¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
ß08 J//. WEITERER AUSBAU DES VERWELSCHUNGSSYSTEMS glanzvolles Szepter kam'. Im Grunde fielen solche Vorkommnisse nur auf das brutale System zurück, das mit unsittlichen Gewaltmit teln die Widerstandskraft der nationalen Minderheiten zu zermürben suchte. Um so mehr freilich mußten die deutschen Führer darauf bedacht sein, dem furchtbaren Ansturm gegenüber die Front nach außen wie innen stark zu erhalten. In diesem Sinne hatte der fünfte Parteitag der deutschen Volkspartei durchaus recht
, wenn er die Ab geordneten und Vertrauensmänner beauftragte, energisch gegen die Politik der Entnationalisierung tätig zu sein, wenn er die Änderung der Schuldekrete verlangte und gegen die Verstümmelung der An hangstunden sowie gegen die Fesseln der deutschen Sprache im öffentlichen Leben Einspruch erhob. Im übrigen war größte Vor sicht und Zurückhaitang geboten. Es war bezeichnend, daß der Bauernbund Ende 1928 beschloß, sich neue Statuten zu geben und sieb auf eine rein wirtschaftliche Organisation umzustellen
. An dem festen Willen der Gegenseite, das Verwelschungspro- gramm unbedingt aufrecht zu erhalten, wurde durch solche Be schlüsse freilich nichts geändert. Schon die Vorgänge, die sich wäh rend des erwähnten Besuches des italienischen Kronprinzen abspiel ten, redeten dafür eine laute Sprache. Ein Appell, den die deutschen Frauen damals wegen des terroristischen Schulsystems an den Thronfolger richteten, wurde wie eine Belästigung empfunden und zum Festessen, das die Stadt Bozen, genauer gesagt die kommissari
sche Verwaltung und die faschistische Leitung, gab, wurde zwar der neugewählte faschistisch gewordene Abgeordnete Giarlantini ge laden, nicht aber die beiden deutschen Abgeordneten. Vor allem wurde die Italianisierungsarbeit in der Schule fortgesetzt. Es war bezeichnend, daß» in denselben Wochen die 1922 eingeführten Lehr bücher vom Trienter Schulamt wieder verboten wurden, weil sie noch allzusehr nach deutscher Manier und in deutschem Geiste ver faßt waren, und daß ganz italienisch gearbeitete