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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 227 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
WIRKUNGEN DER LEX CORBINO 215 tieferen Eindruck machen, als es über die gesetzliche Grundlage hinwegging. Die Lex Gorbino war ein Wendepunkt in der Entwick lung der Südtiroler Verhältnisse, und die deutschen Führer hatten dafür den klaren Blick, Deutlicher als im Sommer erkannten sie die Notwendigkeit, angesichts der bestehenden Machtverhältnisse einzulenken und in vorsichtiger Behandlung der schwierigen Pro bleme mit den Trägern einer maßvolleren Politik sich zu verstän digen, ehe die offenbar

im Vordringen befindliche intransigente Richtung jede Ausgleichsmöglichkeit abschnitt. Am 6. November begaben sich die deutschen Abgeordneten nach Rom, um von neuem das Terrain zu sondieren und die Haltung der Regierung gegenüber den deutschen Beschwerden zu erkunden, die anläßlich des Kö nigsbesuches vorgebracht worden waren. Die Regierung gab die erneute Versicherung, daß sie von ihrer stets befolgten Politik der mittleren Linie nicht abgewichen sei und abweichen werde, und auf neue Beschwerden

, die insbesondere an die letzten Dekrete und ihre Durchführung anknüpften, antwortete sie wieder mit beruhi genden Versicherungen und Versprechungen. So wenig das nach den bisherigen Erfahrungen besagte, blieben die deutschen Führer doch bei dem Entschluß, aus der vorsichtigen Zurückhaltung nicht herauszutreten, ja, sie ließen sich zu Handlungen herbei, die als eine völlige Schwenkung aufgefaßt werden mußten und sollten. Zwar beteiligten sich die Abgeordneten nicht an der allgemeinen Kundgebung anläßlich

der Einweihung des Ehrenmals, die an dem offiziellen Siegestage von Vittorio Veneto am 4- November statt fand. Aber einige Tage später legten auch sie an der Bahre des un bekannten Soldaten einen Kranz nieder, nachdem militärische Ver treter in den Südtiroler Ortschaften den Gräbern der deutschen Gefallenen die gleiche Ehrung erwiesen hatten. In diesen Zusam menhang gehörte auch, daß die Bozener Stadtverwaltung sich in den letzten Oktobertagen entschloß, die besonders an die alte Zeit er innernden Straßen

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 405 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
KAMPF GEGEN BAUERNBUND UND LEHRERSCHAFT 393 mal gemaßregelt. Auch sonst läßt sich eine gesteigerte Aktivität der italienischen Machthaber zur Beseitigung der deutschen Alleinherr schaft in den finanziellen und wirtschaftlichen Organisationen Süd tirols erkennen. Im Anschluß an die Schaffung von Provinzial- Wirtschaftsräten wurde Anfang März die einflußreiche Bozener Handelskammer aufgelöst, und wenn sie vielleicht auch als Amts stelle des Trienter Wirtschaftsrates fortbestehen wird, so büßt

Schulsy stem wirkte sich planvoll weiter aus. Seit dem Beginne des neuen Schuljahres bestanden nur noch 87 deutsche Klassen der vierten bis siebenten Stufe. Die Eingriffe in den deutschen Privatunterricht waren zwar nicht mehr so gewalttätig wie in den vorangehenden Mo naten, doch wurde er nach wie vor auf Schritt und Tritt gehemmt, und die Unsicherheit hinsichtlich seiner Rechtmäßigkeit blieb voll bestehen. Über den deutschen Lehrern hing nach wie vor das Da moklesschwert der Entlassung, und immer

wieder kamen Fälle bö sester Schikane vor. Ein kleiner Rest deutscher Lehrer blieb offen bar nur deswegen im Amte, weil es noch an hinreichendem italieni schen Ersatz fehlte. Das italienische Lehrpersonal, zumal das weib liche, erwies sich seiner Aufgabe als nicht gewachsen, und die Häufung von Schulverordnungen machte einen geregelten Betrieb fast unmöglich. Trotz der völligen Hoffnungslosigkeit machte sich der Abgeord nete Dr. Tinzl am x4.Mai in der Kammer wieder zum Wortführer der deutschen Beschwerden

. Unter Berufung auf das Wort des großen Historikers Pasquale Vili ari „das Volkstum verlieren heißt das Le ben verlieren' und unter Hinweis auf die verhängnisvollen Folgen des Schulsystems mit der erschreckenden Steigerung des Analpha betismus forderte er von neuem einen Unterrichtsbetrieb auf der Grundlage der Anerkennung der deutschen Muttersprache. Selbst

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 305 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
PLANVOLLE VER WELSCHUNGSTENDENZ 293 dagnini selbst eröffnete den deutsehen Abgeordneten, daß er wohl verstehe, was die Maßnahmen für das Deutschtum bedeuteten. Es müsse jedoch daran festgehalten werden, weil rasch ein italienischer Nachwuchs geschaffen werden sollte: „Wir müssen uns beeilen, solange Deutschland noch am Boden liegt.' Die tatsächliche Ant wort auf die Vorstellungen der Deutschen war, daß über das allge meine Dekret hinaus auch für den Religionsunterricht die italie nische Sprache

in der ersten Klasse als Unterrichtssprache einge führt wurde. Bis in die Einzelheiten hinein wurde für die Zerstö rung der deutschen Grundlagen gesorgt : die deutschen Kinder wur den angewiesen, aus ihren Fibeln den Abschnitt über Andreas Hofers Tod sowie das Andreas Hofer-Lied herauszureißen und dafür ein vorbereitetes Lesestück, „Die kleine lombardische Spähwache', ein zufügen. Auch hinsichtlich der ladinischen Schulen erfuhr das Ita- lianisierungssystem noch eine Verschärfung. Mitte November wur

den die bisher dort tätigen ladinischen Lehrer und Lehrerinnen ent fernt und durch italienische Lehrkräfte ersetzt. Wie planvoll-rücksichtslos man zu Werke ging, ließ die Behand lung der deutschen Anhangstunden erkennen, die durch das könig liche Dekret freigegeben waren. Zunächst unterblieb alles, sie ins Leben treten zu lassen. Als eine Privatschule in Bozen diesen Un terricht einführte, für den seitens der Schulverwaltung nichts ge schah, antwortete diese mit einem strikten Verbot, da solche Stun

, daß die Gleichstellung dieser Regelung mit der im Oberetsch ein Unglück bedeuten würde, „das zu begreifen unmöglich wäre'. Mit den Verordnungen gegen den deutschen Religionsunterricht hatte sich jedoch die Regierung allzu weit vorgewagt. Zumal in diesem Punkte hatte sie etwas getan, was nirgends sonst auf euro päischem Boden gegen eine nationale Minderheit geschehen war

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 320 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
ß08 J//. WEITERER AUSBAU DES VERWELSCHUNGSSYSTEMS glanzvolles Szepter kam'. Im Grunde fielen solche Vorkommnisse nur auf das brutale System zurück, das mit unsittlichen Gewaltmit teln die Widerstandskraft der nationalen Minderheiten zu zermürben suchte. Um so mehr freilich mußten die deutschen Führer darauf bedacht sein, dem furchtbaren Ansturm gegenüber die Front nach außen wie innen stark zu erhalten. In diesem Sinne hatte der fünfte Parteitag der deutschen Volkspartei durchaus recht

, wenn er die Ab geordneten und Vertrauensmänner beauftragte, energisch gegen die Politik der Entnationalisierung tätig zu sein, wenn er die Änderung der Schuldekrete verlangte und gegen die Verstümmelung der An hangstunden sowie gegen die Fesseln der deutschen Sprache im öffentlichen Leben Einspruch erhob. Im übrigen war größte Vor sicht und Zurückhaitang geboten. Es war bezeichnend, daß der Bauernbund Ende 1928 beschloß, sich neue Statuten zu geben und sieb auf eine rein wirtschaftliche Organisation umzustellen

. An dem festen Willen der Gegenseite, das Verwelschungspro- gramm unbedingt aufrecht zu erhalten, wurde durch solche Be schlüsse freilich nichts geändert. Schon die Vorgänge, die sich wäh rend des erwähnten Besuches des italienischen Kronprinzen abspiel ten, redeten dafür eine laute Sprache. Ein Appell, den die deutschen Frauen damals wegen des terroristischen Schulsystems an den Thronfolger richteten, wurde wie eine Belästigung empfunden und zum Festessen, das die Stadt Bozen, genauer gesagt die kommissari

sche Verwaltung und die faschistische Leitung, gab, wurde zwar der neugewählte faschistisch gewordene Abgeordnete Giarlantini ge laden, nicht aber die beiden deutschen Abgeordneten. Vor allem wurde die Italianisierungsarbeit in der Schule fortgesetzt. Es war bezeichnend, daß» in denselben Wochen die 1922 eingeführten Lehr bücher vom Trienter Schulamt wieder verboten wurden, weil sie noch allzusehr nach deutscher Manier und in deutschem Geiste ver faßt waren, und daß ganz italienisch gearbeitete

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 249 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
MÜNCHNER TAGUNG DER VÖLKERBUNDSLIGEN 237 den Willen zur Tat aufbringen, Hinsichtlich der Fragen der Min derheitenbehandlung kam den römischen Staatsmännern noch die Zurückweisung zustatten, die die Beschwerden der deutschen Süd tiroler im April auf der Tagung der Union der Völkerbundsligen in München erfuhren. Zum erstenmal nahmen damals Vertreter des Südtiroler Deutschtums an den Beratungen einer Organisation teil, die dem Minderheitenschutz ein besonderes Interesse entgegen brachte

Italiens rühmende Worte sprach. Noch waren eben die Ita- lianisierungsmethoden verschleiert und noch waren sie das unehr liche Kompromiß zwischen rücksichtslosem nationalistischem Wol len und schonender Zurückhaltung. In einer Zeit starker Ab gestumpftheit gegenüber der politischen Moral erkannte die Welt nicht, was sich vorbereitete, um so weniger als sie sich gewöhnt hatte, in den Deutschen die Besiegten des Weltkriegs zu sehen, die für die Neuordnung der staatlichen Verhältnisse die Kosten zu tra

zu werden suchten; der Aufsatz des Professors At tilio Mori, der am i. Juni in der „Nuova Antologia erschien und in ruhig-sachlicher Betrachtung zu der Meinung gelangte, daß man den Deutschen in einer eigenen Provinz, die aber nicht die ladmi schen Gebiete mit umfassen sollte, eine nichtpolitische Verwaltungs autonomie gewähren sollte, war eine Ausnahme. Aber auch die

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