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Brixener Chronik
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Seite 2 von 8
Datum: 23.07.1908
Umfang: 8
, wenn man das Vorgehen des Priesters Schrott sieht und welche Figur er bei der heutigen Versammlung spielt. Wieder ein anderer Versammlungsteil nehmer sagte ihm: „Ihnen handelt es sich nicht um die Religion, sonst würden Sie die Sozial demokratie bekämpfen und nicht den Bauernbund und die christlichsoziale Partei.' Ein Girlaner Bauer, der über das Verhalten des Herrn Schrott ganz erbost war, sagte dem Herrn Schrott laut und deutlich, so daß es alle Versammlungs teilnehmer hören konnten: „Herr Pfarrer

, Sie sind nicht wert, daß Sie das Kleid eines Priesters tragen. Erinnern Sie sich noch an Ihren Aus spruch bei der Girlaner Versammlung kurz un mittelbar vor der Reichsratswahl? Sagten Sie dort nicht, ,in acht Tagen, das wäre also nach den Reichsratswahlen, bin ich selbst christlich sozial', und heute bekämpfen Sie noch den Bauernbund und die christlichsoziale Partei. Es ist dies eine Schande sür einen Priester!' Herr Schrott bestritt, diese Aeußerung getan zu haben, und machte als Zeuge hiefür Herrn Aichinger

? er habe das nicht verdient. Ein Versammlungs teilnehmer meinte hierauf: „Ja, jetzt kehren Sie wieder den Priesterrock hervor, wenn man Sie zur Rechenschaft zieht!' Nach dieser Unterbrechung eröffnete der Ab geordnete Schraffl wieder die Versammlung und erteilte dem Abg. Kienzl das Wort. Die Schrottianer ließen in ihrem Geschrei nach und so konnte Herr Abg. Kienzl ungestört reden. Dieser sprach vom Bauernbund, von den Vorteilen, die derselbe bereits gezeitigt hat, erklärte die Gründung des Schwitschen Weinbauern bundes

als eine absichtlicheZersplitte- rung des Bauernbundes und warnte die Bauern vor einer solchen Zersplitterung der Kräfte, d a dieselbe die Förderung der allgemeinen bäuerlichen Interessen unbedingt schädigen, ja unmöglich machen müßte. Die speziellen Inter essen der Weinbauern können durch einen weinbäuerlichen Verband i m Bunde viel wirk samer vertreten werden, weil die Abgeordneten, welche doch alle dem Bauernbund angehören, zur kräftigen Vertretung der weinbäuerlichen Interessen gezwungen und verpflichtet sind. Herr Abg. Kienzl

und sie, anstatt zu bekämpfen, unterstützen. Wenn die christlichsozialen Abgeordneten wirklich nichts leisten würden, so hätten sie immer noch soviel getan wie die Kon servativen. Er ermahnte zum Schlüsse die Bauern zum festen Zusammenhalt im Bauernbund, indem nur dadurch eine wirksame Vertretung der bäuerlichen Interessen erreichbar sei. Brausender Beifall folgte diesen Aus führungen. Herr Abg. Schraffl fragte hierauf, wieso es denn überhaupt komme, daß Herr Schrott der heutigen Versammlung beiwohne, nachdem

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