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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 16
Datum: 11.05.1912
Umfang: 16
der Teutschnationalen, die „Bozner Zeitung", diese Tatsache und schämt sich nicht, zu erklären, die Deutschnationalen hätten vor den Wahlen mit den reaktionären Christlichsozialen ein Kompromiß ge gen die Liberalen urck Sozialdentokraten abschlie ßen sollen. Das Bozner Freisinnsblatt schämt sich nicht, den Freiheitlichen den Kopf zu waschen, weil sie mit den Klerikalen kein Kompromiß gegen den Wiener Freisinn geschlossen hatten. Wer auch den Bozner Freiheitlichen kann man zu ihrem Partei blatt gratulieren. Seit

einem Jahre versuchen die wirklich Freiheitlichen Bozens, ein eigenes Blatt herauszugeben, nachdem die „Bozner Zeitung" in freiheitlichen Fragen oft eine derart erbärmliche Haltung eingenommen hat, daß sich jeder wirklich Freiheitliche seines Organs schämen muß. Der Plan zur Gründung eines wirklich freiheitlichen Blattes scheiterte bisher an der ablehnenden Hal tung der dcutschnationalen Bozner Rathauspartei. Währenddem man dem neuen Blatte jegliche Un terstützung versagt, trachtet man, durch ausgiebige

Zuwendung von städtischen Inseraten das Siech tum der „Bozner Zeitung" zu verlängern. Und gerade dadurch identifiziert sich die Bozner deutsch nationale Partei mit ihrem Parteiorgan, der „Boz ner Zeitung", und dokumentiert dadurch sein Ein verständnis mit dessen Schreibweise. Die Herren Deutschnationalen im Vereine mit ihrem Organ scheinen allerdings ein schlechtes Gedächtnis zu ha ben. Es ist noch nicht allzu lange her, da urteilten ^die „Bozner Zeitung" und die Bozner Deutsch nationalen ganz

anders über die Christlichsozialen. Vor uns liegt ein Flugblatt, das vom Deutschfrei- heitljchen Wahlkomitee in Bozen unterfertigt iü und am 18. Juni 1911 (zwei Tage vor der Stich wahl) in Hunderten von Exemplaren verteilt wurde. Damals fällten die Bozner Deutschnatio nalen ein ganz anderes Urteil über die Christlich sozialen und die „Bozner Zeitung" brachte täglich an der Spitze des Blattes das gleiche Urteil. Da mals hieß es: „Ein furchtbares Strafgericht ist am 13. Juni über die christli^oziale Partei niederge gangen

sich derart prostituiert, daß ihr Parteiblatt das Zusammen gehen mit diesen korrupten Christlichsozialen (wie die Deutschnationalen damals urteilten) als eine nationale Tat preist, hat sich selbst gerichtet. Der Bozner Freisinn ist wirklich schon weit gesunken. Wer hätte damals, als ein Suetti und Ulrich in der „Bozner Zeitung" einen rücksichtslosen Kampf gegen den Klerikalismus führten, geträumt, daß im Mai 1912 an allen Straßenecken von Bozen Reklameplakate für das christlichsoziale Taablatt

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Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 02.05.1911
Umfang: 8
zu haben. An diese wollen wir uns heute wenden mit der dringenden Bitte, einmal die Vorurteile gegen eine sozialdemokratische Ta geszeitung abzulegen und der bürgerlichen Presse den Rücken zu kehren. Wenn wir die Bozner Presse betrach ten, die „Bozner Nachrichten", den „TiroIer", die „Bozner Zeitung" und das „Tiroler Volksblat t", so müssen wir offen sagen, daß keines dieser Blätter die Interessen der Arbeiter vertritt. Wenn es sich um die kleinste Verbesserung der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter handelt, so findet

zu be stellen. Was also soll die Bevölkerung Bozens lesen?— Antwort: Die sozialdemokratische „Volks-Zeitung". Wenn es sich um das Wohl unserer Kinder handelt, was tut da die Bozner Presse? Sie geht mit den Pfaffen ge meinsam vor gegen eine freie Schule. Angefangen von der Bozner Nachteule, dem „Tiroler Volksblatt", bis zum Winkelblatt „Bozner Zeitung" ist man voll des Lobes über die Religiosität unserer Kinder. Die Note „Gut" in Re ligion allein genügt dieser Presse schon, um das Kind als „reif" zu erklären

, der seine Kinder lieb hat, die sozialdemokratische Presse zu lesen, ihren Rat zu befol gen, mitzuarbeiten, mitzustreiten, das es den Kindern einst besser gehe. Was also soll die arbeitende Bevölkerung Bo zens lesen? Antwort: Die sozialdemokratische „Volks-Zei tung". Die neuesten Vorkommnisse in der städtischen Sicher heitswache sind ein Skandal für Bozen. Was tut die Bozner Presse? Sie liebäugelt mit einigen Personen und stampft andere in den Dreck. Sensationshascherei, sonst nichts. Wenn nur der eigene

man nicht. Was ist es mit einer modernen Badeanstalt für die Bozner Arbeiter? Jahrelang schleppt man diese Frage im Gemeinderate herum. Nun, der Spießer badet sich ja lieber im Wein und hat keinen Verstand für die Bedürfnisse der Arbeiter. Und was tut die Bozner Presse? Sie ist das Sprachrohr des Gemeinde rates, sie vertritt keine ehrliche Kommunalpolitik. 3. Die „Volks-Zeitung" aber verlangt ein modernes Ge- meindewahlrecht, sie verwirft die Freunderlwirtschaft im Gemeinderate. Hier müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt

werden, daß auch die Arbeiter eine Vertretung im Ge- meinderatc haben. Volksnotwendigkeiten müssen geschaffen werden. Eine Badeanstalt, billige Arbeiterwohnungen, ein Theater, damit auch der Arbeiter sich als Mensch fühlen kann. Der „freisinnige,, Gemeinderat und die „Bozner Zei tung" sorgen für die Kaufmannschaft und für den Bür ger. Wer aber tritt für die Bevölkerung Bozens ein, für eine gesunde Gemeindewirtschast? Antwort: Die sozial demokratische „Volks-Zeitung". Die Bozner Presse ist gegen jeden Arbeiter und das zeigt

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 06.05.1910
Umfang: 8
nein Schrecken, daß ihm dieselbe herausgeschnitten worden war. Es kann mit Bestimmtheit angenom men werden, daß Ernber einem internationalen Ta schendiebe zum Opfer siel. Bozen. (Die „Bozner Zeitung" als Kupplerin.) Unser Bozner Intelligenzblatt, ge nannt „Bozner Zeitung", das Blatt der hiesigen Gemeinderatspartei, hat sich einen neuen Erwerbs zweig zurechtgelegt, der wiederum beweist, was man von einem bürgerlichen Blatt alles ums .Geld ver langen kann. Die „Bozner Zeitung" befaßt

sich jetzt mit der „Kuppelei". Wer das nicht glaubt, lese die letzte Sonntag-Nummer, in der folgendes Inserat stand : „Junges fesches Mädchen in Geldverlegenheit ersucht Herrn um 5 0 Kronen. Zu jedem Gegendienst bereit. Adressen bitte in der Verwaltung dieses Blattes zu hinterlegen. Jedenfalls muß diese Art von Reklame einen schö nen „Rebbach" bringen und hoffentlich wird das junge fesche Mädchen nicht umsonst das „Intelli- genz"blatt in Anspruch genommen haben. Nachdem sich die „Bozner Zeitung" einer „riesigen Verbrei

tung" unter der intelligenten Bozner Bevölkerung erfreut, wird wohl so ein „Intelligenzler" dem! Mäd chen die 50 Kronen schenken und sich dann den Be trag ratenweise durch Gegendienste „abzahlen" las sen. Damit die „Bozner Zeitung" sich nicht etwa die Ausrede zurechtlegt, die Aufnahme dieses Inse rates sei aus Versehen erfolgt, so sei jetzt schon fest gestellt, daß auch vor einigen Jahren schon einmal eine gleiche Annonce in ihrem Anzeigenteil zu lesen war. Hoch die Intelligenz und Moral

der „Bozner Zeitung"! — (Nachträgliches zur Maifeier.) Wie in den letzten Nummern mitgeteilt wurde, verlief die heurige Maifeier in Bozen in großartiger Weise. Nun ist es interessant, wie die hiesigen Blätter ihren Lesern einen wahreitsgetreuen Bericht bringen. Mährend die „Bozner Nachrichten" (also kein! Freund der Sozialdemokraten) beim Umzug 1000 Teilneh mer zählten und im „Bozner Hof" beim Maifest 2000 Besucher, was auch stimmen dürfte, konnte es die deutschnationale „Bozner Zeitung" nicht übers Herz

„Pfuirufe", wohl in der Ab sicht, einen Krach zu provozieren und den soeben abgehaltenen Gottesdienst zu stören. Die Arbeiter zogen jedoch ruhig weiter und ließen den „schnei digen" Pfuirufer auf dem Kirchturm ruhig weiter schreien. Auch das Quartett der Bozner Freisozia listen glaubte, wenigstens für den Humor sorgen zu müssen, indem sie unter den Demonstranten Flug schriften verteilten, welche wohl von einem aus Hall oder Stein entsprungenen Irrsinnigen verfaßt wor den sind, denn man mußte sich erst

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 22.12.1911
Umfang: 8
stattgefundenen Wahl in die Personalsteuer-Schätzungskommission wurden im 8. Wahlkörper als Mitglied Gen. Weinberger mit 114 Stimmen und als Ersatz Gen. Köhler mit 11.3 Stimmen gewählt. Im 1. Wahlkörper wurden die Herren Notar Dr. Trotter und Alois Mayer, Kauf mann, mit se 20 Stimmen gewühlt. Bozen. (S i l v e st e r f e i e r.) So wie alljähr lich, veranstalten auch die Bozner Gewerkschaften am Silvesterabend eine Silvesterfeier. Ein Komitee ist eifrig an der Arbeit, den Abend so amüsant als möglich

in Untermais. An der Preipherie wachsen die Wohnhäuser wie Pilze aus der Erde. Die Lokalpresse weiß bereits von neuen großen Projekten zu berichten. Es sei ein Konsor tium in Bildung begriffen, das den Ankauf der Meranerhos-Gründe anstrebt. Es soll der Bau von 64 Objekten geplant sein. Längs der Kaiserstraße sollen Arkaden errichtet werden. Hoffentlich hat diese rege Bautätigkeit eine Verbilligung der Woh nungspreise zur Folge. Irr Metz »erfer und Me Mutze im Bozner Moor. Am 8. Juli d. I. durcheilte

die Sensationsmel dung die Blätter, Polizeiinspektor Rudorfer wäre wegen Amtsveruntreuung verhaftet worden. Dieser Verhaftung ging eine Disziplinaruntersuchung vor aus, während welcher Rudorfer keinen Dienst ver sehen durfte. Einige Tage vor der Verhaftung wurde im Bozner Gemeinderat Rudorfer seines Postens als Inspektor enthoben und ihm eine grö ßere Summe versprochen, wenn er Bozen verläßt. Schon damals wiesen wir darauf hin, daß nicht Rudorfer der einzig Schuldige an den Zuständen im Bozner Wachkorps wäre

? Der Bozner Magistrat hüllte sich jedoch in tiefes Schweigen. Ja, noch mehr. Tie Bozner Presse nahm gegen diese skandalösen Zustände Stellung. Die „Bozner Zeitung" erklärte, eine Reihe von haarsträubenden Beispielen aus dem Wachekorps der Oeffentlichkeit mitzuteilen. Den Bozner Rat hausmachern gelang es jedoch im letzten Momente, die Redakteure dazu zu bringen, keine Artikel mehr gegen die Polizei zu bringen. Mit Terrorismus wurden die Blätter gezwungen, ihrer Aufgabe. Mißstände zu bekritteln, zu entsagen

. Damals wurde die ganze Schuld Rudorfer zugeschrieben. Er sollte derjenige gewesen sein, der der Presse das Material über Dr. Sölders Protokollfälschung, über den Skandal des Geheimagenten Zinner im Cafe Wachtler, über die Affäre Sölder-Rudolph beim Anatomischen Kabinett usw. lieferte. Die Schwurgerichtsverhandlung hat nun der Ge meindeverwaltung Bozen eine eklatante moralische Niederlage gebracht. Sie hat aufgezeigt, daß im Bozner Rathaus nicht Unparteilichkeit und Gerech tigkeit

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 23.11.1910
Umfang: 8
nachgekommen: ein Arbeiter-Turnverein wurde gegründet. Schon seit Jahren konnte man bemerken, wie in den Bozner Turnvereinen der Na tionalismus die Oberhand gewann, während die edle Turnerei immer mehr in den Hintergrund ge drängt wurde. Durch die Eröffnung unseres Ge werkschaftshauses ist es nun unseren turnlustigen Genossen ermöglicht, im eigenen Heim die edle und körperstählende Turnerei zu pflegen. Ende Septem ber hat sich der Bozner Arbeiter-Turnverein ge gründet und hat heute schon eine hübsche

Anzahl Mitglieder, wohl der beste Beweis für die Notwen digkeit einer derartigen Institution in Bozen. Es ergeht nun an alle Genossen, welche Lust und Liebe zur Turnerei haben, die Einladung, dem Arbeiter- Turnverein „Freiheit" beizutreten; aber auch Ge nossen, welchen es nicht möglich ist, als aktive Mit glieder beizutreten, können unterstützende Mitglie der werden und so ihre Solidarität zeigen. Arbei ter, meidet die bürgerlichen Vereine und helfet mit, daß auch der Bozner Arbeiter-Turnverein „Frei

Besitzer einer Wein stube! — Dadurch wird diese einseitige christlich soziale Kommunalpolitik allerdings verständlich. Es wäre endlich hoch an der Zeit, verschiedenen Ver kehrsstraßen etwas mehr Aufmerksamkeit zuzuwen den, wird doch immer so viel von der „aufstreben den Fremdenstadt" gefaselt. Der Bozner Nörgler. Kleinigkeiten aus der schönen Talferstadt. „Eine Damenkapelle im Schnee stecken geblieben!" Dieses bedauerliche Er eignis binden die „Bozner Nachrichten" ihren Le sern auf. Ein Reklamemittel

natürlich, um einer seits dem Besitzer des Hotels „Walther von der Vogelweide" ein volles Haus zu verschaffen, ande rerseits bringt diese Notiz den „Bozner Nachr." etwas ein. Nach der Mitteilung der „Bozner Nach richten" kann die Damenkapelle deshalb nicht aus Bozen fortkommen, weil in Rußl a n d die Züge im Schnee stecken bleiben. Der einfältige Bozner Spießer sperrt das Maul weit auf über diese ver unglückte Fahrt und freut sich königlich, daß doch noch etwas für die Kirnst in seiner Talferstadt

ge leistet lvird. Von einem Theater will er nichts wissen, das ist etwas für die besseren Leute, und die Arbeiter brauchen kein Theater, die könnten zu ge bildet werden; das ist seine Meinung. „Auf zum Kamposch," schreien die „Bozner Nachrichten, „ein Kunstgenuß steht in Aussicht, wie er feltcit zu fin den sein wird; erstklassige Kräfte, jeder Musikfreund komme!" Und richtig: Der Spießer rennt, Wissens dur st i g , wie er einmal ist, zum Kamposch. — „Eine Halbe" — der Walzer setzt ein, — „noch eine Halbe

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 30.08.1911
Umfang: 8
den Parteien das Urteil stets verkündet wird. K. k. Landesgerichts-Präsidium. Innsbruck den 28. August 1911. Lutterotti. Bozen. (Ein neues Tagblatt?) Wie wir erfahren, soll ab 1. September in Bozen ein neues deutschnationales Tagblatt, „Jung-Tiroler Z e i t u n g", erscheinen. Schon seit Jahren wur den, speziell unter der radikalen Richtung der hiesi gen Deutschnationalen, Klagen über die „Bozner Zeitung" laut, welche oft einen sehr zweideutigen Standpunkt gegenüber den Forderungen der Deutschnationalen

einnahm und speziell im Kampfe gegen den Klerikalismus sehr oft versagte. Aber auch der Ausgang der letzten Reichsratswahl dürfte in jungliberalen Kreisen die Triebfeder zu dieser Zeitungsgründung sein. Der gewaltige Stimmen rückgang der bürgerlichen Parteien in Bozen dürfte den maßgebenden Kreisen doch zu bedenken gegeben haben, daß' man mit einem Blatte ä la „Bozner Zeitung" keinen Parteianhänger mehr gewinnen kann. Gegenwärtig arbeiten die Jungliberalen fie berhaft, um für den 1. September

die zum Erschei nen notwendige Abonnentenzahl aufzubringen. Sollte dieses Tagblatt erscheinen, dann dürfte die schon seit Jahren an Abonnentenschwindsucht lei dende deutschnationale „Bozner Zeitung" das Zeit liche segnen und — eingehen. Es wäre aber auch die höchste Zeit. Die Haltung dieses Blattes war in den letzten Jahren eine derartige, daß selbst her vorragende Führer der hiesigen Nationalen wieder holt dasselbe als Parteiorgan ablehnten. Vor Jah ren, als noch der Herausgeber Suetti und Redak teur Ullrich

die „Bozner Zeitung" redigierten, war sie der Stolz des Tiroler Freisinns. Mit Ueber- zeugnng und Idealismus verfochten die beiden die freisinnigen Ideen und führten einen erbitterten Kampf gegen den klerikalen Terror. Und selbst dann noch, als der Trientner Fürstbischof die „Boz ner Zeitung" mit dem Kirchenbann belegte, die Abonnentenzahl von 900 auf 600 sank, blieb das Blatt trotz aller klerikalen Machinationen und An griffe eines der freisinnigsten Blätter Oesterreichs. Erst als Suetti durch den Verrat

eines großen Tei les des damaligen freisinnigen Bürgertums von seinem schweren Posten weichen mußte und der heutige Herausgeber das Blatt übernahm, sank das selbe bis zum heutigen Bastardblatt. Die einst so radikale „Bozner Zeitung" wurde Regierungsblatt, der Kampf gegen die Klerikalen wurde fallen ge lassen, die antiklerikalen Grundsätze über Bord ge worfen. Die „Bozner Zeitung" sank so weit, daß sie mit ihrer größten Verve für ein christlichsozial deutschnationales Wahlbündnis zu wiederholten- malen

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Tiroler Wastl
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Seite 2 von 16
Datum: 10.07.1910
Umfang: 16
andeutet, vor vier Jahren ereignet hat. Tra mals ist der Krug des Herru von Sölder in der er wähnten, von der „Bozner Zeitung" in nahezu vier vollen Seiten beschriebenen Gemeinderatssitzung tat sächlich zu Brocken gangen, und wenn ihn der Herr Bürgermeister für den Hausgebrauch quasi wieder zu- sammengeklempert und noch in Verwendung hat, ist das Sache der Bozner, ändert aber nix am Bruch des besagten Gefäßes. Weil aber die Gschicht durch die Zuschrift des Bürgermeisters jetzt doch so ausschaut

, als ob sie net wahr wär, während sie wirklich wahr ist, muß das notwendig aufgeklärt werden. Ereignet hat sic sich nämlich tatsächlich vor etlichen Jahren, aber i Hab damals nix davon zu wissen kriegt, sonst hält i sie schon damals nach Gebühr angenagelt. Daß. dies so ver spätet gschehn ist, ist so zugangen: Tie vorige Woche hat mir jemand zwei „Bozner Zeitungen" geschickt, von denen in einer der bewußte Gemeinderatsbericht angestrichen gewesen ist, und weil i koa Zeit ghabt Hab, alles zu lesen

, daß sie bei uns in Klösterreich nicht nur keine Unterstützung von Seite der Behörden zu erwarten haben, wie dies anderwärts überall der Fall ist, sondern ganz im Gegenteil von heuchlerischen Pfaffen nach Möglichkeit verfolgt und geschädigt werden, hat der besagte Budenbesitzer den Bozner Polizeikommissär Tr. Rudolph gebeten, sich die Ausstellung anzuschauen, um net am Ende hinterher Anstände zu bekommen. Tr. Rudolph hat das auch getan und wohl nur zur Ver meidung pfäffischer Umtriebe die Besichtigung dieses Teiles

gfallen lassen und ganz Bozen ist dabei auf seiner Seite gstanden. So ist der Krug des Herrn von Sölder ein zweitesmal zerbrochen und die „Bozner Zeitung" hat davon Notiz genommen, und i Hab wieder davon Notiz nehmen und gleichzeitig auf den ersten großen Krugbruch des famosen Herrn von Sölder Hinweisen sollen. lüenn der fierr von Sölder ein Deutsch- nationaler fein will, wie kommt er dann dazu, dem nächstbesten, dummen Hetzpfaffen auch außerhalb seines Machtbereiches Dienste zu erweisen

, die der ganzen Bürgermeisterei zur Bla mage gereichen? Das scheint völlig unbegreiflich zu sein, aber sehr gut orientierte Bozner wissen mir zu

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 15.07.1910
Umfang: 8
TagblaLtes „Bozner 'Zei tung". In letzter Zeit fällt er mit einer wahren Berserkerwut über die Sozialdemokraten her und tischt seinen paar Dutzend Lesern ein Mätzchen um das andere über den Verrat der deutschen Sozial demokratie auf, verschweigt aber geflissentlich den Vorgang bei der Abstimmung über den tschechischen Antrag, betreffs der Mmenskyschulen und den Re solutionsantrag Dr. Adlers über die Minoritäts schulen. Denn hätte Herr Görlich seinen Lesern über die Vorgänge im Vudgetausschuß objektiv

ist ja doch' nur: das Wachsen der Sozialdemo kratie und der Abonnenten ihrer Presse, »während dem die „BoznerZeitung"-Abonnenten an rapider Schwindsucht leiden, was schon längst die Spatzen vom Duche pfeifen. 'Wenn wir heute uns einmal mit dem Herausgeber der deutschnationalen „Boz ner Zeitung" befassen, so ist es nur darum, eimnal das „Deutschtum" des Herrn Görlich aufzuzeigen. In letzter Zeit spielt sich' nämlich die „Bozner Zei tung" als „Alleindeutsche" auf. So kanzelt sie den Deutschen Schulverein ganz gehörig

herunter, weil er einen Teil seiner Druckserlen in der Genossen schaftsdruckerei in Wien Herstellen ließ, in einer Druckerei, welche der internationalen Sozialdemo kratie (Bravo!) 'gehört. In der nächsten Nummer bringt die „Bozner Zeitung" einen zweiten 'Beweis ihres unverfälschten „Deutschtums", indem sie die Bozner Kaufleute vor einem tschechischen Reisenden warnt und die Geschäftsleute beschwört, ja bei, keiner tschechischen Firma etwas zu kaufen. Aus diesen zwei Beispielen wird wohl jeder «glauben

, daß die „Bozner Zeitung" mit ihrem Hauptschriftleiter die besten «Verteidiger des Deutschtums sind und daß der deutsche Michl beruhigt weiterschlafen kann. Doch sehen wir uns einmal die andere Seite des Deutschen Görlich an. Durch Monate hindurch er schien in der „deutschen" „Bozner Zeitung" ein In serat von Levico mit der Benennung, „Trentino", also mit jenem Worte, mit «welchem die Jtalienisch- tiroler Südtirol bezeichnen, und« erst auf eine ge hörige Rüge eines Bozner Blattes hin verschwand der Name

läßt in seiner! l D r u cker ei, Scho die „Bozner Zeitung", die alleinige Verfechterin des Deutschtums, «gedruckt wird, Flug zettel und Programme in t sch e ch i s ch e r S p r a ch e h e rstellen, Llm die tschechische Bevölkerung in seine Kinematographen hineinzulocken und die tsche chischen „Kraulen" besser einsacken zu können. Und einem solchen „Deutschen" überläßt die deutschnatio nale Partei Südtirols die Vertretung' ihrer «Inter essen. Ein derartiger „arischer" Schriftleiter wsill

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 12
Datum: 14.04.1911
Umfang: 12
" werden von der Zeitungs austrägerin einkassiert. Dies zur Kenntnis. Ins Bern wliM MMWelM. Achtung, Maler! Die Firma Saurwein in Innsbruck ist für Maler und Gerüster aesverrt. Gewerkschaftskommission. Heute Sitzung. Bozen ist für Maurer gesperrt und Zuzug streng stens sernznhlaten. Aus Tirol. Größenwahn oder Dummheit. Aus Bozen, 12. April, wird uns geschrieben: Seit dem Erstehen des Bozner Gewerkschaftshau ses konnte man die Erfahrung machen, daß alles, was im Saale desselben stattfindet und auch für das Bürgertum

berechnet ist, in der Bozner Presse totgeschwiegen wird. Seit Jahren ist der große Musikfreund, Herr Dr. Hermann E i ch b o r n , be strebt, durch Veranstaltung von Kammermusikaben den, wobei die Kapelle Eichborn und verschiedene Musikkräfte Mitwirken, der Bozner Bevölkerung den Entfall eines Theaters zu ersetzen. Früher fanden diese Konzerte im „Bürgersaale" und Kurhause statt, welche Lokale aber für derartige Veranstaltungen als äußerst ungünstig bezeichnet werden müssen; darunter litten

Kunstkräfte heranzog und selbst nicht die größten Kosten scheute, um der Bozner kunstliebenden Bevölkerung einige genuß reiche Stunden zu verschaffen. Aber die Bozner bür gerliche Presse ignorierte diese Veranstaltungen ganz, und mit keiner Zeile wurde die Bevölkerung von derartigen Veranstaltungen in Kenntnis ge setzt. Nur die „Bozner Nachrichten" brachten ein mal eine Rezension, wobei sie aber den Namen des Saales, in welchem das Konzert stattfand, ver schwiegen. Am 24. März veranstaltete

, welches ein wirklicher Kunstgenuß war, hatte sich eines guten Besuches zu erfreuen, speziell Vonseite hervorragender Bozner Musik freunde. Ein hervorragender Musikkenner hatte nun über dieses Konzert eine Rezension geschrieben und die „Bozner Nachrichten" ersucht, dieselbe auf zunehmen. Leider hatte der Rotstift des Redak teurs in dieser Notiz derart gewütet, daß man aus dem Bericht nicht klug werden konnte. Als man diesbezüglich anfragte, soll der Schriftleiter, Herr Ferrari, sich folgendermaßen ausgedrückt

war außerordentlich stark vertreten. Die Darbietungen der Künstlerin und der Kapelle Eichborn waren geradezu einzig, und speziell die Violinsolis zeigten, wie meisterhaft Fräulein Fischer dieses Instrument zu beherrschen versteht., Durch den äußerst starken Besuch wurde aber dem Herrn Dr. Eichborn auch gezeigt, daß er durch seine Bemühungen, der Bozner Bevölkerung erstklassige Musik zu bieten, ein dankbares Publi kum gefunden hat, was ihn wohl veranlassen wird, in seinem Beginnen auch weiter zu fahren

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 4
Datum: 18.11.1914
Umfang: 4
Seite 4 Lo l kS-Z ei tun n Mittwoch den 18. November 1914 Nr. 263 dert Kronen in die Hände fielen. Unter anderem wurde auch ein Kinoapparat im Werte von 800 K gestohlen. Nun gelang es der Bozner Polizei, den Dieben auf die Spur zu kommen und der Reihe nach bereits sechs Mitglieder, durchaus junge Burschen, zu verhaften und dem Kreisgerichte einzuliefern. nicht verwunderlich, wenn es eine Notiz schon bringt, welche vor 10 Wochen bereits das Licht der Welt er blickt hat. Ja, der eine gute Zeitung

haben will, der muß die „Bozner Zeitung" haben . . .! Gewerkschaftliches. Brauereiarbeiter Südtirols! Auf Beschluß des Verbandsvorstandes finden in Südtirol eine Reihe von Versammlungen der Brauereiarbeiter statt, u. zw.: Am 19. Nov. abends 7 Uhr in Meran im Gast haus „Etschtalerhof". Am 20. Nov. abends 7 Uhr in Vilpian im Gasthof „Zum Hirschen". Am 21. Nov. abends 7 Uhr in Blumau im Gasthaus „Zum Bäckenwirt". Am 22. Nov. nachmittags 2 Uhr in Bozen im Gewerkschaftshaus, Gilmstraße 15, Eisen bahnerzimmer

. Die Tagesordnung in allen diesen Versammlungen lautet: „Der gegenwärtige Mit gliederstand im Verhältnis zu den Beschäftigten und das Unterstützungswesen des Verbandes." Re ferent: Verbandssekretär Genosse Habschied aus Wien. — Genossen, sorgt für einen guten Besuch dieser äußerst wichtigen Versammlungen! Holzarbeiter Meran. Samstag den 21. November im „Bayrischen Hof" Monatsversammlung. Quartalsversammlung der Bozner Naturfreunde. Am Donnerstag findet im Vereinsheim eine Quar talsversammlung der Ortsgruppe

, Neustiftgasse Nr. 133 7. 410 ... — Die hiesige „Bozner Zeitung" ist für jeden, der auf schnelle und gute Berichterstattung etwas gibt, unentbehrlich. Da stand z. B. am letzten Dienstag zu lesen: „Im Bezirke von Rovereto wurde der Preis von Wein maische mit 17 K für die feine und mit 10 K für die gewöhnliche Ware per Hektoliter festgesetzt." Die Weinhändler und Wirte werden staunen, im Süd tiroler Tagblatt die Mitteilung zu finden, daß man in Rovereto jetzt schon die Maischepreise festgesetzt

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 16
Datum: 06.07.1912
Umfang: 16
Seite 4 Volks-Zeitung Samstag den 6. Juli Nr. 153 Aus Tirol. Russische BuftönDe bei der Mzuer Pslizei. B o a e n, 4. Juli. Volle 14 Tage Ueberlegung hat es gebraucht, bis sich der Bozner Polizeireferent, Oberkommissär Pfister, herabgelassen hat, die in Nr. 138 unseres Blattes gebrachte Notiz wegen Mißhandlung eines Verhafteten durch die Polizei dahin zu berichtigen, daß die ganze Geschichte unwahr sein soll. Es mu tet einen doch etwas eigentümlich an, wenn man gesehen hat, wie der Herr

Polizeireserent in den beiden Bozner Blättern, den „Bozn. Nachrichten" und im „Tiroler", so ausführlich die Reinwaschung besorgen wollte, daß er dabei sich erst nach 14 Ta gen erinnerte, er müßte eigentlich doch auch jenes Blatt berichtigen, welches den angeblich unwahren Bericht gebracht hat. Und gerade die Art und Weise, wie Herr Pfister berichtigte, zeigt nur zu deutlich, daß er selber nicht ganz an die Unschuld seiner Wachleute glaubt. Bereits drei Tage nach Erscheinen der besagten Notiz lancierte

er in die „Bozner Nachrichten" ein „Eingesendet", in wel chem er die Sache als unwahr hinstellte. Ebenso tappt der christliche „Tiroler" hinterdrein, der na türlich in seiner bekannten Manier der „Valkszei- tung" eins anhängen wollte. Wir haben, als das „Eingesendet" erschien, eine Notiz veröffentlicht, in welcher wir feststellten, daß der angeblich Mißhan delte seine Behauptungen vor vier Gewährsmän nern wiederholt hatte. Der Mann, der Hausknecht war, scheint allerdings etwas leichten Kalibers

des Polizeiwesens, Oberkommissär Pfister, jenes Blat tes bediente, das seit Jahren im schärfsten Kampfe gegen die herrschende Gemeinderatspartei, gegen den Bürgermeister sich befindet, gerade der Um stand, daß es der „Tiroler", das christliche Schand- blatt, welches den toten Silberer in der gemeinsten Weise verdächtigte, ohne es bis heute zu wider rufen, sein muß, der die Polizei verteidigt, gerade dieser Umstand zeigt nur zu deutlich, daß auch heute noch in der Bozner Wache viel faul ist. Warum mußte Referent

Pfister gerade den „Tiroler" als Verteidigungswaffe gebrauchen, obwohl in Bozen doch das Rathausorgan, die „Bozner Zeitung", existiert? Ist es nicht auffällig, daß sich ein Res sort des Bozner deutschnationalen Magistrats von dem christlichsozialen „Tiroler" verteidigen lassen muß, weil das deutschnationale Rathausorgan seine Spalten dazu nicht hergibt? Herr Polizeireferent Pfister glaubte einen Haupttrumpf gegen die „Volkszeitung" und damit auch gegen unsere Partei auszuspielen, als er am letzten

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 07.05.1912
Umfang: 8
haben, doch wird das Nähere schon die Unter suchung ergeben. Die wohlverdiente Strafe wird diese Burschen gewiß ereilen. Bozeu. (Keine Sonntagsruhe im Handelsgewerbe.) In mehreren Artikeln haben wir den Kampf der Bozner Handelsange- ftellten um die ganzjährige Sonntagsruhe bespro chen. Bekanntlich hat der Obmann des D. H. V., Herr Moninger, in der Gremialversammlung am 2. April den Antrag gestellt, den Handelsangestell ten auch die Sonntage in den Monaten Mai und September freizugeben. Dieser Antrag wurde dam

: mit knapper Majorität von der Gremialver- fammlung angenommen. Eine Gehilfenversamm- lung akzeptierte ebenfalls diesen „großen Erfolg" und schon freuten sich die Handelsangestellten auf die errungenen 12 Stunden jährlicher Sonntags ruhe. Es wäre dies ja eigentlich gar kein Erfolg, denn durch den Erlaß des italienischen Trientner Bischofs wurden die im päpstlichen Motu proprio genannten Feiertage ausgehoben. Und die Bozner deutschnationalen Kauflente akzeptierten sofort den Vorschlag des Trientner Bischofs

und erklärten ebenfalls diese in Jtalienisch-Tirol aufgehobenen Feiertage in Bozen als — Arbeitstage. Dadurch raubte man den Handelsangestellten einige Ruhe tage und es wäre daher nur recht und billig, wenn man den Angestellten auf andere Weise entgegen gekommen wäre. Und auch diese l2stündige Sonn tagsruhe war den Prinzipalen für ihre „Volks genossen" zu viel. Am 1. Mai hätte die Sonntags ruhe im Handelsgewerbe eintreten sollen. An Stelle derselben veröffentlicht nun das Bozner Handelsgremium folgende

Mittteilung: „Zahl reiche Anfragen veranlassen uns, der geehrten Km fmannschaft den Erlaß der k. k. Statthalterei Nr. 42146 vom 20. Juni 1910 in Erinnerung zu bringen, nach welchem es den Lebensmittelhänv- lern (Kolonialwaren-, Delikatessen-, Gemischtwa renhändlern) wohl gestattet ist, vom 1. April bis 1. Oktober die Läden bis 8 Uhr o f f e n z u h a l- ten, jedoch aufmerksam gemacht, daß seitens des Bozner Handelsgre miums bereits eine Eingabe an die k. k. Statthalterei um Aufhebung vorbesagter

bis L Uhr abends zu verlängern, welche durch die heu tige Bestimmung in punkto Siebenuhr-Ladensperre bereits um 7 Uhr das Geschäft verlassen konnten. -Deutlicher könnte wohl die Angestelltenfeindlichkeit der Bozner Kaufleute nicht dokumentiert werden, als durch diesen Erlaß. Ist das deutsche Ehrlich keit? Zuerst verspricht man den deutschen Volks genossen die 12stündige Sonntagsruheverlängerung «und nun versucht man noch, den anderen glückliche ren Angestellten auch noch die eine Stunde Rübe Au rauben

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Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 3 von 24
Datum: 05.08.1910
Umfang: 24
freigegeben wird. Vielleicht werden auf diese Weise die Fleischhauer in den Städten ihren bauernschädigenden Standpunkt aufgeben. Bauer, sei gescheit. In Nordtirol lesen viele Bauern noch in den Wirtshäusern die ^Jnn-brucker Nachrichten" und in Südtirol, besonders in der llmgetung von Bozen, die „Bozner 'Nachrichten". Beide Blatter. gehen sich so, al- ob fie unparteiische Blätter wären, die keinen Grashalm knicken könnten. Das trifft auch zu, wo eS fich um Juden, antikirchliche Bestrebungen handelt

an der allgemeinen Teuerung schuld ist. Nun glauben auch die „Bozner Nachrichten" in den Chor der Bauernhasser einstimmen zu müssen und schreiben zu den Handels- vertragen folgendes. .) „Kl in billiges Rindfleisch ist also für uns in nächster Zeit zu erwarten, denn zu unserem Bedauern entnehmen wir den neueren Nachrichten übet den yaridelsveitrog zwischen Oesterrnch und Serbien, daß darin kein lebendes Breh zur Einfuhr zugelassen wurde, sondern nur gffchlachiet-s und zwar weniger als im Jahre 1908 vereinbart

und sind nur auf ihren Geldbeutel bedacht, der sich aus den Taschen armer Leute füllen muß. Ihnen ist es dabei ganz gleichgiltig, ob das arme Volk das Rind- fleisch teuer bezahlen muß, wenn nur sie dabei ihren Kebach macheu Traurig aber wahr!" Bauern von Nord- und Südtirol! Hört es, was die „Boz- nev Nachrichten" von euch schreiben: Man sagt, ihr füllt euch ?den Taschen der armen Leute euern Geld beutel! Ihr kümmert euch um nicht« anderes als um den »Rebbach" (jüdischer Ausdruck für Profit) und die „Bozner Nach- nchttn

' stellen euch damit auf den gleichen Standpunkt wie jeden wuchernden polnischen Juden!!!- Interessant dabei ist, daß die "Lozner Nachrichten" ein landbekannteS feiges Blatt ist, daS fich nirgends für Recht und Wahrheit einfrtzt und ständig vor allen Leuten, natürlich wenn fie keine Bauern find, auf dem Bauche liegt. Feig bis in die Knochen, getrauen sich die „Bozner Nachrichten" doch, den ganzen Bauernstand an der StandeSehre anzugreifen. Warum wohi? Weil sichle i d er di «bäuerliche Be völkerung

alles von solchen Blättern bieten läßt und, statt eine Zeitung zu halten, die die Interessen de- Bauern stand eS vertritt, mit dem eigenen Gelde durch Abonne ments die bauernfeindliche Presse unterstützt. — In der Umgebung von Bozen, in GrieS, Zwölfmalgreien und Rentfch findet man in den Bauernstuben auch die „Bozner Nach richten". Wir find begierig, wie viele bäuerliche Leser der „Bozner Nachrichten" so gescheit sein werden, die „Bozner Nachrichten", von denen sie mit wuchernden Juden auf eine Stufe gestellt

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Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 18.08.1914
Umfang: 8
Kritik geübt, was eigentlich von der Bozner Bevölkerung schon längst getan wurde. Wir haben an einem Falle gezeigt, wie eine arme italienische Frau, welche gezwungen war, mit 30 Männern in einem Viehtransportwagen zu fahren, für ihr ein- einhalb Jahre altes Kind ein Stückchen Brot bet- telte und sie von der Damenschneiderin Bott brüsk zurückgewiesen wurde, mit dem Bemerken: „Was geht die uns an, die kümmert uns nichts". Wir ha- ben es kritisiert, daß man Knaben und Mädchen, welche kaum 14 Jahre alt

sind, bis in der Früh am Bahnhof läßt, und wir haben bekrittelt, daß ein junger Herr Zigarren und Zigaretten, welche für die Soldaten gespendet wurden, an dieselben ver kaufte. Und weil wir uns erlaubten, über Zustände zu schreiben, welche jeder Besucher des Perrons mit eigenen Augen sah und auch kritisiert wurden, kom men die „Bozner Nachrichten" und möchten uns einen Strick drehen. Das Blatt schreibt: „Um so bedauerlicher ist es, daß zu einer Zeit, wo alle Na tionen und alle Parteien ohne Unterschied

. Auch die übrigen Aus führungen des genannten Blattes sind entstellt und zu dieser ernsten Zeit wie auch angesichts des über allen Tadel erhabenen edlen Hilfswerkes wirklich nicht am Platze." Soweit das Bozner Tratschblatt. Und nun gestatten wir uns die Frage, wo und wann hat die „Volkszeitung" den Wohltätigkeitssinn an gegriffen? Das Blatt wird nicht im Stande sein, seine Behauptung zu beweisen, weil wir schon zu verschiedenenmalen den Opfersinn der Bozner aner kannt haben. Wir haben uns gegen die Uebergrisfe

. Und daß es nicht so ist, wie es sein soll, hat uns der Auftritt einiger hervorragender Komiteeherren am Perron vor drei Tagen gezeigt, und darunter war auch ein Professor, welcher sich ganz entschieden dagegen verwahrte, daß ein junger Bozner Herr noch einmal am Perron er scheine. Die Begründung war eine derartige, daß wir auch mit unserer Behauptung, man dürfe öffentliche Wohltätigkeit nicht zum Deckmantel für allerlei „Hetz" machen, vollständig im Recht sind. Dies zu sagen, haben wir uns verpflichtet gefühlt, obwohl ja kein Mensch, außer dem Schreiber

des „Nachrichten"- Artikels, die Behauptung, wir seien gegen den Wohl tätigkeitssinn der Bozner aufgetreten, glaubt. Was wir aeschrieben, hat man schon längst in Bozen öf fentlich besprochen, und gerade aus diesem Anlaß sind verschiedene Herren und Damen dem Komitee ferngeblieben. Nachdem aber kein Bozner Blatt et- was über diese Zustände ausgenommen hat, haben sich Mitglieder des Komitees, welche ebensogut die Nächte am Perron in emsiger Arbeit verbrachten wie die andern, sich an uns gewendet, man solle

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Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 08.05.1911
Umfang: 8
seiner Mitknechte durch sein Benehmen, namentlich durch schwermütige Aeußerungen auffällig. Bozen. (Das „Argentinische" in B o - z e n.) Wie wir berichteten, fand die erste Sendung des argentinischen Fleisches reißenden Absatz. Selbst die Bozner Blätter, welche sich sehr oft in der ab fälligsten Weise über die Forderung der Sozial demokraten äußerten, mußten zugeben, daß das Fleisch von tadelloser Qualität ist und dem einhei mischen in keiner Weise nachsteht. Durch den Er folg der ersten Sendung ermutigt

, bestellte der Stadtmagistrat eine zweite und dritte Sendung, und zwar entfettetes Fleisch. Hatte der Magistrat bei der ersten Sendung die Aufsicht bei der Aus schrotung für sich beansprucht, so übergab der Ma gistrat diesmal den Verkauf in seiner Gänze der Bozner Fleischhauergenossenschaft. Die Bozner Metz ger kauften der Stadtgemeinde das argentinische Fleisch einfach ab, um es dann mit bedeutenden Zuschlägen an das Publikum abzimeben. Die Her ren Metzger verfolgten bei diesem Verkaufe zwei Zwecke

hat es nicht nur zugelassen, daß das Fleisch enorm verteuert wird, er hat auch erlaubt, daß die Metzger zuerst die Taschen der Konsumenten plündern und dann das so enorm verteuerte Fleisch an das Publikum abgeben können. Ein so frevelhaftes Beginnen auf die Taschen der Konsumenten wurde wohl noch nie von einer Seite so unterstützt, wie vom Bozner Freisinn. Als das Flei^ zur Ausschrotung kann gab es bereits Par tien, welche „rochen", so daß die Bevölkerung, schon durch die Fopperei am Samstag empört, überhaupt nichts mehr

kaufte. Um das Fleisch ja recht „zug kräftig" zu machen, wurde z. B. im Schlachthof ein Wagen voll Fleisch direkt in der Sonne stehen ge laden. Man kann sich vorstellen, welche Wirkung die warmen Sonnenstrahlen auf das gefrorene Flestch hatten. Und so kam es, daß man seit 14 Tagen in Bozen „Argentinisches" erhalten kann, und in der letzten Zeit sogar wieder ein billigeres Fleisch. Die deutschnationale „Bozner Zeitung" im Bunde mit dem klerikalen „Tiroler Volksblatt" versuchen nun, der arbeitenden

Bevölkerung die Schuld an dieser mißglückten Fleischsendung zu geben. Mit keinem Worte erwähnen sie den skandalösen Vorgang der Metzger mit Zustimmung des Magistrats, welcher derart war, daß selbst die anderen Bozner Blätter in scharfen Artikeln gegen diese Ausbeutung Stel lung nahmen. Mit keinem Wort hat das Sprachrohr des Bozner Freisinns Stellung genommen, als bei der ersten Sendung argentinischen Fleisches die Maurer, als sie Fleisch für ihre Arbeitskollegen holen wollten, abgewiesen wurden

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 09.01.1913
Umfang: 8
dem Rombaldi die tödlichen Stiche versetzte, wird die Untersuchung bald ergeben. Zer Kampf «« den Uebergangssteg. Bozen, im Jänner. Wie wir erfahren, hat die Bewohnerschaft des Bozner Bodens neuerdings den Versuch gemacht, eine Aktion einzuleiten, einen Uebergangssteg über den Bahnhof zum Bozner Boden zu errichten. Es ist bereits eine grotze Anzahl Unterschriften gesam melt worden, um an kompetenter Stelle einen grö- tzeren Erfolg zu erringen. An dieser Aktion sollen sich auch einige Gemeinderäte

im Staub er sticken, im Herbst und Winter speziell bei Regen wetter im Kotmeer ertrinken. Dazu kommt noch die Ueberschwemmung unter dem Bahndurchlasse, wel che derartige Wassermengen dort ansammelt, datz im letzten Sommer sogar ein Auto dort stecken blieb. Bei diesen Wegverhältnissen müssen die Schulkinder den weiten Weg über Bozner Boden-Tiefnaler-Zoll- stange zurücklegen, und die Frauen, die ebenfalls gezwungen sind, ihren Bedarf an Fleisch, Gemüse zu decken, müssen, wenn sie den Umweg

nicht machen wollen, und oft auch die Zeit dazu fehlt, an solchen Tagen auf derartige Speisen verzichten, denn alle diese Verschleitzstellen wie Metzger, Konsumverein, Kaufmann usw. befinden sich in der Stadt. Anlätzlich dieser Aktion werden sich allerdings wieder Leute finden, die behaupten werden, die Südbahn stehe der Aktion hinderlich im Wege, die Stratzen zu verbessern. In der vorletzten Gemeinde ratssitzung erklärte der Bürgermeister anlätzlich einer Interpellation über die Stratzenverhältnisse im Bozner Boden

, es könne in dieser Hinsicht nur dann ein grötzerer Betrag eingesetzt werden, wenn auch die nötige Bedeckung vorhanden ist. Wir wol len nicht untersuchen, ob die Hebung dieser Stratzen- misere im Bozner Boden wirklich mit so grotzen Kosten verbunden ist, datz in einem Budget in der Höhe von mehr als anderthalb Millionen Kronen nicht ein paar Tausende vorhanden wären, um die Stratzen wenigstens ein bitzchen herzurichten. Bei der Errichtung des Millionen-Cafes und des Rats kellers

hat man ja auch nicht gefragt, ob die Be deckung vorhanden ist. Nach unserem Ermessen sind ordentliche Stratzen für die Bevölkerung weit wichtiger als ein elegantes Cafe, welches von 90 Prozent der Bevölkerung wegen der hohen Preise doch nicht besucht werden kann. Aber gesetzt den Fall, die Stadt hat wirklich nicht die paar Tausende übrig, so kann sie wenigstens die Südbahn drängen, den so notwendigen Uebergangs- steg der Stadt zum Bozner Bozen zu errichten. Oder ist die Gemeindevertretung von der Notwen digkeit

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 14.11.1912
Umfang: 8
, politische Begehung und Enteignungs verhandlung und zwar sowohl hinsichtlich des bau technischen wie auch des elektrischen Teiles der Bahn anlage angeordnet. Noch einmal die Zustände im Bozner Gefällsamte. Unser Korrespondent schreibt uns: Frau Marie Sehnert in Bozen und der Bezirks tierarzt Karl Koller in Innsbruck haben durch ihren Rechtsanwalt Herrn Dr. Luchner eine Richtigstellung auf unseren letzten Artikel in Nr. 256 erscheinen las sen. Wenn man die Richtigstellung liest, gewinnt es den Anschein

, als wäre der Bozner Korrespondent der „Volkszeitung" dem Obertierarzt Zelger aufge sessen und der Bericht, daß Frau Sehnert die Stadt- gemeinde Bozen um verschiedene Gebühren hinter gangen habe, unwahr. Wir stellen fest, daß Herr Obertierarzt Zelger den Artikeln in der „Volksztg." vollständig fernsteht, ja wir konstatieren außerdem noch, daß der Schreiber der Artikel den „Queru lanten" Zelger gar nicht kennt. Wir haben in drei Artikeln die Zustände ini Ge- fällsamt bekrittelt, weil es höchste Zeit

war. Nach dem nun sowohl der Inspektor Pfitscher als auch der Bozner Magistrat sich taubstumm stellen, können wir mit ruhigem Gewisien behaupten, daß der Inhalt der Artikel auf Wahrheit beruht. Denn sonst wäre sicher der § 19 aufmarschiert, weil Inspektor Pfit scher damit gedroht hat, als er mit einem Gefälls- aufseher eine Auseinandersetzung hatte. Ein Bozner Blatt hat gar erklärt, die Artikel werden ein Nach spiel haben. Die sechs Wochen sind herum und — alles ist ruhig. Die Richtigstellung behauptet nun, daß Frau

sich nämlich auf die gerichtlichen Aussagen der beiden selbst. Das Bozner Rathausorgan, die deutschnationale „Bozner Zeitung", brachte nämlich in den Nummern 294, 295, 296, 297 und 298 des vorigen Jahres und auch später die stenographischen Verhandlungsberichte. Und nachdem diese Berichte weder von Frau Sehnert, noch von ihrem Kom pagnon oder dem damaligen Verteidiger Dr. Schle singer, aber auch vom Gerichte nicht berichtigt wur- den, ist an deren Richtigkeit wohl nicht mehr zu zwei feln. So erklärte Frau

Sehnert in der Verhandlung vom 18. Dezember 1911 u. a. folgendes: Richter: Frau Sehnert! Sie haben also an der Mautstation Bahnhof jene geschlachteten Tiere, wel che die Bozner Metzger bestellt hatten, auf die Na men der Metzger schreiben lassen und jene Tiere, die Sie noch zu verkaufen hatten, auf den Namen „Fluck" angesagt? Frau Sehnert: Ja, aber es wurde immer alles bezahlt! m Richter: Ja, für die Tiere, die Sie an die Bozner Metzger verkauft haben. Für die auf den Namen Fluck angemeldeten Tiere

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Tiroler Wastl
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Seite 3 von 28
Datum: 17.12.1911
Umfang: 28
aus der römisch-katho lischen Kirche auszutreten und gehe am Christtag los von Rom. Wie das schwarze System die Wolle unserer Staats anwaltschaft färbt so daß diese heute viel zutreffender staatsfeindliche Rom-Anwaltschaften genannt werden könnten, das soll heute an einigen besonders in die Augen sprin genden Amtshandlungen der Bozner, Innsbrucker und Vorarlberger Staatsanwaltschaften gezeigt wer den. Es ist noch in lebendiger Erinnerung aller Wastl-Leser, daß die Bozner Staatsanwaltschaft die drei Söhne

der uralten Kaltener Patrizierfamilie Röggla aus Grund einer auf den ersten Blick lächer lichen Diebstahlsanzeige eines frommen Vereins jünglings bei hellichtem Tage unter Aufgebot der gesamten bewaffneten Macht Kälterns vor den Augen der zu Tode erschrockenen betagten Eltern verhaften und sie wie Schwerverbrecher von Gen darmen mit aufgepflanzten Bajonetten nach Bozen ins Kreisgerichts-Gefängnis eskortieren ließ; mit Schaudern denken wir daran, daß die romfromme Bozner Staatsanwaltschaft die drei

Freispruch der drei Brüder von jeder Schuld und Strafe abgeschlossen werden mußte. Aber während die romfromme Bozner Staats anwaltschaft es für unumgänglich nötig hielt, die drei freisinnigen, an ihren uralten Familiensitz ge bundenen Patriziersöhne von Kaltern unter schänd lichen Umständen wie Schwerverbrecher schlimmster Sorte im Elternhause verhaften und überdies auch noch nach Bozen in die Kerker des Kreisgerichtes eskortieren zu lassen, als ob das Gerichtsgefängnis in Kaltern nicht stark genug

auch eine ge fährliche Mädchenhändlerin zu erblicken hat, hatte nämlich in den „Bozner Nachrichten" folgende An kündigung erscheinen lassen:

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 20
Datum: 09.12.1911
Umfang: 20
bleiben. Der 7. Dezember wird auch für später einen Tag der Erbärmlichkeit, ein Zeichen der politischen Machtlosigkeit für den Boz- ner „Fortschritt" bedeuten. An diesem Tage hat der Vozner Freisinn, der unumschränkter Herrscher des Bozner Gemeinderates ist, eine Wahlreform geschaffen, wie man sie reaktionärer, arbeiterfeind licher von den reaktionärsten Altklerikalen nicht er hoffen konnte. Hätten bis ietzt jene glücklichen Menschen, welche 12 K Einkommensteuer oder 20 Kronen Erwerbsteuer zu zahlen

sen, bestimmt sein sollte, auch dieser Wahlkörper wurde genommen, indem man beschloß, daß alle jene Wähler, die bereits im 1., 2. und 3. Wahlkör per das Wahlrecht haben, auch im 4. Wahlkörper, in jenem der „Rechtlosen", wählen dürfen. Was das bedeutet, weiß jedermann. Dieser 4. Wahlkör per soll nur der Schein der Demokratie des Bozner Rathausfreisinnes sein, während man auf der an deren Seite den „Rechtlosen" mit Hilfe der „Zen suswähler" das bißchen Vertretungsrecht in brutal ster Weise

desperat gemacht? Die freisinnige „Bozner Zeitung" hat bis heute noch kein Wort über den „Sieg" gebracht. Die trockenen Zahlen waren alles, was die „Bozner Zeitung" mit- zuteilen wußte. Ja, noch mehr. Um der Oesfent- lichkeit den großen Erfolg der Sozialdemokratie bei der Gemeindewahl verheimlichen zu können, hat so gar die „Bozner Zeitung sich nicht entblödet, zu schreiben, unsere Kandidaten Lagger^und Krenn wären die Kandidaten der Oberauer und Rentschner Wähler

und der KlÄnhandelsgenossenschaft gewesen. Und der Bozner Rathausfreisinn? Trotz des „gro ßen Sieges" am 28. November traut er sich nicht mehr mit den Sozialdemokraten in offener Wahl schlacht die Kräfte zu messen. Die große Zahl der sozialdemokratischen und klerikalen Stimmen ist für den Bozner Rathausfreisinn das Menetekel, das für sie ohne Schützenhilfe der dritte Wahlkörper — gewesen ist. Und um aber auch weiterhin „siegen" zu können, hat der Bozner Rathausfreisinn schon am zehnten Tage nach der Wahl eine Wahlordnung geschaffen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 16
Datum: 22.03.1913
Umfang: 16
Schulden des Landes bei der Landesbank insgesamt 55,274.077 K betra gen. Weiter enthält diese Zusammenstellung eine summarische Uebersicht aller schwebenden Landes- ichulden. Die Summe aller schwebenden Schuld n mi: Ende 1912 beträgt 80,088.329 K, die Summe alle» schwebenden Landesschulden wird ^ mit Erde 1913 auf 113,935.200 K belaufen. - 113 Millio nen Schulden, das ist die Frucht des nationalen Zankes! MM in WlMM! Aus Tirol. Ser Bozner Nörgler. Das Jnseraten-Zuckerl. Zeiten und Menschen ändern

sich. Und natürlich auch in Bozen. Seit Jah ren herrscht in der Bozner Ratsstube der „Geist des Freisinns". Die Vertreter des Klerikalismus sind hinausgeputzt und nur mehr Anhänger der Korn blume beschließen über das Wohl und Wehe der Be völkerung. Die beiden klerikalen Parteien, deren Vertreter in den Rat der Väter keinen Einlaß fan den, besitzen auch je ein Parteiorgan in Bozen. Das ganzschwarze „Tiroler Volksblatt" und den gräu lichen „Tiroler". Und wie bei den Parteien, so ist es auch bei den Blattern

der Dunkelheit anschauen läßt. Aber das Jnseraten- zuckerl gehört ihm. Das Gegenteil ist der „gräuliche" „Tiroler". Der konnte es nicht verschmerzen, daß seine Leuchten (Kronberger und Konsorten) keinen Einlaß fanden in den Kreis der Gemeindeväter. Er hätte doch gar zu gerne Geßmann-Manieren verpflanzt in die Bozner Ratsstube, aber an dem Willen der Wähler scheiterte sein Herzenswunsch. Darum Kampf dem Bozner Advokaten-Trifolium Perathoner-Schlesin- ger-Kinsele! rief er in seinem „Leid"artikel aus. Da gab

es Artikel gegen die Gemeindewirtschaft und speziell gegen das Oberhaupt. Die „Bozner Zeitung", die die Verteidigung des Bozner Rathaus freisinns übernommen hatte, mußte bald den Degen senken. Der „Tiroler" war gefürchtet. Doch nicht umsonst haben wir einen tüchtigen, umsichtigen Bürgermeister. Er hat manche „Hausrevolution" niedergeschlagen und hoffte auch den „gräulichen Rebellen" unterzukriegen. Und er hat sich nicht ge täuscht. Anläßlich einer Polemik über die Verge bung der städtischen Drucksorten

- zuckerln bringen mitunter große Veränderungen mit sich und speziell der „Tiroler" ist ein besonderer Liebhaber derartiger Zuckerln. Vor einigen Jahren z. B. war am Viehmarktplatz ein anatomisches Ka binett aufgestellt, das in den „Bozner Nachrichten" inserierte, daöei aber den „Tiroler" vergaß. Flugs konnte man einen wütenden Artikel gegen das „sittenverderbende" Unternehmen lesen, es wurde zum Kadi gelaufen und das Kabinett mußte ge schlossen werden. Und der Besitzer hat ebenfalls das Jnseratenzuckerl

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 10
Datum: 14.12.1911
Umfang: 10
der Gemeinderatsergänzungswahlen im 3. Wahlkörper bekannt wurde, gedacht, daß Bozen schon zehn Tage später mit einer neuen Gemeinde wahlreform beschert würde? Der Bozner fortschritt liche Gemeinderat hat am 7. ds. eine Wahlreform beschlossen, deren ganze Abfassung und Demokratie in dem einen Punkt gipfelt, der freisinnigen (?!) Rathauspartei auf unabsehbare Zeit hinaus die Herrschaft im Gemeinderat zu sichern. Die ganze Reform ist so fein ausgeheckt, daß man mit vollem Recht behaupten kann: im Bozner Gemeinderat sitzen nur — Advokaten. Schon

dieser Bevölkerungsschichte wäre also nur auf dem Kompromißwege möglich ge wesen. Durch die Eingemeindung Zwölfmalgreiens zu Bozen mußte man darangehen, eine neue Aende- rutw des Wahlrelmmentwurfs vorzunehmen. Zwölf- malgreien hat eine starke bäuerliche Bevölkerung, die ebenfalls eine Vertretung im Gemeinderat ver langte. Der Bürgermeister ließ daher bei den Bozner politischen Parteien eine Umfrage halten, um über deren prinzipielle Anschauungen gegenüber einer Wahlreform informiert zu sein. Natürlich glaubte man daraus

schließen zu können, der Bozner Ge meinderat, der doch soviel von Fortschritt und Frei- heitlichkeit redet, wolle eine sehr demokratische Wahl- re^rm beschließen. Der politische Verein „Vorwärts" verlangte, wie im Parteiprogramm festgelegt ist, die Einführung des a l l g e tu e i n e n und gleichen Wahl rechtes in die Gemeindevertretung, eventuell die Wahl der Hälfte der Gemeinderatsmitglieder durch die Nichtsteuerträger. Diesen Vorschlag erklärte Bürgermeister Dr. Pe- rathoner als undiskutabel

werden. Die Demokratie des Bozner Rathausfreisinns hat sich bei dieser Reform glänzend bewährt. Um auch fernerhin im dritten Wahlkörper „siegen" zu kön nen, hat man nicht einmal vor einem Wahlrechts raub zurückgeschreckt. Durch die frühere Vorlage hätte derjenige, der 9 K Einkommensteuer zahlt, im drit ten Wahlkörper wählen dürfen. Die letzte Wahl hat aber bewiesen, daß die herrschende Partei schon beim 12 L-Zensus eine gefährliche Stimmenzahl gegen sich hat, so daß es nicht ausgeschlossen ist, daß dieser Wahlkörper

. Welche Absicht man mit dem 4. Wahlkörper hat, plaudert die „Bozner Zeitung" in ihrer Montag nummer aus. Auch hier ist der Bozner Freisinn nicht gewillt, sich das Heft aus der Hand winden zu lassen. Bei der Frage der Verhältniswahl schreibt nämlich die „Bozner Zeitung": „In dieser Beziehung käme in Bozen allenfalls der 4. Wahlkörper in Betracht. Allein, da sich in die sem Wahlkörper drei Parteien gegenüberstehen und der Grundsatz aufrecht erhalten wird, daß die rela tive Mehrheit genügt, so wiro

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