Deutschland und die europäische Ordnung.- (Weltpolitische Bücherei)
Staatmsystcm und europäisches Konzert Kräfte auf dem Kontinent. Dazu gehörte weder England, das sich miß günstig beiseite hielt, noch Frankreich, die geschlagene Großmacht, die nicht nur Elsaß-Lothringen verloren hatte, sondern auch ihre führende Stellung in Europa. Als Repräsentanten der europäischen Ordnung fanden sich so noch einmal die einstigen Träger der Heiligen Allianz zusammen : Österreich-Ungarn, Rußland und an Stelle Preußens das neue Deutsche Reich, während Italien
sich noch nicht zutraute, voll in die Front der Groß mächte einzutreten. Das Bedeutsamste dieser Konstellation war, daß Kon- tinental-Europa unter Bismarcks starker Führung eine Reihe von Jahren allein sein Schicksal bestimmte. Es war die Zeit, in der Disraeli-Beacons- field klagte, es sei kein Gleichgewicht da und die Leitung der auswär tigen Angelegenheiten Englands sei sehr schwierig. Aber das Dreikaiserbündnis büßte seinen inneren Zusammenhalt oder t als Rußland unter dem Druck des mächtig vorstoßenden
der russischen Enttäuschung auseinanderbrechen und England dann in seine Schiedsrichterstellung über Europa zurückkehren werde. Trotz allen Anscheins sollte es nicht dazu kommen. Allerdings griff zwischen Rußland und Österreich-Ungarn eine schwere Entfremdung Platz, aber Bismarck wußte der damit für den europäischen Frieden erwachsenen Gefahr zu begegnen. Nachdem er bis dahin geflissentlich vermieden hatte, zwischen den beiden Rivalen zu wählen, optierte er nun