Seite 2 Der Tiroler Dienstag, 4. Aprll 1905 der Volksverein, der doch für alle Stände geschaffen sein will, eine so faule Sache vertreten, daß alle jme, die damit hausieren gehen, eine unsichtbar machende, Tarnkappe tragen müssen, inSbesonderS wenn die Agentenschar aus Finanzern, Statthaltereiprakti kanten, Landesbeamten, Gerichtsbeamten oder aar Studenterln besteht? Ja, wmn die vielm — Kinder, die gegen den Bauernbund agitieren, gleich zu weinen anfangen, sobald sie die Sonne 'anscheint
und dm Bauernbund „vernichten', „neben dem der Volks verein bekanntlich nicht existieren kann'! AeHty» Hschwenter, Höeser und Komp. In Sterzing hat der Kassier der dortigen land wirtschaftlichen Genossenschaft, von welcher seinerzeit die Agitation gegen den Bauerntag und der bekannte PetitionSrummel der Genossenschaft ausging, nach den Mitteilungen der eingeweihten „Stimmen', zirka 4600 T veruntreut und ist dann flüchtig geworden. ES handelt sich, wie wir bereits letzthin mitgeteilt haben, um den Gastwirt
st e h en den K a ssiers rechtzeitig bekannt gegeben, so Hätte der Bauernbund vor dem Kassier der Gschwenter'schen Genossenschaft sicher sofort ^Türl' zugemacht. Was die Jehly'schen „Stimmen' daher aus diesem Anlasse gegen die Bauernbündler und die Christlichsozialen schreiben, ist ein Gemisch von Albernheit und Lüge und sällt zur Gänze auf die Angreifer zurück. Die wahnsinnige Wut der konservativen Herrschasten wächst eben im gleichen Verhältnisse zu ihrer Ohnmacht im Lande. Aber weder wird der politische Bankerotte
auf sich nehmen muß, daß es klirrt. ES find die Bauern schon deshalb höchlichst erstaunt, daß die Geistlichen als Rat geber beim Bauernbund nicht mehr mittun dürfen. Und als'sie erst noch fehen^mußten, w i e von ge wisser Seite der Befehl, «weder für noch gegen den Bauernbund zu arbeitm', ausgeführt wurde, als sie bemerkten, daß in Wirklichkeit die Hetze g e g e n den Bauernbund auch geduldet wurde, während das Verbot, für den Bauernbund zu arbeiten, fort dauerte, da war es ganz begreiflich, daß die Bauern
nachdachten über dieses Rätsel mrd tief verstimmt wurden gegen solche, die ihnen das Standesbündnis (den Bauernbund) nicht zu gönnen schienen. Die Tiroler Bauernschaft ist tief religiös, aber sie ist auch felbstbewuß t, sie ist von gerader Natur und scheut sich im nötigen Falle nicht, die Meinung auch herauszusagen. Der Tiroler Bauer ist über- zeugungStreuer Katholik, aber er verwechselt die Person nicht mit der Kirche oder Religion. Gerade die jetzigen konservativen Preßhetzereien verraten sehr offen