mußten dann zu einer Pagode aufgeschlichtet werden, vor welcher der Tyrann hinfort seine Gebete zu verrichten pflegte. Diese Sage ist sehr wahrscheinlich erfunden. Aber immerhin kennzeichnet sie China und seine IlMjLhrige Tradition, den Frauen die Füße zu verstümmeln, eine Tradition, die nun bald der Vergangenheit angehören dürfte, wie so vieles an dere auch. . g Eigentlich sollte man annehmen, daß ein Photo graphisches Bild nicht unrichtig sein könne; denn die Linse wirft doch nach streng
physikalischen Ge setzen ein Bild des Gegenstandes auf die Platte, so wie er tatsächlich sich darstellt. Dennoch wirkt die fertige Photographie oft unähnlich besonders wenn es sich um menschliche Gesichter handelt. Es scheint also, daß ein Objektiv, entgegen seinem Namen, doch subjektiv sein könne? Nun, am Objektiv allein liegt es nicht, obgleich auch durch die Beschaffenheit des Apparates, seine Handhabung, die Beleuchtung und anders an sich objektive Tatsachen Ungenauig keiten der Wiedergabe bedingt
sein können. Wir lassen hier diese physikalischen Tatsachen beiseite. Wir fassen das Problem als ein physiognomischss und ein psychologisches. Denn ein solches Problem liegt in der Bildnisphotographie vor, wo ja das Objekt zugleich ein menschliches Subjekt ist. Dazu kommt weiter, daß die Subjektivität des Photo graphen sich in der Aufnahme ebenfalls geltend macht. Und drittens sieht jeder Betrachter das Bild mit subjektiven Augen an. Zunächst gilt es der verbreiteten Laienmeinung entgegenzutreten, als sei das Äußere
eines Men schen ein fester, dauernder Tatbestand. Das ist es nur für grobe Augen, mit denen in der Tat die meisten Leute einander ansehen. Zwar daß sich unser äußeres Bild im Laufe der Jahre ändert, weiß inan, aber es ändert sich auch täglich, stund lich, minütlich, nur daß man das wenig beachtet. Aber jede schöne Frau weiß, daß sie nicht immer schön »st, sondern daß sie auch Tage hat, an denen fie ihr Bild im Spiegel abscheulich findet. Und jeder Mensch gewinnt gelegentlich, wenn er in den Spiegel
eine wirklich gute Pho tographie. Eine solche aber ist noch mehr als in grob äußerlichem Sinne „ähnlich', sie kann eine Offenbarung sein. Um das zu erreichen aber braucht es mehr als Technik, dazu gehört feinste Einfühlung in fremdes Seelenleben. Die Kunst des Malers wie des Photographen ist die, unter den vielen, wechselnden Gesichtern, die jeder Mensch zur Schau trägt, das „wahre' Gesicht zu erhaschen. Dann ist ein Bild sogar mehr als ähnlich; dann gibt es „Wahrheit' in jenem tieferen Sinne