Geizkofler : die Kleinfugger von Tirol. Kuturhistorischer Roman aus großer deutscher Zeit
Um Sterzing raste wieder einmal der Föhn. Er blies über die übersirnten Alpenböden von Ridnaun, schlug mit heißer Hand in die Bergwäfser, daß sie hoch auf spritzten, rüttelte an die Eisenläden des alten, verlassenen Muritturmes, daß sie in den rostigen Angeln stöhnten, und buhlte, lachte und weinte um die gelben Trollblu men, die an den Sümpfen von Reiffenstein wuchsen, in denen sich jetzt das Kreuz der Deutschordensritterschaft spiegelte. Dann schlich er müden Atems um das Siechen haus
bei Maria im Moos, wo die letzte Säbenerin sühnte. Darauf jubelte er über grünende Wiesen und austauendes Ackerland. Dann sprang er wieder hoch. Des Tales letzte Wintertränen waren aufgesaugt, Quellen wachgeküßt; heiße Finger hatten seidene Birken haare gestreichelt, goldene Kiefernnadeln emporgewirbelt und an Herzen geklopft. Die letzten Sturmstöße galten Sterzing. Wider jeden Anstand, gleich einem jungen Pferde, rannte der Wild ling gegen die Tore und Türme und verröchelte über die Zinnen, Dächer
und Feuermauern. Ein letzter Wehelaut, ein ermüdetes Hinsurken und es trat Stille ein. Uriel Geizkofler war wieder da und die erste Nacht im Vaterhause. Heimat, du herrliche! Noch im reifen Alter sehnen sich deine Kinder nack dir! Kein Mensch kann die Lust seines Vaterhauses vergessen, wo ihm die Spuren der Vergangenheit Schritt aus Tritt begegnen. Ein großer Friede war in dem Zurückgekehrten. Das, was ihn umgab, war wieder eiserne Kraft. Seine Pulse klopften: Sterzing! Wohl hatte ihn das laute Sturmestoben
