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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Seite 5 von 16
Datum: 01.06.2000
Umfang: 16
gegen die 33 Der mutige Schritt am Bozner Realgymnasium kommt zehn Jahre zu spät. Am Montag beginnt vor dem Oberiandesgericht in Trient der Berufungsprozess gegen Florian Egger: Der Laureiner war in erster Instanz zu 33 Jahren Haft verurteilt worden. (arob) Seit dem 2(>. Februar ver- gangenen Jahres hat Florian Eg- nossen namens Strafausmaß. Der Laureiner, der wegen vorsätzli cher Tötung des tärabiniori-Ge- Ireiten Candeloro Zamperini und wegen anderer Nebendelikte in erster Instanz von einem Schwurgerichtssenat

in Bozen zu insgesamt :>:> Jahren Gefängnis verurteilt worden war, sitzt der zeit in der Justizvollzugsanstalt in Monlorio Veronese ein und fie- bert dem zweitinstanzlichen Ver fahren entgegen. Der Berufungs- prozeß gegen Egger beginnt am kommenden Montag vor einem Schwurgerichtssenal am Ober landesgericht in Trient. Als Vorsitzender Richter wird in Trient Heinrich Zanon fungieren, Beisitzer ist Manfred Klammer. Als Vertreterin der öffentlichen Anklage ist die Stellvertretende

Generalstaatsanwältin Ulrike Segna eingesetzt worden. Die Verteidiger von Florian Egger, Paolo Fava und Julia Unterber ger, sind bemüht, eine sensible Herabsetzung des Strafausmas- ses zu erreichen. Ein. für Egger mögliches Szenario: Sollte das Ge richt auf Antrag von Fava und Un terberger dem Angeklagten im Nachhinein das Anrecht auf ein verkürztes Verfahren zuzubilli gen, so könnte Florian Egger von vornherein mit einem Stral'nach- lass von f> bis 8 Jahren rechnen. Richter Heinrich Zanon hat der weil drei

war einen Belastung für uns“, bestätigt Direktor Georg Mühlbergerim Nachhinein offen. In Gollers „neuen Erkenntnisse“ hat man letztlich den Notausgang gefunden, um der Vergangenheit des eigenen Namenpatrons zu entfliehen. ger einen ;>:J-jähngen Zellenge- Angeklagter Florian Egger mit Anwältin Julia Unterberger: Schneller Prozess?

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Seite 12 von 96
Datum: 01.06.2000
Umfang: 96
staunt. Bischof Egger erwiderte unerbittlich: „Ja, auch Ladinisch.“ So geschah es dann auch. Dieser Gottesdienst, der auf dem Bildschirm in mehreren Ländern zu sehen war, hat viele Menschen mit der dreisprachigen Situation in unserem Lan de erst bekannt gemacht. 81 ) „In den Bergen herrscht eine gute Luft. Sie soll Symbol sein, damit das Südti roler Volk auch eine gute geistige Luft ins Land bringe“, sagte der Papst zu Egger, als dieser am 26. Jänner 1991 anläßlich des „Ad-limina-Besuches

mit dem Papst und mehrere Gespräche mit den Mitarbeitern. Die Probleme der Familie spielten wieder eine Hauptrolle.“') Da Bischof Egger gute Beziehungen zu Rom pflegt, tauchen immer wieder Gerüchte auf, er würde nach Rom gerufen werden. 84 ) Dieses Gerücht dürfte aber jeder Grundlage entbehren, da es in Rom genügend andere Aspiranten gibt, die Karriere machen wollen. Anderseits ist man am Tiber froh, wenn man unsere Diözese in guten Händen weiß. Der Bischof selbst hat einmal in diesem Zusam menhang gesagt

: „Ich weiß nichts davon. Auf alle Fälle gilt, was mir der Papst einmal gesagt hat: ,Sie müssen ein sehr glücklicher Bischof sein mit so schönen Bergen.“ 185 ) Interessant ist, daß sich der Trienter Landeshauptmann Carlo Andre- otti 1998 nach dem Tode des Erzbischofs Sartori Egger auf den Bischofsstuhl des hl. Vigilius wünschte. Gleicher Meinung war auch der Kapuzinerpater und Bibel fachmann aus Trient, Giorgio Butterini, der aber gleichzeitig betonte, daß die Südtiroler ihren Diözesanbischof Egger wohl

selber behalten wollen.““) Egger und seine Bücher Als Professor für das Neue Testament hatte sich Egger intensiv der Wissen schaft seines Faches verschrieben und wichtige Werke publiziert. Unter diesen sei vor allem die Methodenlehre zum Neuen Testament, Freiburg 1987, genannt, die an vielen theologischen Hochschulen verwendet wird und auch auf Italienisch, Spanisch, Portugiesisch und Englisch erschienen ist. Dabei handelt es sich um ein Fachbuch, das die verschiedenen Methoden zur Erklärung

des Neuen Testaments behandelt.“ 7 ) Mittlerweile ist Egger nicht mehr in der Wissenschaft tätig. Aber vieles vom Bibelwissenschaftler ist ihm erhalten geblieben, weil er ja als Bischof die Aufgabe hat, das Wort Gottes zu verkünden. Vor allem ist ihm die Freude am Bücherschreiben geblieben. So hat er 1988 mit Wulf Ligges einen Bildmeditati onsband über den hl. Franziskus bei Tyrolia/Athesia veröffentlicht, der den Le ser zu einem Erlebnis mit dem hl. Franz führen soll. 8 “) Wenige Monate

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Seite 6 von 96
Datum: 01.06.2000
Umfang: 96
drücklich anerkennt Egger die historisch-kritische Methode der Bibelauslegung, sie ist seiner Meinung nach eine kritische Instanz gegen „wildes Auslegen''. Für ihn aber hat auch die psychologische Schriftauslegung ihren Wert, wenn die Er gebnisse der historisch-kritischen Methode berücksichtigt werden. ”) Bischof Egger wird nicht müde, immer wieder für das Bibellesen einzutreten. Für das Arbeitsjahr 1987 warb er für die „Freude am Wort Gottes“. In einer Rundfunkreihe erklärte

der Seelsorgertagung 1997. ) Grundsätzlich kann man sagen, daß Egger durchzieht, was er sich einmal vorgenommen hat. Seit 1989 ist Egger auch Mitglied der Arbeitsgruppe zur Revision der offiziellen italienischen Bibel übersetzung. Als Delegierter der italienischen Bischofskonferenz nahm er im Herbst 1999 im Vatikan an der Europäischen Bischofssynode teil. Dort sprach er so überzeugend von der Bedeutung der Bibellektüre, daß ihn sogar Kardinal Mar tini von Mailand in seinem Referat zitierte und dafür Applaus

erntete. ' ) Pastorale Tätigkeit Der Apostel Paulus und seine Art der Missionierung begeisterten Egger schon als Professor für Neues Testament. Als Bischof ist er selbst zu einem „Wander missionar“ geworden, der viel unterwegs ist, die Gemeinden der Diözese aufsucht und den Kontakt mit der Basis pflegt. Im Jahre 1989 veröffentlichte Egger die neuen pastoralen Leitlinien der Diözese, welche die pastoralen Schwerpunkte der Südtiroler Kirche aufzeigen. 7 ) Diese Leitlinien wurden überarbeitet

und auf grund der geänderten gesellschaftlichen und pastoralen Situation im Jahre 2000 neu gefaßt.-“) Innerhalb von zehn Jahren hat Egger alle 280 Pfarreien der Diözese visitiert. Dies dürfte im deutschen Sprachraum wohl einmalig sein. Viele kleine Gemeinden haben in diesem Zusammenhang zum erstenmal einen Bischofsbe such erlebt. Bei diesen Visitationen spricht der Bischof mit allen Schichten der Bevölkerung. Vor allem sucht er aber die einfachen Leute auf, bei denen er sich als Kapuzinerbischof am wohlsten

fühlt. ') 1997 begann Egger die einzelnen De kanate zu visitieren. Dadurch sollte die Zusammenarbeit der Pfarreien eines De kanates gestärkt werden. Schwerpunkte für die pastorale Arbeit sollten auf Pfarr- und Dekanatsebene erarbeitet werden. Um dies zu erreichen, wurden der jeweilige Dekan und die Mitarbeiter am Ordinariat in die Vorbereitung und die Durchführung des Pastoralbesuches eingebunden. Jedem Besuch des Bischofs gingen Gespräche und Begegnungen voraus. ") Die erste Visitation dieser neuen

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Seite 11 von 96
Datum: 01.06.2000
Umfang: 96
abstattete.'') Seit 1998 besteht nämlich eine Partnerschaft zwischen unserer Di özese, Weißrußland und Rußland. Schwerpunkt ist die theologische Ausbildung von Theologen in Moskau und Minsk, die von Bozen-Brixen finanziert wird. Außerdem sind Studenten aus Weißrußland Gäste der Philosophisch-Theologi schen Hochschule in Brixen, wo sie ihre Ausbildung vertiefen. 71 ) Egger ist auch um einen intensiven Dialog mit den evangelischen Christen in unserem Lande bemüht. 1993 kam es anläßlich

des Reformationstages zu einem historischen Ereignis, als Egger in der evangelischen Christuskirche in Bozen die Predigt hielt. Vor über 100 Jahren, als dieses Gotteshaus gebaut wurde, gab es scharfe Proteste im ganzen Land. Nun besteht ein freundschaftliches Verhältnis zwischen den beiden Konfessionen. 74 ) Als die evangelische Gemeinde in Meran am 10. November 1996 anläßlich des 450. Todesjahres von Martin Luther zu ei nem gemeinsamen Gottesdienst lud, erschien auch Bischof Egger. Am Ende der Zeremonie erteilte

die lutherische Pfarrerin von Arco Bischof Egger, den Geistli chen und den Gläubigen beider Konfessionen den Segen. ) Aufsehen erregte der Bischof, als er bei der Eröffnung des Jüdischen Mu seums am 14. Juni 1998 in Meran „die Mitschuld der katholischen Kirche an der Leidensgeschichte des jüdischen Volkes“ eingestand. Wörtlich sagte der Oberhir te: „Die Gemeinschaft hat gegen den Trend zu Intoleranz und Gewalt zuwenig Widerstand geleistet. Diese Intoleranz wurde z. T. durch offizielle Beschuldigun gen (etwa

in der Liturgie), eine bestimmte Volksfrömmigkeit, durch die Haltung der katholischen Presse und durch falsche und ungerechte Auslegung der Bibel gefördert.“ 7 “) Gute Beziehungen unterhält Bischof Egger auch mit den Nachbardiözesen. Weniger erfreulich war für ihn und vor allem für ältere Südtiroler die Einleitung des Seligsprechungsprozesses für den italienischen Politiker Alcide Degasperi im Jahre 1993. Ein Ordensbruder Eggers, P. Josaphat Wieser, hat damals über 13.000 Unterschriften gegen diesen Prozeß

gesammelt und in Trient den kirchli chen Behörden offiziell überreicht. Unterschrieben hatten auch Weihbischof Heinrich Forer und die Äbte Giner von Neustift und Trauner von Marienberg. 77 ) Der neue Erzbischof Luigi Bressan hat die Dinge wieder zurechtgerückt, als er 1999 erklärte: „Degasperi ist kein offensichtlicher Fall von Heiligkeit.“ Man kann diesen Politiker nicht auf eine Ebene mit Mutter Teresa und Padre Pio stellen. 73 ) Egger und Rom Bereits im August 1986 weilte der neuernannte Bischof

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Seite 8 von 96
Datum: 01.06.2000
Umfang: 96
moderne Technik. 42 * ) Bereits seit 1995 hat er einen Internet-Anschluß, der ihm in seinem pastoralen Wirken gute Dienste leistet. 42 ) Kraft schöpft Egger nicht nur beim Gebet, sondern auch beim Sport. Er liebt die Berge und bezwingt die höchsten Gipfel des Landes. So bestieg er 1990 mit seinem Bruder Kurt und mit anderen Freunden den Ortler. 44 ) Einige Stunden gei stigen Verschnaufens gönnt er sich besonders beim Langlaufsport. 45 * 47 ) Beim Win tersportag der Diözese 2000 sagte Egger

. 4 ) Der Fastenhirtenbrief von 1990 behandelte ebenfalls dieses Thema. 48 * ) Als Egger im Oktober 1991 das neue Diözesanprogramm „Für Gerechtigkeit, Frieden, Bewah rung der Schöpfung“ vorstellte, empfahl er als Leitfaden „globales Denken und lokales Handeln“. 45 ) Im September 1992 verfaßte er zwei Sozialhirtenbriefe, wel che die Ergebnisse der Diözesanversammlungen vom Oktober 1991 und März 1992 zusammenfaßten. Das eine Schreiben trägt den Titel „Denk an die fünf Brote ..." und erinnert an den biblischen Bericht

„Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“. 51 ) Die Zuneigung des Bischofs gehört den Benachteiligten unserer Gesellschaft. Dies drückt er aus, wenn er z. B. am Gründonnerstag das Jesuheim oder zu Fron leichnam den Stadlhof besucht. Nach den Polemiken um die Verlegung des Reha bilitationszentrums nach Branzoll wollte Egger am 13. Juni 1993 mit seinem Be such im Stadlhof ein Zeichen der Solidarität mit den psychisch Kranken setzen. „Südtirol ist auch die Heimat für die psychisch Kranken

. Wir haben auch Platz für sie“, betonte er. 52 * ) Auch holte er Behinderte in den Pastoralrat. ') Eine Stunde pro Woche steht er Notleidenden zur Verfügung. 54 ) Ausgehend von der biblischen Erzählung vom armen Lazarus, wies Egger anläßlich der Silvesterpredigt 1993 darauf hin, daß auch in Südtirol für bestimmte Bevölkerungsgruppen nur wenig abfalle. „Die Notleidenden sollten merken, daß sie zu uns gehören“, sagte er. ) Am 11. Februar 2000 feierte Egger am „Tag der Kranken“ einen Wortgottesdienst

in der Lourdeskirche bei Laas, die zu einer der Jubiläumskirchen des Heiligen Jahres 2000 bestimmt worden ist. 56 ) 42 ) M. Clara, Miteinander Kirche gestalten, Dolomiten vom 31. August 1996. “) Internet-Anschluß für den Bischof, Do lomiten vom 30. November 1995. 4< ) Bischof Egger auf dem Ortler, Dolomi ten vom 7. August 1990. 4S ) Bischof Egger im Langlaufparadies, Do lomiten vom 29. Dezember 1988. 4 “) L. Malfertheiner, In Gottes Namen, fer tig los .... Dolomiten vom 18. Februar 2000 . 47 ) Innerhofer, Liebe

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Seite 3 von 96
Datum: 01.06.2000
Umfang: 96
Josef Gelmi Bischof Wilhelm Egger - Ein Hirte für die Menschen Dieser Beitrag zur Feier des 60. Geburtstages unseres Bischofs Wilhelm Egger, welcher der Kirche von Bozen-Brixen seit 14 Jahren dient, soll ein bescheidenes Zeichen der Dankbarkeit für sein Wirken zum Wohle der Menschen in unserem Lande sein. Während im Mittelalter und in der Neuzeit in unseren Breitengraden viele Bischöfe als Territorialfürsten weder theologisch noch spirituell, noch cha rakterlich den großen Herausforderungen

. 1 ) Der Werdegang Bischof Wilhelm Egger wurde mit seinem Zwillingsbruder Kurt am 14. Mai 1940 in Innsbruck geboren. Der Vater Josef Egger stammte aus Sterzing und war kaufmännischer Angestellter in Brixen. Die Mutter hieß Barbara Arlanch und kam aus Vahrn.) Ihr Vater stammte aus dem Brandtal (Vallarsa) im Trentino. Da die karge Berggegend dieses Tales die Bevölkerung damals nicht mehr ernähren konnte, mußte er wie viele andere auswandern. Im August 1996 trafen sich An gehörige der Auswandererfamilie Arlanch

im gleichnamigen Dorf mit Bischof Egger und seinem Bruder zu einer Familienfeier.’) Im Zuge der Option wanderten 1940 auch die Eltern von Bischof Egger aus und kamen zunächst in Innsbruck unter. Dort wurden die Zwillinge geboren. Die beiden Brüder waren als Kinder kaum auseinanderzuhalten und wurden daher auch immer wieder verwechselt. Selbst ihre Angehörigen wußten oft nicht, wer der Kurt und wer der Willi war. „Wenn ich heute die Kindheitsfotos ansehe, weiß ich selber oft nicht, welcher von beiden

. Im Jänner 1990 besuchte Bischof Wilhelm Egger eine Ausstellung über die Option im Alten Spital in Bozen und zeigte sich sichtlich beeindruckt, da er selber ein Opfer dieser Umsiedlung war. Den anwesenden Journalisten erklärte er allerdings, daß er persönlich nicht dar unter gelitten, sondern eine unbeschwerte Jugend erlebt habe/) Da die Mutter des zukünftigen Bischofs einer Arbeit nachgehen mußte, wurden die beiden Bu ben von der Großtante Maria Gogl-Egger in Sterzing erzogen. Die Mutter selbst starb

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Seite 10 von 96
Datum: 01.06.2000
Umfang: 96
Deutsches und italienisches Generalvikariat bzw. Seelsorgeamt und Verwaltung. Die Leiter dieser Abteilungen bilden den Bischofsrat. M ) Vor allem hat Egger eine Reihe von Laien eingestellt und ihnen z. T. auch leitende Funktionen übertragen, wie die des Diözesaninstitutes für den Unterhalt des Klerus (DIUK). der Caritas und des Referates Pfarrgemeinde und Laienapostolat. 1996 kam es auch zu ei nem Wechsel der Generalvikare. Josef Michaeler ging in den verdienten Ruhe stand, nachdem

Diözese, sondern tritt durch die Weihe in ein Kollegium ein, das für die gesamte Kirche verant wortlich ist.“ 7 ) So wurden und werden auch Bischof Egger immer wieder über diözesane Aufgaben übertragen. 1990 wurde er von den Mitgliedern der Italieni schen Bischofskonferenz zum Vorsitzenden der Kommission für die Ordensleute gewählt. Damit gelangte er in den Vorstand der Bischofskonferenz. Während der Synode über das Ordensleben 1994 leitete Egger eine der zwei italienischsprachi gen Arbeitsgruppen

mit dem Vatikan und der offizielle Briefverkehr mit Bischöfen und Bischofskonferenzen der Föderation sowie mit anderen Bibelge sellschaften und Hilfswerken.“ 1 ') So nahm Egger vom 7. bis zum 13. September 1998 an einem Seminar über die Heilige Schrift in Manila teil und hielt dort ein Referat über die Kriterien zur Bewertung der Methoden der Bibelarbeit. ’) 1998 wurde er auch beauftragt, sich mit Fragen der Ökumene in der Regionalen Bi schofskonferenz Nordost-Italien zu beschäftigen. Als Leiter

einer Delegation der Kommission für Ökumene und interreligiösen Dialog in der Regionalen Bischofs konferenz reiste er Anfang Juli 1999 nach Minsk (Weißrußland), Moskau und Pe tersburg. Bei dieser Reise traf er sich mit dem Patriarchen der orthodoxen Kir che, Alexej II. von Moskau, und dem Metropoliten von Minsk. Filaret 7 '), der Anfang Dezember 1999 Egger und der Diözese Bozen-Brixen einen Gegenbesuch H ) J. Innerhofer, Liebe Leserinnen und Le ser, Katholisches Sonntagsblatt vom 23. Dezember 1990

. “') Innerhofer, „Ein Bischof für uns“. Gelmi, Geschichte der Diözesen, S. 19. ” 7 ) II. Vatikanisches Konzil, Lumen genti um 21. “) Kirche braucht Zusammenarbeit, Dolo miten vom 2. November 1994; vgl. auch: Orden - Lebensstil für heutige Men schen, Katholisches Sonntagsblatt vom 9. Oktober 1994. ” :l ) Bischof Egger. Präsident der Bibelföde ration, L'Osservatore Romano. Wochen ausgabe in deutscher Sprache, vom 28. April 1995; ab 1. Juli 1996 Präsident der Katholischen Bibelföderation, Katholi sches

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Seite 4 von 96
Datum: 01.06.2000
Umfang: 96
diesen am 3. Novem ber desselben Jahres, das Rücktrittsgesuch an Papst Johannes Paul II. einzurei chen. Am 29. Juli 1986 entsprach der Papst dem Ansuchen und entband Gargitter von der Leitung der Diözese, ernannte ihn aber gleichzeitig zum Apostolischen Administrator der Diözese Bozen-Brixen mit allen Rechten eines Diözesanbi- schofs bis zum Amtsantritt des neuen Bischofs. Zugleich setzte Johannes Paul II. den Kapuzinerpater Wilhelm Egger zum Nachfolger Gargitters ein. Diese Nomi nierung, die auch viele Insider

überrascht hat, wurde im ganzen Land mit großer Freude aufgenommen. Eventuellen anderen Plänen Roms gegenüber bestand Gargitter auf dem Bibelfachmann Egger als seinem Nachfolger, da er ihn für ausgeglichen fortschrittlich hielt. Bei der ersten Pressekonferenz, drei Stunden nach Bekanntgabe der Ernen nung, sagte Egger: „Der Bischof muß nicht alles allein erledigen. Es gibt viele gute Mitarbeiter, die ihm zur Hand gehen. Gemeinsam werden wir es schaffen.“ 1 ") Gefragt, was er von seinem streitbaren

Mitbruder P. Haspinger hält, der mit An dreas Hofer immer in einem Atemzug genannt wird, antwortete er: „Wir vereh ren Haspinger in unserem Orden nicht, er gilt als ganz großer Hitzkopf.“ 11 ) Seine humorvolle und offene Art, mit Menschen umzugehen, kam bei den Presseleuten gut an. Egger wirkte ganz natürlich, einfach, volksnah, menschlich und gab zu erkennen, daß ihn die Ernennung freue. Er nannte auch schon einige Schwer punkte seiner Tätigkeit. An erster Stelle stand die Verkündigung des Wortes

Gottes. Mit großer Genugtuung wurde von allen vermerkt, daß Egger das Frie denswerk seines Vorgängers fortsetzen wolle. 1 ) In einem Gespräch mit dem „Os- servatore Romano“ betonte er, daß die Kirche in Südtirol zu einem Ort der Näch stenliebe, der Integration und Kommunikation werden sollte. 11 ) Viele wunderten ) Gelmi, Kirchengeschichte Tirols, S. 312 f. ) Habilitation, Dolomiten vom 15. Mai 1981. ") Gelmi, Kirchengeschichte Tirols, S. 313. '") Gelmi, Kirchengeschichte Tirols, S. 312

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Seite 7 von 96
Datum: 01.06.2000
Umfang: 96
Art von Pastoralbesuchen fand vom 17. bis 23. November 1997 in Schlanders statt.") Auch die Missionen sind ein großes Anliegen für den Bischof. Deshalb machte er 1989 einen Pastoralbesuch bei den Priestern, Ordensschwestern und Laienhel fern aus unserer Diözese, die in Brasilien im Einsatz sind. Das dürfte wohl die er ste Überseereise eines Diözesanbischofs unseres Landes gewesen sein. 2 ) 1998 rei ste Egger wieder nach Brasilien und weihte in Pitanga ein neues Bildungshaus, das den Namen

mit den Promotoren, die zu einem Kompromiß führen soll ten, schlugen fehl. Egger nahm die Anfragen zur Erneuerung der Kirche ernst und war bereit, die diözesanen Gremien zu ersuchen, den Weg der Erneuerung mit Hil fe einer Diözesanversammlung zu gehen. Aber die Initiatoren des Kirchenvolksbe gehrens lehnten dieses Angebot ab. 2 ') In einer Verlautbarung vom 18. November 1995 ließ der Bischof wissen: „Krisenzeiten können auch Zeiten des Wachstums sein und zu einer Zeit der Gnade werden. In solchen Zeiten

ist es besonders not wendig, daß wir uns auf das besinnen, was uns Auskunft gibt über Gott, die Kir che und die Menschen und auf das, was uns verbindet.“ 2 ' 2 ) Kritiken, die sich der Bischof in diesem Zusammenhang anhören mußte, berührten ihn sehr. 27 ) Da Egger der Meinung ist, daß jeder Gläubige die Möglichkeit haben soll, sich mit seinem Bischof in der Muttersprache zu verständigen, lernte er Ladi nisch."“) Ihm ist es zu danken, daß aus der zweisprachigen Diözese Bozen-Brixen ein dreisprachiges Bistum

wurde. Gargitter hat es zwar begrüßt, als das „Katho lische Sonntagsblatt“ eine ladinische Spalte einrichtete, aber er selbst hat nie la- dinisch gesprochen, und die Seelsorge der Ladiner war deckungsgleich mit jener der deutschen Bevölkerung. Egger ist der erste Südtiroler Bischof, der ladinisch spricht. Er hat schon bei der ersten Pressekonferenz kurz nach der Bekanntgabe seiner Ernennung die ladinische Bevölkerung in ihrer Muttersprache begrüßt, und seither gehört eine kurzes Wort an die Ladiner

zum Zeremoniell seiner offi ziellen Auftritte. ') Egger ist es auch zu danken, daß die Verwendung des Ladini- schen in der Kirche immer mehr zunimmt und gewisse Ängste und Vorurteile diesbezüglich bei Klerus und Volk überwunden werden. So konnte 1992 auch ein Lieder- und Gebetbuch „Syn - Ciantun y periun deboriada“ veröffentlicht werden. 4 “) Die pastorale Arbeit verlangt dem Bischof viel ab. Aber die vielen, guten und engen Mitarbeiter/-innen sind ihm eine große Hilfe

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Seite 5 von 96
Datum: 01.06.2000
Umfang: 96
einen definitiven Bruch mit dem historischen Fürstbistum Brixen. Schon Gargitter hatte mit seinem betont einfachen Lebensstil Abstand von der Vergan genheit genommen. Ganz besonders erfreulich schien manchen Kommentatoren, daß Egger ein Kirchenmann mit Wurzeln südlich und nördlich des Brenners ist." 1 ) Wenn auch die italienische Tageszeitung „Adige“ mit erhobenem Zeigefin ger meinte, Egger „werde seine Wurzeln vergessen müssen, um ein Bischof für alle, ein wahrer Verfechter des Zusammenlebens

sein zu können“. 17 * * ) Die Weihe zum Bischof Der 31. August 1986 war ein großer Tag für die Kirche Südtirols, als Gargitter Egger im Brixner Dom zum Bischof weihte. Mitkonsekratoren waren der Erzbi schof von Trient, Alessandro Maria Gottardi, und der Bischof von Innsbruck, Reinhold Stecher. Die Zeremonie wurde vom Fernsehen direkt übertragen und von Zehntausenden von Südtirolern am Bildschirm verfolgt. Rund 3000 Gläubige erlebten die heilige Handlung im Dom selbst. In der Predigt richtete Gargitter an die Gläubigen

gewesen." 1 ) Auch sonst war manches lockerer als bei der letzten Bischofskonsekration. Bei seinem Grußwort wich Egger von seinem Manuskript, das vorher verteilt worden war, ab und dankte den Gefangenen für ein Tele gramm. Man hatte den Eindruck, daß ihn dieser Glückwunsch mehr als andere freute. Nach der Weihe rief er seinem Bruder zu: „Kimm her, damit sie ein Bild mochen kennen.“ 2 ") Die Bibel - ein Herzensanliegen Das Herzensanliegen des Bischofs ist, wie könnte es für einen Bibelwissen schaftler auch anders sein, die Heilige Schrift

“, meint Egger. Wiederholt gibt er auch Anleitungen zum richtigen Bibellesen. Am Beginn sollte Gott mittels eines kurzen Gebetes zum Gespräch eingeladen werden. Wichtig sei auch, genau zu lesen und bestimmte Fragen an den Text zu stellen. Vorteilhaft sei ein Lesen in der Gruppe, da sich dadurch ein „breites Spektrum an Gesichtspunkten ergeben würde“. Nach dem Lesen sollte man eine „Minute schweigen und sich den Text als Spiegel Vorhalten“. 21 ) Aus- u ) Innerhofer, Liebe Leser!, Katholisches

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Seite 9 von 96
Datum: 01.06.2000
Umfang: 96
Bischof und Politik Als Bibelwissenschaftler und Theologieprofessor hatte sich Egger kaum mit Politik beschäftigt. Nun mußte er sich als Bischof auch diesem schwierigen Auf gabenfeld stellen. Seine Maxime diesbezüglich lautet: „Stärkung der Identität al ler drei Volksgruppen, damit sie um so unbelasteter ins Gespräch kommen.“ Da bei hilft ihm das griechische Wort „syn“ (gemeinsam), das er auf seinem Hirtenstab trägt. Es ist ein Hinweis auf die drei Volksgruppen in unserer Diözese, deren

und unhistorisch.“" 1 ) Im allgemeinen ist Egger überzeugt, daß es nicht Sache des Bischofs sein kann, sich ständig zu konkreten politischen Dingen zu äußern. Mit der Landesregierung hat er ein sehr gutes Verhältnis. Seiner Mei nung nach haben Kirche und Landesregierung zwar ihre eigene Autonomie, aber beide für Bereiche zu sorgen, welche die gleichen Menschen betreffen." 2 ) Personalentscheidungen und Verwaltung Wenn die italienische Tageszeitung „Alto Adige“ glaubte, daß es mit einem „Pater“ an der Spitze

. Diese Maßnahme stieß angesichts des Priestermangels bei vielen auf Unverständnis. Böse Zungen sprachen vom „Se niorenkiller“, andere sahen im Oberhirten einen „lächelnden Bischof ohne Herz“. Egger wollte aber eine bessere Betreuung der größeren Pfarreien durch jüngere Kräfte gewährleisten. Schließlich sollten auch Priester ein Recht auf Pensionie rung haben und nicht als „Sakramentenautomaten bis zum Umfallen“ mißbraucht werden. 63 ) Vier Jahre nach seinem Amtsantritt hat Bischof Egger 1990 auch die Zentral

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Seite 27 von 96
Datum: 01.06.2000
Umfang: 96
, bis auch er im Jah re 1880 durch Franz Egger für zwei Jah re abgelöst wurde, worauf dann am 30. September 1882 Franz Schmid (vgl. FN 3) die Professur für Dogmatik über nahm. - Zu Heinrich Erler, * am 12. Fe bruar 1827 in Tux, Priesterweihe am 28. Juli 1850, während der zweiten Hälfte des Schuljahres 1852/53 war er Supplent der Religionslehre in der Oberstufe und der lateinischen Sprache im 7. Kurs des k. k. Gymnasiums zu Bri xen, Jarn 1. Mai 1887 als Stiftspropst und Dekan in Innichen, vgl.: DAB, KA 1887

, F 8. - Programm des kaiserl. kö- nigl. Gymnasiums zu Brixen 3 (1853), S. 3. - Baur, Priesterseminar, wie FN 3. S. 43. - Zu Franz Egger, * am 26. April 1836 in Hippach. Priesterweihe am 11. November 1860 in Rom, als Domka pitular installiert am 20. Mai 1882, als Domscholastikus installiert am 13. Sep tember 1886, als Domdekan installiert am 28. Juli 1895, als Dompropst ernannt am 28. Dezember 1900 und installiert am 28. Jänner 1901, als Weihbischof von Brixen mit Sitz in Feldkirch bestätigt am 11. Juni 1908

, konsekriert in Brixen am 14. Juni 1908, als Fürstbischof von Brixen ernannt am 27. September 1912, bestätigt am 6. November 1912, inthro nisiert am 27. November 1912, t am 17. Juni 1918 in Innsbruck, vgl.: Anselm Sparber, Fürstbischof Dr. Franz Egger (t 1918), eine große Zierde des Brixner Klerus, in: Der Schiern (1952), S. 246 bis 259. - Baur, Priesterseminar, wie FN 3, S. 45 f„ 49 ff., 56 f. - Gelmi, wie FN 2, S. 256-260. ") Zu Franz Joseph Stadler, * am 22. Fe bruar 1796 in Imst, Priesterweihe

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