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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 305 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
PLANVOLLE VER WELSCHUNGSTENDENZ 293 dagnini selbst eröffnete den deutsehen Abgeordneten, daß er wohl verstehe, was die Maßnahmen für das Deutschtum bedeuteten. Es müsse jedoch daran festgehalten werden, weil rasch ein italienischer Nachwuchs geschaffen werden sollte: „Wir müssen uns beeilen, solange Deutschland noch am Boden liegt.' Die tatsächliche Ant wort auf die Vorstellungen der Deutschen war, daß über das allge meine Dekret hinaus auch für den Religionsunterricht die italie nische Sprache

in der ersten Klasse als Unterrichtssprache einge führt wurde. Bis in die Einzelheiten hinein wurde für die Zerstö rung der deutschen Grundlagen gesorgt : die deutschen Kinder wur den angewiesen, aus ihren Fibeln den Abschnitt über Andreas Hofers Tod sowie das Andreas Hofer-Lied herauszureißen und dafür ein vorbereitetes Lesestück, „Die kleine lombardische Spähwache', ein zufügen. Auch hinsichtlich der ladinischen Schulen erfuhr das Ita- lianisierungssystem noch eine Verschärfung. Mitte November wur

den die bisher dort tätigen ladinischen Lehrer und Lehrerinnen ent fernt und durch italienische Lehrkräfte ersetzt. Wie planvoll-rücksichtslos man zu Werke ging, ließ die Behand lung der deutschen Anhangstunden erkennen, die durch das könig liche Dekret freigegeben waren. Zunächst unterblieb alles, sie ins Leben treten zu lassen. Als eine Privatschule in Bozen diesen Un terricht einführte, für den seitens der Schulverwaltung nichts ge schah, antwortete diese mit einem strikten Verbot, da solche Stun

, daß die Gleichstellung dieser Regelung mit der im Oberetsch ein Unglück bedeuten würde, „das zu begreifen unmöglich wäre'. Mit den Verordnungen gegen den deutschen Religionsunterricht hatte sich jedoch die Regierung allzu weit vorgewagt. Zumal in diesem Punkte hatte sie etwas getan, was nirgends sonst auf euro päischem Boden gegen eine nationale Minderheit geschehen war

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 251 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
VERSCHLECHTERUNG DER LAGE FÜR DIE DEUTSCHEN 239 Mai und Juni in Innsbruck stattfanden, und der Appell, den der Andreas IIofer-Bund bezüglich der Südtiroler Verhältnisse an Lloyd George richtete, wirkten zusammen mit der Erregung, die diese Vorgänge in Italien hervorriefen, dahin, daß die Regierung, soweit sie überhaupt noch innerlich der deutschen Selbstverwaltung ge neigt war, nun erst recht nicht den Mut fand, die Deutschen zu be friedigen. Indessen entschloß sich die Regierung

denn 1 il— gung bestehe, als der italienische Staat seine Zinszahlung noch nicht aufgenommen habe. Sie wandten sich schließlich durch die Ver mittlung der Behörden wie der deutschen Abgeordneten an die Re gierung mit der Bitte, entweder einen Vorschuß auf die Kriegs anleiheeinlösung zu bewilligen, oder durch andere geeignete Maß nahmen dem unhaltbaren Zustand ein Ende zu machen. Tatsäch lich gab man in Rom diesen Vorstellungen nach, und im Juni 1922 wurde ein Moratorium erlassen, demzufolge die gerichtliche

erlitten, und so erwies sich die endlich durchgesetzte Maßnahme zum Schutze der Schuldner als ein zweischneidiges Schwert, weil die er gänzende staatliche Stützungsaktion unterblieb. Die Lage gestaltete sich für die Deutschen ungünstiger und un günstiger. Am 1. Juli wurden das italienische Strafrecht und der

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 281 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
die Regierung aufgefordert, rücksichtslos mit entsprechenden Maßnah men vorzugehen. Noch vor Jahresschluß ordnete ein Präfektur- dekret die Entfernung aller Bilder von Andreas Hofer, Haspinger und Speckbacher aus den Schulen an, damit die Erinnerung an die große Zeit der Freiheitserhebung in dem heranwachsenden deut schen Kinde gelöscht werde. Am 10. Januar iga3 folgte ein Erlaß des Trienter Schulamtes, demzufolge die deutschen Schulen der unterländischen Gemeinden Leifers, St. Jakob, Branzoll und Salum

aufgelöst und alle deutschen Kinder vom sechsten bis vierzehnten Lebensjahre zwangsweise zum Besuch italienischer Schulen ver pflichtet wurden und der jeden Unterricht in deutscher Sprache untersagte. Hunderten von Kindern war damit das Recht genom men, in der Muttersprache Schreiben und Lesen zu lernen. Aber auch diese Maßregel war den Verwelschungsfanatikem noch nicht genug. Auf andere Gemeinden sollte die Bestimmung ausgedehnt werden. Ja, am i. Februar entwickelte Professor Dario Emer

, der der beratenden, dem Präf ekten beigegebenen Kommission angehörte, im „Popolo d Italia ein weitblickendes Programm zur Italiani sierung der Südtiroler Mittelschulen, und darüber hinaus stellte er Richtlinien auf, unter denen die Weiterbildung der deutschen Ju gend auf österreichischen und deutschen Universitäten verhindert werden sollte. In diesen Zusammenhang gehört auch die Entsetzung des Salurner Pfarrers Belueg, der sich geweigert hatte, italienische Aufschriften auf dem Friedhofe seiner Gemeinde

zuzulassen, und um dessentwillen es zu faschistischen Übergriffen gekommen war : der erste Fall eines Hinüberspielens des nationalen Kampfes in die Kirche. Riesengroß wuchs die Gefahr, daß der deutschen Bevölke rung die Grundlagen ihres nationalen Daseins entzogen wurden. Das war die Lage, in der sich der Deutsche Verband entschloß, auf Anregungen lokaler faschistischer Führer einzugehen und Ver-

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 130 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
haben und empfinden: der Historiker wird sein Dasein verstehen und würdigen. Am wenigsten die Italiener waren berechtigt, über diesen Irre- dentismus Klage zu führen, denn kein Volk der Neuzeit hat für seine nationale Geschichte gerade aus dem irredentistischen Geiste so viel Kraft und Antrieb gesogen wie das italienische. Es war nicht die Schuld der deutschen Nation, daß aus ihrem Schöße irredenti- stische Bestrebungen emporwuchsen ; es war die Schuld jener Macht haber, die dem deutschen Volke an nationaler

Zerrissenheit glaub ten zumuten zu können, was sie für ihr eigenes Volk als unerträg lich bezeichneten, Italien rief einen deutschen Irredentismus ins Leben, und es durfte sich nicht wundern, daß ihm nun Töne ent gegenklangen, die es früher selbst angeschlagen hatte. Nicht lauter und sprechender konnte die Stimmung zum Ausdruck gelangen, die das Tiroler Volk beherrschte, als in der von Bruder Willram — Professor Anton Müller, einem Sohne des Süd tiroler Landes (aus Bruneck) — verfaßten Marmorinschrift

, die neben Andreas Hofers Grabdenkmal in der Innsbrucker Hofkirche ihren Platz fand: Ein Volk, dem man die Heimat nahm, Gräbt knirschend seinen Zorn und Gram Hier in den Stein der Heldengruft Und schwärt bei Hofers Staub und ruft: Wir werden rasten und ruhen nicht, Bis tastet Knechtschaft Fessel bricht, Und New und Süd die Bruderhand Sich reichen im deutschen Hoferland. Italien war gewarnt. Es war in seine Hand gegeben, ob der Geist des Irredentismus nördlich des Brenner festeren Fuß fassen

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 24 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
und seine Kultur, indem sie sich vielfach mit diesem mischten und die deut sche Sprache annahmen. Diese italienischen Sprachinseln auf deut schem Kulturboden hätten mühelos zurückgewonnen werden kön nen, wenn planvolle Abwehrmaßnahmen gegen die gefährliche Zu wanderung getroffen worden waren und wenn sich die Schutz bestrebungen der deutschen Verbände ihnen systematisch zugewandt hätten, die sich statt dessen auf die deutschen Sprachinseln südlich der Salurner Klause konzentrierten Auf dieser Grundlage führte

Tirol mit seinem Trienter Anhängsel in den letzten Jahrhunderten sein Dasein *, auf dieser Grundlage ent wickelte sich die Stammesart des deutschen Tirolers. Ein biederer Menschenschlag bäuerlichen Charakters formte sich zu einem festen und geschlossenen Typus. In dem schweren Kampfe mit den Ele menten des Hochgebirges erfüllte sich dieses urwüchsige Volk mit einer echt feindlichen Frömmigkeit und einem schlichten christ lichen Glauben, die in der engen Gemeinschaft zwischen Volk und Geistlichkeit

wie der als der mutige und opferwillige Verteidiger seines Landes, und zumal in dem Kampfe gegen Napoleon und seine Trabanten loderte der Freiheitsdrang eines selbstbewußten Gebirgsvolkes in hellen Flammen empor. Andreas Hofer, der Volksheld aus dem Passeicr- tal. gehört als der echte Ausdruck seines Tiroler Stammes der ganzen deutschen Nation, und von ihm als dem Symbol eines gegen die

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 165 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
LH ZZ ATT IS VERSPRECHUNG UND TRENTINER GEGENDRUCK 153 sei, daß inzwischen eine Autonomie dem deutschen Sonderleben gerecht werden solle und daß die angesehensten italienischen Staatsmänner die Dinge im Grunde nicht anders beurteilten als sie selbst. Bis in die Wahlperiode von 1921 und darüber hinaus spielten Luzzattis Äußerungen eine große Rolle: das gesamte Ver halten der Deutschen kann nur mit ihrer Kenntnis verstanden wer den, und es geht nicht an, diesen um ihr Volkstum ringenden Men schen

man mit Feuereifer daran, die Volksseele in Wallung zu bringen. Eine heftige Protestbewegung wurde eingeleitet, die auch nach Alt-Italien hinübergetragen wurde. In lauten Kundgebungen führte man darüber Klage, daß die Regie rung sich nur an die Deutschen gewandt habe, und es wurde ge fordert, daß weder eine Frage von konstitutioneller Bedeutung vor den Wahlen erledigt, noch daß ein Beschluß ohne die Zustimmung der Vertreter des Trentino gefaßt werde. Und wieder das gleiche Schauspiel! Auf die ihm überreichte

Protesterklärung erwiderte Gredaro, daß die Regierung „weit entfernt' sei, irgendeine be stimmte Entscheidung getroffen zu haben, und daß er die Forde rungen des Trentino unterstützen werde. Aber auch die deutsche Bevölkerung war nicht stille. Kaum hatten sich diese Vorgänge in Trient abgespielt, so versammelten sich am 9. Mai in Meran vor dem Denkmal Andreas Hofers 5ooo Personen, die sich mit Ti roler und deutschen Kokarden geschmückt hatten. In heftigen Re den wurde gegen die Vereinigung mit dem Trentino

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 268 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
256 X. DIE ANFÄNGE DER FASCHISTISCHEN HERRSCHAFT das Beispiel des von friedlichen Absichten erfüllten, aber selbst bewußten deutschen Volkstums zu geben. Das war gewiß eine entschiedene Sprache, aber angesichts der Vorgänge, die ihren Anlaß bildeten, erscheint ihre Mäßigung auf fälliger als ihre Schärfe. Selbst der feindseligste Beurteiler konnte in diesen Äußerungen keine Spur von Irredentismus finden. Die Notlage zwang die Wehrlosen, sich auf die Aufrechterhaltung einer moralischen

Abwehrfront zu beschränken, Offensiver verhielt man sich jenseits des Brenner, Die Nordtiroler glaubten, ihren Südtiro ler Stammesgenossen in lauten Kundgebungen Unterstützung ge währen zu müssen. Der großdeutsche Abgeordnete Straffner richtete an die österreichische Regierung den Appell, wegen der Bozener Vorfälle die Intervention des Völkerbundes anzurufen, damit die italienische Regierung zu Vereinbarungen gebracht werde, die der deutschen Minderheit in Südtirol Schutz gewährten und zugleich

ein, die zu einer unentbehrlichen Begleiterscheinung faschistischer Herrschaft gewor den zu sein scheinen. Mit der Versicherung, über die Nordtiroler Kundgebungen nur lachen zu können, bezeichneten diese Vorkämp fer des neuen Italien die Deutschen nördlich des Brenner als das dümmste Volk der Welt und als kläglich besiegt. „Wisset, daß Ita lien auf Grund göttlichen Rechts jetzt bis zum Brenner reicht, daß

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 50 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
selbst werde sich der Angliederung an Italien nicht widersetzen. Die Italiener im Trentino drängten zum italienischen Vaterlande, auch die Ladiner. Die Deutschen aber wür den sich zwar ungern einverleiben lassen, doch, einmal zu Italien gehörig, würden sie sich bald „versüdlichen'. Ihre Liebe zu Öster reich sei nicht allzu groß, und der Krieg werde sie mürbe machen ; auch werde man ihre aulonomistischen Neigungen benutzen können. Eine Erhebung im Stile des sympathischen Andreas Hofer sei nicht zu befürchten

, wenn man die religiösen Gefühle dieser Bergmen schen schone: „die Tiroler Bauern erwarten die Ankunft der Ita liener mit ruhigem Gemüt.' Selbstverständlich wird dabei die Zahl der Deutschen gegenüber derjenigen der Italiener und Ladiner noch geflissentlich herabgemindert; die einhundertaehtzigtausend Deut schen in Südtirol, mit denen auf italienischer Seite fortan operiert wurde, sind Tolomeis Erfindung. Mit besonderem Nachdruck behandelt Tolomei schließlich das militar-politische Problem. Zumal

unter dem strategischen Gesichts punkte sei die Brennergrenze unerläßlich. Ein geschlagenes, aber nicht gedemütigtes Deutschland möge sich mit den deutschen Pro vinzen Österreichs entschädigen ; Italien seinerseits müsse unweiger lich die natürlichen Grenzen erreichen. Die napoleonische Linie habe sich zwar auf der Grenze des reindeutschen und gemischtspra chigen Gebietes bewegt, und ihr entspreche einigermaßen die Grenze zwischen den Diözesen Trient und Brixen, aber jeder Italiener müsse hoffen, daß man dereinst

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 64 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
52 II. DIE SÜDTIROLER FRAGE WÄHREND DES WELTKRIEGES zum Deutschen Reiche stehen werde, verband er das Eingeständnis, daß Österreich nicht weiterkämpfen könne, weil es über keine eigne Armee verfüge, und er ließ die Erklärung folgen, daß er die deut schen Gebiete Südtirols, deren Besetzung durch Italien er nicht ver hindern könne, weiter als einen unabtrennbaren Bestandteil des deutsch-österreichischen Staates betrachte und daß die vorüber gehende Okkupation Südtirols

das Selbstbestimmungsrecht der dor tigen Deutschen nicht aufheben könne. Mit dieser Rechtsverwahrung hatte es sein Bewenden. Auch ein eigenartiges Nachspiel, das sich aus denn Hinübergreifen reichs deutsch er Truppen nach der Alpenfront ergab, änderte nichts dar an, brachte vielmehr die tiefgreifende Wandlung zum Ausdruck, die sich seit den letzten Oktober tagen in den Verhältnissen Tirols vollzogen hatte. Nach mehrtägigem Schwanken entschloß sich näm lich nun am 5. November die deutsche Heeresleitung nachträglich, zum Schutze

erscheinen ließ. Zwar ermahnte der Nationalrat die Bevölkerung, jede unfreundliche Handlung gegen über den einrückenden Verbündeten zu unterlassen, erhob aber gegen den deutschen Einmarsch formellen Protest, dem sich die Wiener Regierung anschloß. Man wollte den Krieg nicht noch im eignen Lande haben und dacht© an nichts anderes mehr als an das Ende um jeden Preis. Von einem leidenschaftlichen Abwehrwillen, wie er Andreas Hof er beseelt hatte, war nach den furchtbaren vier Kriegs jähren keine Rede

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 129 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
BETRACHTUNG ÜBER DEN FRIEDEN VON ST. GERMAIN 117 dein deutschen Yolke in Nord und Süd wohl den schweren Schlag vergessen machen, den ihm der italienische Nationalismus zu gefügt hatte, und die Entwickelung konnte dann wohl den Weg gehen, daß Südtirol statt eines trennenden Streitobjektes zu einer Brücke zwischen den beiden Völkern südlich und nördlich des Bren ner wurde. Man darf vermuten, daß Nitti und seinen Mitarbeitern diese Perspektive wirklich vorschwebte, aber die leitenden Staats männer

Gesamt- Tirols führte, trat nunmehr nach Friedensschluß der Andreas Ho fer-Bund ins Leben, der im ganzen deutschen Sprachgebiet festen Fuß faßte und unter Berufung auf Wilsons 14 Punkte die natio nale Grenze gegenüber Italien und das Selbstbestimmungsrecht für Deutsch-Südtirol erstrebte. Er war allein aus Tiroler Boden ge boren und Tiroler Partikularismus herrschte zunächst in ihm vor. Aber indem er allmählich auf das übrige Österreich, auf Deutsch land und das gesamte deutsche Volkstum hinübergriff

, war es ihm möglich, auf einer allgemeinen nationalen Grundlage bis nach Ame rika eine lebhafte Propagandatätigkeit auszuüben, und zumal an semen Namen knüpften immer wieder jene zahlreichen Kundgebun gen, die im geeigneten, aber auch ungeeigneten Zeitpunkt zu den Südtiroler Vorgängen Stellung nahmen und das Unrecht von St . Ger main im gesamten deutschen Volke lebendig erhielten. Als der

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