Zur deutschen Frage. I-München, 29.Oct. Die Toaste, welche jüngst der Kaiser und die zwei ihm verbündeten Könige ausgebracht, haben auch hier ihren freudigen Wiederhast gefunden. Sie sprechen in Ver bindung mit den Maßregeln, die jüngster Zeit getroffen worden, mehr für eine mögliche bessere Zukunft Deutschlands euö die hohlen Tiraden in der Paulskirche und anderwärts von Deutschlands Ein heit und von Deutschlands Größe, mehr als die diplomatischen Kunststücke, in welche die Selbstsucht
so gerne sich verbirgt. Es drückt sich eine Steigerung, Entwicklung, Enthüllung und weitere Entfaltung Eines Grundgedankens aus. Die Worte des Kaisers: „Auf das Wohl meiner Gäste, meiner treuen Allimen,' sie geben Zeugniß, daß der Kaiser die anwesenden deutschen Fürsten als seine Verbündeten betrachte, die mit ihm ein Ziel verfolgen. Die Worte des Königs von Bayern: Auf das Wohl Sr. Maj. des Kaisers zeigen, daß Franz Joseph von ihm nicht so sehr .als Kaiser von Oesterreich, sondern als Kaiser
der Vater wiederkehren.' Die . Selbstsucht war es, die den einst großen Bau des deutschen Reichs gestört und ihn in eine Ruine umgewandelt, indem jeder Stein in ' seinem Steinverbande sich vorn Gesammtverbande löste, und auch jetzt noch ist diese Negation des deutschen Lebens nichts weniger als beseitigt. Hat Oesterreich namentlich in der letzten Zeit mehr i und mehr dem deutschen Wesen sich entfremdet, und in geistiger, politischer und materieller Hinsicht sich ihn in sich selber abge schlossen
, so haben wir die sichere Hoffnung, daß Oesterreichs jugendlicher Kaiser wieder mit seinem Reiche die Stellung einneh men werde, die ihm in Deutschland gebührt. : Diese Stellung ist aber der thatsächliche lebendige Vorrang des Kaisers unter den deutschen Fürsten, und er ruht auf der . Voraussetzung, daß Oesterreich vor Allem ein deutsches Land, ein deutscher Staat sei. Wir wissen wohl, daß wir den Stocköstcr- reichern hiemit geradezu widersprechen. Aber wir widerspre chen nicht der Gesinnung des heldenmüthigen Kaisers
. Ja ihm schlagen die Herzen all jener auch in den übrigen deutschen Landen entgegen,. welche nicht von irgend einer provinziellen oder politischen Selbstsucht besessen sind, sondern das Wohl und Heil des gemeinsamen Vaterlandes in reinster Absicht wollen. Die Stockösterreichcr aber, welche stets von den Deutschen, wie von einem ganz fremden Volke sprechen und die übrigen deutschen Stämme nur hochmüthig so wegwerfen zu dürfen glauben, dürf ten wohl ihre einseitige und selbstsüchtige Gesinnung nach der groß