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Südtiroler Landeszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 29.09.1920
Umfang: 8
. Wir haben diese Beschwerden nunmehr dem hiesigen Postamt zur Untersuchung der Ursachen der unliebsainen Un- regelmäßlgkettcn In der Zustellung übergeben. Für den Inhalt ist im Sinne des Preßgesetze» den Be hörden gegenüber verantivortlid) Alb. Ellmciirelch. Herausgeber: Siidtlroler Zeitungsverlag (ß. nt. b. H. — Der von der Vogelweide. 2) Roman von Franz Karl Glnzkey (Nachdruck verboten.) Zweites Kapitel. Zu dieser Stunde machte der Iunkherr Dietrich eine selt- sanie Bekanntschaft. Als er die Rüßlein Alnot und Alruna

und das Packpferd Hugtdeo tränkte und nachdenklich an der Quelle faß. vernahm er hinter sich ein Rascheln und gewahrte, sich uinwendetid, etwas Helles. Schimmerndes, das jählings im Gestrüpp verschwand. Dietrich faßte seine stahlbeschlagene Keule und spraug mit gewaltigem Satze hinter den Busch. Er mtcrde aber nidits gewahr als eine niedrige, rauchge- schwärzte Höhlung im Felsen, die er auf allen vieren hätte durchkriechen müssen, wenn er Lust dazu gehabt hätte. Aber obwohl er ein unerschrockener Jüngling

) !tt wechselnden Tönen die immer gleichen Worten sang: „Kyrie eleijon! Kyrie eletsoni' Und plötzliä) gewahrte Dietrich einen schmutzigen, derb knochigen Arm. der wie ein dürrer Ast aus dem weiten Aermel eines Mönchshabits hervorragte und ihm ein klei nes hölzernes Kreuz entgegenhielt. Hierauf erfdilen,. ihn un ablässig mit verglasten Augen anstarrend, das tiefeingefallene Antlitz eines Greises, der, fidi nunmehr der Höhle völlig ent windend. seinen lallenden Gesang mit einer Anrede unter brach. die offenbar

Dietrich, den dieser Willkommsgruß nicht sonderlich erbaute, betrachtete den Alten in höchster Der- munderung. Er vermochte nicht zu begreifen, weshalb der Eremit, denn ein solcher war es wohl, sich nicht aus seiner kriechenden Lage erhob, obgleich er seiner finsteren Höhle längst entronnen war. Stets das Kreuz mit der einen Hand erhoben haltend, bemühte sich der Alte, wie ein lahmer Köter auf drei Beinen zu springen, wobei er Dietrich unaufhörlich anstarrte. „Ihr seid wohl schwer erkrankt, ehrwürdiger

sich mit dem Kreuze auf ihn stürzen und ihn schlagen. Aber er schien sofort sich seiner sonderbaren Buße wieder zu entsinnen, denn er sprang aufs neue auf allen dreien im Moose zwischen den Stämmen umher, schimpfend und laut wehklagend. Das arglose Gemüt des Knappen Dietrich war diesem traurigen Anblick auf die Dauer nidit gewachsen. Er nahm die Rüßlein an den Zäumen und führte sie von der Quelle fort. Er sehnte sich in die Nähe seines Herrn, wo Reinheit war und Klarheit, wie ihn druckte. Er fand Herrn Walther

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Südtiroler Landeszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 30.09.1920
Umfang: 8
, welche Musik und Volkslieder zu erhöhen wußten. Da» Der von der Vogelweide. 3) Roman von Franz Karl GInzkey (Nachdruck verboten.) . Drittes Kapitel. Ein heftiges Klirren weckte ihn. Er sah — Herr Walther war aufgesprungen und starrte gespannt ins Tal hinunter. Zugleich vernahm er aus der Ferne ein Summen und Brau sen wie den Widerhall unzähliger heller und ttefer Stim men. die der Wind aus dem Tale heraustrug. Dietrich rieb sich die Augen, er traute ihnen nicht: ein unabsehbarer Zug kleiner

und Gebete murmelnd. «Nun erfüllt sich.' hörte Dietrich seinen Herrn mit be bender Stimme rufen, „wovor mir ost in bösen Träumen graute! O Kinder, liebe Kinder, o zarteste Blüten, o rosigste Hoffnungen des armen deutschen Reichst So zieht ihr nun dahin und sollt im Wahn verbluten für euer Däter Trägheit und eurer Mütter Unverstand. Da seht nun Euer Werk. Herr Papst!' „Seht, o seht.' kreischte da eine Stimme hinter ihnen, „da ziehen sie aus, die Reinen und Wahrhaftigen, die Auserko renen und Unbelasteten

hinabzukollern, wo ihn. Herr Walther glaubte es lä- chelnd zu hören, verworrenes Stufen der Kinder empfing. «Wo sotten wir nun zu lachen beginnen und wo enden?' murmelte Herr Walther. Er war zu Pferd gestiegen und ritt mit Dietrich den Abhang hinab. Aber je näher er dem sonderbaren Pilgerzuge kam. um so banger wurde ihm. und die Augen begannen sich ihm zu feuchten. Er hatte schon des Sonderbaren und Traurigen viel auf seinen Wanderfahrten gesehen, aber dieses wahn sinnstolle Bild, es griff ihm ans Herz

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