und sich auch im Gastzimmer bei ihm nach ihr erkundigt habe, als ihm aber der Baron vorgestellt ward, mußte er zugeben, daß dieser mit jenem nicht die entfernteste Ähnlichkeit habe. Noch mehr, es gelang dem Baron sogar nachzuweisen, daß er zu jener Zeit gar nicht in Berlin gewesen sei, sondern sich einige Wochen in Dresden aufgehalten habe; das Fremdenbuch eines der ersten dortigen Hotels bezeugte ihm das. So stand Behauptung gegen Behauptung. Melitta blieb dabei, der Baron sei derjenige, der unter der Maske
zum Doppelmörder,' wandte er ein, „und Niemand würde mir schlechteren Dank für einen solchen Freund schaftsdienst gewußt haben, als der Oberamtmann selbst; aber das Ungeheuerliche als wahr angenommen, woher hätte ich denn wissen solle», daß Edgar Werner und seine Schwester die Miterben waren?' „Sie haben selbst zugegeben, und es ist auch von anderen bezeugt, daß Sie Edgar Werner gekannt haben,' bemerkte der Richter. „Gewiß,' versicherte der Baron lebhaft, „ich habe ihn in Norderney und auch später
noch in Hamburg gesehen, aber er hat mit keiner Silbe darauf hin ge deutet, daß er Anspruch auf die Senkra'fche Erbschaft habe. Dieses hartnäckige Schweigen ist um so auffäl liger, als er sich viel in der Gesellschaft von Fräulein Antonie Gerstenberg befand, es wäre so natürlich ge wesen, sich ihr als Verwandter erkennen zu geben, wenn nicht — ' Der Baron stockte und schwieg. „Was wollten Sie noch sagen?' fragte der Richter. „Ich möchte nicht gern anklagen, weil ich angeklagt werde,' sagte der Baron zögernd
unglaublicher, daß der Baron der Mörder sein sollte. War er auch, wie sich bei näheren Nachforschungen herausstellte, nicht der reiche Mann, für den man ihn gehalten, so hatte er sich selbst auch nie dafür ausgegeben und es ließ sich ihm nichts nachweisen, was einen solchen Verdacht recht fertigte. Ja, es fehlte der eigentliche Antrieb für die That. Für die Annahme, daß der Baron im Auftrage des Oberamtmanns Gerstenberg gehandelt habe, ließ sich weiter kein Anhalt finden, als daß diesem Vortheil daraus
erwachsen war und daß er gewünscht hatte, seine Tochter möge den Baron heirathen. Das waren aber doch nicht Gründe, welche es gerechtfertigt hätten, einen völlig unbescholtenen, überall als Ehrenmann be kannten Herrn eines so ungeheuren Frevels zu beschul digen. Gerstenberg kam mehrmals nach Berlin, um in der Untersuchung wider den Baron als Zeuge vorge nommen zu werden; er fand dabei auch Gelegenheit, darauf aufmerksam zu machen, wie eifrig er nach den Verwandten, die in England leben sollten