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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 24.01.1945
Umfang: 4
Wiese, wie geschaffen zur Rast: Christian breitete seinen Mantel für Christi a 's nn I s-.n^e sieh seihst neben s‘e. Pin naar Meter weiter schoben sich z.vei Kähne mit leisem Kla'schcn gegen da- Ufer. Bienen summten zwischen hohen li'umen. Wie himmlische Sege!- sUnffe bewegten sielt kleine weiße Wo'ken über das Blau des Firmaments. Vom näclisten Haus herüber hörte, man zue.eben das Plaudern zweier Kinder, so um war es ganz still. Sie waren al lein mb dem Smnrner. den Bienen lind der W'ese

, Christian. Der Beruf aber geht vor. das sagt Onkel Cölestin auch.' „Onkel Cölestin?' — „Ja, Onkei Cölestin. Er wohnt oben auf dem Berg über der Stadt und ist mein bester Freund. Er darf alles wissen, hörst du, alles... fast alles.“ „Dann weiß er auch von mir?' „Natürlich. Er verstellt ja auch alles. Er ist schon sechzig Jahre alt. aber er verstellt trotzdem alles. So ist er. Du solltest ihn kemienlernen.' Sie strich ihm mit der Rechten über das Haar. „Ja. Christian... freilich war das nicht ganz einfach

, damals, als ich umsonst gewartet habe... ich habe dann den Portier gefragt und erfahren, daß du fort warst. Der Zufall wollte, daß ich eine dir bekannte Dame getroffen habe, eine Erau Wildener —' „Ich weiß es.' — „Hat sie es dir ge schrieben?' „Nein: ich habe sie in Nürnberg ge troffen. Sie hat dir eine Menge erzählt?“ Sie nickte. „Ja. Christi... und doch bist du heute mit mir auf dieser Insel?' „Ja. Christian; und trotzdem war ich damals traurig, als du nicht da warst und so lange nichts hast hören

lassen, sehr traurig sogar.' „Und warum, Christine?' Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. Ihr Gesicht, ihr schönes, gutes, anmutiges Gesicht wÄr sehr ernst trotz des Lächelns um die Lippen. „Weil ich dich liebe. Christian Peter!' sagte sie leise. Ein Wind hob sich vom See und trieb die weißen Segel vor sich her — aber sie fühlten es nicht; Spaziergän ger kamen vorüber, ihnen unsichtbar, verborgen von Weiden und Netzen, lachend und scherzend — aber sie hör ten sie nicht; eine Katze schlich

des letzten Schiffes fiel es Christian ein, daß man doch auch etwas weiter denken mußte. „Wir werden wirklich wie die Zi geuner!' lachte er. und Christi dachte daran, daß Onkel Cölestin ihren Chri stian Peter schon einmal in einem Atem mit den Zigeunern genannt hatte. „Wir vergessen Zeit und Raum. Aber wir müssen ja auch wieder zurück! ln einer Viertelstunde ist die letzte Gelegenheit dazu!“ Sie leimte sielt an ihn. „Und wenn wir liierbleiben?' fragte sie ruhig, „Hier auf der Insel? Ueber Nacht

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Bozner Tagblatt
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Seite 7 von 8
Datum: 30.12.1944
Umfang: 8
. Fußpfleger Josef Unterfrauner übt seine Tätigkeit am 3. Jänner 1945 in Oberbozen aus. Anfrage: Pension Lora'. Am 5. Jänner 1945 in Kloben* stein. Anfragen: Hotel „Central'. Christian mußte sich eine Zigarette Dann lernte ich Erich kennen... er ist anzünden. Er war sichtlich schwer er so gut und so voller Vertrauen. Weißt schüttert. „Allah segne diesen Mann!' du übrigens, was er sich am meisten sagte er leise. „Ich möchte ihn doch wünscht? Kinder... Und ich. Christian, gern kennenlernen. Heute

und gar! Aber nur zu deinem gangenen Jahre kennengelernt. Sie Vorteil.' heißt Gabriele und ist achtundzwanzig „Danke schön. Ja. Christian, und da- Jahre alt. Keramikern mit eigenem mit wäre nun zwischen uns zweien al- Geschäft.' u !es klar, ja? Einmal, vor vielen Mona- „Und das ist also die Richtige?' ten. wünschte ich nichts sehnlicher, als „Ich hoffe es sehr.' daß du wieder zu mir kämst. Dann, als Sie schwiegen. , ich Erich kennenlernte. hatte ich Angst, Dann erhob sich Gertrud. Sie stan

- daß du erscheinen könntest. Vorhin den sehr nahe beisammen wie ein aber, als ich dich so unerwartet sah, Liebespaar das sich in der Dämmerung erschrak ich regelrecht. Doch jetzt ist trifft und viel wichtige Dinge zu spre- alles gut. Ich wünsche dir viel Glück... dien hat. „Eines möchte ich dir noch für dein ganzes Leben und aus ganzem sagen“, flüsterte sie. «ich bin dir nicht Herzen.“ böse Christian Trotz allem. Ich habe „Ich wünsche es dir auch', sagte er einmal sehr geweint, deinetwegen, aber still

... den Familiennamen wußte er nicht ein mal. Sie war so ein liebes Mädel gewe sen. sie konnte so herrlich lachen und unbekümmert : n den Tag hinein leben Der Mann, der sie bekam, machte kei nen schlechten Griff. Glück auf. kleine hübsche Gertrud! Er ging in sein Hotel. Tassilo saß vor einet- Flasche Wein und sah düster aus. wie immer, wenn er auf den Freund warten wußte. Na? — Was ist?' frag te er mißgelaunt. „Sie hat einen Schrei- krampf bekommen und schwört, daß sie ohne dich nicht leben kann — oder?' Christian

wartete, bis auch er sein Glas gefüllt hatte. „Weder dies 'noch jenes. Sie schrie nicht und kann ohne mich sehr wohl leben. Ini übrigen hat sie vierzig Kinder. Vierzig Kinder änderet- Leute natür lich'. fuhr Christian fort. „Gertrud ist Kindergärtnerin geworden. Was sagst du nun?“ „Nichts; das verschlägt mir die Spra che. „Mir ging es ähnlich. Aber damit nicht genug. Sie heiratet.' — „Dich?' „Unsinn. Einen Hauptmann. Er heißt Erich viel mehr weiß ich nicht von ihm. Aber es sieht au;, ais liebten

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Bozner Tagblatt
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Seite 4 von 4
Datum: 05.02.1945
Umfang: 4
Die Bäuerin und ihr Urlauber Von Karl Burkert lachen und scherzen Dabei entdeckt die Bäuerin, daß ihr Christian im Denken ein anderer geworden ist: ein ganzer Mann jetzt. Daß er Soldat wäre, das hatte sie sich doch immer gewünscht. Als ein Die /eit vergeht, nun steht man wie- sein Weib, als wäre er jetzt der General, £j„al^ den'Solda t enro c k^getragen*' Und der t.ei mi Winter Der Wald, der Ac<er, der einem Gefreiten ein Lob erteilt Döch wie m !? ie Christian im zweiten Kriegs- da. Dorf liegt

u..- auch drlß er 5ta „y icher geworden ist und oll. daß sie jetzt sagt: „Du hast dich nicht Vieneistun- vie ' verändert' Sie möchte eigentlich sa- K :.1 f:c.ftotz im Meisenscltlag '^im'ühren de muß ja nicht gleich alles gesagt sein, gj tdß^wie^'Ä wiT'daß 'S “ihr ?ole. ‘ragt der Kilian „Nein, den Sonn- Der Christian wurde schon sehen. jewt viel mehr gefällt. Warum sagt .sie tagsschlitten .meine ich , Rtbt ,e a '' Dann fahren sie zusammen im Schiit* das aber .„nicht? Aber so sind nun die rm zurück E.n

leichtes Lächeln geht da- ^ Na ,ürlich hat nun der Christian die Frauen. bei über ihr junges, frisches Gesic-h? Ach z jn der Han(j Es ist schon von - . , „ . . so. in d-e stadt wird gefahren! Je'zt hat * en der Leute ^nd jetzt können sie Der Christian ist da viel offenherziger: der Knecht begriffen Nun, die Schnee- ^,,ön miteinander plaudern Der Chri- »Anna, du kommst mir schier jünger bahn konnte nicht besser sein. Aber wa- W eiß dies und jenes von der Front vor“, sagt er, und die Bäuerin hört das rum

Ja, es gab wohl alle.hand, sie in diesen harten Jahren .nicht Jhub- „Icli fahr' heut selber!/ sagte sie. Und mit dem man J s j ch „Bptagen mußte, und scher geworden ist, auch sie nicht ^ber da* hört sich an, als ob sie etwas Runz v on der Sämaschine bis zum Einmieten wenn es der Christian nun glaubt, will Feines in Aussicht hatte. Was es wohl der Rüben ; st e5n we | ter Weg. Aber „sie es ohne weiteres gHlttfn lassen sein mag? Nein, aus den Augen kann braucht das denn immer alles geschrie- «j n J öber

eine weile faßt der Christian man es .ihr unmöglich herauslesen Und ^ sein? Und der Christian denkt bei »ach ihrer Hand und drückt sie Früher der Knecht kann sich nun denken, was ... irh hah * rtnch ein v ' - a urutat sie rruner ... sic '- ! cn „ naD aa ao V' 1 v n hat er das immer so gemacht. Aber da ,v w , u-,- -- M ,u. r u on Prächtiges Weib!'-' Solange er daheim war man eben noch nicht Mann,und _ y nn , S war ’ hat er daä lan S s1 mcht so gewußt. Frau Und dann kommt es sogar noch S-honein ErelJnis

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 29.12.1944
Umfang: 4
mir sehe, in deiner großen Not... vergiß nicht: Wenn du jeman den brauchst. mit dem du über deinen Christian Peter sprechen willst, dann denke an mich. Ich bin immer da. Für dich. Christi, bin ich immer da. Und jetzt wollen wir ins Haus gehen und ein Glas Wein trinken und dafür sor gen. dqü wir uns nicht erkälten. Ist dir nun ein wenig besser?' Ja. Onkel Cölestin.“ „Du liebst ihn also!“ sagte Onkel Cölestin. Er stoofte sich eine neue Pfei fe. Ja. Kind, da kann man nichts ma chen. Und nun kommst

der Teufel, wie diese Münchnerin selbst zu deinem Christian Peter steht. Also.' Der Alte strich sich die Weste glatt. „Was soll min da sagen? Ich meine, man müßte abwa ten Jedes Ding in dieser Welt ha: seine Bestimmung. Schau dir ein- ma mente Bienen an. Christi, was das für kleine, unscheinbare Tiere sind; aber auch M'e haben ihren Auftrag und ihren Weg. Sie fliegen weg und finden wieder heim Und die Sterne, sie haben auch ihr Gesetz und ihre Auf gabe: sie leuchten auf wenn es so sein sor

und sie verlöschen, wenn ihr Kreis vollendet ist. Wenn es dir be- .unnit ist. daß dein Christian zu dir 7. Um die gleiche Zeit, da Christi bei ihrem Onkel erschien, läutete Christian Lutz an einer Glocke, die an der Haus türe eines Regensburger Bürgerhauses angebracht war. Ueber ihr sah man ein Schild, auf dem in krausen Buchstaben zu lesen war: Max Schönemann. Ober regierungsrat. Ein junges Mädchen öffnete ihm: Was er wünsche? —- Er wolle Fräu lein Gertrud sprechen, antwortete er — Bitte, er möge elntreten

nern des Hauses niemand so sehr schätzte wie d'e älteste Tochter. Die Tür öffnete sich. Er wandte sich um. „Gertrud!“ sagte er leise, es mußte ihm-etwas ln die Kehle gekommen sein. „Christian —!* Er ging auf sie zu und gab ihr die Hand. Er versuchte zu lächeln. „Höchst unerwartet, nicht wahr?' Er sah, wie sie bleich geworden war. „Laß dich einmal ansehen bitte. Es ist immerhin zwei Jahre her. zwei lange Jahre. Dei ne Augen — blank wie damals! Dein Mund ... Immer noch der gleiche. Und die kleinen

Grübchen In den Wangen! Ich erinnere mich, daß ich einmal ein Gedieht darauf machte... Sagst du kein Wort?' «Ich bin.. ich war wirklich nicht vor bereitet!' stotterte sie. „Ich hatte keine Ahnung. Christian, daß du kämst. Zwet Jahre —! „Zwei 'ange Jahre. Wie geht es dir?' Jetzt erst bot sie ihm einen Stuhl an. „Danke. Ich habe meine Arbeit —“ „Deine Arbeit —?' „Ach. du we'ßt es ja noch gar nicht: Ich bin Kindergärtnerin geworden. In einem k'einen Dorf in der Umgebung. Es ist wunderschön... vierzig

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Volksbote
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Seite 3 von 16
Datum: 29.12.1932
Umfang: 16
ausgezeichnet. Buttermilch hat «ine jo... mildreinigende Windung, ganz wundervoll. Ich bin munter nie ein Fisch im Waffer, und alle Leiden, an deney ich von Kindesbeinen an laboriere... die sind weg, «iniach verschwunden.' Bater Christian blieb die Spucke weg. Konnte der Fremde reden! Das ging wie ein« Dreckschleuder! Wer der Maler mißfiel ihm doch nicht. Cr hatte ein so fröhliches Ge sicht, so lustige, gut« Augen, die von Herzens güte sprachen. Hans Derghoff bemerkte dm Blick des Mtsn. trat

zu ihm und klopfte ihm auf die Schulter: „Bater Christian... war wohl der Name? ... Wie ist es denn, Bater Christian, haben Sie nicht ein paar alt« Stiefel und em altes Jackett? tot da auch mehr als drei Löcher drin sind... egal! Sehen Sie meine Schuhe an! Shimmifchuhe, und dabei tanze ich doch überhaupt nicht. Das tragen wir Berliner mm. das müssen wir tragen. Wie soll ich damit Weizen ernten?' Bater Christian betrachtete schmunzelnd das feine Schuhmerk. „Darin geht's nicht. Ich werde Ihnen ein Paar

von mir geben. Die werdm Ihnen paf- fen. Meine Konfirmandenschuhe!' Das wurde mit einem lauten „Hallo!' quittiert. Während Bater Christian nach, am Schuhen und einem , allen Jackett sucht«, fragte Anita: „Verstehen Sie etwas von der Landwirtschaft, Herr Berghoff?' „Und ob!' mtgegnete der Maler wichtig. „Dmkm Sie, ich Hab« da. neulich «in wogen des Getreidefeld gemalt. Ich sage Ihnen, so. ähnlich... der Getreidehändler Meyer stein bot mir für den Zentner Roggen elf Mark.' „Köstlich! .Sie habm angenommen

?' „Nein, das war mir zu wenig. Der Rah men kostete mich schon mehr als elf Mark. Ich warte, ich kann ja warten, bis im näch- ftm Frühfahr die Getreidepreise steigen.' Nach wenigen Minuten war Hans Berg- hast in seiner neuen Kluft. Auf seinem wohl- frisierten Haupte prangte ein riesenhafter Strohhut. So zogen dann die Bewohner des Drer- Eichm-Hofes aus. dm Wetten zu schneiden. Christian und.Sattler arbeiteten mit der Sense und legten ihn um. während Helga und Anita abrafften. Hans Berghoff drehte

die Äarbmbänder und band die Garben zu- fammen. Es ging in strammem Tempo. Bewunderungswürdig war Bater Christian,. der so 'rasch schnitt, daß Hans Sattler alle Mühe hatte, nachzukommen. Di« Usberraichung aber lag bei Hans Berghoff» denn er bewältigte spielnd vie Nachfrage nach Garbonüänder der Aus- hebsvinnen. Anita, wurde vor Aufregung ganz rot tm Gesicht. Sie plagte sich, daß der Atem schwer ging. Aber Hans Berghoff blieb ihr auf den Ferfm. Und er erzählte dabei: „Meine Damen, ich muß Jhnm mal omm lustigen

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 08.02.1945
Umfang: 4
! Die heiratet dep Miili- Iciilicsilzer Bartholomäus Kürzinger in I.andshut — was hast du eben erzählt? Von den verschobenen Hochzeiten? Das sieht aus wie ein Wink von oben . . Sie tranken leer. Christian schenkte von neuem ein. Seine Augen brannten. „Ich hin natürlich ein Narr. Die Ge schichte ist aus, vollkommen aus. Sie isl genau so zu Ende wie die Firma Vittinghoff in Würzburg. Weißt du übrigens, daß man diesen d’Alban zu drei Jahren Gefängnis verurteilt hat?' „Man hülle ihn hängen sollen!' „Man hülle

meinen ersten Sohn auf den Knien! Meine Schwiegermut ter behandelt mich wie ein rohes Ei. Sie verwöhnt mich. Sie sagt oft, daß ich .der beste Mensch auf Gottes Erd boden sei. Sie isl eine Frau, Christian, die ernste Dualitäten noch zu schätzen weiß. Du hättest es auch hei ihr sehr gut gehabt, wenn du dich an Margarete gehalten hättest.' „Schweig —!' „Wie du wünschst. Da fällt mir ein, daß sie ja morgen nach München kom men willI Margarete mit Mama! Du! Wir könnten uns mit ihnen treffen! Ganz unverbindlich

natürlich, nur so zu einer Tasse Kaffee. Sie haben erst neulich wieder nach dir gefragt. Hast du keine Lust? — Aber du hörst ja gar nicht her. Du bist ja ganz woanders. Christian! Gib einmal acht! Ich habe dich etwas gefragt — wegen morgen!' Dnkor Lutz halte den Kopf in die Hand gestützt. Golden schimmerte der Wein. „Morgen.“ antwortete er lang sam, ja geradezu feierlich, „morgen fahre ich fort . . . nach Landshut.' „0 du grundgütiger Himmel!' „Paßt es dir nicht?' „Was heißt da passen? Aber, Chri stian

, ich bitte dich, mache keine Dummheiten!' „Von welchen Dummheien sprichst du?“ „Nur so im allgemeinen. Am Ende kommst du an ihren Bräutigam — niederbayrische Mühlenbesitzer sind keine Engel mit Palmwedeln. Und du hei deiner Hitzigkeit!' „Ich werde schon nicht hitzig.' „Ich kenne dich schon. Am besten wäre es, ich käme mit; ich habe sonst keine ruhige Minute mehr.' Christian erhob sich. „Ich will sie ja gar nicht treffen“, sagte er. „Ich wüßte gar nicht, wie ich das machen sollte. Ich möchte

nur noch einmal vor meinem Abmarsch die alte Stadt scheu und die Straßen, die ich mit ihr ge gangen hin. Sage nicht: Dann ist ja alles noch schwerer. Natürlich ist es so. Aller wir Menschen sind wunder liche Leute. Es gib Stunden, da brau chen wir den Schmerz. Verstehst du das?' — Am anderen Tage fuhr Christian tatsächlich nach Landshut. Er kam gegen Mittag dort an und aß im glei chen Hotel wie damals; wenn er durch das Fenser sah, dann stand auf der anderen Seile der Turm der Martins kirche gegen den sommerlichen Him mel

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 10.01.1945
Umfang: 4
S-i* Q ^ cl>0nw, L! ; Hauptachri/tl«iter M- fWBiro».,, Chat rom Oisnat Harmann “ K . für dan AnaaiaentMi rarantvoniieta: Haaa ISoUnai (a«mtli<UM 1» SMaa • Bnxanl. Cs tut A4/%W VOM avOOLF ANDFHL naoUdmokiraaht Cai Knorr & Uirtb B.-O. MUnob<» Wie hart mochte Christi seine plötz liche Abreise empfunden haben! Nun saß sie wohl einsam und traurig im al ten Bürgerhaus in der Blumengasse und wartete auf ein Lebenszeichen von ihm auf einen Brief, auf eine Karte. Ein Brief —! Christian Peter setzte

am nächste:: Abend erhielt Fräulein Christine Stadler aus der Hand des geheimnisvoll tuenden Postboten Xaver Lechner einen Umschlag, auf dem ihr Name zu lesen stand -- unten in der Ecke las man außerdem: Per- sön'ich! Gut. daß der Vater davon nichts wußte: gerade dieser kleine Ver merk hätte ihn erst recht neugierig ge macht: Sie wandte das Kuvert und wur de blaß bis unter die Haare: Dr. Chr. Lutz, stand dort zu lesen. Christian hatte geschrieben! Sie rannte in ihr Zimmer hinauf. Mit zitternder Hand riß

gegangen bist, das blonde Edelfräulein neben dem bösen Mann aus dem zwan zigsten Jahrhundert. Sei nicht böse we gen neulich und vergiß mich nicht ganz! Und. vielleicht, auf WiedersehenI — Dein Christian Peter.' Christi las den Brief von neuem. Sie las ihn zehnmal und öfter. Sie kannte ihn bald auswendig. Christian Peter hatte also doch geschrieben! Und er kam wieder! Er hatte sie nicht verges sen. wie konnte er sie auch vergessen! Sie. die so an ihn glaubte, die ihn so unendlich liebte... Sie warf

Venus. Dein Christian aber ist der Merkur.' „Der Merkur? Wieso?“ »Weil er auch soviel in der Weit herumkutschiert, wie der geflügelte Götterbote. Ob himmlischer oder irdi scher Reisender, das bleibt sieb gleich; Leute, die viel reisen, sind immer et was gefährlich. Denke an die Zigeu ner!“ „Christian ist kein Zigeuner! „Aber ein Dieb doch; paß auf, dein Herz auf.“ 12 . Christian Peter hatte in Bamberg nicht eben viel zu tun. er hielt sich aber doch einen ganzen Tag dort auf. Er liebte die Stadt

zu sehen schienen, mitten hinein und bis ln die letzten Tiefen. Auch zu Hause über Christians Schreibtisch hing das Bild des Bamberger Reiter», der Ihm von jeher als Spiegelbild des deutschen Menschen erschienen war. Später wandert« Christian tum Rat haus und zu den Ufern der Regnitz» und abends saß er in einem abseitigen Wein baus. das er von früher her kannte. Hier traf er sich mit seinem guten Freund Emmerich Kolb, der in Bam berg als langer Staatsanwalt seines Amtes waltete, und der wieder brach

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 18
Datum: 21.01.1900
Umfang: 18
euch,' führte der Mann aus, der hat ein Mundwerk! Der läßt sich nicht verblüffen, der ist nicht todt zu kriegen. Als der Staatsanwalt sprach, dachte jeder: o weh, Detlev Oldekop, dir gehts schlecht. Kein gutes Haar blieb an ihm. Der Mann ging ihm so scharf zu Leibe, ^>aß er einem ordentlich leid thun und daß Niemand mehr zweifeln konnte, der und kein Anderer sei's gewesen. Jawoll. Prost Mahlzeit! Da hatte der Staatsanwalt vie Rechnung ohne den gemacht, den Christian Kummerfeld ja mal spottweise, aber gar

weg gewesen. Wegen des Betruges — na, die paar Wochen, und all verbüßt auch ! die werden ihn nicht viel scheren. . . Am späteren Abend schlich Christian Tiedjohann um den Sod. Er kletterte über das Staket und die Hecke und klopfte an eines der kleinen, matt erleuchteten Fenster zu den Kammern der Knechte. „Wer is da?' „Mach mal auf, du. Ich bin's!' „Kann jeder Toffel sagen! Welcher ich?' „Christian von Kölling ' „Ach so.' Das Fenster ging etwas schwer auf. „Is all wieder verquollen... . Gun Abend, Christian

.' „Gun Abend auch. Bist du das, Jochen? Na, weißt du all was — ?' „Ja. Einer hat's vom Bahnhof mitgebracht. Er is freigesprochen.' „So?' „Ja. Und all wieder frei.' „I was!' „Du glaubtest doch nicht ' „Ich glaubte gar nichts.' „Hm. Hast du etwa einen besonderen Verdacht?' „Kann sein.' „Schieß los!' „Ich werd den Teufel thun.' „Sag mal, Christian, du kamst früher viel herum in der Gegend von wegen dem Schlingenstellen oder Fischen : bist du etwa in der Nacht auch unterwegs gewesen?' „So frägt man Dumme

.' „Hast du denn was gesehen?' „Natürlich.' „Was denn?' „Den Mond.' Christian verzog keine Miene. „Quatschkopf!' „Danke.' „Wart noch. Hast du was gesehen?' „Ich habe keine Zeit mehr. Und was geht mich die Großschnauze von Affkatenbauer an! Den gönn ich euch allein. Du, reine Finger hat der nicht» das sag ich!' „So? Woher weißt du das?' „Ich? Ich weiß gar nichts. Gun Nacht, Jochen.' „Laß das man nicht den Bauern hören!' „Nee.' Is verdammt kalt draußen und zieht — brr! Gun Nacht, Christian

.' Ob der Knecht nicht reinen Mnnd gehalten oder Tiedjohann auch nach anderer Seite unvorsichtig sich ausgesprochen hatte und von dieser dem Advokatenbauern gepetzt worden war, blieb unklar. Aber schon an einem der nächsten Tage erschien der zurückgekehrte Oldekop i-i Kölling und verlangte von der erschrockenen Frau im Kramladen heftig, den Sohn zu sprechen. Christian saß im Schurzfell und hämmerte an einem Paar Stiefeln, als der Bauer plötzuch in der offenen Thür zwischen Wohnzimmer und Werkstatt auftauchte

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Alpenzeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 02.05.1937
Umfang: 8
, der vor dem Hause stand, und beschaute '? böse den Mond, der jetzt plötzlich große Neugier und zwischen Wolkenfetzen hervor gerade m !° Wullwebergaffe schien. Aber Christian wartete ab. bis es dem Mond gefiel, sich zu verstek- Vorsichtig ging er die Gasse entlang. Dennoch die Gasse wider, Fensterscheiben klirrten, und Uder nächtliche Spuk einsamer Wege trieb plotz- N lein Wesen. An einer Laterne, gegenüber dem der Gasse, wo man in die Breite Straße Umkommt, lehnte ein Mann. Wer er auch war, ^uian

wollte sich nicht von ihm erkennen lassen, ' er verschwand über den Zaun von Böttcher Skizze von Heinz Ulrich Dröschers Hof. lief durch den Hof, den Garten, stieg auf die Mauer zur Wiese hin und sprang in die Tiefe. Es war nicht zu vermeiden, daß seine Hand die Brennesseln streifte, die Gras und Blumen über wucherten. Und dieses Aergernis erinnerte ihn endlich an sein Vorhaben. Ausrücken wollte er, und suchen sollten sie ihn, landaus, landein. Aengstigen sollten sie sich um ihn, alle, wer es auch war. Denn Christian

hatte zuviel Kraft, das war es. Und er wußte nichts mit sich und mit ihr anzufangen. Pflanzen setzen die Kraft ihres Frühlings in Wachstum um. Christian mar schon so groß, wie er nur werden konnte. Sein Frühling aber stand im Beginn. Und sein Frühling war jene Kraft, die Bäume entwurzelt und zarte blaue Blumen blühen läßt, die heute aufbaut und morgen niederreißt, war voller Süße und Bitterkeit, wie ein Lächeln zwischen Schmerz und Leiden. In der Schule trieb er nur Unfug. In den Pau sen tobte

er den Ueberschuß aus. den die Stunden in ihm gestaut hatten. Nach der Schule, wenn er sein Essen verschlungen hatte, verschwand er von Hause und kam erst abends wieder an. dreckig, laut außer Atem noch und dennoch mißvergnügt, daß er nichts erlebt, nichts geschafft hatte, daß er nutzlos verkümmern mußte. Er wollte schaffen und leisten. Seine Hände wa ren zu-jeder Arbeit geschickt, aber er sollte Gelehr ter werden. Und böse Auftritte gab es, als Christian von einem Bekannten der Fcnnilie beim Straßen- fegen

erwischt wurde und von einem andern, als er gänzlich fremden Leuten beim Umzug half. Am liebsten aber saß er auf jedem Neubau bei den Maurern, trug Steine mit. knetete Mörtel und durfte das Richtscheit halten. Nun aber wollte er all diesem Ungemach entrinnen und irgendwo Maurer werden. Die Wainme gluckste müde, ein leiser Winà spielte in den Brennesseln und in den trocknen Zweiaen der Bäume, die an der Wamme stan den. Christian ging langsamer und langsamer. Er geriet ins Schlendern und gähnte

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Zeitungen & Zeitschriften
Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 09.02.1945
Umfang: 4
Sotaönwitz; Hauptschriftleiter; Al fred Strobel; Chef vom Dienst; Hermani A l n k ; für den Anzeigenteil verantwortlich Hans Mohnes (sämtliche In Bozen Br:xen 47 i wewt vor* 1 \AH6HnSJ tZVOOLF Wachdrucksrecht bei Knorr & Hirth K.-O. München „Das kann man wohl sagen.' Der Alte kam heran, und nun sah Christian die besonnte Heiterkeit dieses von tau send kleinen Fältchen durchzogenen Gesichtes in der Nähe. „Sie machen wohl einen Spaziergang? Oder haben Sie geschäftlich hier oben zu tun?' „Kommen Sie gar

zu mir?' Der Grauhaarige zog die Brille aus der Tasche, putzte sie sorgfältig und setzte sie nicht ohne Würde auf die Nase. „Am linde weiß ich sogar, wer Sie sind! Am Ende heißen Sie gar Doktor Christian Peter Lutz —!' Das Merkwürdige war,* daß Christian gar nicht so sehr erstaunt war über diese unerwartete Anrede. „Wahrhaf tig, so heiße ich', antwortete er leise. „Aller woher kennen Sie mich?' „Von Christi“, lächelte der Alte. „Ritte, treten Sie (loch ein. Seien Sie mir willkommen. Wollen Sie ins Haus kommen

. Die Bienen summten. Der Sommer sprang über den Zaun und setzte sich zwischen Dalilien und Phlox in eine Ecke des Gartens; wahrscheinlich wartete dort der alte Pan auf ihn, um ihm ein Stücklein auf der Flöte vorzublasen. Langsam zerflallerte die einsame Wolke im Blau; die Kinder liefen da von; zwitschernd schwangen sich die Schwalben gegen die Kirche zu; es wurde ganz still, nur die Bienen summten wie zuvor. \ Christian warf die Zigarette weg. „Wie geht es Ihrer Frau Nichte?' fragte er wie von ungefähr

: Onkel Cölestin, als habe der alte Mapn neben ihm gar keinen anderen Namen — „wissen Sie, Onkel Cölestin, was das Schlimmste ist? Daß dieses Würzburg gar kein Stein gewesen wäre, über den ich hätte straucheln müssen. Jene Dame dort... ein gewisses Fräulein Gabriele . ..' »— Vittinghofl.' „— diese Gabriele Viltinghoff also', erklärte Christian dem Onkel Cölestin weiter, „batte bereits seit längerer Zeit Beziehungen zu einem anderen Mann, einem Hochstapler, wie sich heraus stellte. Dieser Mann

wollte.' ' . „Das hat Ihnen ihr Vater gesagt?' „Ja. als er mich in München auf suchte.“ Der Alte rückte sich sein Käppchen zurecht. Er dachte sehr scharf nach, wie er es von seiner Slernenbetrach- terei her gewohnt war. „Aber er war doch zuerst bei Ihnen und dann erst bei Christi!' „Ausgeschlossen; Herr Stadler sagte es anders.' „Da haben wir es. Er hat Sie an gelogen.' „Angelogen , . .' Christian Peter stützte den Kopf in die Hände und dachte nun seinerseits lange und un endlich ernsthaft nach. „Onkel Cöle stin, wie es auch sei

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Lienzer Zeitung
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Seite 4 von 6
Datum: 29.08.1942
Umfang: 6
Seite 4 — Folge 69 „Lienzer Zeitung' Samstag, 29. August 1942 Gttvas vsn Dichtern ^nelcäoten von Kurt Vorwerk Christian Fürchtegott Gellert, der be rühmte Fabeldichter, war so zerstreut, wie es sich für einen so arbeitseifrigen und viel seitigen Gelehrten gehört. Das Fuhrwerk eines Grundbesitzers holte ihn zu Gast auf einen Adelsfitz der Leipziger Umgebung. In einem Hohlweg ging es nicht weiter, und Gellert, der gerade tief über irgendein Problem nachdachte, stieg in Gedanken willig aus, legte

Kerner, in: bür gerlichen Berus Oberamtsarzt in Weins berg, führte ein gastfreies Haus. Einmal Hatte er sogar einen Gesangverein zu Gast. Nach dem Essen hielt der Dirigent eine An sprache, gespickt mit Lobeshymnen aus den Dichter, und in dem Wunsch gipfelnd, der Gastgeber möge gestatten, daß man eines seiner Lieder zu Gehör bringe. Kerner nickte Gewährung. Und was sang der Ver ein: „Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein...' Dietrich Christian Grabbe, der geniale Dichter, war in ständigen

kann'. Ireue um Ireue ?»n»ttl«nron,»n von Kur» Sabin« will diesem unerquicklichen Zustand ein End« machen. Als in d«r Unterhaltung eine Pause eintritt, fragt fie ihren Schwager unoermittelt: „Christian, bist du mir nW noch eine Antwort schuldig?' ... - „Wieso, Antwort? Ich wüßte im Augenblick nicht worauf.' I „Du wolltest mir an meinem Geburtstag, als mir Cor nelius den Familienring an den Finger steckte, die alte Sage erzählen, die mit ihm verknüpft ist.' Christian Brenkenkamp wendet sich nach dem Tisch

seines Bruders um und legt den Finger auf den Mund. „Du kannst ruhig erzählen, Christian, Cornelius ist so vertieft in seine Unterhaltung, dah er nicht auf uns achtet.' „Um was für einen Ring handelt es sich denn?' fragt vr. Mergentin angeregt. „Bitte, hier um diesen.' Dabei hebt Sabine ihre Hand und hält sie so, daß vr. Mergentin das eigenartige Schmuck stück nahe vor Augen hat. Und ob er will oder nicht, er muß diese schlanken Finger erfassen und näher an sich ziehen. Offenbar will er sich den Stein

in seiner nicht all täglichen Fassung näher betrachten; denn er neigt seinen Kopf über die in seiner Hand leicht zitternden Finger, die ihm plötzlich mit einem nur ihm fühlbaren Ruck entzogen werden. Wie es ihr heiß zum Herzen strömt! Sabine Brenken kamp muß tief Atem schöpfen, ehe sie sich von neuem an Christian wendet. „Also, lieber Schwager, nun erzähl' mal. Gar so ge heimnisvoll wird die Geschichte wohl nicht sein.' Sie zwingt sich dabei zu einem Lächeln. „Na also gut; aber du darfst Cornelius nichts verraten

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Alpenzeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 05.08.1942
Umfang: 4
°^ n^A' ^^ I Zoneninspektoren die zweckmäßigen Tin- M LAN ->»>unz«n d--^ . w°Z>?.n . d.n .Uebungen der 80 Koloni ten bei und verblitben dann noch' bis Anekdote von Hans-Eberhard v. Besser Der Wind hatte Christian die Kappe vom Kopf geweht, just in dem Augenblick, in dem der kaiserliche Obrist von Eönne- rik vorüberritt. Der Eisenschimmel drehte sich jäh und stieg steil empor. Der Feder- luit des Obristen glitt zur Erde nieder. Da löste der Mann den Fuk aus dem Bügel u. lelUàden mächtigen Snorenstie- iel aus die Aàl

- ehbare Mengen an sonstigem Kriegs gerät. Was U-Boote und Flieger im Nord meer zur Entlastung der Ostfront ver senkten, entspricht den feindlichen Mgte- rialverluiten einer der groben Vernich tungsschlachten. erlichen t sich. ' ..... er; und es hieß. Dorf heinein. Die kai sükrtl'n dm Christian m Schlaf, nahmen sie Quart der Christian lolle erschossen werden, denn er habe mit der Kappe das unruhige Pferde des Obriften zum Steigen gebracht den Herrn aus dem Sattel zu schaffen. -> Noch einmal erlebte

Katrin die Bege benheit, sah die Reitet, den tänzelnden Eilenschimmel und Christian, den sie in die Mitte nahmen. Das goldschwellende Korn wogte und rauschte. Roter Mohn flammte, und der Himmel zeigte sich in schuldlosem Blau. Roten Mohn hatte Katrin gepflückt, als sie Christian am Feldrain traf, als sie sich den ersten Kuß gaben — und nun Ohne recht zu wissen, was sie tat. be gann das Mädchen roten Mohn ?u pflük- k«n. Blume fand sich zu Blume. Lang sam wurde ein Strauß. Und nun wußte Katrin

was sie tun wollte. Der von Cönneritz würde ihren Tränen und Bit ten luacmalicb sein. Eine Strack roter Mohnblumen wollte sie ihm bringen und dabei für ihren Christian bitten. So pflückte Katrin die leuchtenden Blu men, die im Korngold flammten. — . Der von Cönneritz war nicht im Schlaf». Cnttäuicht stand das Mäd .ben vor einem Reiter. Schließlich bat sie. die Blumen ins ,ì>n.er steUen zu dürfen. Sie wolle spater ilà e^kommen. Dämmerung stand schon sahlgrau in den Scheiben, als de- Obr'lt loorenklir- rend

» Dr. «ari Zuverhofer, Merano. Corsv te. Cr lächelte. Viel Blut hatte »r schon Hàà Umherto U.orhiniert wieder ianken sie zur'Erde. >ab K. August von N—' ^ 'erz war dock nock I Burschen, den Christian, u^d an Mädchen. Seine Hüg nicht fliegen. Sein Herz war doch noch nicht, steinern. Lanae schaute, der.ybrist '12 und Ühr Erde sänken. ^ten ^^Wo M«r«oai: Irrtum de, Herzen» dem Windstoß Dann griff er zur AldSe: Man soll« ktlno Savola geschlossen den Burschen freilassen. ' Rjnv Onav»; La sàà d»i Midi Venn

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Der Bote für Tirol
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Seite 2 von 6
Datum: 13.04.1855
Umfang: 6
aufgebäumtem Arm hinunterrufend: „Daß Ou dich nicht unterstehst, einen Fuß aus dem Hofe zu setzen.' Es wäre eine schwere Aufgabe sür Christian geworden, zwischen diese beiden einander widersprechenden Befehle die richtige Ent scheidung zu treffen, wenn nictit gleich daraus die Amt männin selbst sich oben am Fenster gezeigt und hinab gesprochen Halle: Christian, Du bleibst!' — Und sich an ihre Tochter wendend, fügte sie hinzu: «Ottilie, kein Aussehen vor den Leuten.' Christian dachte bei sich: „Die Frau

zu Rosse sitzen. Der Amtmann oben am Fenster murmelte einige Worte zwischen den Zähnen, dir der Knecht unten nicht ver stehen konnte, und warsdas Fensterzu. — »Dem hab' ich's gut gegeben', frohlockte Christian. „Hab' lange genug darauf gelauert!' Und länger, als er eigentlich zur Abkühlung des Thieres gebraucht hätte, saß der Knecht so auf dem hohen Pferde. Als er endlich abstieg, um es in den Stall zu ziehen, da geschah es im Vollbewußtsein und mir der ganzen Würde des so eben gefeierten Triumphes

. L. Der Pferdestall des Kammergutes, dessen Pachter der Amtmann war, diente gleichzeitig als Schlafzimmer für den Knecht. Dieser Bestimmung anch bei Tag ein- gedenk, hatte Christian, nachdem er den Schimmel an vie Krippe gebunden, sich der Länge nach auf fein Nachtlager gestreckt, und da er zn jenen glücklichen Menschen gehörte, die sich nur hinzulegen brauchen, um auf der Stelle, es fei Tag oderNacht, einzuschla fen, so schnarchte er auch bald wie ein Ratz. In der Regel gab sich Christian im Schlafe

nicht mit Träumen ab. Ausnahmsweise war es ihm jetzt plötzlich, als hätte ihm geträumt, er höreHusschläge auf dem Hofe. Doch eine Stimme, die draußen laut wurde, half ihm aus diesem Traume. „Heda! Holla! Kein Knecht hier?' rief es draußen. Diese Stimme hören und heftig von seinem Lager in die Höbe fahren, als hätte ihn eine Natter gebissen, das war sür Christian, der sich sonst nicht übereilte, das Werk eines Augenblicks. Mit einem Satze war er an der Stallthür und öffnete sie, um nachzusehen, ob er richtig

gehört habe. Ein dicker Mann stieg eben vom Pferde, dessen Huffchläge Christian vorhin geträumt zu haben glaubte, und empfing den Knecht mit der Frage: »Der Herr Amtmann? Ist er zu Hause?' (Fortsetzung folgt.)

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Meraner Zeitung
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Seite 10 von 16
Datum: 28.01.1900
Umfang: 16
. Kling . . r.' Mehr war nicht zu erkennen. „Sehen.Sie her !' schrie Tiedjohann und präsentierte ein neues Brett, das an der zersplitterten Seite ebenfalls einen schmalen Streifen trug. Der Kommissar pfiff vor sich hin. Er war überrascht und befriedigt. Auf dem Streifen stand deutlich eine Firma! „Waffenfadrick G. L. Keßler, Altona,' las er. Die Druckerschwärze hatte der Feuchtigkeit besser widerstanden, als die Tinte. „Ei wei!' stieß Christian aus und rieb sich ver gnügt die Hände

mit dem Papier nehmen wir mit. Die andern — können Sie die gut verstecken? Schön!' Christian barg den Fund in einer Erlengruppe. „So, nu fort.' Sie strebten an die Landstraße. „Bis morgen früh ist lang hin,^ erläuterte Grotthus, „und es ist zu kalt und unwirthlich, als daß wir uns im Freien herumdrücken sollte». Im Sommer — in einer recht warmen Nacht — hätten wir's ja anders machen können. Ich hätte mich irgend wo hingelegt, Sie wären nach Hause gegangen und hätten daS Nöthige geholt, und wenn alles ruhig

war, wären wir an die Arbeit gegangen. Aber jetzt — mir ist so schon ganz kalt geworden Das Dorf ist Tonndors — ? Wenn wir da bleiben wollten, hätten wir's morgen früh näher. Aber da winde man bloß unnöthig auffallen. Gehen wir also lieber das Stück weiter. Sie, Tiedjohann, ich glaube — ich glaube, wir haben die Spur von dem Halunken richtig gesunden!' „Ich glaubs auch!' bestätigte Christian erfreut und setzte gedankenvoll hinzu: „Und daS schöne Geld!' „Gönn ich Ihnen, mein Lieber! Und Sie bekommen

es, ohne Zweifel!' „Zwei Fliegen mit einer Klappe murmelte Christian. „Ist daS aber nicht frech.' meinte er, „wenn der es doch gewesen ist und kommt zu mir und schreit mich an?' „Natürlich. Aber er wollte Sie ins Bockhorn jagen. Der Muthigstc sind Sie gerade auch nicht.' „Nu nee,' gab Christian zu. „Das nicht. Aber wenns grad drauf ankam — ganz nette Fäuste hab ich doch auch, und schließlich meinen Sie, ich würde nicht zuhauen?' „Am Ende wohl.' „Na, das dacht ich auch. — Kann ich mich denn so in der Stadt

sehen lassen?' fragte er etwas besorgt Grotthus that ihm den Gefallen, ihn zu mustern. „'n Graf geht wohl nobler, Tiedjohann. Aber unser einer ? Für uns lang gut genug,' beruhigte er. Christian kaufte auf Rechnung des Beamten in der Stadt das nöthige Werkzeug und gab es in einer Wirth schaft in Verwahrung. Den Abend verbrachten sie in einem Bierkonzert. Mit der Nachtruhe wurde es nicht viel. Um die vierte Stunde waren sie bereits wieder unterwegs. — Der Kommissar trug Stiefeletten und erwog

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Bozner Nachrichten
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Seite 5 von 12
Datum: 05.10.1919
Umfang: 12
M S im Detter Christian. Wzin« Erjihluug von Theodir St» rm. Leiter Christian hatte wirklich sch»n wil Wi, Johren seine schone» blauen Augen; und M^upteten die Mädchen, Hand aust Her», daß völlig ungefährlich seien. Daö«brr kam da- allerdings in solchem Alter die Elektrizität derselben »och >e- und die Nrsache hiervon lag wiederum ^ daß nach t>eS Baters frühem «Tode der Vetter »wei so überwiegend energische» Franen- WtN aufgewachsen und nach kurzen und fleißi« ^Uitn Universitätsjahren

wieder in ihre Obh«t war.- . - - ^^U^.ine derselben! seine Mutter — Gott habe — meine gute Tante Jette, hat auch mich einmal unter ihrer rührigen Hand ge- W «lt Christian und ich uns, von ihren großen ^Miwmorellen eine Limonade gegen den heißen bereitet hatten; der andern verstand aus dem Wege zu gehen. Es war dies Karolinen welcher in schon, betagter Jung- als Kindsmagd bei dem kleinen Cristian Dienst im Hause angetreten, sich Hier nach un- gebliebenen sonstigen Versuchen noch zwei- ohne den gewöhnlich dabei

von den leerstehenden Zim- vermieten können; allein sie gehörte zu den M, Geschlechtern; das. ging denn, doch nicht vohl. kltck würde Christian als Kollaborator an ^-«r Gelehrtenschule angestellt und bezog nun die Zimmer, welche einst von seinem Vater be- gewesen waren. Im übrigen blieb der Haus- »»verändert; Karoline wollte lieber.auch für Doktor die Arbeit mittun, als noch so ein zun- ?l»siges Ding ' neben sich herumdammeln sehen. ^Vl«in bald nach dem Amtsantritt ihres Sohnes W'-M Tante Jette zu kränken

, bis er daß der Zyklus geschlossen und er nach dem Wie wieder in den Anfang hineinzugeraten de» Mk- Am letzten Tage vor ihrem Ende aber fügte MA: Jette ihren Vorträgen noch jgleichsam einen hinzu. ,-Und, Christian', sagte sie, und legte ! «ch übrige Kraft in ihre Stimme, „daß du mir ' >il» Karoline nicht von dir lassest! Die Leute Iva,, sie sei ein Drache; mir aber, wenn «s 5 «mmol ans einen Vergleich hinaussoll, - scheint ' Vit ihren runk.a Au>en in de^ breiten Kopf- Colomba kine Erzählung von Prosper MtrimLe

.' Und als der Better sie »war ehrerbietig, ab«? doch mit etw«S zweifelhaften Auge» antlickte, setzte sie hinzu: „Nein, nein,. Christian; , glaub mirS, du brauchst eine, die dir die Mäuse wegfäugt; und die alte Karoline wird das schon besorge«.' ' — — So war denn die Alte auch nach der Mut ter Tode im Hause verblieben, und ihr junger Herr befand sich^leidlich wohl dabei. Den» i» der Tat — wovon er freilich keine Ahmen» hatte — pracherte mit Hökern und Hemii'.'.r eibiru «im de» Dreiling, sie wußte > verschämte

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Der Burggräfler
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Seite 2 von 72
Datum: 28.12.1907
Umfang: 72
, in diesem Rennen und Hasten, zufriedener als in unferm ruhigen Neste, denn mein Herz ist jung und stürmisch. Mit Fleiß und redlichen Willen kann man's überall zu was bringen.' „Gehe mit Gott, Christian', sagte Nora, „und mit meinem Segen. Ich weiß, du wirst deine Mutter nicht vergessen.' Nun war sie einsam geworden und lebte ihren Erinnerungen, dem treuen Andenken ihres Toten. Um Christian brauchte sie nicht zu bangen, er war brav geblieben, er gedachte ihrer in Liebe und jedes Jahr kam er in die Heimat

, um mit seinem Mütter chen Weihnachten zu feiern. O, diese seligen Tage, welche ein ganzes, langes Jahr der Einsamkeit wett machen mußten. Der junge Mann hatte sich im Laufe der Zeit vom einfachen Hafenarbeiter zum Aufseher emporgeschwungen und war überall beliebt. Nora freute sich seiner und sah ihm mit stolzen Blicken nach, wenn er durchs Dorf ging; ganz der Vater, ach Gott, daß er's nicht erleben konnte. Jetzt hatte das Mütterchen aber doch schon viermal auch allein das Fest begangen. Christian verheiratete

. Und weil es nun einmal verkehrt gegangen, schien es so bleiben zu wollen. Das Jahr darauf legte das Christkind dem Ehepaare ein Kindlein in die Wiege, eine kleine Nora. Auch die beiden darausfolgenden Weihnachten gabs manche Gründe, daß Christian nicht fortkonnte und die Mutter erholte sich von ihrem Falle nicht mehr so, daß sie solch weite Reise hätte wagen können. Im Sommer kam ihr Christian nicht weg und so hoffte man gegenseitig aus Besuch, während die Zeit unaufhaltsam weitereilte. Mütterchen mußte sich einstweilen

wieder und diese Stimme: „Christian', schreit sie auf und eilt, so schnell es Ihr dummer Fuß zu läßt, zu össnen. „Mein Junge, mein lieber Junge;' was liegt doch alles in diesen Worten, eine Welt von Seligkeit, von Herzensfreude. „Mutterl, mein gutes, liebes Mutterl', sagte der große, gebräunte Mann und seine Arme umschlossen fest die gebeugte, zitternde Gestalt. „Ach die Freude, die Freude', rief Nora endlich, als sie in der Stube standen; in alle Glieder ist sie mir gefahren,' wie ich zittere; nun wie geht's

dir und den Deinen, Christian, setze dich doch.' „Ja, ja, gleich Multerl; alles kommt, nur Geduld. Laß mich erst noch dein Christgeschenk hereinholen, hab's draußen stehen lassen, es war. so schwer, und lächelnd öffnete er die Türe und führte sein hübsches Frauchen, sein rotbackiges Kind der

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Meraner Zeitung
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Seite 1 von 8
Datum: 17.01.1877
Umfang: 8
. 4. (Fortsetzung.) ES war in der Erntezeit, an einem Sonn tag, als Christian das Dorf S. erreichte, wo er vor acht Zahren von den Häschern gefesselt worden war. Rechts hinüber lag Hans Han sen's Hof, daS Dach, unter dem die Liebste weilte, dort links der Friedhof mit dem Grabe der Mutter. Der Orgelton auS der Kirche drang zu ihm herab. Christian stand unbeweglich auf seinen Stock gelehnt, bannte ihn die Erinnerung oder der Orgelton? Sein Gesicht war todtenblaß trotz der drückenden Hitze. Von Süden zog

, Jochen!' Langsam brachte der Wirth beides und blickte ihn forschend an. „Ihr kennt mich nicht mehr, Jochen?' fragte Christian, seinen Blick offen erwidernd ; haben acht Jahre mich so verändert?' „Daß Dich, — bist Du's denn wirklich, Christian Nasmussen?^ rief der Wirih zurück prallend, «meiner Seel', kamst mir bekannt vor, wußte Dich nur nicht hinzubringen. „Na, wie geht's?' fetzte er hinzu, sich feinem Gaste ge genüber niederlassend; «bist nun frei, mein Zunge? War wohl eine harte Zeit

, he?' Christian nickte düster. „Lebt mein Vater noch?' fragte er dann hastig. »Ja, der Alte lebt noch; das ist aber auch Alles l' erwiderte der Wirth achselzuckend; er ist seit vier Jahren an Händen und Füßen ge lähmt, kann nicht vom Stuhl aufstehen, — holte es sich vom Moor beim Torfstechen, wo er bis an den Leib im Wasser gestanden. Weißt wohl Christian, der alte HanS Rasmussen ist all' sein Lebtag eigensinnig gewesen, — na, der junge Hans macht sich's bequemer und läßt andere für sich arbeiten

l verstehst mich wohl?' — Er blinzelte ihm zu und, als erinnere er sich.jetzt erst, daß er den Zurückgekehrten noch nicht bewillkommnet, reichte ihm die Hand über den Tisch hin, in welche Christian mit sichtlicher Aufregung einschlug. „Wer hat den Hof?' fragte letzterer mit ge preßter Stimme. „Dein Stiefbruder, wer wohl anders?' ant wortete der Wirth. „Natürlich, wer wohl anders,' lachte Chri stian in bitterem Grimm, „das heißt er verwal tet den Hof für «nicht denn anders kann'S

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Lienzer Zeitung
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Seite 30 von 32
Datum: 11.04.1908
Umfang: 32
seinen Studien, das Mädchen erzählte von den häuslichen Ver richtungen, zu denen sie die Mutter nach und nach heranzog, und verfehlte nicht, aller getreuen Haustiere und des Storchenpaares, das auf der Pfarrscheune sein Heim errichtete, eingehend zu ge denken. Liese-Lotte war noch ein Kind, und unschuldig und kind lich war ihr Fühlen Das erhoffte Wiedersehen in der Ferienzeit rückte weiter hinaus, als beide gedacht. Wegen verschiedener Zufälligkeiten geschah es, daß Karl-Christian erst

den Krug fallen, der auf dem Waldbode,l klirrend zersprang. „Du,' stammelte sie „Karl-Christian, du?' Sie sahen sich in die Augen, und sie gewahrten mit stau nender Verwunderung, wie sie sich in den zwei Jahren ver ändert hatten. Liese-Lotte, die nun sechzehn Jahre zählte, war zur lieb lichen Jungfrau aufgeblüht, und der um vier Jahre ältere Kame rad hatte sich gar stattlich entwickelt. Beide wurden unter dem gegenseitigen Anschauen rot. Schier verlegen bückte sich das Mädchen nach dem zerbrochenen

, der dort, wo Karl-Christian studierte, das Lehrerseminar besuchte, heimgereist wäre. Sie hätten schon den Zug, der nachts ankäme, darum benützen können, weil Fritz auf der Bahnstation mit einem Wagen abgeholt worden sei. Daheim wollte Karl-Christian nachts nicht stören, so wäre er bei Fritz geblieben und bereits im Morgengrauen hierhergeeilt, um Liese-Lotte zu erwarten: „Denn daß du kommen würdest, wußte ich ja!' schloß er einfach. ^ Ja, das konnte er wis,en, dachte das Mädchen. Waren sie dock früher gemeinsam

jeden Ostermorgen hierher gewandert, um einem alten Brauche folgend, Osterwasser zu schöpfen. Heute kehrten beide, wie einst, Hand in Hand heim. Unterwegs sammelten sie Anemonen und Leberblumen, und Karl-Christian ruhte nicht eher, bis sich Liese-Lotte auf einen Baumstamm setzte und die Blumen zum Kranze wand. Als sie fertig war, nahm er ihr das duftige Gewinde ab und krönte ihr blondes Haupt damit. Lieblich bist du anzuschauen, wie eine Lichtelbin!' sagte er in ehrlicher Bewunderung. Sie lachte

. „Die Lichtelbin darf den Ostermorgen nicht müßig un Walde vertändeln, sie muß jetzt Haustochterdienste tun, Muttern daheim in der Küche helfen. Komm, Karl-Christian, laß uns ecken, es gibt für mich noch allerlei zu tun, bis die Glocken zum Kirchgang rufen. Sie schlug übermütig in die Hände: „Eins, zwei, drei! Wer zuerst unten am Dorf ist, hat gewonnen.' Und wie ein Pfeil flog sie den Waldpfad entlang. Karl-Christian hatte Mühe, die Flüchtige einzuholen. Da es gelang, umfaßte er sie, bog ihr erhitztes Köpfchen

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