. Von Franz Jos. Kofler. Nachdruck verboten. Georg Hartmann hatte einmal geglaubt, daß Kaltenbrunn eine Zukunft habe. Das war da mals, äls der Kaltenbrunner Bürgermeister sich einen Zylinder anschafste und der erste Rat einen Frack. Sie hatten nämlich eines schönen Tages entdeckt, daß auf einer sumpfigen Wiese, zehn Minuten vom Dorf entfernt, ein Wässer lein fließe, das kälter sei als ihr Bruwew- wasier, und ein ganz Kluger hatte gleich her aus, daß es wunderkräftig sein müsse. Sie schickten ein Fäßlein
vom neuentdeckten Wasser in die Hauptstadt,' nach sechs Wochen kam für das Fäßlein ein dicker Brief mit einer langen Rechnung und am Ende stand, daß das Kaltenbrunner Wässerlein nicht weniger heil wirkend sei als die anderen Badewasser. Vor Freude darüber, daß nun Kaltenbrunn ein be rühmtes und reiches Dorf werde, tranken die Kaltenbrunner einen Sommer hindurch mehr als sonst in fünf Jahren. Die Folge war, daß sie im Herbst kein Geld mehr hatten, das Bad zu bauen. In dieser Not kam ihnen der Tischler meister
er die Hoffnung noch immer nicht auf, auch dies mal wie in anderen Fällen heil aus der üblen Geschichte zu kommen. Aus den 24. September, punkt 10 Uhr, war die Versteigerung angesagt. In Kalten brunn wimmelte es schon seit dem frühen Morgen wie in einem Ameisenhaufen. Der Bürgermeister schoß wie ein geschlagener Hund durch das Dorf, die Bürgermeisterin raste wie eine Katze hinter ihm drein, die Kaltenbrunner selbst waren auf, als ob es zum Jüngsten Ge richt geblasen hätte. Sie kamen von der Auf regung
aus Süd tirol fliehen mutzte, an feine Landsleute das nachfolgende Abschiedsschreiben gerichtet: Innsbruck, im November 1927. Ihr wißt, daß ich aus Südtiro! geflohen bin. Es war kein leichtes Scheiden, aber es blieb mir keine andere Wahl. Die Italiener Dorf kam, ein Jude fei auf dem Wege nach Kaltenbrunn, da wuchs das Gesumm und Ge brumm, wie wenn das Dorf im nächsten Augenblick in den Boden sinken müßte. Der Bürgermeister rrerlor den Kopf und sogar die Frau Bürgermeister war nahe daran
, ihn zu verlieren, obwohl ihr das nur einmal im Le ben geschehen sei, wie sie sagte, am Tage der Hochzeit. Der Leinberger Stöffel, der seine Hütte am Eingang des Dorfes hatte, schloß die Haustür ab, weil er fürchtete, der Jude könne bei ihm ftagen, wo die Versteigerung stattfinde, und der Halden-Bartl, der am an dern Ende seine Ziegen melkte, packte seine Habe und seine Kinder zusammen, um das Dorf zu verlassen, wenn der Jude wirklich das Bad kaufe. Inzwischen trabte der Jude wahrhaftig schon auf halbem Wege