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Tiroler Sonntagsbote
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Seite 1 von 8
Datum: 09.09.1888
Umfang: 8
» 2 fl. — kr., vierteljährlich fl. 1— Für's Ausland: ganziahrlich 8 Mark od 10 Fr. Postversendung 40 kr. Telegramm-Adresse: Sonr-tagsbote Bozen. Briefe und Gelder von auswärts sind zu richten an: „Die Redaktion des SonntagS-Boten in Bozen." — Schriftstücke werden nicht zurückgestellt. lieber die konfessionelle Schule Die politisch-klerikale Partei in Oester reich protestirt bekanntlich fort und fort gegen die alleinige Aufsicht des Staates über die Schule und ihr jüngster Antrag begehrt für die Kirche eine Mitaufsicht

, welche, wenn einmal zugestanden, sehr bald die Aufsicht des Staates gänzlich beseitigen würde. Sobald nämlich Lehrplan und Lehr bücher von der Kirche gebilligt sein müssen, sobald kein Lehrer angestellt werden darf, welcher nicht auch die Zustimmung des Bischofs findet — und dieses alles liegt nach dem eigenen Zugeständniffe der Klen- kalen im Antrag Liechtenstein — dann ist es mit der staatlichen Oberaufsicht vorbei, dann sinkt dieselbe zur bloßen Form herab, und die Geistlichkeit wird alleinige Herrin in der Schule

unter, obgleich gerade dieser Mann sonst weit anspruchs voller ist, als seine bischöflichen Amtsgenossen im ungarischen Staate. Die Politisch-Klerikalen berufen sich gerne auf Preußen und sagen, in Preußen sei die Schule gut, obgleich bte geistliche Schulaufsicht und die konfessionelle Schule besteht. Das ist nicht richtig; in Preußen ist der Staat vollständig Herr über die Schule und läßt sich nichts dreinreden. Die Geistlichen versehen ihr Amt vermöge der Vollmacht, die ihnen der Staat gibt

und die er jederzeit zurücknehmen kann, wenn es ihm beliebt. Was zunächst die konfessionelle Schule betrifft, so ist dieses Wort so zu verstehen, daß man die Kinder gerne nach Konfessionen trennt, damit nicht religiöse Reibungen entstehen und nicht schon m die zarte Kindesseele die Unduld samkeit gegen den einen oder den andern Glauben gepflanzt werde. Dort aber, wo so wenig Angehörige einer bestimmten Kon fession vorhanden sind, daß sich die Er richtung einer eigenen Schule nicht lohnt, werden alle diesem Glauben

angehörigen Kinder in die nächste öffentliche Schule geschickt, so das Katholikenkind in die pro testantische, das Judenkind in die christliche Schule u. s. w. In den Städten gibt es gewisse Schulen (Simultanschulen), in welche jene Eltern ihre Kinder schicken können, denen der Weg zur Konfessionsschule zu weit ist oder die letztere aus irgend einem Grunde nicht zusagt. Im Ganzen und Großen sind, wie man sieht, diese Zustände den unsrigen gleich; auch bei uns sitzen, die großen Städte ausgenommen, fast

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Tiroler Sonntagsbote
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Seite 5 von 8
Datum: 14.07.1889
Umfang: 8
in Würdigung ihrer Leistungen stets moralisch und materiell unterstützt wurde und bald den schönen Namen Industrie- Schule verdiente. Die Männer, die sich außer den genannten bei der Förderung der Ampezzaner Industrie damals ganz besonders hervorthaten, sollen hier gleichfalls erwähnt werden, es sind dies: der bei allen Ampezzanern stets in dankbarer Er innerung stehende hochw. Herr Pfarrer und Dekan Johann Maria Barbaria, dann der hochw. Herr Josef Manaigo, Benefiziat und endlich Herr Sil vester

den Ministcrial Jnspek- toren Storch und Herrmann hieher, welche nach Besichtigung der Erzeugnisse derselben den Antrag stellte, die Schul- Unternehmung entsprechend zu unterstützen und dieselbe vorläufig unter das Pro tektorat des Staates zu stellen, wornach unser wackerer Josef Ghedini zum Leiter des Ganzen er nannt wurde, eine Verfügung, welche durch Dekret des k. k. Handelsministeriums am 15. Dez. 1874 mit dem Beifügen die Bestätigung erhielt: daß Josef Ghedina als Lehrer der Filigran-Judnstrie- Schule

des Thrones Ausdruck zu verleihen und den Tag selbst im Thale festlich zu begehen. Jakob Apollonio kam am 29 . Juli 1876 von Wien zurück und begann als Lehrer der Schule für Jntarsiv-Jntaglio (Holzeinlagen und Schnitzerei) seine Thätigkeit. Das Glück begünstigte die nun in zwei Sektionen getheilte Schule neuerlich im Jahre 1878, indem sowohl die Filigranschnle als die Schule für Intarsia Jntaglio bei der Pariser Welt ausstellung mit den goldenen Medaillen sammt Diplom ausgezeichnet wurden. Mit Dekret

wieder ein Glücks tag für die Schule, denn an diesem Tage besuchte dieselbe Lord John C. I. Coddigton, Präsident des Oriental-Clnbs in London und erbot sich, die Metall-Einlagsarbeiten (Farkashi), wie solche in Indien üblich sind, auch hier einznführen, wornach der englische Lord auch wirklich dem nunmehrigen Lehrer der Schule Herrn Laeedelli praktischen und theoretischen Unterricht in dieser Spezial-Industrie ertheilte. Diese Industrie ist nun bei allen Kunst tischlern in Ampezzo eingeführt und erreichte

, durch welche er ein bleibendes Denkmal in den Herzen seiner Mitbürger anfgebant hat. Am 20. Jänner 1882 wurde von der Gemeinde- Vvrstehnng im Einvernehmen mit der politischen Be hörde die Stelle eines Zeichnungslehrers dem Herrn Alois de Zanna, welcher früher in der Wiener Akademie eine vorzügliche Ausbildung genossen hatte, verliehen, Herrn Jakob Apollonio aber die Leitung der Schule für Jntarsiv-Jntaglio anvertrant. Wenn die Wahl des erftereil als eine glückliche bezeichnet werden kann, so muß die Wahl des Zweiten ent

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Tiroler Sonntagsbote
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Seite 5 von 8
Datum: 21.07.1889
Umfang: 8
znsammenhängt und beide unsere Existenzfrage bilden, mit Rath und That, in Wort und Schrift stets zu stützen und zu fördern. Diese Pflichten treten an uns um so mehr heran, wenn bedacht wird, daß die Holz industrie-Schule durch die Fürsorge der Regierung in einem so hohen Grade reformirt und zu einer Höhe gebracht wurde, daß diese Schule jener von Bozen ebenbürtig an der Seite stehen kann und sicher den Stützpunkt unserer materiellen Aufer stehung bilden wird, eine Wohlthat die wir in sehr bedeutendem Maße

dem nunmehrigen Direktor derselben, Herrn Ingenieur Jakob Ta man in i mit zu verdanken haben. HerrTamanini war es zunächst, der nach seiner am 24. Oktober 1887 erfolgten Jnstallirung die bis dahin statutenlose Schule mit einem behördlich genehmigten Statut und ebenso mit einem den Lebensverhälnisfen der Ampezzaner entsprechenden Lehrplan versah, was ans die regelmäßige Weiterent wicklung von besten Folgen sich erweisen mußte. Durch Herausgabe eines jährlichen Berichtes über die Thätigkeit und Verwaltung

der Schule hat Direktor Tamanini ferners das infolge der früher gestreiften Zustände theilweise schwankende Vertrauen, das man für die Schule hatte, wieder befestigt, und dadurch auch gegen alle eventuellen Zweifel in die Ersprießlichkeit seines Gebahrens einen festen Damm gesetzt. Daß die Zöglinge dieser Schule unter Tamanini's Direktions-Führung nicht mehr als Arbeits-Maschinen, sondern zu denkenden Menschen herangebildet werden, geht schon uns dem Lehr plane selbst hervor, dem zu Folge

dieselben unter anderen auch den Unterricht in der deutschen und italienischen Sprache, im Rechnen, in der Correspondenz und Buchführung, in den verschiedenen Zweigen der Geometrie, in der architectonischen Formenlehre, Projektion und Schattenlehre, mech. Technologie rc. genießen können und müssen. Auch die in dieser Schule früher ganz gelockert gewesene Diseiplin stellte Herr Tamanini in einer Weise wieder her, daß sich die Zöglinge derselben durch ihr ganzes Benehmen wohl leicht von den anderen jungen Burschen unterscheiden lassen

, welche Er scheinung nicht minder auch bezüglich der Zöglinge der k. k. Filigran-Jndustrie-Schule zu Tage tritt. Das Lehrpersonal in der ersterwähnten Schule besteht nebst dem Herrn Ingenieur Tamanini als Direktor aus dem Herrn Fachlehrer August Kollitsch (Vorstand der Werkstätten) dann: Josef Laeedelli und Arcangelo Dandrea, welche zwei Herren den praktischen Untericht erlheilen, ans dem Zeichnungs lehrer Herrn Alois 6 6 Zanna und endlich aus den | Herren Zaniboni und Constantini als Supplenten für Sprachen

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Seite 3 von 8
Datum: 19.02.1888
Umfang: 8
Wasser, daß ein angesagtes Begräbuiß nicht stattfinden konnte. Der Reischacher Bach hat Wiesen und Felder mit Schlamm und Geröll überschüttet. (Aus Innsbruck) wird uns geschrieben: „Be kanntlich hat sich auch der Gemeinderath der Landeshauptstadt Innsbruck fast einstimmig gegen die Liechtenstein-Schule erklärt; bei der betreffen den Berathung hielt der Landtagsabgeordnete Dr. Julius B l a a s eine äußerst gediegene Rede, aus welcher besonders folgende Stellen in weite sten Kreisen Verbreitung

verdienen. Herr Dr. Maas sagte u. a: „Nach verschiedenen Kund gebungen der klerikalen Presse und Petitions entwürfen, wofür man Unterschriften im Volke sucht, hat es fast den Anschein, als ob das „ka tholische Gewissen" gebieten sollte, für den Liechten stein-Antrag einznstehen. Nun, ein katholisches Dogma ist der Liechtenstein-Antrag nicht! Wer den fraglichen Gesetzentwurf gelesen hat, der weiß, daß darin wesentliche Bestimmungen über die Schule den Landtagen überlassen werden; es könnten

also die Länder mit liberalen Land tagsmehrheiten sich die Schule anders einrichten, als dies in Ländern mit klerikalen Landtags mehrheiten (wie in Tirol, Vorarlberg) voraus sichtlich der Fall sein würde; die Tschechen im böhmischen Landtag könnten unsere deutschen Stammesgenossen dort bedrücken, und für die Polen endlich ist im Liechtensteinischen Antrag selbst eine Ausnahme gemacht. Wenn es sich um etwas handeln würde, was zur Seligkeit unum- gänglich nothwendig wäre, so sollte es doch überall gleich gelten

! Es ist also offenbar nicht der Katholizismus, um den es sich bei den Herren handelt, sondern es steckt dahinter vielmehr das Bestreben einer politischen Partei, welche dem Staate einen Theil seiner Gerechtsame abringen und ihre eigene Macht unter dem Aushänge schilde religiöser und konservativer Interessen vermehren möchte. Es ist nur ein Schlagwort und Agitationsmittel, berechnet für leichtgläubige, schreckhafte Gemüther, wenn klerikalerseits immer davon geredet wird, daß die gegenwärtige Schule „entchristlicht

" und „entsittlicht" sei und die Kinder darin „verwildern" und „verrohen". Mir scheint, in Tirol hätten gerade die Kleri kalen am wenigsten Ursache, die gegenwärtige Schule anzufeinden und sich zu beschweren. Im ganzen Lande gibt es nur katholische Lehrer und katholische Lehrerinnen, in jeder Schule besorgt ein katholischer Geistlicher den Religionsunterricht; die religiösen Uebnngen werden überall wie ehe dem und noch besser eingehalten; auf dem Lande und in der Stadt herrscht ein zufriedenstellendes

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Tiroler Sonntagsbote
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Seite 2 von 8
Datum: 26.02.1888
Umfang: 8
Wochmrundschau. Bozen, 25. Februar. Oesterreich-Uttqaril. Aus dem Reichsrathe ist zunächst die Gebäudesteuer-Verhandlung zu er wähnen, über welche wir an leitender Stelle die vollständige Rede des Abg. Herrn Dr. An- gerer bringen; weiter brachte nun auch der Jungtscheche Dr. Herold einen Schulgesetzent- wnrf ehi, während gegen die Liechtenstein-Schule bereits Hunderte von Gemeinden und kürzlich auch 5000 Arbeiter in Wien entschieden Stel lung genommen haben. Deutschland. Obwohl das Befinden

Ferdinand gerade so ohne weiteres den Fürstenhut wieder an den Nagel hängen und gehen wird, und selbst, wenn das der Fall sein sollte, was dann wohl mit Bulgarien geschehen soll, das ist eine andere Frage, an deren Lösung die ganzen Friedens- Verhandlungen noch scheitern können. Xiraier Chronik. Bozen, 26. Febr. (Gegen und für die Liechtenstein-Schule. Unser Gemeinderath und auch die Handels-und Gewerbekammer, die zwei berufenen Körperschaf ten in öffentlichen Dingen haben sich energisch

vor trefflich erklärt), daß von klerikaler Seite auch die Frauenwelt, die ja mit solchen Dingen durch aus nichts zu thun haben sollte, in den Kampf hineingezogen wird und wir können es nur miß billigend bedauern, wenn, wie man uns mittheilt, wirklich Damen aus den ersten und höchsten Adelsfamilieil au der Spitze dieser Bewegung für die Liechtenstein-Schule stehen. So lange sich hochstehende Frauen an Wohlthätgkeits-Vereinen ilud gemeinnützigen Veranstaltungen fördernd betheiligen, verehrt unsere Bevölkerung

, im Gasthause hört man allgemein die heftigste Erbitterung in oft maßlosen Wor ten sich äußern gegen die Unterschrift-Werberin- nen und die von ihnen vorgeschobenen Damen ohne Rücksicht auf Stand und Person! Die klerikale Partei kämpft für die Liechtenstein- Schule, das findet man erklärlich, aber mit ehr lichen Mitteln soll dies geschehen und ein ehrliches Mittel ist dies entschieden nicht, wenn man ahnungslosen Bürgersfrauen in's Haus stürmt und ihnen vorlügt, sie sollen nur unter schreiben

, denn sonst wolle man ihnen lutheri sche u. jüdische Lehrer und Lehrerinnen in die Schule bringen, und als Beweis für das Gesagte dann beifügt: die Frau Baronin und die Frau Grä fin Soundso und ihre „Ex'lenz" u. s. w. haben ja auch unterschrieben. — — Wie das „Volksblatt" meldet, würden auch von fortschrittlicher Seite Frauen- Unter schrif ten gegen die Liechtenstein schulegesammelt. Wir wissen davon nichts, könn ten aber auch dieß entschieden nicht billigen, denn die Frauen sollen

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Seite 5 von 8
Datum: 06.02.1887
Umfang: 8
, während andere von seinen Gesinnungsgenossen noch nicht den Muth oder die moralische Unabhängigkeit besaßen, für dieselbe einzutreten, die klerikale Partei aber den Kampf gegen Duldung und Aufklärung begann, der in ersterer Beziehung heute als beendet zu betrachten ist, in letzterer Richtung aber auf dem Gebiete der Schule von den Feinden der Auf klärung mit zunehmender Heftigkeit und leider auch wachsendem Erfolge sortgeführt wird. Pfretzschner mußte damals den Leidenskelch bis zur Neige leeren, der Demjenigen beschieden

hartnäckigen Kampfes für die Volksaufklärung und Geistesfreiheit entrissen werden, die Schule der Herrschaft des Klerus vollständig unterworfen und das Land Tirol wieder das sein wird, was es ehedem war: eine Zwingburg der Ultramontanen. Unsere Schulen. Unter vorstehendem Titel schreibt uns ein katholischer Priester über die Neuschule: „Die letzte Militärlosung hat die erfreuliche Thatsache festgestellt, daß im ganzen Reiche der Bezirk Innsbruck darin sich auszeichnet, daß nur eine sehr geringe Anzahl

der Stellungs pflichtigen nicht lesen und nicht schreiben konnte. Bei gar verschiedenen Gelegenheiten und nament lich in öffentlichen Anstalten bemerkt man, daß die jungen Leute jetzt viel besser unterrichtet die Schule verlassen, als in früheren Zeiten u. zw. sowohl in Betreff der Religivnslehre als in den anderen Schulgegenständen. Man ist also unbedingt genöthiget zu sagen, daß der Schulunterricht besser geworden ist. Wir können dafür zwei Ursachen angeben, näm lich: Es ist der Eifer der Geistlichkeit

daß auch alle anderen Organe, welche auf die Schule mittelbar und unmittelbar einen Einfluß zu nehmen berufen sind, dabei in zweckentsprechender Weise Vorgehen. Man vernimmt ferners so wenig Klagen über Lehrer oder Lehrerinnen, und ebenfalls sehr wenig verlautet über Zwistigkeiten zwischen ihnen und den Ortsgeistlichen oder Gemeinden. Das ist aber jedenfalls kein Zeichen von Unordnung, sondern vielmehr ein sprechender Beweis für die allenthalben herrschende Zucht und Ordnung. Alle diese Thatsachen also geben keine Ursache

der von fortschrittlicher Seite geschaffenen neuen Schule voll und ganz anerkennen, ein Beweis aber auch, wie Unrecht alle die Rückschrittler haben, denen die Neuschule ein so großer Dorn im Auge ist, daß sie dieselbe am liebsten mit Stumpf und Stiel ausrotten möchten, ein Beweis endlich für die Nothwendigkeit, die Schule den Verhältnissen der Jetztzeit entsprechend auf fortschrittlicher Grundlage weiter und weiter auszubauen, da heutzutage nur derjenige etwas gilt und bedeutet in der Welt, der betreffs seines Wissens

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Tiroler Sonntagsbote
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Seite 5 von 8
Datum: 07.02.1886
Umfang: 8
bei den Reichsrathsverhandlungen über die größere Auto nomie der Länder manche Niederlagen der Liberalen bedauern zu müssen glaubte, konnte sich die gute „Voce" in verschiedenen Auslegungen nicht genug erschöpfen, bis sie endlich meinte, der Herr Abge ordnete habe es sicher nicht so bös gemeint. Die Liberalen gaben zu Gunsten der Nationalsache nach; dessen wiffen ihnen aber die Klerikalen wenig Dank. Msgr. Valentinelli sprach in der jüngsten Schuldrbatte seinen Standpunkt gegen die Schule und Lehrer klar genug aus, obschon Dr. Debiasi

aus derselben seien, wenn es ge- nöthiget ist, und das ist es heutzutage jahraus, jahrein, auf deutschem Boden Arbeit und Brod zu suchen. Viele Landgemeinden wünschten die Einführung deutscher Sprachkurse und betrachten mit Neid jene Gemeinden, die den Segen einer deutschen Schule genießen. Nicht die Aussicht auf Erlangung von Staatsbeiträgen zur Erhaltung ihrer Schulen allein war der Grund, warum viele Gemeinden deutsche Schulen angenommen haben, sondern die Nothwendigkeit der Kenntniß der deutschen Sprache

. Und die Regierung war bei der Gründung eben dieser Schulen auch nicht vom Grundsätze der Germanisirung geleitet, es lag ihr daran, dahin zu wirken, daß die Reste der deutschen Sprache in den Enelaven erhalten bleiben. Sie gründete ja nur dort deutsche Schulen, wo noch Reste, ganz greifbare Reste der deutschen Sprache vorhanden waren, in keinem rein italienischen Orte, außer in Trient. Wenn aber die deutsche Schule zu St. Marco in Trient ursprünglich für die in Trient sich aufhaltenden Deutschen als Privatschule

errichtet worden war, so beweist der Besuch derselben, der jährlich zunimmt, was es auf sich hat mit der Behauptung, das italienische Volk wolle die deutschen Schulen nicht, so be weist das, daß die Regierung Recht hatte, einem großen Bedürfniffe abzuhelfen und eine Staats volksschule zu gründen. Wer besucht die deutsche Schule in Trient? Die Statistik weiöt es nach: über 80o/o der Schulbesuchenden sind Kinder italienischer Eltern. Der Zudrang ist so groß, daß im laufenden Schuljahre

die 3. Mädchenklaffe nbgetheilt werden mußte. Das ist eine erfreuliche Thatsache, und wider dieselbe muß die Phrase verstummen. Denn wie könnte sich das reimen; man wolle die deutsche Schule nicht, während man sie massenweise besucht und zwar freiwillig besucht, da nach St. Marco Niemand hinein gezwungen wird. Befremdend klang es aus dem Munde beö libera len Abgeordneten Bertolini, daß die deutschen Schulen auch in religiöser Hinsicht schädlich seien, weil die Kinder den Katechismus in einer Sprache lernen müßten

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Tiroler Sonntagsbote
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Seite 2 von 8
Datum: 12.02.1888
Umfang: 8
der Reichsrathsabgeordnete Herr Franz v. Z al- linger das Wort; trotzdem er wußte, daß er hier für eine gänzlich verlorene Sache rede, verfocht er in der bekannt ehrlich offenen Weise, die auch als politischen Gegner diesen Mann entschieden achten lehrt, seinen Standpunkt als Kämpfer für die Schulvorschläge des „schwarzen Prinzen" und erklärte er sich in wohl gesetzten Worten gegen den Antrag. Darauf trat nun Herr Dr. Fr. Ritter v. L a r ch e r in schneidiger Weise mit begeisternder Wärme für die neue Schule ein und wies

schlagfertig die Behauptung zurück, daß die gegenwärtige Schule religionslos sei, indem nach der Bestimmung des Gesetzes in allen katholischen Gegenden ausnahmslos in der Schule Religionsunterricht ertheilt werde. Liechten steins Begehren wolle die Bildung und Kennt nisse des Volkes vermindern, seine Vorschläge schauen zurück in vergangene Jahrhunderte, außerdem sei es gerade jetzt, wo dem Vaterlande von außen so große Gefahr drohe, unverzeihlich und unpatriotisch, im Innern die politischen Leidenschaften

zum wilden Kampfe zu entfesseln. Der Redner qrntete während und am Schluffe seiner prächtigen Rede allseitig reichen Beifall. Weiter betonte auch Herr L.-G.-R. v. T r e n t i n i, daß die Bevölkerung sich in die Schule nach den bestehenden Gesetzen eingelebt, daß das Volk mit der jetzigen Schule, die sich als nützlich bewährte, zufrieden sei, und daß ein Rückschritt im Schul wesen heute als durchaus unthunlich unbedingt nicht stattfinden dürfe. Nachdem noch die Herren M.-R. Dr. Profanier

. Hepperger, Dr. Profanier, A. Kirchebner, C. v. Trentini, Dr. Fr. R. v.Larcher, Paul Welponer, Mumelter, Carl Tschurtschenthaler, Dr. Würzer, V. v. Mayrl, A. Civegna, Rich. Schgraffer, A. Canal, Fr. Jnnerebner, Jos. Hofer, I. Gstrein, Eberhard, Carl Hofer, A. Pattis und Franz Staffier. Dazu haben wir noch zu bemerken, daß G. R. Albert Wachtler bei der Sitzung nicht anwesend war, daß er jedoch zu den Unterzeichnern des Antrages gegen die Liechtenstein-Schule gehörte. Wie wir nachträglich ersahen

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Der Burggräfler
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Seite 2 von 14
Datum: 20.01.1886
Umfang: 14
, sie ist die Seele der Schule, indem sie den EinheitS- und Mittelpunkt bildet, der die Schule in allen llnterrichtsgegenstünden zusammenhält und zu einem einheitlichen Ganzen verbindet und diese Einheit kommt in die Schule nur durch die Religion. Nehmen Sie diese heraus, so bringen Sie Dissonanzen und Disharmonien und darnm kein gutes Gedeihen in die Schule. Die Religion ist noch mehr, sie ist die Seele der Erziehung, die Erziehung ist die Hauptsache bei der Schule und zwar kann es nur eine christlich, religiöse

ihre Kinder, ihre künftigen Glaubens genossen zu erziehen, in den Grundsätzen jenes Bekenntnisses, welchem sie angehören? Daß die Kinder zwei, drei Wochen Religionsunterricht haben in der Schule, das ist noch nicht genügend. Mit einer solchen Erziehung kann das christliche Volk, können katholische Eltern sich nicht zufrieden geben! Denken Sie sich, meine Herren, einmal folgenden Fall. Denken Sie sich, es würden die Türken in BoSnien gezwungen, die Kinder in eine Schule hineinzuschicken, wo etwa 20 Stunden

lang ein vom Geiste des Christenthums durchwehter Unterricht stattfindet. Der Mollah dürste nur zwei Stunden kommen, um vom Islam zu reden, das würde man als eine große Intoleranz verschreien. Ich frage aber, ist es nicht auch sehr hart für christliche Eltern, wenn sie ihre Kinder in eine Schule hineinschicken, die nicht vom christlichen Geiste durchwcht, die we nigstens indifferent ist, (außer des zweimaligen Religionsunterrichts) wobei hie und da die Ge fahr nicht ausgeschlossen

ist, daß, während der 20 Stunden des profanen Unterrichts auch die sittlich religiösen Ueberzeugungen der Kinder ge fährdet werden. Diese Schwächung des religi ösen Momentes in der Schule, diese Trennung des Unterrichtes von der Erziehung kann nicht anders, als von schlimmen Folgen begleitet sein. Gestatten sie mir nur noch in Kürze, daß ich einige Schattenseiten und Mängel, die in Folge unserer Gesetze in den Schulen eingetreten sind, auseinander lege. Es soll auch diese kurze Darlegung nur dazu dienen, um den Wunsch

zu motivieren, daß wir eine katholische Volks schule haben wollen. Ich rede zuerst von den Beziehungen des Klerus zur Schule. Der Ein fluß des Klerus auf unsere Schule ist nur ein geringer. Selbst was den Religionsunterricht und die Religionsübungen betrM, findet eine große Einschränkung statt. ' Das Ausmaß der Religionsstunden nimmt der Staat einseitig vor. Was dann die Religionsübungen betrifft, so wird die Kirche nicht maßgebend beigezogen. Wenn Differenzen entstehen bei der Besttmmung des Maßes

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Der Burggräfler
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Seite 3 von 10
Datum: 13.01.1886
Umfang: 10
malige Schule sei gesetzlich nicht kon fessionslos. Demgegenüber muff? konstatirt werde», daß das ganze gegenwärtige Schul system ein ganz und gar profaner Ban sei, dem durch Gewährung des Religionsunter richtes und der religiösen Uebungen ein kleines Kirchthürmchen, das zum übrigen Bau nicht einmal passe, ausgesetzt sei. Niemandem könne es einfallen den großen Ban wegen des kleinen Aufsatzes für einen religiösen Bau anzusehen, wie ein solcher doch für die religiöse Erziehung des kindlichen

Herzens nothwendig sei. — Ebenso unrichtig sei der oft wiederholte Bor- wurf, daß die Kirche in einer konfessionellen Schule Alles durch ihre eigenen Organe leiten wolle und sich dadurch gegen die Laien intolerant zeige. Sie thue dies nur, so weit es eben nothwendig sei und wie weit sich die Kirche heute vielfach auf die Laien verlassen könne, habe insbesondere die Rede des Rektor Magnifi- kus bewiesen. Derselbe Borwurf würde dann auch den Stifter der hl. Kirche treffen, welcher zur kath. Erziehung

der Welt nicht die Schrift- gelehrten und Gesetzverständigen seiner Zeit, sondern die Apostel auserwählt habe, die dieses Geschäft sicherlich nicht schlecht besorgt hätten. — Auch der Beweis auS der Geschichte, daß die Schule ein „politioum' (weltliche Angelegen heit) sei. klappe nicht. Die Regenten, selbst die größten, seien ebenfalls unter dem Einfluffe ihrer Zeit gestanden und die Kirche habe manchen falschen Grundsatz dulden muffen, weil sie ihn nicht hindern konnte. Niemand wiffe, wie die Kaiserin

Maria Theresia ihren Ausdruck ver standen habe. Die authentische Auslegung davon liege in ihrer Schulordnung vom Jahre 1774, aus welcher die politische Schulverfassung vom Jahre 1805 aufgebaut sei und darin sei erade der ganze erziehliche religiös-sittliche Theil er Schule ganz der Kirche anheimgestellt wor den. Höchst sonderbar sei der Horror vor einer konfessionellen Schule im Tiroler Landtage, da doch Deutschland, auf das man so gerne sehe. meist solche Schulen habe und die Landtage der meisten

Kronländer anfangen, sich entschieden dafür auszusprecben. — Was den Herrn Rektor MagnifikuS anbelange, sei es klar, daß ein Mann, der nicht einmal weiß. was katholisch ist, kein Jntereffe, noch weniger einen Begriff von einer katholischen Schule habe und haben könne. Die tirolischen Abgeordneten vertreten eben ein glücklicheres Volk, das den Katechismus besser gelernt habe. ein Bolk, welches wiffe, was die katholische Religion sei und sie deshalb als sein höchstes Gut auf Erden betrachte. Der Antrag

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Meraner Zeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 10.07.1883
Umfang: 8
und mit ihr dem nahen Untergänge mit Wissen und Willen in die Arme zu werfen. Sehen die Eltern diese Gefahr ein, so werden sie lieber darben, denn sie darben ja nur für daS Wohl ihres KindeS. ES wird allerdings Fälle geben, in denen arme Eltern hie und da ohne großen Nachtheil für einen oder zwei Tage ihr Kind nicht entbehren können; — nun, da wird gewiß jeder Lehrer in Würdigung zwingenden Verhältnisse Nachsicht üben und ein Fortbleiben von der Schule ent schuldigen und gestatten; doch immer

nur unter den Bedingungen, die ich später erwähnen werde. In solchen Fällen würde oft ein unnachsichtlicheS Festhalten am Buchstaben deS Gesetzes mehr Schaden als Nutzen verursachen, denn der Mittel lose Vater, dem durch diese Unerbittlichkeit ein fühlbarer Nachtheil zugefügt wurde, für den er keinen Ersatz hat, wird, wenn er bisher ein Freund der Schule und dadurch seines KindeS war, vielleicht ein Feind der Schule und so auch ein Feind seines KindeS werden. Er wird der Härte deö Gesetzes gegenüber

(für ihn hat eS unter diesen Umständen den Schein der Härt?) den Trotz herauskehren und daS Kind — doch nicht in die Schule schicke», trotz Geld» und Freiheitsstrafen, ja selbe werden ihn noch mehr erbittern, überzeugend bessern selten. Ich laS kürzlich eine statistische Notiz über den Schul besuch Nieder-Oesterreichs, obwohl gerade in Nieder-Oesterreich daS R>V.-G. vielleicht am schnellsten und vollkommendsten zur Durchführung kam, werden in dieser Notiz die Schulversäum nisse in der Höhe von 9.1k pCt. angegeben und wohlgemerkt

, welcher die Zu lassung deS HalbtogSunterrichtS auSspricht, würde in Hinsicht auf den Schulbesuch daS Gute haben, daß derselbe entschieden ein regelmäßiger sein würde. Ich habe dabei den halbtägigen »Ab theilungSunterricht' im Auge, demzufolge zum Beispiel die I. und II. Abtheilung Vormittag« die III. event. IV. Abtheilung Nachmittags die Schule besuchte. Es würde daduich dem mitte! losen Vater daS Kind, daS er zu kleinen Arbeiten ' verwenden kann, nicht den ganzen Tag entzogen hat er mehrere Kinder

, so hat er, sind sie in verschiedenen Abiheilungen, den ganzen Tag eineS. Zudem könnte dann der Lehrer strenger auf auS vähmSlosen Schulbesuch dringen; doch, wie ge- sagt, nur bei dem AbtheilungS-HalbtagSunterricht, Der allgemeine Halbtagsunterricht, beydem über Haupt nur Vormittags Schule gehalten wird, und der alv Sommerschule vielerorts gebräuchlich und auch gestattet ist, hat die üble Kehrseite, daß hie und da ein Vater zu seinem Buben sagt: .Kind, heut bleibst daheim, ich brauch dich, Nächmittag ist so, wie so keine Schule

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Der Burggräfler
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Seite 6 von 14
Datum: 14.12.1886
Umfang: 14
G u g g c n b i ch l e r in einem Jrrsinnsanfall in die Flutheu des Jnn. Srand. Zu Altach am Rhein (Vorarlberg) brannte in der Nacht vom 7. auf den 8. d. M. das dortige Kronenwirthshaus gänzlich nieder. Schulleitung. Dir Wechselberiehunff von Haus und Schule. (Fortsetzung aus Nr. r>8.) Ich gehe nun zuni zweiten Punfte meiner Er örterung über, zur Frage nämlich: „Was er wartet mit Recht der Lehrer (die Schule von den Eltern?' Bei verständigen Eltern ist nichts, was die Schule betrifft, klein und unbedeutend. Ein braver Vater läßt

sich die Zeit nicht gereuen, hie und da nachzusehen, in welchem Zustande die Schul- geräthe der Kinder sich befinden, nach ihren Haus aufgaben zu fragen und sich über die Fortschritte seiner Jugend von Zeit zu Zeit mit dem Lehrer zu besprechen. Ihm sind die nothwendigen Auslagen, welche die Schule verursacht, nicht nur nich lästig, sondern er erblickt in jedem Kreuzer, den er auf die Ausbildung seiner Kinder verwendet, das wohlangelegteste Kapital, das in der Zukunft reiche Zinsen tragen wird. Eine sorgende

Mutter, die auch aus das Aeußere ihrer Kinder die ge bührende Rücksicht nimmt, wird dieselben nie anders als sorgfältig gereiniget und anständig ge kleidet zur Schule schicken, die Zeit ihres Weg gehens und ihrer Heimkehr gut überwachen, sich jedesmal, wenn die Kinder das Haus verlassen, überzeugen, ob die erhaltenen Aufgaben gemacht sind, und bei der Rückkehr wieder fragen, wie eS in der Schule gegangen ist, ob das Kind gerufen wurde, was es zum Lernen aufbekommen hat u. s. w. Rechtschaffene Eltern

haben auch ein wachsames Auge auf den fleißigen Schulbesuch ihrer Kinder. Ja, wir müssen es oft bewundern, wenn aus armen Familien sorgfältig gereinigte Kinder in die Schule kommen; wenn aus Familien, welche mit Noth und bitterer Armuth zu kämpfen haben, die Kinder fleißig und pünktlich die Schule besuchen; denn die,er Kampf legt den Eltern gar oft die Versuchung nahe, ihre Kinder der Schule zu entziehen und zum Er werbe des Lebensunterhaltes zu verwenden; aber nein, sie leiden lieber Noth

, als daß sie zu diesem letzten Mittel greifen. Wenn die Eltern in dieser Weise mit der Schule wirke», dann wird sich der Lehrer eifriger, braver und für alles Gute empfäng licher Kinder erfreuen. Wenn aber die Eltern dem Lehrer entgegen arbeiten, wenn bei ihnen eine mißtrauische oder gar feindselige Stimmung gegen den Lehrer herrscht; wenn daheim wieder zerstört und verdorben wird, was Katechet und Lehrer in der Schule an den Kindern ausbauen und pflanzen, dann sind alle Bemühungen der Schule mehr oder weniger vergeblich

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Tiroler Stimmen
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Seite 10 von 10
Datum: 23.01.1886
Umfang: 10
den Kindern religiös-indifferent gegenüber steht. Die Kinder sind seine Psychologen und merken gleich, was der Lehrer für eine Gesinnung hat. Wenn ich auch sage, dass die Schule ihrem Wesen nach confessionslos angelegt sei , so habe ich nicht ausgesprochen, dass die Schule ohne alle Religion sei. Es wird ja Religion vorgetragen als obligater Gegenständ, es finden auch religiöse Uebungen eine Stelle, allein damit, meine Herren, ist die Religion in der Schule noch nicht in ihr volles Recht eingesetzt

schon wiederholt von Katecheten gesagt, dass die Kinder darum den Katechismus so schlecht einlernten, weil sie vom Lehrer auch überhaupt mit so vielen Aufgaben überladen werden, dass das Erlernen der Religion erst an die letzte Stelle kommt. Und selbst die Religion als obligater Gegenstand, meine Herren, ist' noch gestellt unter die Oberaufsicht des Staates! Das sei nur nebenbei bemerkt. Wenn nun dem so ist, wenn die Religion bloß ein Schulgegenstande ist, dann kommt es, dass wir an der Schule

vorherrschend eine Lernanstalt haben nicht aber eine Erziehungsanstalt, Man hat von jeher die Schule vorzugsweise als Erziehungsanstalt betrachtet, jetzt ist es anders gekommen! Man will den Kindern so viel als möglich Wissen eintrichtern als ob ein vielwissender Mensch schon ein wohlerzogener Mensch, ein für die menschliche Gesellschaft nützliches Glied, ein treuer Staatsbürger würde, und als ob die Vielwisserei allein schon hinreichte, um wie man sich auszudrücken pflegt, den Kampf ums Dasein

, um die Lebensexistenz gut zu bestehen. Allein, meine Herren, die Religion ist nicht bloß ein Lehrgegenstand, sie ist die Seele der Schule, indem sie den Einheits- und Mittelpunkt bildet, der die Schule in allen Unterrichtsgegenständen zusammenhält und zu einem einheitlichen Ganzen verbindet und diese Einheit kommt in die Schule nur durch die Religion. Nehmen Sie diese heraus, so bringen Sie Dissonanzen und Disharmonien und darum kein gutes Gedeihen in die Schule. Die Religion ist noch mehr, sie ist die Seele

der Er ziehung; die Erziehung ist die Hauptsache bei der Schule und zwar kann es nur eine christlich religiöse Erziehung sein. Ich sage aber das Erziehen ist nicht eine Sache des Staates, der Staat kann nicht erziehen; ich bin nicht der erste, der dies behauptet. Der Staat, das macht ihm niemand streitig, kann Gesetze und Verordnungen geben für die Heran bildung der künftigen Staatsbürger, aber erziehen, die Erziehung der Kinder in seine Hand nehmen, das liegt außerhalb seiner Sphäre. Wir wissen

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Seite 2 von 10
Datum: 12.03.1885
Umfang: 10
ehrung haben; darum ist es auch begreiflich, warum bei uns in Tyrol die Priester einen so großen Einfluß auf das Volk haben, welcher, Gott sei Dank, durch die moderne Zeitströmung nicht zerstört worden ist. Darum hat es uns aber auch doppelt wehe gethan, als dieser Klerus aus der Schule durch eine falsch verstandene Gesetzgebung hinausgedrängt wurde, aus jener Schule, für welche er sich seit Jahrhunderten bis auf die neue Aera geopfert hat und die zumeist sein Werk war. Es soll Seine Exzellenz

- zustände und diese Klagen gelangten auch durch Peti tionen in dieses Haus. Die Schule bei uns befriedigt uns nicht, weil sie sowohl in pädagogischer als auch in didaktischer Beziehung ihre Aufgabe nicht erfüllen kann, ihrer Aufgabe nicht gewachsen ist. Nach den be stehenden Gesetzen ist die Schule grundsätzlich konfessionslos, ich will damit nicht sagen, daß im ganzen Lande bei uns die Schule wirklich konfessionslos ist, und die kraffen Verhältnisse herrschen, wie sie eigent lich von der Gesetzgebung

beabsichtigt worden sind. Wenn die Schule bester ist, als sie vermöge der Gesetze sein sollte, so liegt das in den Verhältniffen, die eben außerhalb dieser Gesetze gelegen sind; allein grundsätzlich ist die Schule bei uns konfessionslos. Aufgabe der Schule ist aber die religiös-sittliche Erziehung der Kinder. Nun aber glaube ich, daß eine solche Erziehung nicht möglich ist, wo der gesammte Unterricht unabhängig vom Einflüsse der Kirche und der Religion ist, wo der Seel sorger in der Schule

Gegenständen der Naturgeschichte, der Naturlchre und der Geschichte vorzutragen. Was wir eigentlich wollen und was wir anstreben, das, meine Herren, hat schon vor zwei Jahren bei der großen Debatte über die Schulnovelle ein von mir hoch verehrter Freund und Abgeordneter aus Tyrol, der Herr Baron Jgnaz v. Giovanelli, gesagt. Wir wollen eine katholische Schule, wir wollen haben, daß Lehrer und Katechet von dem gleichen Geiste beseelt sind. wir wollen haben, daß die Religiös» als Mittelpunkt des ganzen

Unterrichtes gilt, dem sich Alles anzupassen hat, und wir wollen daher auch, daß die Schulbücher dieser Auffassung angepaßt werden. So fasten wir die Schule auf und ich begreife nicht, meine Herren, warum man unS das nicht geben soll, warum man uns dies vorenthält; stellen Sie sich doch, meine Herren, einfach auf den von Ihnen so hochgehal tenen Standpunkt der Gewissensfreiheit. Wie können Sie dann einem Volke, das durch Jahrhunderte hindurch an seine Schule gewöhnt ist, das seine Kräfte aus dieser Schule

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Der Burggräfler
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Seite 3 von 14
Datum: 07.03.1885
Umfang: 14
aufgebaut sein müssen. Die Entfremdung vom Christen thum hat die heutige soziale Frage in's Leben gerufen und den Verfall der Gesellschaft herbei geführt; das rückhaltlose Zurückgreifen auf diese Grundlage allein wird uns auch Rettung bringen. (Bravo! rechts.) Auf einem Gebiete, meine Herren, muß ich allerdings gestehen, haben wir in diesen sechs Jahren keinen Fortschritt zu verzeichnen, und zwar auf dem der Schule, der Volksschule. Hier herrschen noch immer die alten verworrenen, chaotischen Zustände

, wie sie von der modernen Gesetzgebung geschaffen worden sind. Glauben Sie nicht, meine Herren, daß wir in Tirol schul- und bildungsfeindlich sind; das Gegentheil ist wahr und richtig. Uns Tirolern gilt die Schule als kostbarstes Gut, das wir des andauerndsten, unermüdlichen Kampfes werth halten. Wir Tiroler glauben mit Recht, daß wir an geistiger Entwicklung und Intelligenz mit jedem Äronlande Oesterreichs koukurriren können (Bravo! rechts); und wenn die Kenntnis des Lesens uub Schreibeils als Kriterium

der allgemeineit Volks bildung gilt, so können wir darauf hinweiseit, daß, wie ich auch letzthin erst in einem statistischen Ausweise gelesen, auf Tirol der höchste Pcrzentsatz der des Lesens und Schreibens Kundigen entfällt (Hört! rechts), und wenn als Kriterium der all gemeinen Volksbildung der Stand der Schule und der Schulbesuch gilt, so können wir daraus hinweiscil, daß gerade in unserem Lande die meisten nicht schulpflichtigen Kinder die Schule besuchen. So war es wenigstens früher, bis durch die moderne

Gesetzgebung eine 'Menge Schulen in unserem Lande aufgehoben wurden, die zwar nicht die Anforderungen dieser Gesetze, wohl aber dem praktischen Bedürfnisse der Bevölkerung vollkommen entsprachen. Bei uns sind die Kinder schon von der früheste» Jugend gewohnt, die Schule fleißig zu besuchen, mit die Eltern ihre Kinder mit aller Strenge zum fleißigen Schul besuche anzuhalten, uno es bedurfte von jeher hiezu weder der Intervention eines Polizeidicners noch eines Gendarmen. Null aber verlangen die Eltern

mit Recht, daß diese Schulen auch den praktischen Verhält nissen entsprechen und die Kinder für ihren Be ruf auch etwas lernen; denn sie wissen den hohen Werth der Schule zu schützen und die Gemeiilden bei nns legen nicht weniger Gewicht darauf, gute Schulen zu besitzen und sorgen gerne und nach Maßgabe ihrer Kräfte für deren Erhaltung. Wir hatten in Tirol viele und gute Schulen. Daß wir diese in Betreff der Volksbildung ge wiß erfreulichen Erscheinungen zu verzeichnen haben, ist das Verdienst unseres

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Der Burggräfler
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Seite 10 von 14
Datum: 08.12.1886
Umfang: 14
zu Hause nicht mehr bändigen' u. s. w. Bon der Schule lann man allerdings mit Recht verlangen, daß sie nicht blos unterrichte, sondern auch erziehe: aber die letztere Thätigkeit ganz und gar der Schule zuzuweisen, geht über alle Grenzen hinaus. Ein anderes Beispiel. Da ist eine Mutter, die meint, ihr Töchterlein solle nun, da es in die Schule geht, recht reinlich und ordnungsliebend werden, während die Mutter selbst eher als ein Muster vom Gegen theil dieser guten Ggcnschasten

sich zu Präsentiren Pflegt. Ist ein solches Begehren nicht unberechtigt? Die Schule kann keine Wunder wirken weder in in- tellettueller noch in moralischer Hinsicht; sie allein macht die Kinder nicht gehorsam, bescheiden, fleißig, friedsertig, ordnungsliebend — mit einem Worte nicht rechtschaffen. Zudem wird selbst der gute Samen, den die Schule ausstreut, nur zu oft durch das schlechte Beispiel oder durch die Gleichgiltigkeit der Eltern weggefegt, wie die Spreu durch den Sturmwind und es dars

einem dann nicht Wunder nehmen, daß auch aus der Schule unerzogene Menschen in das Leben hinaustreten. Berechtiget aber ist es, wenn die Eltern fordern, daß die Schule ihre Aufgabe nach Möglichkeit am Kinde erfülle und zwar sowohl die Aufgabe bezüglich des Wisiens (Unterricht) als des Charakters (Er ziehung). Somit haben die Eltern das Recht von uns zu fordern) 1. Daß wir j e d e m Kinde unsern vollen Fleiß zuwenden sowohl in der Lehre als auch in der Er ziehung. Somit dürfen die g e i st i g Schwachen, die weniger

. Aeußere Schönheit, gefällige Manieren, angesehener Stand und Reich thum der Eltern dürfen daher niemals Beranlaffung sein, ein Kind den anderen vorzuziehen. Ost trifft einen Lehrer der Lorwurf der Parteilichkeit, weil Kinder aus Familien, in denen noch die alte strenge Zucht und Ordnung herrschen, in der Schule die ersten Plätze einnehmen, selten getadelt oder gestraft werden und die besten Zeugniffe heimtragen. Das ist aber nicht Parteilichkeit des Lehrers, sondern die ganz natürliche und nothwendige

; und ist auch diese Wahrheit oft bitter, so ist sie doch immer sehr heilsam. (Fortsetzung folgt.) Fenuderg, 4. Dez (Die Koiiferenzeti schlafen.) Bereits seit bald einein Jahre vermißt man im Unterland leider das harmonirende Zusammengehen und die zweckdienliche Besprechung der in der Schule leitenden Faktoren — die Lehrer- und Katecheten konferenzen. Die letzte Konferenz fand am 28. Jänner d. I. statt und seitdem — keine mehr. Der bekannte Ajax. tvclcher die Konferenzen seiner zeit anregte und zu Staude brachte, kam

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 4
Datum: 14.01.1886
Umfang: 4
Debatte das Wort er greifen. Er g st he, daß es ihn unangenehm berührte, als es seinerzeit hieß, es solle eine konfessionslose Schule eingeführt werden. Das ist nicht das Richtige für unser Land und ferne Be völkerung. And ß ist unsere gegenwärtige Schule nicht kon fessionslos. Eine konfessionslose Schule ist jene, wo, wie m Frankreich, der R ligionsu t rricht aus der Schule gewiesen, und jedes religiöse Emblem verboten wiro. B i uns aber wollen wir keine konfessionslose Schule

. Bei uns ist der Pfarrer auch jedesmal Mitglied des Orts'chulrathes. (?) Man sagt, die Schule sei nicht nur eine Lehr- sondern auch eine Erziehungsanstalt. Ich gebe zu, der Staat soll nicht erziehen, aber er muß auf jene einwirken, welche ihre Pflichten als Erzieher versäumen. Eine Klage der Bevölkerung i'st die achtjährige Schulpflicht. Er begreife, daß man mit den Kindern in encklajsigen Schulen nichts anzufangen wisse bei 8jährigem Unterrichte, und sei dafür, daß man einen Untelschied mache. Man sagt, die neue

Schule habe schlechte Resultate erzielt. Auch die alte Lchule erzielte ft ine guten Resultate, und nicht die aus der Neuschule Gekommenen bilden die Mehrzahl der verrohten sittenlosen Leute, so chern die mehreren sind laut den Gerichtsakten über die Abstrafungen aus der alten Schule hervorgegangen. Die Klagen über die Schul bücher sind nicht berechtigt. Die Bücher der weltlichen Fächer können doch nicht überall den Namen Gottes enthalten. Und wenn Sie Vergleiche nach Länd-rn über Erziehungsresultate

an stellen wollen, so schauen Sie nach Sizilien und Spanien. In diesen Ländern war stets eine konfessionelle katholische Schule, und dennoch beflnden sich die Bewohner jener Länder bekannt lich auf einer tiefern Stufe der Sittlichkeit. Das Volk von Tirol ist theilweise — das ganze Volk steht nicht hinter Ihnen, — unzufrieden mit der Schule, aber blos weil sie zu theuer ist. Der Bischof von Brixen hat gesagt, ultramontan und katholisch sei ein und dasselbe. Ich glaube aber, Katholizismus

und Ultramontanismus sind nicht das Gleiche. Der UHramontanis- mus ist eine politische Richtung, und diese darf nicht in die Schule getragen werden. Ich wünsche nicht den politischen Streit in der Schule. Der Abg. Glatz hat die Schule mtt einem Dom verglichen. Nun in einem Dom hat der Klerus volle Herrschaft und dem Klerus ist es eben um die Herrschaft zu thun; er will herrschen, er will die Weltherrschaft an sich reißen. Darum soll die Schule ganz seiner Gewalt überantwortet wer den. Sie nennen die gegenwärtige

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Meraner Zeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 04.10.1881
Umfang: 8
, daß der Kirche wirklich Einstich aus die Aussicht über die Schule gegeben sei. Bezüglich der KonfessionSlosizkeit müssen wir wirklich behaupten, daß die gegenwärtige Schule konfessiontiloS ist, und wir wollen probiren, da- ''-?für den Beweis zu liefern. Einmal nach dem Gesetze vom 14. Mai 1869 ist die Schule kon fessionslos bezüglich der Kinver, denn Kinder jeder Konfession können die Schule besuchen. Sie ist konfessionslos bezüglich der Lehrbücher, sowohl an Pädagogien, alS an Volkschulen

! nicht das, daß die Schule wirk lich konfessionslos sei, die Mrnisterial Verordnung vom 29. April 1876? Diese Mivisterial-Ver- ordnung ist im Lande kund gethan worden durch ein Circular des hohen LandeSschulratheS und in diesem Circulare heißt eS ungefähr: „In Folge eineS einzelnen Falles hat daö hohe k. k Ministerium für KultuS und Unterricht erklärt, daß jede Schule, welche von geistlichen Körper« schaftcn geleitet wird und welche bisher nach po Mischer Schulordnung für öffentlich gegolten hat seit dem Zeitpunkte

ich, ist der Hauptbeweis, den die Herren jener Seite beibringen, daß die Kirche allerhand Funk- ionen an der Schule habe, sie könne ReligionS. unterricht in derselben geben, eS beständen in derselben religiöse Uebungen u. s. w., so glaube ich, daß wir uiiS in dieser Sache nicht recht ver stehen gegenseitig; unsere Auffassung ist diesbe züglich die: Seitdem einmal die Religion herab gewürdigt worden ist zu einem Fache, zu einem einzelnen Separatgegenstand, seitdem der ganze übrige Unterricht, die Schulbücher, Bildung

der Lehrer, daS Betragen der Lehrer, seitdem dies alleS der konfessionellen Aufsicht -entzogen Morden^ st, so hat einmal die Kirche nicht mehr eiae^ Stellung in der Schule, sondern hat r.ur noch eine geduldete neben der Schule. Als einzelner Gegenstand, als einzelnes Fach hat die Religion nicht mehr Stellung in der Schule, weil eben die übrige Schule von der Religion ganz ge reimt ist, sondern sie hat nur eine Stellung neben der Schule. Wenn ich eine schöne Villa habe und neben dieser Villa

ist eine sehr schöne Kapelle, wird Niemand behaupten, daß meine daneben stehende Villa auch ein? Kirche ist. Weil nun wirklich die Stellung, welche die Kirche gegenwältig in der Schule hat, nur mehr eine Nebenstellung ist, indem die Schule im Großen und Ganzen von der Kirche und von der Reli gion getrennt ist, deshalb behaupte ich, daß die Schule im Ganzen und Großen konfessionslos ei. Ich glaube, daß man die KonfessionSlosiz !cit der heutigen Schulgesetzzebung in diesem Sinne jedenfalls zugeben muß

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Der Burggräfler
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Seite 2 von 10
Datum: 13.01.1886
Umfang: 10
bewege. Wenn die Majorität zuerst an die Frage der SchulaufsichtSordnung und erst dann an die Regelung der Rechtsverhältnisse der Lehrer gehe, könne Wildauer's Partei, der der letztere Punkt der einzig und allein wichtige sei, solchen Anträgen nicht beipflichten. Der Genius Oester reichs muß sein Antlitz verhüllen, wenn an dem Prinzipe, daß die Schule eine Politikum sei und nicht unter der Herrschaft der Kirche stehe, ge rüttelt werden sollte. Fürstbischof Aichner von Brixen nimmt das Wort

Fürstbischof begründet nun, warum die Majorität ein Schulgesetz auf katholischer Grundlage ver lange. Die gegenwärtige Schule sei eine kon fessionslose. Man habe dies unverholen beim Entstehen der Schulgesetzgebung eingestanden und als einen Vorzug der neuen Schule gepriesen. Diese Konfessionslosigkeit, welche sich auf dem Gebiete geltend macht, wo sich die Thätigkeit der Lehrer entfalte, (§ 2 des Schulgesetzes vom 25. Mai 1868) habe jeglichen Einfluß der Kirche auf die Schule, vom Religionsunterichte

abgesehen, ausgeschlossen. Der Einfluß aller positiven Re ligion auf die Schule sei in Folge dessen beseitigt. Wovon solle die Schule nun abhängig sein? Etwa von der Wissenschaft, d. i. den wandel baren Meinungen, die der Lehrer zufällig erhäscht hat und den Kindern verträgt. Häufig gerathe der Lehrer mit derartiger unverdauter Wissen schaft mit dem Katecheten in Widerspruch, z. B. durch die materialistischen Anschauungen über die Schöpfungsgeschichte. Es sei aber ein sehr großer Mißstand

, wenn der Lehrer — wenn auch nicht feindselig, so doch indifferent der Religion gegen überstehe. Die Schulkinder als keine Psychologen merkten dies Verhältnis gleich heraus und es äußere den übelsten Einfluß. Mit dem Reli gionsunterrichte allein sei wenig geholfen, wenn nicht die ganze Schule von christlichem Geiste durch drungen sei. Der Religionsunterricht sei zum obli gaten Lehrgegcnstande herabgedrückt und falle sogar unter die Oberaufsicht dss Staates. Heutzutage glaube man alle Schwierigkeiten

in der Schule mit dem Schlagworte der Wissenschaft zu ebnen. Dies sei eine unglückliche Anschauung. Die Religion sei nicht nur Lehrgegenstand, sondern Seele der Schule. Nur durch sie lasse sich Einheit in die Schule bringen. Die Religion sei auch Seele der Erziehung. Der Staat sei nicht zur Erziehung berufen, er sei dieser Auf gabe nicht gewachsen, wenn er auch Anordnungen zur Heranbildung guter Staatsbürger treffen könne. Zur Erziehung sei allein die Kirche be rufen. Im Staatsgrundgesetze sei die wichtige

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