war. Aber sonderbarerweise machte ihr diese Aussicht kein besonderes Vergnügen. Das tat sicher die Nähe der Begegnung. Diese seltsame Verabredung war ein Einfall von Christiane gewesen, auf den sie sogar stolz war. 'Schließlich', so Hatto sie ihm aus Ancona ge schrieben. „sind wir moderne, bewußte Menschen. Und es liegt wirklich kein Grund vor, daß wir uns auf eine häßliche und geschäftsmäßige Weise tren nen, wenn wir auch nicht mehr miteinander leben können.' Andreas hatte von seiner Geschäftsreise aus England
zustimmend geantwortet. Sehr kurz, natürlich, er hatte ja niemals Zeit für seine Frau, steckte immer in Gedanken und Ueberlegungen für den Betrieb, machte Pläne, lebte in einer ei genen, fremden und feindlichen Welt. War Chri stiane nicht im Recht, als sie sich dagegen aufge lehnt hatte? Ein Mann wie Andreas, der so we nig Sinn für die heiteren Seiten des Lebens be saß, der hätte eben niemals eins, junge verwöhnte Frau wie Christiane heiraten sollen. Nun versau erte sie in der langweiligen, engen Stadt
, in der man wohnen mußte, weil die Fabrik es verlangte, war fast den ganzen Tag allein, und abends, wenn Andreas aus dem Geschäft kam, war er viel zu abgespannt, um noch auszugehen. Dann saß er am liebsten daheim, las oder kramte in seinen Papieren herum, ordnete alte Reifephotos — lau ter Dinge, die seine Frau nicht im mindesten in teressierten. Alle Versuche, ihr diese friedlichen Abende zu zweien erträglich zu machen, waren ge scheitert. Christiane hatte nicht einmal den guten Willen ihres Mannes bemerkt
mit den umständlichen, unge schickten Bewegungen, die sie so gut an ihm kannte, in einem Berg seidener Pyjamas. Sie hatte über haupt nicht darüber nachgedacht, daß auch er, wie sie, schon vor der verabredeten »Stunde in Zürich eintreffen könnte, hatte ihn sich immer frisch vom Bahnhof kommend, in der Hotelhalle vorgestellt. Ohne auf die verdutzte Verkäuferin zu achten, eilte sie in den Nebenraum. „Soll ich dir beim Ausstichen helfen?' fragte sie plötzlich. Andreas fuhr herum, starrte seine Frau sprachlos an, stam
...' „Also', erklärte Christiane mit gespielter Energie ''9 mit. einein ihr selbst nicht ganz erklärlichen Älucksgesuh., „dann will ich dir wirklich Helsen.' Und bald hatte sie mit sicherem Geschmack ein schö- nes Modell aus dicker hellblauer Seide mit dun kelblauen Rändern ausgesucht, mit dem er denn auch lehr einverstanden war. Beide fanden es ganz in der Ordnung, daß Andreas seinerseits nun die Damenabteilung hinüberging, um auch Christiane bei ihrer Auswahl zu beraten. Sie war keineswegs erstaunt