¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
Verwirklichung beschlossene Sache sei, und Äußerungen höherer Präfekturbeamten mußten sie darin bestärken. Kein Wunder, daß sich, bei aller Zu rückhaltung, ihrer eine lebhafte Unruhe bemächtigte. Allerdings versuchte der faschistische Abgeordnete Ezio M. Gray als Wortfüh rer der von den besonderen Trienter Bestrebungen unabhängigen Richtung die erregende Wirkung jener Kundgebung vom 15. Juli abzuschwächen. Anfang August sprach auch er im Bozener Stadt theater. Er redete den Deutschen zu, nicht Italiener
zu sein — das würde man ihnen nicht glauben —, wohl aber italienische Staats bürger, und das heiße: entweder sich den neuen staatlichen Verhält nissen anpassen oder verschwinden. Er gab der Meinung Ausdruck, daß die Deutschen sich anpassen würden, und zwar nicht aus Furcht, sonden aus Überzeugung. Nur eine kleine Anzahl seien Irreden tisten und gegen diese müsse sich der faschistische Kampf richten. Dem Kreise Tolomeis aber rief er zu, daß die Italianisierung ; zwar gut sei, daß man aber nicht gegen die Dichter kämpfen und deshalb
Walther von der Vogelweide auf seinem Platze stehen lassen solle. Indessen ein solches Beruhigungsmanöver, dessen rein taktische Ab sichten auf der Hand lagen und das obendrein den Versuch dar stellte, die deutschen Führer bei den passiveren Volksgenossen zu verdächtigen, mußte seine Wirkung völlig verfehlen, und bald