ist ohne Selbsterfahrung. Selbst Blätter in den Nachbarländern sind oft falsch berichtet, oft auch so einseitig, unklug, daß man wohl alle Wochen Ursache hätte, in diesem oder jenem Sinne zu berichtigen. Wie tief die Sache geht, davon will ich hier Belege bringen, Stimmen Deutscher in Welschtirol, die allen, die die Sache nicht oder nicht genügend kennen, dreimal oder zehnmal gesagt sein mögen. „Wir Deutschen in Welschtirol“, schreibt ein Geistesarbeiter, % haben heute vielleicht weniger die Welschen, als die lieben
, gleich, doch bist du wie dieser nur mehr ein cchwacher Abglanz früherer Macht und Größe. Aber nicht gedient. Wir brauchen nicht Geschichten, wir brauchen, daß man uns auf wirtschaft lichem Gebiete fördert, daß uns die deutschen Kaufleute, von Bozen und Meran angefangen, bis nach Bayern, Sachsen, Preußen und wo deutsches Geschäftsleben von Einfluß ist, mit allen Mitteln unter die Arme greifen, damit wir stark werden, damit wir einen gesicherten Fuß bekommen, uns des Lebens freuen
wie die anderen!“ Ein Gewerbetreibender deutschen Blutes in Südtirol schreibt: „Was nützen Reden und Turnerfahrten, wir brauchen geschäftliche Unterstützungen ! Mir ist lieber, der Deutsche geht nicht an meinem Laden vorbei: auch wenn er bei mir nur für 20 Heller kauft, habe ich mehr davon. Wahr ist, daß der Deutsche lieber zum Nachbar geht, wo über der Türe zu lesen ist, daß er ein Welscher ist! Ich könnte meine Deutschen manchmal prügeln vor Zorn, selbst der dümmste Welsche gibt mehr auf sein Blut, als der gescheideste Deutsche
!' Ein Brief von 18 Seiten kann hier nur auszugsweise wiedergegeben werden. Der betreffende Deutsche sagt u. a. folgendes: „Wenn aber Leute der Meinung sind, daß ein schlecht organisierter Ausflug wie der vorjährige in die hiesigen Sprachinseln auch nur ein Atom von Wert habe für die vielen Deutschen, die in Welschtirol leben, so könnte ihnen an der Hand von autentischem Material nachgewiesen werden, daß uns nicht schlechter gedient sein kann als in solcher Weise. Denn es wurde die Meinung erweckt
am Lebensnerv der deutschen Unternehmungen! Und würde je die Ansicht jener Artikelschreiber: „Deutsche! Meidet den Besuch von welschen Gegenden!“ u. dgl. mehr, für gut befunden werden, dann vergeßt nicht, ihr da draußen; daß ihr zahllose treue deutsche Herzen, deutsches Mühen und Ringen, deutsches Kapital mit Füßen tretet! Könnt ihr Deutschen draußen je vor euren Nachkommen ein derartiges Handeln verantworten? Findet ihr den gerechten Mut, euren bedrängten Stammes genossen hier eure Hilfskräfte zu entziehen