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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 26.06.1896
Umfang: 4
hatte Jedermann im Saale die schöne Baronin vergessen. Man hatte die junge Frau eiligst in ihre Wohnung geschafft und dort die ersten Wiederbelebungsversuche an gestellt. Langsam nur kehrte die Baronin zum Bewußtsein zurück. Sie schlug die Augen auf und ihr erster Blick fiel auf den Arzt, der, sie ängstlich beobachtend, ihr zur Seite stand. „Was ist mit mir vorgegangen?' murmelte sie, indem sie einen schwachen Versuch machte, sich aus ihrer liegenden Stellung aufzurichten. „Bleiben Sie, Madame, bleiben

Sie,' sagte der Arzt, sie sanft zurückdrängend. „Sie haben Schonung und Ruhe dringend nöthig.' Ein bitteres Lächeln überflog daS zarte, tvdtblasse Gesicht dcr Kranken, allein sie widersprach dem Arzte nicht und blieb ruhig liegen. Dieser ertheilte der bestürzt dreinschcn- den Zofe einige Anordnungen und wandte sich dann wieder an die Baronin. Mit leiser aber klarer Stimme beantwortete die junge Frau die an sie gerichteten Fragen, als der Arzt sich aber zum Fortgehen anschickte, hielt sie ihn zurück

sprach.' Dcr Arzt fühlte, daß dieser Frau gegenüber Auf richtigkeit das Beste sei. So schonend als möglich theilte er ihr mit, daß sie kaum ächt Tage noch zu leben haben werde. Keine Wimper in dem schönen, bleichen Antlitz zuckte, als sie so ihr Urtheil vernahm. „Ich danke Ihnen, Doktor,' sagte sie, ihm die Hand bietend, „Sie sehen, ich bin ruhig und auf alles gefaßt.' „Haben Sie keine Freunde, Verwandte, denen ich von Ihren Zustande Mittheilung machen könnte?' „Freunde, Verwandte!' Die seinen Lippe

-t zogen sich krampfhaft zusammen. „O ja, ich habe deren, aber ich habe allein gelebt, und will auch allein sterben! Doch, wen« Sie so gütig sein wollen, ich werde Ihnen die Depesche diktiren! So, ja, das wird am besten sein.' Sie lehnte erschöpft ihren Kopf zurück, ' während der Arzt sein Notizbuch öffnete und den Silberstift hervorzog. „Sind Sie bereit, Doktor? Nun, so schreiben Sie: „An den Freiherrn Gerhard von Linden auf Schloß Linden hain bei P., Deutschland. Bin todtkrank: bitte, sofort hierher

zu kommen. Meline von Buchfcld.' Sie schloß ermüdet die Augen und öffnete dieselben kaum, als sich der Arzt nun verabschiedete Schwerathmend lag sie lange ruhig da, dann aus einmal suhr sie jäh empor und sah mit wilden Blicken um sich. „Nasch, rasch, gieb mir meine Schreibrequisiten,' sagte sie zu der an ihren, Lag.-r wachenden Zofe. „Aber, Frau Baronin, der Arzt hat streng verbeten —' „Keine Widerrede, Du hast nur mir zu gehorchen ! Gieb her und zögere nicht lange, heute habe ich noch die Kraft

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