Akademische Vorlesungen über die Geschichte Tirols bis zur Vereinigung mit Oesterreich
Tirol auf ihren Raubschlössern von aller Berührung mit den Waffen gefährten sich abgeschlossen und nur der rohen Fehde gelebt haben. Schon der Umstand, daß gerade im Südwesten von Deutschland das Ritterwesen in der höchsten Blüthe stand, weist darauf hin, und manche einzelne Spuren bestätigen eS. Namentlich erscheint auf frem den Turnieren (im I. 1060 in Frankreich erfunden, 1127 in Würz burg nachgeahmt) mancher Ritter aus Tirol, wenn man auch zuge stehen will, daß Ziebock
mit seinen Nachrichten oft voreilig war. Eben so wissen wir, daß sie oft an den Kreuzzügen Theil nahmen. Wir können nur bedauern, daß uns die Geschichte so wenige Züge hievon aufbewahrt oder vorgefunden hat. Das Ritterthum in jener Zeit war in der That das Depositum für alles Edle, Große und Schöne. Nur wenn der Ritter zu Hause in Unthätigkeit war, war er sich und noch mehr seinen Nachbarn unausstehlich; und so, wie der alte Deutsche, wenn er nicht in den Krieg zog, entweder auf der Bärenhaut saß und unendliches
Bier trank, oder der Jagd nach ging, so betrachteten auch die Ritter alles, waS nicht ihres Gleichen war, namentlich die friedlichen Bürger und die Kaufleute, als ein Wild, aus welches sie Jagd machten. Im Ucbrigen ist aber die Geschichte jener Zeiten voll von Zügen großer, unternehmender Seelen, und die Ideale der Ritter waren Ta pferkeit, Ehrliebe, Beschützung des Glaubens, Beschützung der Unter drückten, der Wittwen und Waisen, und ihre Minne. Daß unsern tirolischen Rittern die Minne fremd
gewesen sei, können wir nicht glauben; die Minn e lie der aber erklangen in diesen Thälem erst viel später. Uebrigens hatten die Ritter nach und nach einen Stand ge bildet, der sich nicht über ein einzelnes Land, sondern über die ganze Christenheit verbreitete; und ein Ritter aus Burgund stand einem Ritter aus Schwaben weit naher, als überhaupt ein Ritter und ein Bürgersmann von demselben Orte. Die Ritter selbst hießen mMes; ihre Söhne, bevor sie mündig wurden, „Junkherrlin' oder xà Bei den Grafen