Briefe aus und über Tirol geschrieben in den Jahren 1843 bis 1845 : ein Beitrag zur näheren Charakteristik dieses Alpenlandes im Allgemeinen und der Meraner Gegend insbesondere
die Erinnerung an den tiroler Helden Andreas Hofer daran knüpfte. Wenn ich mit der vollsten Theilnahme die Geschichte des Landes, und besonders die Katastrophe, in der Hofer den Mittelpunkt bildete, verfolgt hatte, so war es natürlich, dafs ich auch mit grofsem Interesse die Umgebungen betrachtete, in de nen jener politische Märtyrer gelebt hat. Doch mufs ich geste hen, dafs ich, allem Reliquienwesen abgeneigt, nicht im Stande war, mich, wie andere, für die vielen Gegenstände zu enthusias
- miren, welche hier von dem Eigennutze der Neugierde darge boten werden. Mich interessirt nun einmal an grofsen Menschen nur der Geist, und nicht die körperliche Hülle, am wenigsten aber die Zufälligkeiten ihrer Kleidung, in sofern sich darin nichts Geistiges charakterisirt. Man sagt, es werde arger Mifsbraucb mit der Curiositäten- Sucht gewisser Leute getrieben! — Gegenwärtig wird der, vom Kaiser dem Enkel Hofer's ver liehene Hof, von dem Schwiegersohne des Heiden: Andreas Erb, einem wahren Muster
Passeirer Kräftigkeit, verwaltet. Von Hofers in den Adelstand erhobener Familie leben und nur noch: sein Sohn Johann und dessen beide Söhne, von denen der eine, Andreas, Besitzer des Sandwirthshofes, der andere Offi zier im Kaiser-Jäger-Regimente ist. Die Frau und die Töchter sind alle längst verstorben, erst ere war übrigens keinesweges die poetische Natur, wie sie Lewald in seinem Buche über Ti rol schildert. Etwa 1000 Schritt vom Sandwirlhshause liegt auf einem nie- dern Hügel, wenig über der kleinen
