45 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Südtiroler Landeszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SLZ/1921/31_12_1921/MEZ_1921_12_31_87_object_642879.png
Seite 87 von 114
Datum: 31.12.1921
Umfang: 114
die altertümlichen Giebel und Türme der Stadt Sterzing und oben auf den Schneefeldern der Berge glasten die letzten Strahlen der scheidenden Sonne. Dann steigen duftige Nebel aus den Wiesen umher, aus den Schornsteinen quillt bläulicher Rauch, dort und da blinken Lichter auf in den Fenstern der Häuser und Gehöfte und über uns funkeln die 'Sterne. Lautlose Stille, nur fernes, leises Rauschen des Eisacks. Da steigen Bilder auf aus längst vergangenen Zeiten, vom Toben der Gießbäche, vom Sturz der Felsen und Glet

sehnsüchtig zum Himmel hinauf, ob sich denn kein Wölkcheir zeige, das den ersehnten Regen brächte. Aber ein Tag war schöner als der andere und so prachtvoll sich die Sonne im' Osten erhob, eben so prachtvoll sank sie wieder im Westen hinter die Berge hinab. Da kam «In SoNntag, an dem sie nicht mehr durchbrach, und das Firmament den ganzen Tag über grau blieb. Kein Lüftchen regle- sich und eine fast unheimliche Stille zog sich Über das Tal hin. Gegen Abend drang von ferne yer oer dumpfe Klang einer Glocke

— in den vierten Htock, ich wollte einmal Ruhe haben, vor allem üb^r 'mir. lind ehe der Winterschuce sich auf die Berge legte, war die neue Stätte Schönheit: Ruhe, Luft- Licht gab c&, dazu Bilder, wie sie nur Mepau und Mais haben. Im- Norden hatte ich das Tal des Hofer mit Burgen und Bälilnen, Dörfern und Bergen; unter mir, über denr grüneil Teppich des alten Dr. Tappeiner, über dem Wiesen- garten mit feinem zerzausten Kastanienbanm in der Mitte, wo manchmal ein gelber Pirol hinkam, mailchnral ein weißer Falk

, schaute ich über Anlagen bis zur silbernen Etsch, wie sie von der TM in das Meraner Lichtbccken flutet.' Vom, Osten her grüßten Laders und Vernaun mit Katzenstein und Frags burg unb dem Kirchlein von Kathrein in der Scharten: und über allem hatte der Jfingev eiu Wort mitznreden. Im 'Sü- ! oen, über dem blühenden Tale, spielte Licht in den Höhen der Mendel, und wenn die Sonne schien, ging über die Ultner Berge ein feierliches Grüßen und von der Toll her spielten Strahlenhün'del hin zu Schloß Tirol

1
Zeitungen & Zeitschriften
Südtiroler Landeszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SLZ/1921/31_12_1921/MEZ_1921_12_31_84_object_642838.png
Seite 84 von 114
Datum: 31.12.1921
Umfang: 114
und seinen heiligen Hauch mit sich in oie Niederungen des Lebens getragen und haben ihm dann auch dort ihre Tempel und Altäre errichtet und darinnen die Hände gefaltet im reinen Gebete. Sre wurden zu Mest- schen der Kultur/ jedoch in einem dem heutigen Zeitgeiste entfremdeten Sinne. Tenn die Berge sind ja die heiligen Tempelhallen der großen Natur, die rauschenden Tannen- und Eichenwälder ihre Hochaltäre; heilig-erhaben sind die Lieder der beschwingten Sänger und Blütendampf und Tan- nel'hauch ein andachtsvolles

dieser Menschenklasse. Kein Blick tvendet sich mebr nach oben. Tie Menschen haben den Sinn für reine Hände und mackellose Herzen vollständig verloren, haben die eherrlen Gesetzestafeln vom Berge Sinai zerschlagen und sich abg-e-, kehrt von ihrem Gotte, m dem i-hr Heil-, ihre Kraft/ ihr Ziel und ihr Ende lag. Sie trinken den Becher der Wollust bis zur Neige und haben vergessen, Menschen zü sein, im Taumel des tätlichen Giftes, das ihnen von T-ämonen kredenzt wird. O/fliehe vor ihnen, Bergfahrer du,, so oft

dich die Men schen anekeln, und reiche ihlien nie wieder deine Hand, die den Bergstock trägt. Sei stolz, Bevg-fahrer zu sein, sei stolz, du wandelst auf lichteren Wegen, die zu misichtbaren Höhen emporführen. Auf diesen Wegen aber stehe oft, oft still, bewundere, horche und.lasse die Stimme der Hö-henwelten I an dein Ohr klingen, die mit unwiderstehlicher Macht dein - Herz zum Reinen, Schönen, Erhabenen und Heiligen empor ziehen. Ter Sumpf des Gemeinen wird Weichen unter dir und die Sonne der ewigen Berge

und Erhabenheit deines Schöpfers, der dein Vater ist und die Liebe redet mit dir aus tausend Stimmen. Wahrlich, es gibt keilt menschliches Herz von den Eis bergen des Nordens bis zum südlichsten Flecken Erde, das von den erhabenen Schönheiten der Hochnatur nicht bezwun gen werden könnte und über die Höhenwege nicht die Pfade zu seinem Gotte wieder fände, wenn es sie verloren hätte. - Darum hinauf auf me Berge, hin zur Natur der Höhen und du wirst deine Wiedergeburt wieder erleben, wirst wieder fühlen uitd

3
Zeitungen & Zeitschriften
Südtiroler Landeszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SLZ/1921/31_12_1921/MEZ_1921_12_31_89_object_642905.png
Seite 89 von 114
Datum: 31.12.1921
Umfang: 114
liegen, als hätte ein Dämon vor Jahrhunoerten hier Berge zertrümmert, und da unter diesen Bergstürzen beginnt der Wald geheimnisvoll, fast möchte ich sagen, unheimlich zu werden. Da stehen hohe Fichten wie Blitzableiter ganz einzeln auf ernst abge- stürzten Steinblöcken, die selbst hoch wie ein Hauch. den Bo den überragen. Dort liegen Steintriimmer wie hellverwit- tcrte Portale eines Riesentempels und doch Tjkit keines Men schen Hand hier je noch Meisel und Hamnier geführt. Da neben ein Schutthaufen

ganz weißes Gestein, als habe der Bergsturz erst vor wenigen Jahren stattgefunden und plötzlich während man darüber nachdenkt, hört man zwischen den Aus läufern des Bergmassivs titsächlich Steine kollern und inan hat beinihe den Eindruck, als seien alle diese Berge in Auf lösung begriffen. 'Aber das scheint uns kleinen Menschen nur so — leicht werden sie noch unsere Generationen überdauern — vielleicht in wenig verwandelter Gestalt auch ewig stehen — lrflc' weiß es? Einer von 'den vielen Pfaden

wie belebt voür Sonnenglutfeuer zu neuem Leben, und ihr roter Schein be- lcchchtct scharf die ganze untenliegende Landschaft mit himm lischem Licht. An solchen Menden schauen die vom wechselnden Schrt- tenspiel ider Berge /gestreiften, duftenden Wiesen unirdisch/ stnär.i'gdgrün .aus, vonr leisen Windhauch betoogt, sieht man die Blumen zittern, bis hinauf zu den wirklichen Tiroler Mpenhütten, die den Gedanken schön und vermittelnd „Fort von aller Kultur' mit der Bergwelt verbinden. Dann glän zen

und verschwimmen noch in blauer Ferne die schneeiWi Mützen der Ortler- und Brentjabevge, nur bis die Augen dort- «hin gelangen, haben sie ein Meer von grünen Baumwipseln gestreift — und während die Berge immer dunkler erglühen, wir mitten in ihnen, vergißt man. seine Umgebung, vergißt sich selbst, lebt nur im Gottesgedänken der Erde und möchte sich zu Boden werfen, dankend, daß man die Sjunve erlebt. Da steht wohl manchesmal das ganze internationale Hotelpublikum auf der Terrasse und schaut wie gebannt

5
Zeitungen & Zeitschriften
Südtiroler Landeszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SLZ/1921/31_12_1921/MEZ_1921_12_31_38_object_642235.png
Seite 38 von 114
Datum: 31.12.1921
Umfang: 114
zurück führen, -md Wunder gehen seither um in d«e Indern Mauer. Heilige Heimat. Dransendrr Eisack und rauschende Etsch, durchströmet das Land meiner Ahnen; müßt euch durch wüsten und felsigen Grund den Weg ln das Meer hinein bahnen. WNdzacklge Berge — stolz thronender Schlern, hoch ragt Ihr hinein in den Aether und miichtla umwebt euch die Lieb« des Herrn mit dem alten Geist uns'rer Väter. Heilige Helmat: »Du bist der Altar, zu dem wir Geopferte treten! Loht uns — Tiroler — in mächtiger Schar

den Segen des Opfers erbeten. Heinz Ader, Godeiberg a. Rhein. Worin hak die Anhänglichkeit an die Heimat ihren Grund? Bon Andrä Steiner. ES ist eine bekannte Tatsache, daß fast jeder Mensch bas Fleckchen Erbe, wo er geboren rmd aufgewachsen ist- »am meisten liebt. Er nennt e8 seine Heinkat. Ter Grönländer möchte seine unwirtlichen Eisfelder ebenso wenig! vertauschen, als der Neger die Tropen mit den Moskitos und anderem! giftigen Getier. Und wie sehnt sich der Gebirgssohn in seine heimatlichen Berge

zurück, wenn er 'gezwungen ist, im fernen Flachlcmbe zu leben. Den Flachländer wieder scheinen die Berge zu erdrücken. Ter Tiroler bekommt Heimweh in der Fremde. Es ist dies eine schwere Gemütskrankheit, die nur die heimatlichen Berge mit einem Schlage zu heilen vermögen, nicht etwa durch ihre balsamische Höhenluft, son dern bloß durch ihren Anblick. Es geht ihm wie dem Frosch: Säße er auch auf goldenem Stuhl, er spränge doch zurück in seinen Pfuhl. Ein kleines Sprüchlein sagt: ,^Dst ober West

6
Zeitungen & Zeitschriften
Südtiroler Landeszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SLZ/1921/31_12_1921/MEZ_1921_12_31_66_object_642601.png
Seite 66 von 114
Datum: 31.12.1921
Umfang: 114
auf den zerrissenen, zackigen Graten unserer Berge wie etwas Seltsam-Heiliges. Nicht weit lveg von der Straße rauscht der Wildbach, die Pliina, und ihre Wasser spüleil imd lecken an beit erb* reichen Ufern empor, wie böse Geister, die Menschcnwcrke zerstören wollen. Bald.singend, bald klagciid umschlingen die kalten Welten die Steirie, die schon Jahrtausende hier liegen und znhören, was ihnen Wildwftsserweuen erzählen. Die Straße macht einen Bogen, führt über eine graue, bamnleere Halde

. Auch ich will nicht Vorbeigehen an diesem Orte, ohne einen guten Gedanken zu machen. - ' Eine rauhgezimmerte Holzblank steht da, darauf lasse ich mich nieder, denn der Tag gehöret Ijieute ja mir. Zwei Jäger schreiten vorüber. Sind auch nicht zu früh auf dem Ltzege. Doch, der Tag bauert lange, und >oas sie vormittag nicht finden, werden sie sich schon des Abends holen. Man mag denken, wie man will, über die Jagd- aber das Geschäft Paßt besser in eine Schlachtbank — als in unsere stillen Berge. Es ist wahrlich keine heroische

auf einer Anhöhe 'der letzte und höchste Hof des Martell- tales. Stallwies. Vor hundert und mehr Jahren hauste dort ein Bauer, der ansonsten ein drolliger Kauz gewesen ist. Seine größte Untugend, hie im Munde der Leute bernMging, war, daß er an Sonntagen manchmal nicht in die Kirche ging .Hatte ja auch keine Zeit dazu, denn an Werktagen hieß es hinter Pflug und Schaufel her sein und am Sonntag lockten ihn die Gemsen in dte naheliegenden Berge. Wie leicht kann es da sein, d.aß man auf die zwei Stunden entfernte

8
Zeitungen & Zeitschriften
Südtiroler Landeszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SLZ/1921/31_12_1921/MEZ_1921_12_31_108_object_643154.png
Seite 108 von 114
Datum: 31.12.1921
Umfang: 114
Berge. Und da st die, die hereinfänden aus der Tiefe, beladen mit allem Wüsten der großen Städte, mit berrmkelten Seelen, die Legren mid .Trunktolldu, die ausgrschürzten Tärrzer ttmS goldene Kalb. . . daß die den Wag in Meine neue Kirche fänden, dvst ich moimc neue friscbo Macht an ihnen erprobe;; könnte, davor war mir nicht bang!' ,,ES ist nicht «glatt gegangen und leicht, nicht so flink, wie uh inir'S in Manchen allzu zuversichtlichen Stunden geträunrt ...aber es ist gegangen s>ailk der ^nlfe

zur Seite und blickt« hinaus. Riecht über alle Mächte, eine starre Wand vcnn Grunde bis an den Zenitch war draußen inr Tale die schwarze Finsternis. Es schien, als könne kein Licht, und sei es das lauterste und goldenste, jemals dies Urgeimrltige verscheuchen «der auch nur schwächen. Die Berge waren ertrunken in Strömen Nacht, oie Sterne olme Spur hinabtzezwungen in den siwnlnest rabendunkten 'Wirbel. Und doch... als der Pfarrer seine Bljcke ruhen ließ in dem Weltivinkel, der wie ms Kohle aufgebaut

als vielgeprüfte, sronime Dulderin und wurde auf diesem Wege lgroß lind stark und rein, wie eben Leidensw'ege große, starke Abschied vom tzeimakdorfe. Bom Berge schwand die feurigrote Elut, Des Abends Stille senkte sich fernab, Die Bächlein rauschten leiser durch die Wälder Und hüpften mlld tn's grüne Tal hinab. Am Draudamm hörte ich der Wellen Lied, Gar lustig klnng's, und doch voll Herzensweh; Es war ein Abschiedslied der stillen Wasser, Was mir da htnklang über'n letzten Weg. Oft lauschte ich von Weh

9
Zeitungen & Zeitschriften
Südtiroler Landeszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SLZ/1921/31_12_1921/MEZ_1921_12_31_57_object_642485.png
Seite 57 von 114
Datum: 31.12.1921
Umfang: 114
deiner Bergherrlichkeit, wenn alles ringsum zu jubilieren scheint, dg geh hinarrs in Feld und Au, irr Forst und Hain rmd steige enrpor zu de>. lichten Vor höhen deiner Berge und die Liebe zu deiner Heimat wird sich wieder in beirre Seele schmeicheln, wird singen.und! jauchzen imd jubeln in dir urrd dich glücklich urrd selig Machen. Und wenn der volle Frühling waltet, oer jrrnge Lenz mit Jubel und Blütenstreuen durch deine Garre zieht und dir ein gleißendes Märchenland malt unter tiefblauem Him mel, in den Millionen

Silberfiligrane schimmernder Bluten-' bäume hineinlallM, wenn die Hänge schwellen-und grünen, die Sonnenfunken darüber sprühen und die Berge, >vie in Gold und Purpur getaucht, gleich einem prachtstrotzenden Rahmen das ganze feenhafte Zauberbild rmrgeü'en, dann sage Mir, wo ein Erdenfleck deiner glücklichen .Heimatsschplle ähn-, sich Hl Oder hält der Sommer auf. deinen Bergeshöhen nicht Glück und Blüten und Sonne in seinen Händen in verschwenderischer Pracht und Ueberfülle? Wenn du droben tehst !über Karen

und schwellendes Grün leuchtet Wer den weiten Tep pich, den du auf den ausgedehnten Alpcnmatten überschreitest. Ist eS ein Wunder, wenn die .hellen! Hobler dort oben „den Fels zur Antwort locken' und das Lied der Freiheit mid reiner Lust ans den Herzen froher und freier Menschen schlägt? Ist cs ein Wunder, wenn alljährlich tausende von Menschen aus aller Herren Länder zur Sommerszeit in deine Heimat pilgern und auf ihre Berge fahren, mir Sonne, Glück und Gesundheit, Freiheit und Frohsinn zu suchen

10