Erziehungs- und Unterrichtslehre für Gymnasien und Realschulen
zu sein, welcher an falschem Orte nachholen will, was er früher versäumt hat. Vielmehr hat die nach obigen Gesichtspunkten vorbereitete und vollzogene Widerholung an sich selbst erziehende und entwickelnde Kraft und zwar um so größere, je schärfer der Lehrer die vorbezeichnete Me thode innehält. Endlich aber und auf Grund des bisher beschriebenen Verfahrens ist auch das wörtliche Erlernen bestimmter Pensa eine Zur Stärkung des Gedächtnisses unerläßliche Maßregel. Hierbei hat der Lehrer vornehmlich auf zweierlei zu achten
, erstlich daß er seine Ansprüche an das Gedächtnis des Kindes nie überspanne und dieselben nur allmählich in genauer Ueber- einstimmung mit der wachsenden Kraft steigere, und zweitens daß er, die Beobachtung des ersten Punktes vorausgesetzt, seine Forderungen streng durchführe und auf genaues und buchstäbliches Auswendiglernen halte. Beide Regeln bedürfen keines weiteren Beweises; für die zweite mag indes noch angeführt werden, daß das strenge Memorieren auch ein vortreffliches allgemeines Zuchtmittel
ist, je leichter sich bei der heranwachsenden Jugend die thörichte Vorstellung einschleicht, daß sie eigentlich zum buchstäblichen Auswendiglernen schon zu gut und zu geistreich sei. Der Ernst des Lehrers wird diese Thorheit von selbst beseitigen, nötigenfalls genügt ein Hinweis auf die großen Redner des Altertums, welche auf der Höhe ihres Ruhms und ihrer geistigen Kraft das Auswendiglernen niemals gescheut haben. Allerdings ist das frühere Alter in manchem Betracht für das wörtliche Erlernen geeigneter
