¬Die¬ Archive Deutschsüdtirols : (eine Übersicht mit einem Urkunden-Anhang)
Gulden für die Schulen der deutschen Gemeinden des Nonsberg. Die italienischen Priester, die in früherer Zeit in Proveis gewirkt hatten, vermochten keine ersprießliche seelsorgerische Tätigkeit zu entfalten, da sie das Volk zu wenig verstanden. Was Gericht und politische Verwaltung betraf, unterstand Proveis der Prätur (Gericht) Clcs, in kirchlicher Hinsicht der italienischen Pfarre Revò im Nonsberg, Amtssprache war das fralie- nisdie. So sah die „germanisierende Tätigkeit
der Zeitverhältnisse, welche der nationalen Schutzarbeit Mitterers günstig waren. Richtig charakterisiert sie Fittbogen (49): „Insbesondere sind es zwei Strömungen, die seine (Mitterers) Tätigkeit förderten: eine wissen schaftliche und eine politische; die eine ist gesamtdeutsch (volksdeutsch), die andere ist spezifisch österreichisch. Die wissenschaftliche Strömung beschäftigt sich mit der Erforschung des Volks tums in den deutschen Sprachinseln Österreichs; eingeleitet wird diese wissenschaftliche Be wegung
durch die Arbeiten des Münchener Germanisten Johann Andreas Schmeller über_ die deutschen Sprachinseln in Oberitalien, über die Sieben und Dreizehn Gemeinden. Die politische Strömung hatte ihre Ursachen in der veränderten Haltung der österreichischen Regierung gegen über den nationalen Fragen in Tirol. Nach dem Verlust der Lombardei und Venetiens in den Jahren 1859 und 1866 und def Bildung eines geeinigten italienischen Nationalstaates trat die irredentistische Bewegung in Welschtirol und das Streben
der italienischen Nationalisten nach der Brennergrenze immer deutlicher an den Tag. Die österreichische Regierung, die bisher der Zurückdrängung des Deutschtums in Südtirol ruhig zugesehen hatte, begann nunmehr zu er kennen, daß eine Erhaltung des deutschen Elementes politisch empfehlenswert sei. So kam es denn, daß die Bestrebungen zum Schutz des Deutschtums, wie sie bisher aus nichtamtlichen Krei sen erwachsen waren, nunmehr einige Unterstützung seitens der Regierung fanden. Der zweite Teil des Buches befaßt
sich mit der Arbeit, welche die Freunde Mitterers zur Schutze des Deutschtums leisteten. Es ist erfreulidi, zu sehen, wie die schlichte, selbstlose Arbeit des deutschen Priesters nicht nur ihrem unmittelbaren Zweck, der Fürsorge für seine Seelsorgs- kinder, diente, sondern Anregung und Ausgangspunkt für eine große Bewegung wurde, für eine Organisation zum Schutz der deutschen Minderheiten. Die Freunde Mitterers waren es, die zunächst an die Gründung der deutschen Schulgesellschaft, dann des allgemeinen deutschen