, alle bürgerlichen Anstalten sind von ihr umspült, von ihr durchsickert. Schon rauscht sie heran, das Heer zu unterwaschen. Wenn ihr noch eine Spanne Zeit gegönnt bleibt, so ist es für immer zu spät geworden, ihrer reißen den Stromgewalt Herr zu werden. Oesterreich, Preußen und Rußland haben iin vorigen Jahrhundert, znr Zeit des aufgeklärten Selbst- herrscherthunis, große, richtunggebende Monarchen Der Onkel aus Amerika.*) Ein Onkel ist eine männliche Tante. Und Amerika ist ein Welttheil, den ich nicht mehr
zu entdecken brauche. Heuie weiß ich beides genau; aber lange, ehe ich eine Ahnung da von hatte, wußte ich, was ein Onkel aus Amerika ist. So hießen sie nämlich allgemein den Schloßherrn von Tannewitz, zu dessen Unterthanen wir gewissermaßen gehörten. Dieser Schloßherr war eine sonderbare Figur. Er trug das Kinn rasirt, und darunter einen langen weißen Bart, so daß er aussah, als hätte er immer eine Serviette umgebunden. Und lange Zähne hatte er, aber die mußte er wohl haben, denn es hieß, er hätte
sich in Amerika zehn Jahre lang nur von sauren Aepseln ernährt. Dann hätte er, so sagte man, aus einmal das Petroleum erfunden, was noch weit über daS Schießpulver ginge. Und da wäre er sabelhast reich geworden, und heimgekehrt, und hätte sich Schloß Tannewitz gekaust. Und als ich später lesen lernte, sagte mir meine Mutter, so oft ich das A-B-C nicht begriff: »Psni. willst Du/auch so Einer werden, wie der Onkel aus Amerika, der nicht einmal lesen kann?' Und da begriff ich geschwind
Alles, denn so Einer wollte ich denn dock) nicht werden. ^Jn der That scheint der Schloßherr nicht sehr gelehrt gelesen zu sei». Fräulein Dorothea, die Tochter des Schul meisterS, mußte täglich auf daS Schloß, um ihm vorzulesen, wie sie sagte, — um ihn lesen zu lehren, behaupteten wir gelehrte Fibelschützen. Es war aber beides nicht das Richtige, das ersuhr ich erst viel später durch meine Schwester Amalie, die eS von ihrer Freundin Dorothea selbst haben wollte. Dafür aber war der Onkel aus Amerika unendlich reich Uns«« Köchin sagte
, er hätte das geschmolzene Gold tonnen weise im Keller stehen, wie wir im Winter die geschmolzene o Buche: „Regenbogen'. Lieben heitere Geschichten. Bon L«dn>y Hevefi. Stuttgart, Bonz u. Tom», Butter. Auch richtete er das Schloß danach ein. Es soll da alles Gold gewesen sein, sogar die silbernen Löffel. Er sollte persische Teppiche eigens aus Amerika bezogen haben, weil sie da theurer wären. Und gespeist wurde, wie unser Kindermädchen sagte, immer ans zerbrochenen Tellern, damit sie kein zweites Mal