Seite 4 Volks-Zeitung Samstag den 6. Juli Nr. 153 Aus Tirol. Russische BuftönDe bei der Mzuer Pslizei. B o a e n, 4. Juli. Volle 14 Tage Ueberlegung hat es gebraucht, bis sich der Bozner Polizeireferent, Oberkommissär Pfister, herabgelassen hat, die in Nr. 138 unseres Blattes gebrachte Notiz wegen Mißhandlung eines Verhafteten durch die Polizei dahin zu berichtigen, daß die ganze Geschichte unwahr sein soll. Es mu tet einen doch etwas eigentümlich an, wenn man gesehen hat, wie der Herr
Polizeireserent in den beiden Bozner Blättern, den „Bozn. Nachrichten" und im „Tiroler", so ausführlich die Reinwaschung besorgen wollte, daß er dabei sich erst nach 14 Ta gen erinnerte, er müßte eigentlich doch auch jenes Blatt berichtigen, welches den angeblich unwahren Bericht gebracht hat. Und gerade die Art und Weise, wie Herr Pfister berichtigte, zeigt nur zu deutlich, daß er selber nicht ganz an die Unschuld seiner Wachleute glaubt. Bereits drei Tage nach Erscheinen der besagten Notiz lancierte
er in die „Bozner Nachrichten" ein „Eingesendet", in wel chem er die Sache als unwahr hinstellte. Ebenso tappt der christliche „Tiroler" hinterdrein, der na türlich in seiner bekannten Manier der „Valkszei- tung" eins anhängen wollte. Wir haben, als das „Eingesendet" erschien, eine Notiz veröffentlicht, in welcher wir feststellten, daß der angeblich Mißhan delte seine Behauptungen vor vier Gewährsmän nern wiederholt hatte. Der Mann, der Hausknecht war, scheint allerdings etwas leichten Kalibers
des Polizeiwesens, Oberkommissär Pfister, jenes Blat tes bediente, das seit Jahren im schärfsten Kampfe gegen die herrschende Gemeinderatspartei, gegen den Bürgermeister sich befindet, gerade der Um stand, daß es der „Tiroler", das christliche Schand- blatt, welches den toten Silberer in der gemeinsten Weise verdächtigte, ohne es bis heute zu wider rufen, sein muß, der die Polizei verteidigt, gerade dieser Umstand zeigt nur zu deutlich, daß auch heute noch in der Bozner Wache viel faul ist. Warum mußte Referent
Pfister gerade den „Tiroler" als Verteidigungswaffe gebrauchen, obwohl in Bozen doch das Rathausorgan, die „Bozner Zeitung", existiert? Ist es nicht auffällig, daß sich ein Res sort des Bozner deutschnationalen Magistrats von dem christlichsozialen „Tiroler" verteidigen lassen muß, weil das deutschnationale Rathausorgan seine Spalten dazu nicht hergibt? Herr Polizeireferent Pfister glaubte einen Haupttrumpf gegen die „Volkszeitung" und damit auch gegen unsere Partei auszuspielen, als er am letzten