>.—, für das übrige Ausland l. !1 Mmmer III Meran, Mittwoch, den 16. Mai 1923 55. Zahrgang Die englische Antwort. Der erste Eindruck der englischen Note ist niederschmetternd. Auch wenn man eine scharfe englische Kritik erwarten mußte, so !,ut doch der Ton, den Lord Curzon anschlug,' die Befürchtungen übertroffeir. Trotzdem imch man über Stimmungen und Verstand mungen hinweg, die Note noch einmal ruhig und leidenschaftslos prüfen. Sie ist ein Januskopf, der sein eines Gesicht Fränk isch, das andere Deutschland
Lord Curzon darüber hin aus noch einmal mit, das? er die nötigen Mahnungen durch den deutschen Botschafter in London an die Neichsregierung gerichtet IMe. Es wird in Ken nächsten Tagen die Frage zu klären sein, ob liier ein Verschul den Sthammers vorlieat und damit ein Botschnsterwechsel notwendig wird, oder ob mau in Berlin die Mitteilungen als unbe- achtlich bei Seite gelassen hat. Jedenfalls ist es nicht erfreulich, daß Deutschland in dieser Weise «baekanzelt wird. Der deutsche Stolz
, der durch den »lannhaften Widerstand an der Ruhr nach all den Tagen des Leidens und der Demütigungen wieder stark ge wachsen war, sieht sich schweren Belastungs proben ausgesetzt. Auch England, das geht aus der Note deutlich hervor, bem-icht sich, die Türe offeiMhalten, ebenso wie Italien, dessen Note, abgesehen von dem Pfänder spiel, ja nur ein Abklatsch der englischen ist. Darauf wird man deutscherseits Rücksicht zu nehmen haben. Ob man freilich das Ange bot erhöhen kann, ist eine andere Frage. Aber Deutschland
mit keinem Wort. Sie ver langt nicht, wie französische Blätter ange kündigt haben, daß der passive Widerstand aufgegeben werden soll. Davon ist keine Rede, aber sie sagt auch nichts über die Räu mung des Ruhrgebietes. Es ist offenbar das Bestreben Lord Curzons, die Vermittler rolle zu übernehmen und beide Parteien zunächst einmal an den Verhandlungstisch zu bringen. Deshalb läßt er diese Frage in der Schwebe. Das ist für Deutschland unan genehmer als für Frankreich, weil Frank reich als Einbruchsmacht
und mit Waffen versehen nichts weiter zu riskieren hat als Geld, Deutschland aber die Qualen zu er dulden hat, denen die Ruhrbevölkerung und mit ihr die Bevölkerung des altbesetzten Gebietes in täglich steigendem Maße aus gesetzt ist. Es hat also ein dringendes Inter esse daran, daß diese Fragen geklärt sind, ehe es sich an den Tisch setzt. Ob das freilich noch gelingen kann, erscheint zweifelhaft, da Frankreich es ablehnt und die anderen Mächte nicht gewillt zu sein scheinen, die Sache des Rechtes zu führen