¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
doch auch nach der Schweiz hin seine Schatten voraus. Im Mai 1914 nahm die französische Regierung, die sich damals mit den Fragen der Verproviantierung des Landes im Kriegsfall beschäftigte, Verhandlungen mit der Schweiz zur Sichcrstellung ihrer Getreidezufuhr über französische Bahnen auf. Davon ausgehend, daß die deutsch-französische Auseinandersetzung unabwendbar sei, weil Deutschland nicht in eine Neuregelung der elsaß -lothringischen «Angelegenheit willigen wolle, und daß Deutschland im Falle eines europäischen
Krieges alle Zufuhren gesperrt würden, hielten Ge sandter und Militarattaché in Bern der eidgenössischen Regierung und Heeresleitung vor Augen, daß die Schweiz mit ihrer Versorgung ganz auf Frankreich angewiesen sei, doch wolle dieses die Verpflich tung übernehmen, für die Bedürfnisse der schweizerischen Bevölke rung zu sorgen, falls die eidgenössische Regierung sich für das Verbleiben des Getreides im Lande verbürge. 1 Mit diesem Schritte, dessen unverkennbare Absicht war, dem klei nen Lande warnend
zu verstehen zu geben, in welcher Abhängigkeit es sich im Kriegsfälle von der Entente befand, war eine Lebensfrage der Schweiz aufgerollt, denn bei ihrer kontinentalen Binnenlage wie der Beschränktheit ihrer wirtschaftlichen Erzeugung konnte sie ohne regelmäßige Zufuhr von Nahrungsmitteln und Rohstoffen aus dem Ausland nicht auskommen. Zwar bemühte sich die schweizerische Regierung und Heeresleitung sogleich um eine entsprechende Zu sicherung von deutscher Seite, namentlich einer Offenhaltung