¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
HINTERTREIBUNG DES AUSGLEICHS DURCH TRIENT 273 Das Programm war offensichtlich vom Willen zur Verständigung beherrscht und seine loyale Verwirklichung hätte wohl ein fried liches Zusammenleben der beiden Völker möglich gemacht. Mochte auf italienischer Seite die Rechnung dahinter stehen, daß man in nerhalb des so geschaffenen Rahmens, im langsamen Tempo der moralischen Eroberung, der 200000 Deutschen werde Herr wer den können; mochte auf deutscher Seite mancher berechtigte An spruch unerfüllt
. Barbesinos Vorgehen wurde von den nationalistisch-irredentistischen Kreisen Trients scharf kritisiert, und die faschistischen höheren Stellen sahen sich veranlaßt, in den Streit einzugreifen und die Angelegenheit vor den großen Rat der Partei zu bringen. Aber nicht so sehr faschistische Instanzen misch ten sich ein, sondern — wie es eine Kundgebung des Deutschen Ver bandes ausdrückte — vor allem ,.jene Kreise der Provinz Trient, für die die Fortdauer von Beunruhigung, Zank und Streit die po litische
in den Weg stellte. Tatsächlich gelang es ihm, den „Großen Rat' für seinen Standpunkt zu gewinnen, und in der Sitzung vom i4- März wurde das in Bozen zustande gekommene Abkommen ver worfen. Als Vorwand für diesen Beschluß konnte auch noch der Wahlkompromiß in Anspruch genommen werden, den Barbesino mit den Deutschen abgeschlossen hatte; der Provinzialsekretär Her re, Südtirol 18