. .Sehen. Sie hochgeehrter Herr,' stammelte der Landgerichtsrath, sich immer wieder räuspernd. „es gibt doch Augenblicke im Menschenleben — in der Ehe will ich sagen, wo man s-in Frauchen zum Bei spiel in die Arme schließt. Fürchten Sie nicht, daß meine arme Viola dann zerdrückt werden könnte, wie etwa durch die Umarmung eincr eisernen Jungfrau?' Der Baron antwortete mit einem herzlichen Lachen und nun kam ihm das Elfenkind zu Hilfe. Mit einem Male zeigte sich die kleine Viola ausnehmend muthig
, oder mich zu ihren Füßen niederzuwerfen.' Der Baron zog sie aus und an wie eine Puppe. Er trug sie auf seinen Arme» in das Bett, er setzte sie auf das Pferd, er hob sie in den Wagen oder Schlitten, und wenn er sie nicht in Watte wickelte, so hüllte er sie dafür, sobald sich nur der Winter meldete, in weiche und warme Pelze. Und noch einen Vortheil hatte das Elfenkind. Mit ihrer niedlichen Figur, ihren zarten Formen, ihrem niedliche» Gesichtchen und ihrem goldblonden Haar wurde sie nicht alt. Sie blieb ewig jung
und Sonnenschein. Nur einmal, ein einziges Mal war Viola von ihrem Manne gekränkt worden und in hellen Zorn gerathen, der sich bei dieser niedlichen Person un gemein lustig ausnahm. Der Baron hatte einen alten Freund getroffen, war gegen seine Gewohnheit am Abend nicht nach Hause gekommen, und erst spät in der Nacht zurückgekehrt. Er fand seine kleine Frau noch wach und ließ ruhig und geduldig ihre Strafpredigt über sich ergehen. Doch damit war das Elfenkind nicht zufrieden. Gerade die Ruhe, mit der ihr Gatte
ihr Borwürfe entgegennahm, reizte sie nnr noch mehr. Plötzlich sprang sie auf ihm zu. anmuthig und beh.'iid wie ein Kätzchen, und da sie bei dieser Gelegenheit neuer dings die beschämende Erfahrung machen mußte, daß sie lange nicht an ihren Mann heranreiche, rief sie mit vor Wuth erstickter Stimme, heißen rothen Wangen, sprühenden Augen und geballten Fäusten: „Karl. Du hast mich zu sehr gekränkt, ich muß Dir eine Ohrfeige geben.' „Wenn Du mußt, so gib,' erwiderte der Baron lächelnd. Viola erhob
sich jetzt auf die Fußspitzen, aber ihr kleines Händchen strengte sich vergebens an den Hünen zu treffen. „Ich kann nicht.' stammelte sie schon halb beruhigt. Und nun holte sie einen Schemel, stellte denselben vor ihren Mann hi». erstieg das improvisirte Piede- stal nnd gab ihm mit ihrer kleinen weichen Hand einen Schlag auf die Wange, der dem Baron wahr lich nicht allzu wehe that. Er aber faßte sie in seine Arme, hob sie auf und erstickte den letzten Rest ihrer Wuth mit zahllosen Küssen. Gold für Europa. Neuter's Office