißen, um allein zu Fuß

. ^ Mabeth mb ihre Mutter bedauerten lebhaft, ihren Wohltäter nrcht zu kenney und ihre Segenswünsche ihm nicht darbrmgen zu können; täglich beteten sie für ihn; ledes ^ahr, wenn sie vom Wiederbeginn der Winterjagd horten, hofften sie, er möge in ihre Hütte kommen. Aber er kam nicht dahin; der Zutritt war ihm, wie jedermann untersagt, und er vergaß nicht diesen strengen Befehl, denn er wußte noch nicht, was diese Hütte in sich schloß. Doch seitdem Elisabeth die Schwierigkeit ihres Weg ganges

zurückzu kommen; aber die Zeit verging, die Nacht brach ein und Springer war nicht zurückgekehrt. Feodoras Angst war grenzenlos. Elisabeth wollte ihrem Vater zu Hilfe eilen, doch sie konnte ihre Mutter nicht weinend zurücklassen. Bis jetzt war die schwächliche Feodora niemals jenseits der Ufer des Sees gewesen; aber in ihrer Unruhe wagte sie es, ihrer Tochter zu folgen und nach ihrem Gemahl zu suchen. Sie gingen miteinander fort in der Richtung der Steppe, mitten durch den Schlag. Die Luft war beißend

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Tiroler Post
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Seite 15 von 22
Datum: 02.02.1912
Umfang: 22
werden biMgst nach Tarif berechnet und nehmen solche alle soliden Annoncenbureaus entgegen. Einzelne Nummer 12 Leller. ruL» w- ■ wpch st!) ZL liehe es, ich liebe meine Pflicht nicht so lehr, 5 te ,^ öte Hbre lieben, uud blutenben Herzens bin ich nach ^ooolvr Zuruckgekehrt. Mein Vater sagte mir, daß ein Be- \m oes Kaiiers mich tausend Meilen von hier sende und :cy augenblicklich gehorchen müsse. Ich ging. Elisabeth, Sie wissen nicht, wie ich leide! ^ch habe mein Herz meinem Vater erschlossen

, ge beugt und regungslos betrachtete sie ihr Kind, schaute (icn Himmel und hatte iiicht die Kraft, zu weinen. .„O, meine geliebten Eltern!" flehte Elisabeth. „Ich !?age alles um euch eure Freiheit zurückzugeben, euer Gluck, eure Heimat. Seit mehr als einem Jahr ist dies der Gegenstand meiner angenehmsten Hoffnungen! Ihr wer det, mich schützen, um alles zu erreichen?" Ihre Stimme versagte. smÄ in f? er Ie M e die Hand auf Elisabeths Haupt, ohne ein Wort hervorzubringen. 8 r J u ^odora machte weitere

Einwendungen: „Allein, 3U S 1 t? dkein, ich kann es nicht zugeben!" mS'Mutter entgegnete Elisabeth lebhaft, „ich bitte üü'k5 >r n - w l r ni;rf)e nicflt - Zurück. Wenn du -wüßtest, se.t wann ich mich schon mit diesem Plan trage! Sobald E Wr mir gestattete, euer Unglück zu begreifen, qe- loote .ch mein Leben zu weihen, um euch zu retten Was findet ihr so schreckliches in meinem Vorhaben? Ist es meine Abwesenheit? Aber hörte ich euch beide nicht oft von einer Verbannung klagen, die euch hinderte

Ruhm sie sein wird, lassen wir sie ziehen!" - "?7ct n ' * iein ' werde sie nicht ziehen lassen", wider- sprach Feodora. Wie könnte ich das Leben meines Kindes Gefahren aller Art aussetzen? Das wagt man von einer Mutter zu verlangen? O Stanislaus, ich kann solch' ein Opfer nicht bringen." „Mein Kind", wandte sich Springer an Elisabeth, „wenn deine Mutter die Einwilligung dazu nicht geben kann, wirst du nicht abreiseu." „Nein, Mutter, wenn du es befiehlst, werde ich nicht ge- »hii , sagte Elisabeth

beruhigend. „Ich werde dir immer gehorchen. Vielleicht aber wird Gott von dir verlangen was du meinem Vater verweigert hast; laß' uns zu Gott beten, dav ist das Licht, welches leitet und die Kraft, die unter stützt." ^ Während des Gebetes weinte Feodora heiße Tränen J.ie Frömmigkeit beruhigt und lindert, schreibt aber nie mals eine Pflicht vor, ohne dafür zu belohnen. Die so viel vermögende Stimme Gottes rührte Feodvras Herz Als Springer am folgenden Tag sich mit Elisabeth allein befand, erzählte

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Seite 3 von 20
Datum: 06.02.1912
Umfang: 20
Ointimr 85 — Doch ich gestehe es, ich liebe meine Pflicht nicht so sehr, wie Sie die Ihre lieben, und blutenden Herzens bin ich nach Tobolsk zurückgekehrt. Mein Vater sagte mir, daß ein Be fehl des Kaisers mich tausend Meilen von hier sende und ich augenblicklich gehorchen müsse. Ich ging. Elisabeth, Sie wissen nicht, wie ich leide! Ich habe mein Herz meinem Vater erschlossen und Sie mit ihm bekannt gemacht. Ich glaube, daß er Sie sehen will, auch daß er dieses Jahr absichtlich den Kreis Jschim

!" flehte Elisabeth. „Ich wage alles, -um euch eure Freiheit zurückzngeben, euer Glück, eure Heimat. Seit mehr als einem Jahr ist dies der Gegenstand meiner angenehmsten Hoffnungen ! Ihr wer det mich schützen, um alles zu erreichen?" Ihre stimme versagte. Springer legte die Hand auf Elisabeths Haupt, ohne ein Wort hervorzubringen. Frau Feodora machte, weitere Einwendungen: „Allein, zu Fuß, ohne Hilfe! Nein, ich kann es nicht zugeben!" „Liebe Mutter", entgegnete Elisabeth lebhaft, „ich bitte dich, weise

. Wie könnte ich das Leben meines Kindes Gefahren aller Art aussetzen? Das wagt man von einer Mutter zu verlangen? O Stanislaus, ich kann solch' ein Opfer nicht bringen." „Mein Kind", wandte sich Springer an Elisabeth, „wenn deine Mutter die Einwilligung dazu nicht geben kann, wirst du nicht abreisen." „Nein, Mutter, wenn du es befiehlst, werde ich nicht ge hen", sagte Elisabeth beruhigend. „Ich werde dir immer gehorchen. Vielleicht aber wird Gott von dir verlangen, was du meinem Vater verweigert hast; laß' uns zu Gott

beten, das ist das Licht, welches leitet und die Kraft, die unter stützt." Während des Gebetes weinte Feodora heiße Tränen. Tie Frömmigkeit beruhigt und lindert, schreibt aber nie mals eine Pflicht vor, ohne dafür zu belohnen. Die so viel vermögende Stimme Gottes rührte Feodoras Herz. Als Springer ani folgenden Tag sich mit Elisabeth allein befand, erzählte er ihr von seinen großen Leideil; er schil derte ihr, welch' furchtbare Kriege Polen zerstört hatten und wie das unglückliche Königreich

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 24.07.1914
Umfang: 8
Vergessenheit. Tritte, welche sich dem Gemache näherten, schreckten Elisabeth bald wieder empor; sie sprang auf und eilte dem Kommenden ent gegen — wer konnte es anders sein, als der ersehnte Bote, dessen Annäherung ihr im Schlummer entgangen war? Sie öffnete und der Fiskal Hippoliti trat mit kriechend schmeich lerischer Verbeugung ein. Emporgeschnellt, wie von dem plötzlichen Anblicke eines häßlichen Ungetiers, stand Elisabeth stolz vor ihm; dann wandte sie ihm den Rücken, wies mit gebietender Geberde

entwaffnen zu können — weil ich allein imstande bin, Ihrem traurigen Schicksal eine bessere Wendung zu geben?" „Reden Sie denn," sagte Elisabeth, „aber eilen Sie — ich habe Geschäfte." „Sie wissen," fuhr Hippoliti fort, „daß Ihr Stiefsohn, Herr Rudolf Biener, den Plan gefaßt hat, seinen Vater aus dem Ratten berger Gefängnisse zu befreien? Sie wissen aber kaum, daß es ihm sogar gelungen war, einige von den Wächtern und Dienern der Festung zu gewinnen; daß schon die vergangene Nacht zur Ausführung

des Anschlags bestimmt war ... es ist ein Widerspruch mit meiner traurigen Pflicht als Untersuchungsrichter, wenn ich es sage, allein mein weiches Gemüt zwingt mich dazu- das Wort zu gebrauchen — leider ist das Unternehmen mißlungen — leider gescheitert an der unerbittlichen Wachsamkeit des Kommandanten. Elisabeth zuckte zusammen, die Knie brachen ihr, es verschwamm ihr vor den Augen und sie fühlte, daß sie im nächsten Augenblicke — 613 — „Du sprichst von vergangenen Zeiten —" sagte der Herzog finster

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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 11.01.1868
Umfang: 4
.) Die Mittheilung einer o >ficiö'en Wiener Correspondenz deS „Dresdener Hournals' über das Programm des Herrn v. Beust, schreibt der offiziöse Korrespondent der „K. Ztg.', läßt den FriedenSversichernngen, wenn Elisabeth warf sich, ein Opfer der heftigsten Aufregung, zurück in's Sopha. In ihren Ohren hallten die Worte wieder: „Sie gehören nicht zu Denjenigen, welche Liebe erregen.' Nachts schlief Elisabeth keine Sekunde. Schon ganz Mh fuhr sie nach dem Boulogner Gehölz. Sie war bleich und sah leidend auS. George

begeg nete ihr ganz richtig aus der Promenade, obgleich sie dieselbe zu einer ungewöhnlichen Zeit unternommen. Elisabeth brachte die folgende Woche in einem peinlichen Fieberzustande zu. Lord Clairburg wurde wegen der -schönen Tochter unruhig, welche krank fiuösah. „In einer Woche wird er spurlos aus meinem Wege verschwinden', dachte Elisabeth jeden Abend, wen« sie von einer Gesellschaft oder vom Theater zurückkehrte, wo sie George gesehen. Die stolze Elisabeth weinte jeden Tag, so lang

er war. Sie hätte gewünscht, die Zeit festhalten zu können. „Ich werde sterben, wenn ich nicht mehr durch den Anblick von ihm geplagt werde', flüsterte sie un ter Thränen. So vergingen acht Tage. Madame D-^, eine von den modernste» Damen von Paris, gab eine Soiree. Elisabeth sollte auf derselben erscheinen. sie ganz aufrichtig gemeint sind, wenig zu wünschen übrig. Oesterreich würde danach eine» Krieg nur unternehmen, nur gerechtfertigt erachten in dem Falle? mothgedrungener Abwehr einer directen Bedrohung Her

würde, weil er immer der Günstling jvon Madame D— war. „Er wird kommen', dachte Elisabeth und befestigte einen glänzenden Schmuck an ihrer Brust, „sofern er nicht seinen Junokopf vollendet hat.' Er war in der That bei Madame D—. Während einer Unterredung mit der einnehmenden Wirthin hörte Elisabeth ihn die Aeußerung machen: „In einigen Tagen reise ich nach Rom; mein Juno kopf ist fertig.' Elisabeth fuhr zusammen, als 7 wenn sie7von einer Schlange gestochen worden wäre. Sie blickte auf und begegnete seinenMugen

, welche ohne alle Theilnahme auf sie gerichtet wareu. Einige Augenblicke darauf war George verschwunden. Elisabeth suchte Sir Eldan auf und fragte ihn mit einer Stimme, welche sie sich vergebens bemühte ruhig erscheinen zu lassen, ob er wisse, wo daS Atelier von Monsieur George sei. Sie erfuhr dann, daß dasselbe im Hotel de la Paix, gerade dem Hotel Holland gegenüber, ge legen sei. Ganz früh am nächste» Morgen finden wir George, die Arme über tie Brust gekreuzt in die Betrachtung- eines Bildes versunken

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 11 von 12
Datum: 30.03.1935
Umfang: 12
16 eschübel und versitt-erte ihn mit allen Meineiden, daß rhre Toclster sein unggeselle Trieschübel erkannte end- fühlte endlich, wie leer sein Leben leben, nie aber die Kinderliebe ge- l es begreiflich, daß ihm nichts mehr sein konnte, als er die Wahrheit erfahren mutzte die Wahrheit, die ihm sagte, das; Josesine eure Kanaille und deren Tochter Elisabeth nicht sein Kind ist. Das tragische Schicksal eines Mer alle rrbtschen Güter verfügenden Meuisck)en. denr aber das wahre Glück eines Vaters vorenkhalten

blieb rrnd der fürchten mußte, daß sich die Lrebe zum vermeintlichen Kind in eure ehrliche Liebe zunr Weibe verwandeln und dadrrrch der kindliche Glaube an den Vater der angeblichen Tochter genommen wird. nähert sich unaufhaltsam dem Ziel: Trieschübel scheidet aus drin Leben, um der von rhm geliebten Elisabeth ihren Glauben an ihn. als ihren Vater, nicht zu rauben. Ob es in den Kreisen um den pensionierten Bezirkshauptmann Baron Trieschübel herum solche Trieschübel gibt, weiß ich nickst

, daß es aber viele Josefrne Krupki und solche Töchter, wie Elisabeth eine ist. gibt, steht außer Zweifel. Ein Stück Leben aus einer Ge- seUschlrft. die zum Selbstmord in einer anderen Gesellschaft führt, sine Tragödie guter Menschen, die Opfer einer schlechten Sitte wurden. Denn auch Josefine Krupki wurde erst schlecht, als sie gure Gesellschaft kennen lernte, und sie konnte nicht mehr gut wer den, obwohl ihr ein guter Mensch die Möglichkeit bot: denn aus denr begehrenswerterr Wi r ist ödste rlc in wurde eben

. Und es ist ihm gelungen, noch eimnal und ein dringlich dem Jmrsbrucker Theaterpublikum hohes Köniren in Dar stellung und Sprache vorzudemonstrieren. Gisa Ott-Le-Bret war die Josefine Krupki, wohl eine ihrer besten Rollen. Beschei den erbarmungsvoll, dann verlogen, dann lustig und dann recht haberisch und schließlich wahr! bestialisch: — ihr galt so mancher Separatbeifall mit Recht Vorzüglich ivar Josef Hauser als Rechtsanwalt Römisch. Lona Croß als Elisabeth und auch Aenne Markgraf als Leonore. Emil Markgrabe

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Bozner Zeitung
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Seite 1 von 4
Datum: 13.08.1888
Umfang: 4
verletzt. Oesterreich. (Gewissenlose Auswanderer-Agenten) haben in Galizien unter der ländlichen Bevölke- Am Abend. Erzählung von Hermann Schneider. Nachdruck verboten.) (9. Fortsetzung.) Am schlimmste» war es aber, wenn Alfred sich gar einfallen ließ, ihr selbst in der mildesten Weise ihr Betragen zu verweise» oder sie darauf aufmerk sam zu machen, wie viel Dank sie Beide Elisabeth schuldeten. „Ich muß Ihr HanS meiden, lieber Freund/ sagte Elisabeth wiederholt zu Alfred; „ich hoffte Ihnen den Frieden

zu bringen und habe den Streit gebracht.' Davon wollte aber Alfred nichts hören, uud auch Adele flehte, wenn sie sah, daß Elisabeth Ernst machte, sie möge sie doch nicht so hart strafen uud jetzt verlassen. Und immer wieder ließ Elisabeth sich versöhnen. Nicht u« ihretwillen, sondern ans Rücksicht für die Andere hatte sie sich zurückziehen wollen, sie war eine viel zu groß angelegte Natur, um schmollend bei Seite zu stehen, wenn man ihrer bedürfte. So verging der Winter und mit dem Frühling nahte

für sie erfüllt, wie er sie noch nie empfunden und er gelobte sich. Alles zu vermeiden, waS ihren Frieden stören könnte. Sie schien in seiner Seele zu lesen; mit leiser Stimme sagte sie, auf das Kind deutend : „Wir nennen sie Elisabeth.' Die wenigen Worte waren schwerwiegend, sie gaben die Verheißung einer schöneren Zeit. Viel leicht wäre sie angebrochen, wenn der Störenfried nicht herbeikommen wäre. Adelens Mutter nahm eS als ein Recht in An spruch, ihre Tochter zu pflegen und Alfred konnte und durste

ihr das nicht verweigern. So kam denn die Majorin kampfgerüstet an; die Briefe ihrer Tochter hatten sie über die Sachlage unterrichtet uud sie war entschlossen einen Hauptschlag zu führen. Zuvörderst begann sie mit kleinen verdeck ten Plänkeleien. Bei jedem Besuche, den Elisabeth der Wöchnerin machte, spionirte sie, ob sie sich vielleicht noch im Gespräche bei ihrem Schwiegersohn aufgehalten habe und ließ hämische Bemerkungen fallen. Kam Alfred von einem AnSgange heim und brachte arglos eine Bestellnng von Elisabeth

mit, so warf sie Adele einen vielsagenden, mitleidigen Blick zn. Sandte Elisabeth Blumen, Früchte oder Erfrischungen für die-Genesende, so hatte sie die Ausdrücke „Judas küsse' und „Danaergeschenke' bei der Hand. Tropfen für Tropfen ward das Gift von Neuem in das Herz der jungen Frau geträufelt und fand dort einen nur zu empfänglichen Boden. Weder Alfred noch Elisabeth ahnten etwas von diesen Vorgängen. Die Frau Majorin nahm sich in Acht, den Schwiegersohn auch nur mit einer Miene merken zu lassen

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