¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
sich russische Großmacht und serbischer Kleinstaat zu gemeinsamem Tun die Hand. Die Rollenverteilung war dabei, daß der Große dem Kleinen das Odium der Wühlarbeit und des Ver- schwörertums überließ, aber die moralische Verantwortung war in Petersburg nicht geringer als in Belgrad. Österreich-Ungarn hatte es fortan in Südosteuropa mit einer Gegnerschaft zu tun, an der Rußland voll beteiligt war. Das Programm, das zur Verwirklichung gelangen sollte, bedeutete die Unterhöhlung und Einkreisung der Donau
monarchie. Der Ring, der um Mitteleuropa gelegt war, wurde so vom Balkan her geschlossen. Das Programm war jedoch mit Serbien allein nicht zu verwirklichen. Es galt auch Rumänien zu gewinnen, das sich zwar in wachsendem Maße dem verbündeten Österreich-Ungarn entfremdete, aber zu Deutschland noch in engen Beziehungen stand und Rußland gegen über betont seine Selbständigkeit wahrte. Das war um so not wendiger, als von Wien her ernstliche Versuche gemacht wurden, den Riß, der sich zwischen den beiden
Ländern gebildet hatte, wieder zu schließen. Nicht nur daß man sich in Ungarn bemühte, den Forderun gen der rumänischen Bevölkerung Siebenbürgens entgegenzukom men, und mit dem dortigen Nationalkomitee Verhandlungen auf nahm: vor allem faßte man ins Auge, der zunehmenden Abneigung in den politischen Kreisen Rumäniens selbst zu begegnen. Man sah ein, daß man mit der Haltung vor und nach dem Bukarester