Ereignisse drangen nur durch die Briefe ihres Sohnes zu ihr — der 89jährigen. Aber diese Briefe kamen regelmäßig jeden zweiten Tag." „In jeder Stund", sagte die alte Frau, „bete ich innig zu Gott. Ich bete nicht für Franz; denn wie imemr er nach Hause kommen möge, wird er mein treuer Sohn bleiben."»") Dieses Bild kehrt tausendfach wieder. Dis Kriegsbe richte, die Feldpostbriefe, om öftesten die der ein fachsten Soldaten, die vertrauten Mitteilungen aus den Lazaretten sind voll davon. Mutterliebe bringt
Sonnenschein in die dunkelsten Trübsale des Krieges und weiß selbst die schwersten Opfer mit unüberwindlicher Heldenkraft zu bringen. Der Krieg, das darf man hoffen, hat die Sehn sucht tausendfach geweckt, daß dieses Bild inni ger Mutterliebe und tteuer Muttersorge als rei cher Segen in die Friedenszeit hinübergetragen werde mit dem Wunsch aber auch, daß Sittenlo- sigkeit, Weichlichkeit und Opferscheu es nicht wieder trüben. Es beruht darauf die Zukunst unserer Staaten und ihre Weltstellung. „Häus lichkeit
aufgezogen, Fremde beherbergt, Heiligen die Füße gewaschen, Be drängten Hilfe geleistet und jedem guten Werke nachgestrebt habe."»«) Es ist vor allem das Bild der innigliebenden, treubesorgten Familienmut ter, welche den Söhnen ihren Muttersegen in den Krieg mitgibt, mit ihren Gebeten sie begleitet, wie ein guter Genius sie im heftigsten Kampf gewühl und in Todesgefahren umschwebt, den Verwundeten und Stehenden als süße Erinner ung noch lindernden, verklärenden Trost bringt, Ht. Paulus: I. Tim
, seine Aufrichtigkeit und Offenheit, seine geistige Regsamkeit und seine Pflichttreue und endlich seine tiefe Frömmigkeit, das alles sind Züge aus dem Bild seiner Mutter. Was mich, gestand der Feldmarschall einmal in ver trautem Gespräch, an meinen gegenwärtigen Sie gen und Erfolgen am meisten erfreut, ist der Umstand, daß meine alte Mutter dies alles noch miterlebt."2") Kann man sich vorstellen, daß die Mutter des Zukunstsstaates, die Frau der freien Liebeswahl, welche ihr Kind gleich nach der Geburt
einer allgemeinen Aufzuchtanstalt übergibt und sich weiter nicht darum zu küm mern braucht, solche Erfolge und Wirkungen auf zuweisen haben würde? Auch von der Mutter des österreichischen Heerführers entwirft ein Bio graph ein ähnlich bezauberndes Bild wie von der Mutter des deutschen Feldmarschalls. „Die ^4 *) W. Sännet: Zeldmarscholl von Mackensen.