scharfen Studie zu überge ben. (Max Lenz, Deutschland im Kreis der Groß mächte, 1871—1914, Deutsche Verlagsgesellschaft für Politik und Geschichte, Berlin.) In Liner Wahrheit von fundamentaler Bedeu tung gipfeln die Erkenntnisse des Fiinfundsiebzig- ' jährigen: „Wie verschieden auch der Verlauf des alten und neuen Kurses gewesen sein mag, und es gibt keine größeren Gegensätze — in einem gleichen sie v isich durchweg: in der Friedfertigkeit ihrer Poli- tik.' ' - ^ Aber während, um des Friedens willen
mit der Gefahr feindlicher Koalitionen und der Vereinsa mung inmitten Europas. Alle Berichte des Kanz lers an den Kaiser, alle seine Weisungen und Refe rate gipfeln daher in dem Gedanken, wenn irgeno- möglich den allgemeinen Frieden zu er halten, auf jeden Fall aber Deutschland aus dem Dpiel und in die Hinterhand zu bringen, weil es nur so möglich erschien, es vor der Abhängigkeit von fremden Interessen zu bewahren, die Bewe gungsfreiheit zu behaupten und es vor der Isolie rung zu schützen
. Anders das Deutschland Wilhelms H. Es suchte das Meer der großen Politik. Um den Frie den zu wahren, trat es ins hohe Spiel ein, nahm es die Vorhand und stellte es.sich Zwischen die riva lisierenden Mächte. Um den Frieden zu wahren. verwickelte es sich in die stachligsten Probleme, wählte es die Straße, die zwischen der Scylla Ruß land und der Charybdis England hindurchführte. In Welthändeln, die Deutschland nur sehr mittel bar betrafen, sehen wir es als Makler auftreten, also eine Rolle spielen
, die selbst einem Bismarck nicht stets gut bekam (Berliner Kongreß). So be gab sich Deutschland der Möglichkeit, in der ent scheidenden Stunde von der Welt umworben- und gerufen zu werden. So ward ^ schließlich das Schicksal Europas ohne und gegen Deutschland ent schieden. - . Wer, wie Lenz, ungefähr so den Gegensatz zwi schen der Politik Bismarcks und der des neuen Kur ses sieht, kann natürlich einer Beurteilung der Si tuation nicht ausweichen, die aus den englischen Bündnisangeboten Lansdownes und Chamber- lains
entstanden war. Nehmen wir einmal, um mit Lenz zu sprechen, an, daß England den Bund, den es Deutschland vorschlug, wirklich gehalten hätte, wohin würöe solche Politik im Falle eines Krieges geführt ha ben? Ohne Lohn wäre Deutschland bestimmt nicht geblieben. Daß England sich selbst den Löwenan teil genommen hätte, braucht keiner Worte; unü jedenfalls hätte es die Entschädigungen für Deutsch land so ausgesucht, daß sie ihm selbst den Weg nicht versperrten^ Weder in Ostafrika noch im Mün dungsgebiet