doch gewiß frankophil zu sein scheinen. Ich fragte eines der Kinder nach der schönsten Kathedrale Deutschlands. Ohne zu zögern antwortete es: „Das Straßburger Münster." Wenn Sie sagen, daß der Erfolg Hitlers in Deutschland auf die damaligen für ihn günstigen Umstände zurückzusühren rst, so muß ich antworten: Gewiß, was die Aufnahmebereit- schaft einer Idee anbelangt. Aber der moralische Zustand war keinesfalls günstig. Und ich bewundere die Energie, die Bra vour, die aus jedem Kapitel von Hitlers Buch
in seiner Politik. Ich möchte daher vor allem die moralische Seite von Hitlers Werk vor Augen fuhren. Cs ist nicht zu leugnen, daß „Mein Kampf" ein mit Wie konnte man sich einbilden, daß 27 Nationen, die im Augenblick „alliiert und assoziiert" waren, sich auch in Zukunft darin einig seien, Deutschland, dessen Einheit der Versailler Vertrag das Siegel gab, das aufzuerlegen, was Napoleon, der Alleinherrscher von fast ganz Europa, Preußen gegenüber nicht vermocht hat? Wo hat man jemals gesehen, daß solche Klauseln
(des Versailler Vertrages) die Umstände überlebten, aus denen sie geboren wurden? Das heutige Deutschland ist nicht mehr das Deutschland vom 11. November 1918. Und was ist hingegen aus dem gemeinsamen Willen der 27 Alliier ten geworden, die den Vertrag von 1919 zu verteidigen haben? Es ist das unabänderliche Gesetz der Geschichte, daß ein Besiegter sich früher oder später wieder erhebt. Die großen Mächte haben dies seit langem begriffen. In Genf und in Beratungen unter sich sind Frankreich, England
und Italien Ende 1932 dazu gekommen, Deutschland das Recht gleicher Behandlung zuzuerkennen. Wir wen den uns also von unnützen Bedauern und vergeblichen Hoff nungen ab und sehen das Problem so an, wie es sich uns heute im März 1934 darstellt. Man muß den Mut haben, der Wirk lichkeit ins Auge zu sehen. Träume führen zu nichts, manchmal aber in die Katastrophe. Cs handelt sich nicht darum, ob und in welchem Ausmaß man die Aufrüstung Deutschlands dulden wird, sondern in erster Linie darum
, einen Rüstungswettlauf zu vermeiden, der zum Kriege führt. Darin liegt die Gefahr, die alle Völker Europas, Deutschland nicht ausgeschlossen, be droht." Der Ministerpräsident setzte sich sodann für den Abschluß einer internationalen Konvention, durch die die Rüstungen be grenzt werden sollen, ein. Das sei das einzige Mittel, um einen Rüstungswettlauf und damit den Krieg zu vermeiden. Die Genfer Besprechungen, die zu nichts geführt hätten, seien unter einer neuen Form und mit neuen Formeln wiederauf genommen worden