159 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/101111/101111_128_object_4672209.png
Seite 128 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
als er Werke über Kriegskunst, Regierung, Staatsöcouomie las, als die Theilnahme an den politischen Ereignissen wuchs, als an ihm ein Bewußtsein der inneren Kraft, die Lust zu schassen bemerkbar war. Ms er in sein 20. Jahr eintrat, war seine Kraft gesammelt und jene Züge des Charakters gegeben, welche aus seinem späteren Leben so klar und offen hervortreten. Der preußische Diplomat, der ihn im 7. Jahre kennen lernte, schrieb, daß Joseph wohl schwerlich ein Genie werden würde. Später schrieben

die Gesandten, daß er nie so viel Einfluß haben werde, - als er sich einbilde, weil er weniger sieht, als er sehen sollte und mehr von sich erwartet, als er leisten kann. Sie irrten sich Alle. Friedrich II., der Joseph, als er 20 Jahre alt war, einmal sah, sprach seine Verehrung für den jugendlichen Geist aus; sein scharfer psychologischer Blick erkannte den hohen Flug Joseph's; er meinte, Joseph würde Karl V. noch übertreffen, und als Maria Theresia starb, rief Friedrich ans: „Nun beginnt eine neue Ordnung

der Dinge.' Joseph war 24 Jahre alt, als er die römische Königskrone erhielt. Göthe hat jene Krönung zu Frankfurt in Wahrheit und Dichtung in voller jugendlicher Anschauung geschildert. Im folgenden Jahre 1765 starb sein Vater Franz I. und er übernahm als Joseph II. die Regie rung des deutschen Reiches. Er gedachte die Regierung auch wirklich zu üben, was den schwerfälligen Körper zu Regensburg uud die Aemter, auf welche die Krone Einfluß nahm, in nicht geringe Aufregung ver setzte. Das Billet

an den Reichshofrath vom 21. October 1767 schien die alten Formen zu durchbrechen, und die Kammergerichtsvisitationen, welche Joseph in Gang brachte, wehten die alten confessionellen Gegen sätze wieder auf. Im österreichischen Staatswesen nahm Joseph, so lange seine Mutter lebte, keinen directen Einfluß. Maria Theresia be hielt die höchste Macht und den Entscheid in allen großen und kleinen Fragen. Sie hatte Joseph nach dem Tode des Marschalls Daun die Leituug der militärischen Verwaltung überlassen

10
Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/101111/101111_571_object_4672652.png
Seite 571 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
eigenhändig. Ihr letzer Dank war an Kaunitz und die Ungarn gerichtet. Der ungarische Hofkanzler Graf Esterhazy erhielt den Auftrag in ihrem Namen dem ungarischen Volk für seine Anhänglichkeit und Treue zu danken; dieselbe Liebe möchte es für Joseph bewahren. „Könnte ich uusterblick sein,' sagte sie wenige Augenblicke vor ihrem Tode, „so wünschte ich es nur, um die Unglücklichen zu unterstützen.' In der Nacht vom 28. zum 29. November sprach sie lange mit Joseph. Dieser ersuchte

sie, sich doch lieber Ruhe zu göuueu. „In einigen Stunden.' erwie- derte sie, „soll ich vor Gottes Richterstuhl erscheinen, und du meinst ich könne schlafen.' Wie in ihrem Gemüthe volle Klarheit und Heiterkeit geherrscht, so hatte sie immer freie Lust, volles Licht geliebt. Das schlechte Wetter au ihrem Todestage berührte sie unangenehm. Die Fenster mußten offen bleiben. Joseph II. war bei ihr, als sie sich am Abend des 29. November beengter fühlte. Sie rief: „Die Fenster auf,' uud wollte sich erheben. Joseph hielt

, wo sie alle ruhen, die Fürsten und Kaiser aus dem Hause Oesterreich, in einer Reihe, seit in dem Nachfolger Mathias alle Linien und damit die getheilten Lande wieder in einem Gesammtbesitz Oesterreich verschmolzen waren: der stürmische Kaiser Mathias, der fromme Ferdinand II., Ferdinand III. mit seiner Kraft und Würde, der ruhige Leopold I. in seinen weit aussehenden Entwürfen und seine Söhne, der feurige Joseph I. und der milde Karl VI. Neben ihnen wurde nun in altherkömmlicher Pracht der Leib Maria Theresia's

beigesetzt, ' mit der eine neue Phase für Hr Geschlecht und für die Entwickelung ihres Reiches beginnt. Maria Theresia hatte uicht gewünscht, daß eine Leichenrede gehalten werde, aber die Trauer uud Klage ging durch alle Lande. Alle, welche die Erinneruug hatten an die Kraft nnd Milde ihres Wesens, an den Segen, der von ihr ausfloß, sprachen die Leichenrede in ihrem Herzen. Kaiser Joseph schrieb Wols, Oest, ne Mar. Tver- A7

11
Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/101111/101111_127_object_4672208.png
Seite 127 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
„Ich lehre meinem Sohne die Musik lieben, schrieb sie einmal, damit er milder werde; Joseph ist nicht folgsam, sondern störrisch'. Jojeph lernte bald gehorchen, so selbstständig er sich entfaltete. Der Unterricht in den Wissenschaften wurde ihm von den besten Kräften erthcilt; aber seine Lehrer wußten sich seiner Individualität nicht anzuschließen und verstanden es nicht, diesen Geist mit feiner sorgsamer Hand zu eröffnen und sein Herz, in dem alle guten Gaben schlummerten, zu pflegen

. Sie klagten über Mangel an Aufmerksamkeit, Fortschritten nnd viel Eigen sinn. Der Staatskanzler Uleseld nnd Staatssecretär Bartenstein waren seine Lehrer in den Rechts- und Staatswissenschasten. Letzterer hatte in seinem 64. Lebensjahre ein Werk über österreichische Geschichte und Politik für Joseph geschrieben; er ging darin von der statistischen Grundlage aus, zeigte die besonderen Verhältnisse Oesterreichs, seinen Zusammenhang mit den übrigen europäischen Staaten, entwickelt seine Geschichte

, seine besonderen politischen Interessen, wie sie aus dem natürlichen Boden der gegebenen Verhältnisse entspringen. Das Werk ist nie im Druck erschienen; die Anlage schien vortrefflich, aber es um faßte 15 Bände und führte einen ungeheuerlichen gelehrten Apparat mit sich. Es ist nicht zu verwundern, wenn Joseph über das Reifen und Werden der Dinge nicht zur Erkenntniß kam und sein Blick sich von der Verworrenheit des Besonderen der Einfachheit des Allgemeinen zu wandte. Joseph arbeitete fleißig; sein gutes

Gedächtniß und sein Scharfsinn halfen ihm über den pedantischen Unterricht hinaus. Er wurde mit dem altclasstschen Geiste vertraut; er lernte Plutarch, Cicero, Tacitus, und aus neuerer Zeit den Machiavell und Antimachiavell, Hobbes, Groot, Montesquieu kennen, jene Männer, deren wissenschaft liche Thätigkeit so electrisch auf Zeiten und Nationen gewirkt hat, und welche unsere Zeit als Jrrlehrer verachtet. Joseph entwickelte sich kör perlich schnell und vorteilhaft; seine geistigen Fähigkeiten reisten lang

- - sam. Er erschien gegen seine Vorgesetzten steif, ungeduldig, zurückhaltend immer entfernt, gegen Untergebene liebreich, wohlwollend. In seinem 17. Jahre befielen ihn die Blattern, jene Krankheit, der in der kaiser lichen Familie fast in jeder Generation ein Opfer gefallen war. Joseph wurde glücklich hergestellt. Wie ganz eigens entfaltete er sich nun. Sein individuelles Wesen, die Gaben seines Geistes und Herzens kamen zum Durchbruch. Man war überrascht, als er anfing selbst zu studiren,

12
Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/101111/101111_147_object_4672228.png
Seite 147 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
I4l» Als Gras Proskau, Kammerer unter Karl VI. 1752 seine goldene Hochzeit stierte, war sie selbst zugegen. Sie nahm Antheil, wenn einer der Vornehmen krank war, besuchte ihn, z.B. dm Fürsten Joseph Adam Schwarzenberg. Maria Theresia steigerte das Gemeingefühk und die Energie des Adels. Die wichtigsten Reformen, welche die alte aristo kratische Verwaltung, das Verhältnis; der Unterthanenschaft, das Steuer- wesen umbildete, wurden ohne Widerstreben durchgeführt, die politische Staatshoheit

, welche in Höhen und Tiefen mit altständischen Elementen versetzt war, erhob sich frei und umfangreich. Es gelang der Kaiserin durch ihre Verwaltung in Ungarn, durch ihren persönlichen Einfluß auf die ersteu Familien des Landes, die Annäherung des ungarischen Adels, die unter Leopold, Joseph und Karl VI. gefestigt war, bedeutend zu erweitern. Die Namen Erdödi, Bathiauy, Szirmay. Kàroly, Forgücs, Ràsdy, Haller, Bethlen, Teleki waren bei Hofwürden und Staats ämtern zu finden. Schon 174 t ernanute Maria Theresia

zn geheimen Rathen: Fürst Anton Esterhazv, Wolfgang Sereny, Georg Palssv. Csàky, Bischof von Großwardein, SÄeuyi in Fünfkirchen, Kohary. — Graf Kàrolyi, Joseph Esterhazy, Dionys Csaky wurden Feldmarschälle, Baron Ghilauy, Graf Kohary, Baraniay, Festetics F.M.L. Die Zahl mehrte sich. Man konnte ungeachtet das Maß der politischen Rechte des ungarischen Adels jene des österreichischen weit überstieg, eine Ver schmelzung der Interessen erwarten, ein Ereignis;, das in seiner natür lichen Entwickeluug

durch die wilde Oppositionsluft der späteren Zeit auf lange abgebrochen wurde. In der Zahl der geheimen Räthe von 1752 waren die vornehmsten Familien aller Provinzen vertreten: Graf Ferdinand Lamberg, Graf Michael Althann, Graf Gyulay, siebeubürgi- scher Hofkanzler, Freiherr Pfitschner, Gras Rudolph Chotek, Joseph Breuner, die Grafen Leopold Dann, Losymthal, Hartig, Niclas Palffy, Korschinsky, Gras Harrach, Reichshofrathspräsidmt, Graf Friedrich Wil helm Haugwitz, der ungarische Hofkanzler Graf Nadasdi, Graf

13
Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/101111/101111_585_object_4672666.png
Seite 585 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
pflanzen. Joseph II. verkannte die Zähigkeit des Volkslebens, er ver kannte das Verhältniß des Staates zur Kirche, er verkannte in der er strebten Reichseinheit die Nationalverschiedenheit und die Kraft des pro vinziellen, Widerstandes. Das Bewußtsein, beinahe 40 Jahre hinter sich zu haben, die Möglichkeit von der Höhe des Lebens auf eine solche Fülle von Stoff, wie sie in Oesterreich aufgespeichert lagen, wirken zu können, ließen ihn mit Ungeduld und Unstetigkeit austreten

nur unbestimmte Kenntniß davon; der Türkenkrieg theilte seine Aufmerksamkeit und gab manchen Mißver gnügten mehr Muth. Als Joseph II. den Keim des Todes in sich aus dem Feldzuge heimkehrte, fand sich diese Opposition so sicher, daß sie dem Kaiser ihre Beschwerden vorlegte, die Mißbrauche als Waffe ge gen das System kehrte und den Zustand der Monarchie mehr gefährdet als er war, darstellte. Die unklare Erkenntniß eines Lebenstriebs, der in der Entwickelmig Oesterreichs vorhanden war, ließ die Josephinischeu

Schöpfungen keine Wurzel fassen; das Bemühen, Gestaltungen lebendig zu erhalten, die nie mehr ihre frühere Herrlichkeit offenbaren konnten, untergrub sie vollständig. Oesterreich schien an dem Rand des Verder bens, und Josef II. fehlte die Kraft zu zwingen. Die Ungarn erhielten die Zusicherung, daß ihre Landesverfassung werde restaurirt werden, für Böhmen und Tirol wurde die Herstellung provinzieller Gewalten iu Aussicht gestellt. Joseph II. mußte die Entwicklung der keimenden Staatsbildung abgebrochen

15
Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/101111/101111_376_object_4672457.png
Seite 376 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
der durch Jahrhunderte unberührt geblieben war, auf den kirchlichen Boden. Einzelne Spuren finden wir bereits unter Joseph I. und Karl VI. Unter Maria Theresia entfalteten sich die staatlichen Interessen in immer steigender Größe, die souveräne Gewalt concentrirte alle öffentlichen Tätigkeiten und nahm Elemente aus, welche bisher außer halb der Staatssphäre gelegen waren. In diesem Aufsammeln und Verbinden von zersplitterten Rechten und unbestimmten Verhältnissen traf die weltliche Gewalt

Punkte, welche bisher nur in den Bereich des kirchlichen Organismus gehört hatten. Es eröffnete sich dadurch eine Bewegung, welche unter Maria Theresia eine gemäßigte in sich berech tigte Richtung befolgte, unter Joseph II. jedoch, als bei dem heil. Stuhle andere Tendenzen vorwalteten und die Opposition der Zeit Höker ging, in ein willkürliches Umgestalten mit und durch die Staats gewalt überging. Ungeachtet der großen Mannigfaltigkeit der Regungen und Erscheinungen läßt sich diese Bewegung

in ihren Hauptzügen nicht verkennen. Man hat diese Bewegung in ihrem Höhepunkte, wo sie offen oppositionell gegen die Kirchengewalt auftrat, „Josephinismus' genannt. Es zeigt dieß nur von oberflächlicher und einseitiger Betrach tungsweise. Man könnte sie ebenso „Bourbonismus' oder das System des 18. Jahrhunderts nennen, denn sie durchflutete das ganze Europa, gewann frühzeitig und lange, bevor Joseph II. thätig eingriff, an den bourbonischen Höfen Impuls, Rückhalt und auch Resultate. Der allgemeine Umschwung

16
Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/101111/101111_126_object_4672207.png
Seite 126 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
stbieden war. Sein Leben gehört in den Raum dieser Blätter nur bis zu dem Punkte, wo er als Alleinherrscher mit aller Macht und Fähig keit ausgestattet, gedrängt von semer Natur und der Ueberzeugung der, Nothwendigkeit die früher bedächtig unternommeneu Reformen in rascher äußerer und innerer Vollendung seheu wollte. — Joseph war am 13. März 1741 von seiuer Mutter in jener sorgenschweren Zeit geboren, als sich halb Europa gegen Oesterreich erhoben hatte. Friedrich-II. war damals in Schlesien

eingerückt und der Einfall der Baiern war zu er warten. Die Patheu des Kindes waren Papst Benedict XIV. und August III. Kurfürst von Sachsen und König von Polen. Drei Monate nach ihrer Niederkunft ging Maria Theresia zur Krönung und Huldi gung nach Ungarn. Bei der zweiten Reise im September wurde der junge Erzherzog den Ständen zu Preßburg gezeigt. Die ersten fünf Jahre brachte Joseph unter den Händen der Frauen zu. 1746 wurde ihm ein Ungar, der Zeldmarschall Fürst Karl Bathiany zum Obersthof meister

gegeben. Bathiany war ein tapferer Degen, der sich in der Schlacht allen Gefahren keck und verwegen entgegenstellte, durch nnd durch Soldat, dem Haus Oesterreich mit ritterlicher Treue und Begei sterung zugethan — aber durchaus kein Staatsmann. Es war,am öster reichischen Hofe von alten Zeiten her jene Erziehung zur Zucht und Ehrbarkeit, zur Keuschheit des Herzeus, zum Maßhalten in allen Dingen geblieben. Der Einfluß seines Obersthofmeisters und aller Elemente, die um Joseph thätig waren, gaben

17
Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/101111/101111_141_object_4672222.png
Seite 141 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
, der römische König und Kaiser Joseph II. hatten ihren eigenen Hofstaat. Wie einzelne Glieder der kaiserlichen Familie durch Heirat oder Tod ausschieden, horte auch diese Gliederung des Hofstaates auf. In dem lejzten Jahrzehent der Regierung Maria Theresia bestand nur der Hofstaat um die Person der Kaiserin und um die Person Joseph's II. Am reichsten in Zahl und Würden war der Hofstaat vertreten bei der Kaiserkrönung 1745 in Frankfurt. Bei der Wahl waren erschienen als Wahlbotfchaster der böhmischen

und Gelehrten. — Bei der Krönung waren alle kais. Minister und Honvürdenträger gegenwärtig: Graf Rudolph Sinzendorf, geheimer Rath, FeldmarschMieutenant und Obersthofmeister, Graf Anton Uleseld, geheimer und Conferenzrath, Hof- und Staatskanzler, Graf Wilhelm Wnrmbmnd, später Reichshofrathsprästdent, Graf Friedrich Harrach, geheimer und Conferenzrath, böhmischer Oberstkauzler, Heinrich Fürst Anersperg, geheimer Rath und Oberststallmeister, Graf Friedrich Sei lern, österreichischer Hofkanzler, Gras Joseph

Montesanto, Präsident des italienischen Rathes, Graf Joseph Harrach, Hofkriegsrathspräsident, Graf Philipp Kinski), geheimer und Conferenzrath, Ministerial banco- Deputatiouspràses, Graf Rudolph Colloredo, Conferenzrath und Neichs- ') Hof- und StaatsschemattSmuS von 1742, 1747, 17W, 1763, 1773, 1777. F

18
Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/101111/101111_398_object_4672479.png
Seite 398 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
die Kaiserin, die nachfolgende Zeit wandelte in einer anderen Bahn, und erst 1790 suchte man die Arbeit Martinis wieder hervor. Wie Maria Theresia auf der einmal betretenen Bahn der staat lichen Richtung inue gehalten hatte, so ging Kaiser Joseph II. einen Schritt weiter. Es war natürlich, daß mit dem Durchbrechen der staatlichen Ideen manche harte oder feindselige Berührung mit den be stehenden Formen der sichtbaren Kirche entstand. Die Josephimschen Reformen sind in neuerer Zeit einem harten

Urtheil unterworfen wor den. Man bedenkt nicht, daß einmal der Wurf geschehen war, daß Joseph II. vor Allem die politische Natur des Staates nach allen Richtungen rein ausprägen wollte und vorzüglich, daß sich Collistonen eröffneten., als nach dem Tode Clemens XIV. bei dem römischen Stuhle eine mehr entschiedene Abneigung gegen die staatlichen Refor men in den katholischen Ländern eintrat. Joseph's edle Intensionen wurden von seiner Mitwelt von Hoch und Niedrig wenig verstanden, wenig gewürdigt

hatte, was als beilig und vornehm gegolten in Politik und Recht, in Kirche und Staat, Kunst und Wissen. Wenn Joseph II. dieser Strömung, wie sie zu seinen Füßen brauste, Gehör gegeben hätte, es wären nicht Maß regeln eingetreten, welche die äußere Gestalt der Kirche in Oesterreich veränderten, es wäre vielmehr der Nerv des inneren katholischen Lebens getödtet worden. Es erschienen in der Josephimschen Zeit eine Reihe von Verordnungen, welche Beziehung hatten auf das äußere Kirchen recht, auf die Rechte

20
Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1855
Oesterreich unter Maria Theresia
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/101111/101111_370_object_4672451.png
Seite 370 von 591
Autor: Wolf, Adam / von Adam Wolf
Ort: Wien
Verlag: Gerold
Umfang: 594 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Österreich;z.Geschichte 1740-1780 ; <br>p.Maria Theresia <Österreich, Erzherzogin, 1717-1780>
Signatur: II 141.825
Intern-ID: 101111
dieses Geistes klar zu machen; aber die ständische Opposition adsorbirle diesen Widerstand und steigerte ihn zum Nationalgesühl. Als Joseph II. krank und todes matt aus dem Feldzuge heimkehrte, als man ihm vorspiegelte, daß in Ungar« ein allgemeiner Aufruhr im Anzüge sei, daß dieser von fremden Mächten unterstützt werde, entschloß sich der Kaiser die alten Zustande in Ungarn herzustellen. Dies geschah durch die berühmte vomMo oräinktZonum, c>UTS sensu eommurii kìà versar, vi- Zàvtur' vom 28. Jan. 1790

. Das Patent wurde in Ungarn mit ungemessenem Jubel aufgenommen; die Ausmessnugspläne wurden zer rissen, verbrannt, die Nummern an den Häusern ausgelöscht, alle alten Formen, mochten sie noch so morsch und faul sein, hergestellt. Das Entzücken wurde künstlich gesteigert, als die heil. Krone „aus ihrer Gefangenschaft' von Wien zurückgebracht wurde. Am 20. Februar war Kaiser Joseph gestorben; die Nachricht davon mußte schon in Ofen sein, wenigstens die Kunde, daß der Kaiser sterbenskrank sei

, und am 21. und 22. Februar wurden in der Hauptstadt des Landes Feste gefeiert, in den Kirchen ?sl)eurn gesungen, die Hymnen stiegen zu Gott empor zu Lob und Preis der alten Staatsformen. Als Leopold II. die Kronen Oesterreichs übernahm, ging man in Ungarn noch weiter. Die Opposition stellte die Regierung Joseph's II. als eine gesetzwidrige dar, sie behauptete, Joseph sei kein rechtmäßiger König gewesen, weil

21