Nächte König Eduard. Donnerstag sollte in England mit einer Pracht entfaltung, wie sie die Welt kaum je gesehen, die Krönung König Edrrard des Siebenten vor sich gehen. In dem Pomp itnb der Pracht der Krönungsfeierlichkeiten sollten die Leiden, die der Burenkrieg England zugefügt, die Wunden, die er England geschlagen, vergessen und die Trauer über- tönt werden, die in ungezählten englischen Familien über die Angehörigen herrscht, deren Gebeine auf den blutgedränkten Schlachtfeldern Südafrikas
bleichen und die sich dort opferten für ein paar Pfund Sterling und für die imperialistischen Ideen der Chamberlaiu, Rhodes und der anderen Minen- speculanten. Es ist anders gekommen. Die allgemeine Fest- stimmung hat sich in eine Stimmung der Trauer verwandelt, denn König Eduard, dem in der West- minsterabtei die Krone auf das Haupt gesetzt wer den sollte, liegt schwer krank im Buckinghampalast darnieder. Ganz ungeheuer ist der Umschlag der Stimmung in England von der jubilirenden Fest freude
bis zur bangen Sorge um das Leben des Königs, und in diese Sorge mischen sich noch an dere Empfindungen, die auf die allgemeine Stim mung noch deprimirender wirken. Es sind dies Stimmungen, bei denen theils Gewissensbisse, theils abergläubische Furcht Mitwirken. Wie vorsichtig and) die Meldungen aus Lon don abgefaßt sind, sie lassen doch erkennen, daß in weiten Volkskreisen die Empfindung vorherrscht, die Erkrankung des Königs Eduard bedeute ein düste res Verhängniß. Der Krieg gegen die Buren
, das ist offenbar die vorherrschende Empfindung der Leute aus dem Volke in England, bringt uns keinen Segen! Und in der That, Cecil Rhodes, der „ungekrönte König von Südafrika", der als der intellektuelle Urheber des Burenkrieges anzusehen ist, hat den Erfolg seiner Hetzereien und Jntriguen nicht mehr erlebt, und König Eduard der Siebente, unter dessen Regierung die Niederwerfung der bekamen ihr nicht — und wenn es ihr auch der Abwechslung wegen zuerst sehr gut gefallen hatte — jetzt wurde es ihr doch schon
können ja nie den Mund halten!" Buren vollendet wurde, ist noch immer ungekrönter König von England. Und zu alledem kommt noch bei der Masse der Engländer ein Theil abergläubischer Furcht. Ist doch seit Jahren in England das Gerücht verbrei tet, eine Zigeunerin habe dem König Eduard schon in seiner Jugend vorausgesagt, daß er nie mals zum König gekrönt werden würde. Diese an gebliche Zigeunerprophezeiung ist bisher jedenfalls noch nicht widerlegt. Wenn König Eduard freilich auch ohne die feierliche Krönung