in der Kollektion „Zeitfragen' ein zweitesmal erschienen ist. Was sich der kleine Sonntag da geleistet hat. war nun doch zuviel. Es setzte sofort nach Erscheinen des Aufsatzes — noch ehe die faschistische Presse Italiens davon Notiz haben konnte — eine energische Aktion maßgebender Kreise Deutschlands und des Auslandsoeutschtums ein, um den kleinen Sonntag, der sich nun plötzlich als gefährlicher Schädling der deutschen Interessen ent puppte, kaltzustellen. Soviel wir wissen, ist ihnen dies mich ge- ■ jungen
. Denn anläßlich des niederschmetternden Eindruckes, den der Aufsatz in den „Grünen Briefen' hervorgerufen hat, ließen selbst jene radikalen Kreise in Deutschland, bei denen die Sympathie für den Faschismus größer ist, ais die Entrüstung über die Behandlung der Deutschen Südtirols, den kleinen Sonn tag fallen. Ob sie es gerne taten und mls innerer Ueberzeugung oder nur unter dem Drucke der intervenierenden Kreise, können wir fteilich nicht entscheiden. So konnte man zunächst, trotz der Perfidie des kleinen
Sonntag hoffen, daß der Artikel keinen weiteren Schaden an- richten würde. Die italienischen Faschisten scheinen aber die ihnen so wohlgesinnten „Grünen Blätter' überraschend gut zu kennen, und 'so verwerteten sie den Aufsatz gar bald als das angeblich „objektive' Urteil eines Deutschen über die Lage in Südtirol. Und so wurden auch wir gezwungen, dazu Stellung zu neh men, und uns mit dem unwürdigen kleinen Josef Sonntag zu beschäftigen. Zur Bemelschung der Schon geraume Zeit vor dem Kriege lebte
in Südtirvl ein gewisser Ettore Tolomei, ein Professor, wie man ver sichert, der sich das Vergnügen machte, eine Zeitschrift ,,L' Archivio dell' Alto Adige' herauszugeben und m die ser Zeitschrift die deutschen Siidttroker Ortsnamen will kürlich ins Italienische zu übertragen. Damit meinte der Mann den Beweis zu liefern, daß Südtirol nicht deut sches, sondern italienisches Gebiet sei. Mit echt österrei chischer Gutmütigkeit Keß man den Professor, der übri gens österreichischer Staatsbürger war, gewähren
festgestellt, daß, wie dies in einem Gebiete an der Sprachgrenze natürlich ist, manche Orts namen Südtirols von altersher neben dem deutschen auch einen : italienischen-Namen führten, der fteilich Nicht offi ziell, sondern nur von der fahrenden italienischen Bevöl kerung gebraucht wurde. Die Roveretaner Kaufleute brachten ihre Seidenwaren nach „Bolzano' (Bozen), der arme Nons- berger Familienvater schickte seine Söhne als Stallbuben nach „Caldaro' (Kaltem), die Leute von Lavis und Mezzo- lambardo standen