». —— (Fortsetzung.) «Wenn Ihnen Fräulein Wilson morgen begegnet, wird sie Ihnen keine Fremde sein,' sagte Ernst zu dem Baron. War es die Wirkung des Schattens, der durch eine Bewegung des Borhanges in diesem Augen blick auf des letzteren Gesicht fiel, oder eine Folge dieser Bemerkung, — Ernst glaubte eine Veränderung in dessen Mienen zu bemerken; im nächsten Augenblick lag aber wieder das verbindliche Lächeln um seinen ausdrucksvollen Mund, das noch freundlicher waro, als der Baumeister hinzufügte
: „Ich würde mich anheischig machen, das Porträt des Fräuleins nach den gehörten Beschreibungen zu zeichnen, auch wenn ich sie nie ge sehen hätte.' „Das ist eine Fähigkeit, um die ich sie beneiden könnte,' entgegnete der Baron. „Ich muß mit Be schämung eingestehen, daß mir dieselbe völlig abgeht, so viele Mühe sich die Herrschaften auch gegeben haben, so vermag ich mir doch keine klare Borstellung von der jungen Dame zu machen.' „Ist auch garnicht nöthig,' polterte der Oberamt mann, den die Unterhaltung ein wenig
zu langweilen begann, „morgen werden Sie sie sehen.' „Das Wunder von Goldau,' spottete die Mu Oberamtmann, indem sie dem zwischen ihr und Anto- nie fitzenden Baron eme Schale voll Erdbeeren reichte, die diesen zu den Ausruf veranlaßte: „Welche löst- lichen Früchte! Eine alte Freundin von mir würde bei deren Anblick sagen: Die sind zu gut für Ge sunde, die muß man für Kranke ausheben'' „Das klingt ja bald wie das Lied: Und wüßten wir, wo jemand traurig wäre, dem schickten wir den Wein!' scherzte
der Oberamtmann. „Man trinkt ihn aber doch gern selbst. Essen Sie immerhin, Baron, es wachsen bei uns die Fülle nnd wir haben jetzt nicht einmal Kranke in unserm Krankenhause.' Ä? „Aber doch eine Patientin in der Nähe!' fügte Antonie eifrig hinzu. „Ich danke Dir, Lothar' — es war das erste Mal, daß sie seinen Namen nannte — „für die Erinnerung, ich werde Maud eine ^kleine Schale davon bringen.' „Die Erinnerung war absichtslos genug, den Dank muß ich erst verdienen, indem ich die besten auswählen helfe
,' antwortete der Baron, und das Brautpaar machte sich daran, gemeinschaftlich dieses kleine Liebes- werk auszuführen. Die Frau Oberamtmann hob die Tafel auf und die Tischgenossen beeilten sich, ins Freie zu kommen, denn es war im Zimmer sehr heiß geworden. Antonie wollte die für Maud bestimmten Erdbeeren nehmen nnd sich damit entfernen, der Baron hielt sie am Ar me fest und sagte: ,Halt, mein Lieb, wir wollen die Schale mit Blumen umkränzen, die magst Du Deiner Maud bringen als einen Gruß von mir.' Er nahm