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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 04.01.1888
Umfang: 4
schwere Kerkerstraft. natto^Re (Betrug) Josef Fall er, 37 Jahre alter Lehrer, S aglöhner aus Onach, Bezirk Bruneck, wurde vom Gerichte wegen Betruges begangen zumner. Dres' Schaden seines Gläubigers Johann Unterberger Weinhän n Olang, zu 6 Wochen verschärften Arrestes nerurtheilt. „Wir müssen Karola retten, wir müssen den Ver brecher strafen und Ihren Vater rächen!' Johanna hob entschlossen den Kopf empor. „Ja, Rache, das ist das rechte Wort und die lechte Stärkung. Gebieten Sie über mich, Angelo

. Ich bin bereit.' Der kranke Bandite stützte sich schwer auf das Mädchen. Sie traten mit leisen Schritten in den Hof hinaus, wo Angelo auf eine Leiter zeigte, die sich in der Nähe befand. »Versuchen Sie diese Leiter in den Garten zu schaffen', sagte er. Vermeiden Sie aber jedes Geräusch, damit niemand im Hause erwacht. Ich gehe unterdessen, um die Feile und andere Werk zeuge zu holen.' Angelo wählte einen tüchtigen Knüttel unter den im Hofe aufgehäuften trockenen Baumzweigen zu seiner Stütze und schleppte

wiederzusehen. Am Parkgitter angelangt, erwartete sie Angelo, der auch bald darauf, mit einigen Werkzeugen be laden, ankam. Man sah es ihm an, daß er seine letzten Kräfte aufbot, um vorwärts zu kommen. Heftige Hustenanfälle zwangen ihn öfter, stehen zu bleiben und auszuruhen. Es dauerte über eine Viertelstunde, bis die beiden die Mauer erreichten. Angelo war vollständig erschöpft; wie leblos fiel er auf das dicke Moos hin. Johanna kauerte neben ihm nieder und rief ängstlich seinen Namen. „Geduld!' stammelte

vom Boden auf. Sie mußte ihn fast bis zur Leiter hinschleppen. „Ich will zuerst auf die Sprossen', sagte er. ,Sie werden mir folgen, Johanna und mich halten, wenn mich dieser verdammte Schwindel wieder ergreifen sollte. O armer Angelo, was hat dieses abscheuliche nordische Klima aus Dir gemacht!' Minuten der unbeschreiblichsten Angst und Pein und der höchsten physischen Anstrengung folgten nun für das junge Mädchen. Sie mußte Angelo unter stützen, ihn halten, wenn er herunter zu stürzen drohte

, und dabei belasteten sie noch die schweren Werkzeuge. Endlich war der Rand der Mauer erreicht. Es blieb aber noch das Schwerste übrig, die Leiter mußte heraufgezogen und auf der anderen Seite der Mauer wieder hinuntergelassen werden. Dazu bedürfte Johanna ihrer beiden Hände und Angelo blieb ohne Stütze in der gefährlichsten Stellung. Plötzlich stieß er einen leisen Schrei aus, und gleich darauf hörte Johanna einen Fall auf rau schendes Laub in der Tiefe. — Zitternd blickte sie um sich. Angelo

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Bozner Zeitung
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Seite 1 von 4
Datum: 28.12.1887
Umfang: 4
schauderte im ersten Augenblicke zurück vor diesem unglücklichen Geschöpfe. Dana aber überlegte sie, daß sie vielleicht durch ihn am leich testen erfahren konnte, was sie zu wissen wünschte. „Warum wohnt der kranke Angela im Garten draußen, weit, weit, statt hier im Hause?' fragte sie geradezu. Josef verzog sei» unschöne» Gesicht wie zum Weinen. „Armer Angelo, kranker Angela!' sagte er. „Aber er wohnt nicht im Garten. Nein, nein. Er liegt im Bette, in dem Zimmer da drüben. Ich habe ihm Eierkuchen

gebracht, aber er mag nichts, er ist so krank.' Betroffen Herließ Johanna die Küche. Wenn ihr Oheim also nicht zu Angelo gegangen war, wohin sonst hatte er die EßMrSthe getragen? Welches Ge heimniß verbarg sich in dem Parke hinter der hohen, dicke» Mauer? Oder sollte der blöde.Josef ihr viel leicht nicht die Wahrheit gesagt habzn ? Sie mußte sich davon überzeugen, .sie mußte, die- mächtig «regten Zweifel in ihrer Brust ^ur Lösung bringe«. .Sie schlich an die von Lysef bezeichnete Thüre und be gehrte

mit schwachem Klopsen Sinlqß. „Herein!' rief eine matte Stimme. Jahanna sah sich im nächsten Augenblicke dem krauten Angelo gegenüber. Sie erkannte ihn noch gar wohl an s»inen blitzenden Augen, die sie immer mit so großer Furcht erfüllt hatten. Er r.chtete sich halb in seine» Kissen auf und sah ihr mit eincm Blicke der aufrichtigsten Bewunderung entgegen. „Johannas murmelte er. „O was für ein herrli» ches Mädchen ist aus dem blassen, schmächtigen Kinde geworden/ „Ich hörte, daß Sie krank sind —stammelte

Johanna verlegen uuo ängstlich. „Sie waren einst gut mit mir, Sie haben mich getröstet, als ich um Tante Karola weinte. O seien Sie jetzt noch freund licher und barmherziger gegen mich, wie damals. Sagen Sie mir, wo meine gute, liebe Tante ist! Ich will hin zu ihr, will fort von dem Oheim, der mich haßt und mißhandelt und den ich wieder hasse, weil er mich von Karola getr nut hat. Schnell, schnell. Angelo sagen Sie mir, wo ich Kavalai finde! Mein Oheim könnte zurückkehren

und wenn er mich hier bei Ihnen fände, würde er mich halb zu Tode quälen l' „Armes Kind, noch immer die alte Sehnsucht!' sagte Angelo. „Ja die Sehnsucht sie wird größer und brennender, bis.sie das Leben untergräbt. So, geht es mir mit meinem Verlangen nach meinem lieben Italien ich werde sterben, weil, ich eS nicht; mehr sehen, kann!' „Wenn Sie denn die Schmerzen der Sehnsucht» kennen, so habe» Sie Mitleid mit mir!' flehte Jo- Hanna. „Sagen Sie mir, wo Tante Karola wohnt!' ES zuckle und arbeitete fichtlich in AngeloS fahles Zügen

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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 28.11.1887
Umfang: 4
der gute Herr, der Dich in seine Dienste nahm!' flüsterte sie. „Ich dachte eS ja immer, daß sich dxr Himmel noch einmal meines Jammers erbarmen müßte.' Und dann bereitete sie mit geschäftigen Händen das Mahl für den im doppelten Sinne ihr wieder- geschenkteu Sohn. Angelo saß am Herdfeuer bei ihr uud «zählte ihr von seiuem gütigen Herrn und von den weiten Reisen, auf die ihn derselbe mit sich nehmen wollte.' „So verliere ich Dich denn wieder, kaum als ich Dich neu gefunden habe!' nickte die Alte

. „Gleichviel, ich werde glücklich sein, wenn ich jDich auf guten Wegen weiß.' „Für jetzt denken wir nur an die schönen acht Tage, die ich bei Dir verleben will!' sagte Angelo. Mein Herr Hat mir UÄaub für eine ganze Woche Stehen, eben weil ich dann so weit mit ihm-fort soll. Ich werde recht viel bei Dir zu Hause bleiben, denn ich möchte nicht gerne mit meinen früheren Kameraden zusammenkommen!' „Recht, recht, mein Sohn!' rief die Alte. „Ich sagte eL ja immer, daß Dich die böse Gesellschaft verdorben

hat. Ich konnte Dich als Kind nicht genug überwachen, weil ich für unser tägliches Brod arbeiten mußte, und da wurdest Du mir verführt und verdorben. Wie viel I bittere Thränen habe ich geweint! Wer nun ist alles wieder gut. Uud ich will auch gar nicht mehr daran denken!' Angelo that, wie er eS seiner Mutter verspro chen hatte. Er blieb bei ihr zu Hause, half ihr bei ihren häusliche« Verrichtungen und auch bei ihrer anstrengenden Tagesarbeit. Und wenn Fran« zeska zu ihren Kunden ging, da trug er ihr stets

die schweren Wäschekörbe, nuter deren Last sie sonst gar tiefgebeugt einhergeschritten war. Bei einer solchen Gelegenheit kam Angelo auch in den Palazzo Fontarini. Er betrat denselben durch eine Seitenpforte, welche eiqenS für das Aus- uud Eingehen der Dienerschaft bestimmt war. Gr blieb auf dem ersten Treppenabsatz stehen, wäh rend seine Mutter den Korb mit der schneeigweißen Wäsche in da« erste Stockwerk hinauftrug, um die selbe dort der Garderobeaufseherin zu übergeben. Angelo benützte die kurze

sie noch hinzu, ehe Angelo daS HauS verließ. Aber anstatt den Marktplatz bei der Rialtobrücke Zllllsbruck, 25. Noa. (Korr.) Zum gestern abge haltenen Konzert der Liedertafel im Stadttheater haben wir noch nachzutragen, daß der Männerchor von Pembcur „Gott der Weltenschöpfer' bei einer doppelt so großen Sängerzahl einen unvergleichli chen Effekt machen würde. Für zirka 5V Männer stimmen ist er zu wenig wirkungsvoll. Der fünf stimmige Chor „Sommernacht' von Brambach klang wunderschön. Eine gelungene

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Seite 1 von 4
Datum: 02.01.1888
Umfang: 4
wollte nicht aus sei nen Gedanken weichen. „Diese junge Hexe hat etwas vor, das ich nicht ergründen kann!' sagte er zu sich selber. „Sie spinnt Unheil. Ich hätte sie nicht hieherbringen sollen, dieser Ort ist zu ge fährlich für einen so unruhigen Kopf. Wenn sie zu Angelo gedrungen wäre, wenn er geplaudert, wenn er ihr nur eine Andeuwng gegeben hätte, der schwindsüchtige Schwätzer? Und wenn er's noch nicht gethan hat, so liegt die Gefahr doch nahe. Jo hanna kann ich nicht einsperren, das gäbe Gerede, die Alte

würde eS im Dorfe ausplaudern. So muß denn Angelo jetzt schon stumm gemacht werden; ein paar Tage früher oder später, das ist das gleiche. Und nachher jene im Walde — und dann bin ich frei, frei!' Brachmann zog sich an diesem Abend sehr zeit lich in sein Schlafzimmer zurück; die Müdigkeit von der Reise gab ihm einen Vorwand dazu. Er v?7schloß die Thüre und holte aus einem geheimen Fache seines Portefeuille'S ein Papier mit einem gröblichen Pulver hervor — das gleiche Pul ver hatte schon Gehwald's Augen

zum ewigen Schlummer geschlossen, es sollte auch Angelo von Krankheit und Heimweh befreien. Er nahm ein kleines Fläschchen aus feinem Toi- lettekasten, füllte dasselbe mit Malagawein, den er noch von der Reise her in seiner.Handtasche fand und schüttete die Hälfte des Pulvers hinein. Hie rauf begab er sich zu Angelo. Der Kranke sah ihm mit matten, glanzlosen Augen entgegen. „Ich leide sehr!' klagte er. „Ich werde mein Vaterland vielleicht nicht wieder sehen!' „Narrheiten!' lachte Brachmann

. „Aber diese Aerzte verstehen auch gar nichts, nicht einmal einen einfachen Brustkatarrh vermögen sie zu heilen. Sieh' da bringe ich Dir eine Medizin, mit der sich die weisen Jndier von allen Krankheiten kurieren. Ich werde Dir einen Löffel voll davon geben, und dann in einer Stunde komme ich wieder, und so fort die Nacht hindurch. Ich will Deinen Arzt machen und ich wette, Du befindest Dich besser morgen.' Angelo nahm willig das gebotene Heilmittel an. Aber die Medizin war doch gar zu Bitter und der Kranke

wieder fort kann von hier!' sagte er sich zuerst. Aber ein eigenthümliches Gefühl von Zittern und Erschlaffung, welches plötzlich durch seine Adern schlich, brachte ihn auf andere Gedanken. Er wußte, daß Brachmann stark wirkende Gifte zur Verfügung hatte; Karola Heldern hätte denselben einst zum Opfer fallen sollen. Und nur Angelo hatte sie ge rettet^ indem er Brachmann drohte, ihn zu verra then, wenn er zum Mörder au einem schuldlosen und hilflosen Weibe werden wollte. Und darauf hatte Brachmann

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Seite 2 von 8
Datum: 07.01.1888
Umfang: 8
, im besten Falle ein Neu- atholik . . . Das österreichische Volk will feine» Glauben behalten und bethätigen, es will im bündeten im Schloßpanke. Dort trennte sie nur mehr ein niedriger Zaun von der ersehnten Freiheit. Sie überkletterten denselben und betraten die Fahr straße. „Wir müssen nun das nächste Dorf zu errei chen suchen', sagte Angelo. „Es ist eine gute Stunde entfernt. Aber die Madonna wird uns noch die letzten Kräfte dazu schenken.' 22. Brachmann erhob sich nach einer ziemlich unruhig

des Angelo?' „Niemand ist drinnen!' antwortete Brachmann. „O, der Taugenichts!' schalt die Schaffnerin. „Na, warten Sie, Herr Baron, das soll der Junge büßen!' Und wie eine gehetzte Furie stürmte die Alte aus ihrer Küche. Sie kam bald wieder zu Brachmann zurück und zerrte den noch schlaftrunkenen und nur halb angekleideten Josef hinter sich drein. „Wo ist Angelo?' schrie sie, den Blödsinnigen mit Püffen bearbeitend. „Hab' ich Dir nicht be« fohlen bei ihm zu bleiben, Du Taugenichts? Glaubst

Zimmer entfernt?' wandte er sich zu Josef. „Angelo selber hat mich fortgeschickt!' schluchzte der Bursche. „Ich mußte das schöne Fräulein zu ihm herunterholen und dann befahl er mir schlafen SU gehen.' ^ Brachmann war tief erbleicht. DaS „schone Fräulein' des Blödsinnigen konnte nur Johanna gewesen sein. Sie war also mit Angelo in Ver bindung getreten, der ihr vielleicht sein Geheimniß verrathen hatte. „Hölle und Teufel!' knirschte Brachmann. „ES ist so, ich bin überlistet, ich bin verloren.' Trotz

^ dieser Ueberzeugung wollte er sich doch noch die volle Gewißheit verschaffen. „Gehen Sie zu meiner Nichte Johanna!' befahl er der Schaffner!». „Sagen Sie ihr, daß sie sich ankleiden und sogleich zu mir Herabkommen möchte. Ich bedarf ihrer.' Die Alte entfernte sich. Nach wenigen Minuten kehrte sie wieder. „DaS Fräu lein hat ihr Zimmer schon verlassen, sie wird vielleicht einen Spaziergang durch den Garte« machen.' Jetzt gab es für Brachmann keinen Zweifel mehr. Johanna war mit Angelo entflohen

. Hatten sie vielleicht auch Karola mit sich genommen? War der Bandite völlig zum Verräther an ihm geworden? DaS mußte Brachmann sogleich ergründen. „ES ist gut!' sagte er so ruhig als eS ihm sein wild durch die Adern jagendes Blut erlaubte. „Ich hole mir einen Ueberrock, denn trotz der Julisonne ist eS kühl genug in euren Wäldern. Dann gehe ich in den Garten binab, vielleicht finde ich Angelo dort. Vielleicht fühlte er sich heute besser und sehnte sich nach frischer Luft.' Die Schaffnerin blickte ihrem Gebieter

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Seite 1 von 8
Datum: 07.01.1888
Umfang: 8
überlassen!' Das war Johannas 'Losungswort, als sie die Leiter in den Wildpark hinabließ und vorsichtig die ersten Sprossen betrat. Auf halbem Wege hielt sie noch einmal inne. Sie nahm die schwere Eisenfeile in die rechte Hand. .Das war doch wenigstens irgend eine Waffe gegen den ersten Anfall der Hunde. „Angelo!' rief sie nun noch einmal in den Park Hinunter. Als wieder keine Antwort erfolgte, setzte sie entschlossen ihren Weg fort. / Die letzten Sprossen der Leiter waren zurückge legt. Johanna's Fuß

berührte den Boden sie er wartete, die Hunde auf sich losstürzen zu sehen. Aber die beiden mächtigen Thiere standen unbe kümmert um sie neben dem im dürren Laube lie genden Angelo und leckten ihm liebkosend das nach aufwärts gekehrte Gesicht. Sie schienen eine un klare Vorstellung von dem traurigen Zustande des Mannes zu haben, der sie seit fünf Jahren allein mit Futter versehen hatte. Und Johanna begriff, daß sie nun nichts mehr von den gefährlichen Thie ren zu fürchten brauchte. Im Gegentheile

, und die beiden Hunde lagen neben ihr und blickten sie mit klugen, auf merksamen Augen an. „O ein Wunder', stam melte er. „Die Hunde haben Sie am Leben ge lassen, Johanna!' Er suchte sich aufzurichten aus seiner liegenden Stellung und es gelang ihm dies auch, indem er sich an den zottigen Pelz der beiden Thiere klam merte, die freudig aufgesprungen waren, sobald sie seine erste Bewegung gesehen hatten. Der kleine Zug bewegte sich gegen das Wald häuschen zu. Vor der Gitterthüre machte Angelo Halt, hier mußte

das Schloß durchfeilt werden. Mit Hilfe der großen, kräftig eingreifenden Feile war das Werk in weniger als einer halben Stunde gethan. Sie betraten den Korridor. Angelo zündete eine Blendlaterne an, die er aus einer Nische holte. Dann schob er den Riegel von Karola's Gefäng niß zurück und rief in den dunklen Raum hinein: „Auf, auf, gute, arme Signora, ich bninge Ihnen die Freiheit, ich bringe Ihnen Ihre liebe Nichte Johanna.' Ein leiser Schrei antwortete diesen Worten. Johanna ihrerseits suchte

sich in das Zimmer zu tasten. — „Tante, meine geliebte Tante, wo bist Du?' stotterte sie, von ihrer Erschütterung halb erstickt. Angelo ließ den Strahl der Blendlaterne auf das Strohlager fallen, vor dem die Blinde mit gefal teten Händen stand. Eng vereint hielten sich die beiden Frauen im nächsten Augenblicke umschlungen. Unter heißen Thränen vernahm Johanna die ganze schmerzens- volle Geschichte der Eingeschlossenen. Angelo ermähnte zum Aufbruch. Er fühlte sich jedoch unfähig, den Weg über die Maner

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Bozner Zeitung
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Seite 1 von 4
Datum: 04.01.1888
Umfang: 4
Bursche legte den Finger auf seinen Mund und freundlich grinsend streckte er ihr mit der anderen Hand einen Zettel entgegen. „Von dem kranken Angela!' setzte er hinzu. „Der kranke Angelo schickt mich zu dem schönen Fräulein. Nicht böse sein und sich uicht fürchten vor dem Josef, der Josef hat da6 schöne Fräulein lieb!' — „Kommen Sie sogleich zu mir', las Johanna, „es handelt sich um das Leben der Tante Karola. Ihr treuer Angelo.' Diese Worte gaben dem jungen Mädchen Muth und Selbstbeherrschung

wieder. „Gehen wir!' sagte sie entschlossen zu dem blöden Josef. Angelo saß angekleidet auf einem Stuhle, als Johanna bei ihm eintrat. Er schickte vor allem den blöden Josef, der bei ihm die Nacht hindurch hätte wachen sollen, zu Bette. „Wir haben wenig Zeit zu Erklärungen!' begann Angelo, als er sich mit dem jungen Mädchen allem sah. „Ich will Ihnen nur sagen, warum ich an scheinend zum Verräther an meinem Herrn werde; er wollte mich vergiften; der tote Hund, der da unter meinem Bette liegt, ist der Beweis

Gefahr zu befreien?' „Kommen Sie mit mir, ich will Sie zu ihr führen!' flüsterte Angelo, sich erhebend. Aber kraftlos sank er auf den Stuht zurück. „O Madonna, meine Beine tragen mich nicht', stöhnte er. „Allein können Sie es nicht vollbrin gen und überdies darf und will ich nicht hier zurück bleiben, es wäre meine letzte Stunde, wenn der Ba ron Karola's Flucht entdeckte.' — - „Tante Karola ist also hier, hier im Schlosse?' stieß Johanna begierig hervor. „Rasch, rasch, stützen

Sie sich auf mich, Angelo, führen Sie mich zu meiner einzigen Beschützerin auf Erden.' „Sachte, sachte!' murmelte Angelo. „Die Stütze nehme ich gerne an, aber es braucht noch andere Vorkehrungen. Vor allem müssen wir eine Leiter haben, um die Mauer zu übersteigen, da der Ba ron den Schlüssel zu der Pforte hat. Dann brau chen wir auch eine Feile, wir müssen das Schloß einer Thüre durchfeilen/ „Tante Karola ist gefangen?' fragte Johanna bebend. „Und warum? Warum verbirgt mein Oheim sie den Augen der Menschen

?' „Weil Karola ihn der Ermordung und Berau bung ihres Kousin's Gehwald anklagen würde;' erwiderte Angelo. „Und wissen Sie, wer der Ba ron Gehwald war? Ihr eigener Vater!' „O Herr des Lebens, das ist zu viel!' hauchte das junge Mädchen und klammerte -sich schwindelnd an eine Stuhllehne. „Keine Schwäche jetzt!' ermähnte der Bandite.

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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 02.01.1888
Umfang: 4
derselben mit langandauernden Zu rufen begrüßt. Türkei. (Das türkische Kr iegsmini ste- rium) läßt in Albanien und Mazedonien be deutende Heu- und Getreide-Einkäufe machen. Oesterreich. (Radetzky-Den kmal.) Unter dem Präsi dium des Feldmarschalls Erzherzog Albrecht sand vorgestern im Atelier des Professors Zum- vor seinen Augen. War das die Wirkung des Fie bers, oder der Effekt ein-s giftigen Trankes? Das Mißtrauen, welches verbündete Verbrecher stets gegen «inander hegen, ließ Angelo eher an das letztere 1 glauben. Mühsam

schleppte er sich bis zur Thür,. ! und öffnete sie. „Leon' rief er in den Korridor ! hinaus. „Bst, Leon, hieher zu nur!' Ein Pudel kam gleich darauf zu Angelo und I leckte ihm die Hand. i Der ehemalige Bandite schloß die Thüre, kehrte I in sein Bett zurück m-d lockte das Thier auf den Stuhl, der neben ihm stand. , „Armer, treuer Leon!' sagte er liebkosend. „Mir > ist es leid um Dich, aber wissen muß ich, ob der < Baron Verrath gegen mich spinnt. So mußt denn ^ Du daran, armer, treuer Leon

.' ! Mit zitternden Händen umfaßte Angelo den Kopf ^ des Pudels und goß ihm gewaltsam ungefähr den zehnten Theil der Medizin ein. Binnen einer Stunde ? war Angelo völlig überzeugt, daß ihn sein Herr ^ aus dem Leben schaffen wollte, denn der Hund lag ^ steif und tot unter dem Bette. ! Als Brachmann zurückkehrte, um ihm den zweiten ! Löffel der Medizin zu reichen, lag derselbe mit wild verzerrten Zügen da und schlug hcftig, wie im De lirium, um sich. „Zurück, zurück!' schrie er. „Ich will nicht in s die Gondel

. Ich will nicht über das Meer, zurück. 5 Beppo, oder ich zeige Dir. daß meine Fäuste stark s genug sind, Dich zu erwürgen.' „Aber Angelo, ich bin's. Dein Herr, der kommt. Dich zu Pflegen und Dir die Medizin zu reichen', busch zu Wien eine Sitzung des Exekutiv-Komi- tes für die Errichtung des Nadetzky-Denkmals - statt. Es wurde zunächst das fertiggestellte, im Atelier des Professors Zumbufch befindliche Hilfs modell der Neiterstatue des Marschalls Nadetzky in Augenschein genommen. Dasselbe ist in Ein- viertelglöße

, welcher darüber seine Anträge dem künftigen Landtage zu erstatten habe. — sagte Brachmann, an ein Fieberdelirium des Kran ken glaubend. Angelo war jedoch nicht zu besänftigen. Und als sich Bcachmaa dennoch näherte, schlug ihm der Bursche daß Fläschchen aus der Hand, so daß es auf dem Boden in kleine Splitter zerschellte. „Mit dem ist heute nichts mehr anzufangen!' brummte Brachmann. „Die Hälfte meines Opiums ist nutzlos vergeudet. Ich muß bis morgen warten, bis das Fieber vorüber ist!' Und ohne sich mehr

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Bozner Zeitung
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Seite 1 von 4
Datum: 30.11.1887
Umfang: 4
zeigen!- brummte der Diener. Zugleich öffnete er eine der vergoldeten Flügel thüren, wttche sich zn beiden Seiten des Korridors befänden. „Oh, herrlich, wunderschön!' machte Angela eine« gierigen Blick in das Innere eines großen Gemaches werfend. ^DaS ist das' Rauchzimmer der Herrschasten!' sagte der Diener. „So — die Adeligen haben also für alle ihr« Verrichtungen besondere Zimmers' fragte Angelo mit einfältiger Miene. .Natürlich,' erwiderte der Diener lächelnd. — „Gleich nebenan hier liegt

, der Speifefaal und dann kommt noch das. Spiehimmer, und< ein Salon für die Damen,' ^Ufld da drüben wohnt vielleicht dex junge Herr Graf?' fragte Angel?, auf die entgegengesetzte Seite des Korridors deutend. „Nein, dort lkegt. die Bibliothek nnd das Ar beitszimmer unseres Herrn, Dort, ist nichts Beson deres zu sehen, nur Bücher und alte Schriften Aber gehen wir jetzt zu Frau Negri. Ich muß dann, gleich hinunter zum Frühstück.' „Ich danke Ihnen sehr für Ihre Gefälligkeit sagte Angelo

. „Nun kann ich doch auch davon er zählen, wie es in den Zimmern des Herrn Grafen aussieht.' Angelo fand bei der Garderobeaufseherin wirk lich das Taschentuch mit den Buchstaben B. L. vor; hatte er es doch selber unter die Wäsche des Gra fen Fontarini geschmuggelt. Frau Franzeska und Angelo aßen Trnthahn und Weißkohl zum Mittagsmahle. Und Abends holte der Bursche eine Flasche Cypernwein zu den Ueberresten des Truthahnes. Die Alte war nicht an.geistige Getränke gewöhnt und Angelo ließ sie. so lange auf seine. Gesundheit

auf dasMohl. seines Herrn und auf ein frMiches Wiedersehen trinken, bis sie schlunmntrunken in ihren.Stuhl zurücksank. Angelo nshm sie in seine Arme und trug sie auf ihr Bett. Er drückte einen Kuß auf ihre Wangen. „Leb' wqhl. Du arme Alte!' murmelte er, wäh rend er seine Heldbörse unter die yissm des Bet tes schoh.. „Wir sehen uns wohl nimmer wieder. Leb'wohl!' IS. Orazia hatte ruhig einige Tage auf Carlo's Zurückkunft gewartet, daun aber fing er an, unge duldig nach dein Bruder zu fragen

für die Zerstreuung und Unterhal tung seine? Zögling? M sorgen. Seine Phantasie derverranyt. erwolktesich.wederdurchGrÜndenochdurch andere Bvrstellungenzerstreüen lassen. Selbst seine Gesundheit fing unter dem schmerze zu leiden an. den der junge, rastlose Geist sich selbst erschuf; mit Schrecken bemerkte Graf Felice, wie die Wangen seines Lieblings bleicher wurden und wie fieberisch seine Augen glänzten. An dem Abend, den Angelo für seine oerbre- Herische Unternehmung festgesetzt hatte, zeigte sich Okazio

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Seite 1 von 12
Datum: 24.12.1887
Umfang: 12
sich also in diesem Schlosse, der braune, wilde Ge. selle. der ihr einst so großen Schrecken erregt hatte, der aber die 'einzige Person war. von der fie erfah ren konnte, wo fie ihre unvergeßliche Tante Karola suchen sollte! Denn, daß Brachmaun ihr nie Aus kunft darüber geben würde, daS wußte sie aus zahl reichen, fruchtlos unternommenen Versuchen her. Sie wollte also Angelo nach dem Wohnorte ihrer Tante fragen und dann zu ihr entfliehen, aus der Macht ihres OheimS und dessen Gattin, die beide darin wetteiferten

, sie zu mißhandeln. Brachmann trat bei dem schwerkranken Angelo ein. Der Bursche war abgemagert und unnatürlich glänzend blickten seine 'dunkeln Augen auS tiefeingesunkenen, schwärz lich umrandeten Höhlen. Angelo streckte seinem Herrn die fieberheißen Hände entgegen. .Gott sei Dank, daß Sie da sind!' flüsterte er. .Ich kann nicht utt hr aus dem Bette. Und die im Wildparke bekam schon seit zwei Tagen nichts zu essen. Es muß schrecklich fein, so lange zu hungern. Arme« Weib! Nicht wahr, Herr Baron, Sie wnden

,' entschuldigt« sich Angela. „Und da hatte die Alte zu lüften und zu putzen in den lang ge schlossenen Zimmer». Ach. Herr, es ist ein unwirth licher Aufenthalt hier. Acht Monate haben wir Winter — und wenn dann endlich der Sommer kommt, hat die Sonne doch keine Kraft und kein Feuer. O in meinem Italien war eS anders. Könnte ich mein Italien noch einmal sehen und meine altq. Mutter!' .Die Krankheit macht Dich sentimental, Angelo. uud Du weißt, wie widerlich mir daS ist!' versetzte Brachmann geringschätzig

. »Sage dem Doktor, daß er seine Kunst nicht an Dir sparen soll, ich werde ihn gut bezahlen. Du mußt bald wieder gesund werden; denn Du begreifst, daß ich mich nicht lange in diesem verwünschten Schlosse aufhalten kann. Meine Frau schreit heute schon Zeteruud macht mir das Leben zur Hölle!- . - .Und Johauna? ist die Kleine: mit Ihnen? fragte Angelo. .Sie war ein so liebes Kind, es war das erstemal, daß ich mein Heq von Mitleid bewegt fühlte, als fie so bitter um ihre Taute weimel Ich möchte die Kleine

wohl sehen.- .O du glaubst wohl, daß die Jugend nicht heran wächst! Johauna ist heute ei» erwachsenes Mäd chen und e» würde fich schlecht paffen, wen» sie eine» kranken jungen Mann besuchen wollte-, sagte Brachmann ausweichend. „Im llebrigen macht mir das widerspenstige Ding hart zu schaffen. Sie hat Gedanken im Kopfe, die für nnS beide gefährlich sind. Ich wage eS nicht, fie an» den Augen zu lassen. Deßhalb nahm ich sie auch mit hieher. Leb' wohl für jetzt. Angelo, sage der Alten, daß sie Dir gut

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Meraner Zeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 08.10.1890
Umfang: 8
, den er gemacht hat, aber der Effectivstand der französischen Truppen wird in Dasein war für sie dahin. Die Furcht vor der Inquisition ließ sie nicht zur Nuhe kommen, der Cardmal Contarini, aus den sie so viele Hoffnungen gesetzt, starb, und so sah sie einem sreudlosen Alter entgegen. Unterdessen lebte Michel-Angelo in Rom bekümmert und die Freudin schmerzlich vermissend, dahin. Der Druck, der auf den geistigen und politischen Zuständen des Vaterlandes ruhte, hatte den Patrioten in ihm tief verstimmt

» Zusammen gehörigkeit mit dem außerordentlichen Manne ihr stets gegen wärtig war, eine Wahlverwandtschaft, deren klare Erkenntniß wohl das stärkste Band zwischen ungewöhnlichen, ihre Um gebung überragenden Menschen bildet. In ihren Briefen redet sie ihn an: „Einziger Meister Michel-Angelo und ganz besonderer Freund' oder auch mit dem vielsagenden aber kaum zu übersetzenden: „Magnisico Michel-Angelo'. Sie empfand es zweifellos als etwas Wunderbares, daß der Meister ihr gegenüber aus der Mitte feiner

Krank heit noch leidend, müde, eine alte Frau. Zu den körperlichen gesellten sich fortgesetzt moralische Leiden. Ihre Familie war von den Päpsten aus dem Hause Farnese gedemüthigt uud gekränkt worden, da sie eifersüchtig auf ihren Glanz und ihren Einfluß waren, und alle heldenmüthlgen Versuche Vittoria's, die Ihren aufzurichten, waren erfolglos geblieben. Als sie, die Matrone, zurückkehrte, war sie die Einzige JhreS Geschlechtes in Rom. So sah Michel-Angelo sie wieder. Weltmiide zog

mit erregter Empfindung entworfen. Jetzt be findet das Portrait sich in England. In tiefster Zurückgezogenhiit lebte sie so noch mehr«« Jahre. Ihre stets neu aufgelegten Poesien vermehrten stetig ihren Ruhm, aber der Wiederhall desselben drang kaum noch in ihre Abgeschiedenheit. Am Ansang des Jahres 1547 schied sie, im Altec vok sicbemmdsiinszig Jahren aus einen« reichen aber prüfungS- vollen Dasein. In den letzten Tagen war Michel-Angelo ihr nahe. Als sie ausgeathuiet, stand er verzweifelt an ihrem Lager

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