Seite 6 „Bozner Nachrichten', den 25. Juli 1922 Nr. 107 Wohl die richtige Gelegenheit zum Friedensschluß ge wesen wäre. Diese Eröterungen wurden angestellt, als der richtige Zeitpunkt längst verpaßt war. So könnte es leicht auch dem finanziellen Friedensschluß ergehen, denn die günstigsten Zeiten dasür liegen tat sächlich bereits in der Vergangenheit. Ist der Tief stand der deutschen Mark das äußerlich sichtbarste Kennzeichen der finanziellen Zerrüttung, so hätte er längst Anlaß geben müssen
, die Stabilisierung der Mark in Angriff zu nehmen. Denn es liegt auf der Hand, daß diese Aufgabe unendlich viel leichter ge wesen wäre, als die Mark noch 20, 30 oder 40 Vfg. galt, denn heute, wo ihr Wert um 1 Pfg. schwankt. Es handelt sich aber nicht nur um die Mark, son dern auch um das Währungsgeld anderer Valuta schwacherund valutakranker Länder. Wir geben in nachstehender Tabelle eine Übersicht über die Kurs entwicklung des französischen Frank, der deutschen Mark und der österreichischen Krone an der Börse
Frank heute in der Schweiz mit rund 40 Centimes bewer tet wird, so ist das für den Siegerstaat Frankreich nicht viel tröstlicher als ein Markkurs von etwa 1 C'entime für das besiegte und mit unerfüllbaren Goldmarkverpflichtungen belastete Deutschland. Die Hoffnung, aus deutschen Reparationszahlungen das Budget in Ordnung zu bringen, wird mit jedem Kurssturz der deutschen Mark, die auch den Frank, wenn auch bis jetzt noch in respektvollem Anstände, mit sich reißt, immer geringer. Deshalb müßte
auch Frankreich in seinem eigensten Interesse bereit sein, zu . einer Herabsetzung der deutschen Reparat» ons-- schuld die Hand zu bieten, deren unerträgliche Hohe die letzte Ursache auch der französischen Finanzschwie- ?igkeiten ist. . * » w. Wien, 2 5. Juli. Die amtlichen Kurse der Wiener Devisenzentrale lauten: Amsterdam 13.085, Agram 99.85, Berlin 66.85, Budapest 22.76, Lon don 149.200, Mailand 1588.50, Dollar 33.475. Paris 2797, Prag 724, Warschau 5.44, Zürich 6393. . w. Valutaverkehr in Innsbruck
. Die Franzosen glauben aberund selbst die französischen Sozialisten glauben das —, daß Deutschland in Wohlstand schwimmt, daß es- den Krieg im wirtschaftlichen Sinn gewonnen und Frankreich ihn verloren hat. Sie können daher nichk verstehen, warum man die Deutschen nicht zum Zah len zwingen sollte. Sie haben die naivsten Ideen, wie man das anfangen sollte. Volkswirtschaft ist' selbst unter seinen hervorragenden Staatsmännern eine beinahe unbekannte Wissenschaft und noch viel mehr unter den Massen. Sie glauben