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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1928
Tirol unterm Beil
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Seite 169 von 266
Autor: Reut-Nicolussi, Eduard / Eduard Reut-Nicolussi
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: 244 S. : Ill., Kt.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1918-1928
Signatur: II 64.035
Intern-ID: 162545
nicht einmal so viel erwirtschaftet, um die Exekution abzuwenden. Natürlich schien es ihm auch außerordentlich anmaßend von mir, daß ich ihm, dem Faschisten, zumutete, mir die Kosten des Kampfes gegen die Regierungspartei zu bezahlen. Als ich bei Gericht den Zwangsvollstreckungsantrag überreichte, meinte der Beamte: „Dieses Geld, Herr Doktor, werden Sie nie sehen!' 32. Der Tiroler Pfarrer Der Tiroler Pfarrer gehört zum Tirolervolke wie der Berg zum Tirolerlande. Von ihm geht

, wie von der Alpenhöhe das Wasser, die große sittliche Kraft unter die Landsleute, ohne die es weder das tiefe deutsche Empfinden, noch die Heimatliebe gäbe, für die so viele Proben zeugen. Als ich vierzehnjährig mit meinem Vater zum ersten Male nach Innsbruck fuhr, um hier die tirolischen Ruhmesstätten zu besuchen, da hatte ein Tiroler Pfarrer, ein Freund unseres Hauses, meine erste vaterländische Wallfahrt durch einen Reisezuschuß ermöglicht, trotzdem er selbst alles eher als im Überflusse lebte. Seither

bin ich oft in Pfarrhöfen eingekehrt und habe dort vielleicht meine froh* lichsten Stunden erlebt. Die Gastfreundschaft und der kernige Humor find nicht die geringsten Gaben im Tiroler Widum. Aber das große Ansehen unserer Geistlichkeit ist mehr die Frucht ihrer Arbeit und ihres Wandels. Der Pfarrer, der Expositus, geht auf in der Betreuung semer Gemeinde. Cr unterweist, er mahnt und tröstet. Er hilft mit offener Hand, soweit seine bescheidenen Mittel reichen. Witwen und Waisen, Studentlein und Abbrändler

zehren an seinen Einkünften mit. In den Raiffeisenkassen betätigt er sich und die Gemeindemänner hören gerne seinen Rat. Wie der Tiroler Pfarrer gerne seine schmucke Kirche voll Beter sieht, so möchte er sein Volk auch um große Heimatideale versammeln. Er war der Festredner der tirolischen Gedenktage, griff wohl auch oft auf dem Schießstande zum Stutze» und das Bild des Kaisers hatte in feinem Wohnzimmer einen Ehrenplatz. Das Deutschtum ist dem Tiroler Pfarrer eine Selbstverständlich- keit

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